mit Büchern von Norman Mailer & Bert Stein, Jürgen Müller, Chad Harbach, Hartmut Fladt und Rebecca Martin.
// Regelrecht ins Schwärmen bringt uns in diesen Tagen ein Bildband aus dem „Taschen“-Verlag, der mit einer Biografie über die herzallerliebste Marilyn Monroe gekontert wird. Auf die Idee, einen 1973 verfassten Text des renommierten Schriftstellers und New Yorker Bürgermeister-Kandidaten Norman Mailer (er hatte unter anderem das Ziel, die Stadt zum 51. Bundesstaat der USA zu machen) mit den Fotos von Bert Stern zu garnieren (welcher Marilyn Monroe 1962 für die „Vogue“ und „Eros“ fotografiert hatte) muss man erst einmal kommen. Auf diese Weise entfaltet das hochwertige Album „Mailer Monroe Stern“ einen ganz besonderen Charme, der einen bis zum Ende des Werkes nicht mehr loslässt.
Die schlichten, aufs Wesentliche reduzierten Fotos von Stern passen dabei nahezu perfekt zu den tiefgründigen Passagen von Mailers Geschichte. Der weltberühmte Journalist, welcher sich auch in seiner Rolle als Schreiberling immer wieder gegen gängige Konventionen gewehrt hatte und lieber hinter die Kulissen als auf den vordergründigen Klatsch und Tratsch blickte, versteht es sehr gekonnt dem Mysterium „Marilyn“ ein paar neue, ungeahnte Facetten abzugewinnen. Auf seine unkonventionelle Herangehensweise an einzelne Stories wiederum dürfte auch sein großer Erfolg als Autor zurückzuführen sein, denn Mailer ist der einzige amerikanische Literat, der neben zahlreichen Preisen auch noch in sechs aufeinanderfolgenden Jahrzehnten einen Bestseller nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelte. Das Objekt seiner (und des Lesers) Begierde aber bleibt zweifellos Marilyn, die seit jeher eine ganz bestimmte Form der Magie umgab. Dank dieser hochwertigen Veröffentlichung dürften nun nicht nur langjährige Fans, sondern auch zahlreiche Jungspunde der Aura der renommierten Miss Monroe verfallen, die sich selbst allenfalls als „drittklassig“ bezüglich ihres schauspielerischen Talents bezeichnete. Mailers Erzählstil nimmt einen an die Hand und sorgt dafür, dass selbst Eingeweihte ein paar interessante, neue Informationen über Marilyn Monroe erhalten und Sterns Fotos wirken wie maßgeschneidert um die von ihm verfasste Erzählung zu untermauern.
// Im hochwertigen Schuber erscheint in diesen Tagen unter dem Namen „100 Filmklassiker“ eine illustre Sammlung für Film-Fans, die sich gerne mit zahlreichen Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Filmen des vergangenen Jahrhunderts versorgen möchten. Die beiden Bände umfassen den Zeitraum von 1915 bis 2000 und picken sich die Rosinen aus den unterschiedlichsten Genres heraus. Los geht’s mit dem All-Time Klassiker „Der Geburt einer Nation“, dem gleich noch eine interessante Abhandlung über die Frühzeit des Kinos von Herausgeber Jürgen Müller und Jörn Hetebrügge angehängt wurde. Anschließend geht’s dann Schlag auf Schlag und natürlich dürfen auch „Nosferatu“, „Metropolis“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ nicht fehlen, wenn es darum geht in nostalgischen Sphären zu verharren. In den 30er Jahren schlägt dann die Zeit eines großen Epos namens „Vom Winde verweht“ und ehe man sich versieht, befindet man sich schon mitten in den 40er und „Citizen Kane“ biegt um die Ecke. Durch die zahllosen Hintergrundinformationen bekommt man sofort Lust, sich die zahllosen Klassiker noch mal aufs Neue zu Gemüte zu führen. Der „Taschen“-Verlag wollte mit dem Werk „ein nostalgisches Rauschen durch die Geschichte des Zelluloids“ erschaffen und das ist ihm gelungen. Natürlich kann man sich die Mühe machen und anmerken, welche Streifen hier alle nicht genannt wurden, aber das wäre verschwendete Liebesmüh: eine solche Sammlung kann natürlich niemals allumfassend sein. Was sie aber kann und in diesem Fall auch schafft, ist einem die Wartezeit aufs Ansehen der zahlreichen Filmklassiker zu versüßen. Am liebsten würde man einen örtlichen Lichtspiel-Theater-Besitzer bitten, sich in den nächsten hundert Tagen genau diese 100 Streifen ins Programm zu holen und sie noch einmal dort zu zeigen, wo sie hingehören: auf der großen Leinwand. „100 Filmklassiker“ liefert einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des Films, ist gespickt mit zahllosen Fotos und Illustrationen und bietet darüber hinaus auch noch zahlreiche Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Streifen des vergangenen Jahrhunderts. Mehr kann und will man von einem „Film-Buch“ nun wirklich nicht verlangen.
// Der Harvard-Absolvent Chad Harbach, welcher nicht nur für das renommierte Hipster-Magazin „n+1“ schreibt, sondern das Blatt auch noch (mit-)herausgibt, hat sich in seinem Roman-Debüt daran gemacht, zu skizzieren was passiert, wenn sich plötzlich Zweifel an den eigenen Fähigkeiten breit machen. Er durchleuchtet in diesem Zusammenhang das Leben eines gewissen Henry Skrimshander, seines Zeichens angehender Baseball-Star, der von allen Medienvertretern schon als Jahrhundert-Talent gefeiert wird. Als er allerdings einen entscheidenden Wurf vergeigt (was zu einer tragischen Verkettung von Ereignissen führt), ist er nicht mehr derselbe. Fortan nagt der Zweifel an ihm. Darüber hinaus beleuchtet das Buch aber auch noch das Leben von einigen Menschen, die in irgendeiner Weise mit Henry verbandelt sind. Da wären zum Beispiel sein Mentor Mike, sein Mitbewohner Owen, der Rektor Affenlight und seine Tochter Pella. Sie alle begleitet das Buch auf ihrem Streifzug durchs Leben. Dabei läuft alles auf einen packenden Showdown zu, im Rahmen dessen sich die einzelnen Personen mit ihren tiefsten Ängsten und geheimsten Wünschen auseinandersetzen müssen. Hinterher… so viel darf bereits verraten werden, ist nichts mehr so wie es mal war. Niemand von den Fünf ist anschließend noch derselbe wie zuvor und es spricht für das literarische Talent des Autors, dass er alle Figuren glaubwürdig in Szene setzt, ohne dabei die gängigen Klischees zu bemühen. All das macht „Die Kunst des Feldspiels“ zu einem packenden Roman über das Leben und die zahllosen Wendungen, die es für einen bereithält. Wer sich also mal wieder so richtig schön überraschen lassen möchte, sollte unbedingt mal reinschnuppern. Es lohnt sich.
// Die Magie der Musik umweht seit jeher etwas Mysteriöses. Deshalb macht sich der Detmolder Musikwissenschaftler und Radiomoderator Hartmut Fladt in seinem aktuellen Werk „Der Musikversteher – Was wir fühlen, wenn wir hören“ daran, die Faszination von Musik für uns zu entschlüsseln. Er wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum wir ins Schwärmen geraten, wenn wir eine bestimmte Art von Musik hören und am liebsten die Flucht ergreifen würden, wenn Klänge an unser Ohr dringen, die wir partout nicht abhaben können. Dabei gelingt es dem Autor neben einigen zielgerichteten Analysen auch seine Liebe zur Musik immer wieder durchschimmern zu lassen und so zieht einen sein Werk fortwährend in einen regelrechten Sog der Emotionen. Was versteht man unter dem so genannten „Orpheus-Mythos“, was macht eigentlich einen großen Hit aus und warum sind die Beatles genau genommen kein bisschen schlechter als Mozart. Hartmut Fladt begegnet seinem Lieblingsthema mit viel Aufgeschlossenheit und sorgt so dafür, dass man auch als Anhänger von nicht klassischer Musik fortwährend auf seine Kosten kommt. Und wenn dann am Ende auch noch die Songs von Arcade Fire bis Placebo auseinander genommen werden, schlägt jedes Indie-Pop-Herz freudig im Takt und die Lust zum Nochmal-Hören steigt mit jeder Textzeile. Also schnuppert mal rein. Es lohnt sich.
// Coming Of Age-Romane sind ja für sich genommen schon etwas Feines. Wenn sie dann aber auch noch so schmissig getextet worden sind, wie das aktuelle Werk von Rebecca Martin, dann kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. In ihrem Buch „Und alle so yeah!“ dreht sich alles um eine Neunzehnjährige namens Elina, die gerade an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht. Das Problem dabei: die junge Erwachsene weiß einfach nicht, für welchen (Lebens-)Weg sie sich entscheiden soll. Deshalb entschließt sie sich erst mal den Moment zu genießen und das Leben so richtig zu genießen. Fortan tingelt sie von Party zu Party, kommt mit allerhand Drogen in Kontakt und lebt fröhlich in den Tag hinein. Der Hamburger Werbetexterin Rebecca Martin gelingt es dabei das Lebensgefühl einer ganzen Generation auf Papier zu transferieren, ohne dass es irgendwie gekünstelt und klischeehaft anmuten würde. Stattdessen entwickeln ihre Worte einen immensen Sog, dem man sich als Leser kaum zu entziehen vermag. „Und alle so yeah!“ ist ein berauschender Generationen-Roman über das Leben und was es bedeutet im Überfluss der Möglichkeiten seinen Weg zu finden. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?