mit neuer Musik von The Raveonettes, Madsen, Dinosaur Jr., The Very Best, Gallows, Emanuel And The Fear, Van She und Matchboy Twenty.
// Warum die Raveonettes hierzulande immer noch ein Nischen-Dasein fristen, wird uns auf ewig ein Rätsel bleiben. Jeder, der die Band schon einmal auf der Bühne gesehen hat, dürfte nahezu verzaubert gewesen sein von ihrer filmreifen Performance. Man fühlt sich sofort in ein schräges B-Movie versetzt, wenn die traurigen Songs des Duos aus den Boxen scheppern. Dementsprechend versprüht auch das aktuelle Album von Sharin Foo und Sune Rose Wagner wieder den Charme von alten Aufnahmen aus dem Hause The Velvet Underground und Konsorten. Hinter all dem Schall und Rauch verstecken sich bei den Raveonettes immer aber immer auch zuckersüße Melodien und mit dem Titelsong „Observations“ haben sie diemals sogar die schönste aller Bond-Hymnen, welche nie für diesen Titel in Betracht kommen wird, aus dem Ärmel geschüttelt. Wir verneigen uns vor dieser Band.
// Wer die Chance hatte die Jungs von Madsen beim diesjährigen Taubertal-Festival live zu sehen, bekam bereits einen ersten Eindruck davon, wo der Weg der Gruppe zukünftig hinführen könnte. Vor allem die aktuelle Single „Lass die Musik“ sorgte für euphorisierte Fangesänge und gab die Richtung vor für ein rock-lastiges Set, das keinerlei Wünsche offen ließ. Nun steht das fünfte Album der Band endlich in den Regalen und es zeigt eine Band, die sich auf ihre Wurzeln besinnt. Mit „Baut wieder auf“ und „Wo es beginnt“ sind nicht nur zwei brachiale Rock-Bretter vertreten, mit Walter Schreifels konnte auch eine echte Hardcore-Legende zur Mitarbeit bewegt werden. Als ob das noch nicht genug wäre, schütteln die Jungs dann kurz vor dem Ende auch noch den Über-Hit „Nimm den Regen mit“ aus dem Ärmel, der jeden Fan von hymnischer Rockmusik die Tränen in die Augen treiben wird.
// Es ist kaum zu glauben, aber es scheint wirklich so zu sein, dass sich Dinosaur Jr. auf ihrer alten Tage nochmal in höchste Höhen aufschwingen. Nachdem bereits die beiden Vorläufer mit zahlreichen, zeitlosen Indie-Pop-Perlen gesegnet waren, hüllt uns auch das neue Album der Gruppe in einen Schleider der Nostalgie. „I Bet On Sky“ übertrifft dabei mit seinen zehn Tracks noch einmal alle Erwartungen und zeigt eine Gruppe, die mit sich selbst vollkommen im Reinen ist. Allein der wunderbare Opener „Don´t Pretend You Didn´t Know“ ist das Eintrittsgeld wert und die Melodie von „Almost Fare“ hat man noch Stunden später im Ohr. Wenn eine Gruppe nach 27 Jahren immer noch solch wunderbare Tracks aus dem Ärmel schüttelt, kann man sich als Hörer eigentlich nur verneigen. Was wir natürlich auch gerne tun. Zum Niederknien, diese Scheibe.
// Nach ihrem Debütalbum „Warm Heat Of Africa“, welches bereits 2009 erschienen ist, machen sich die Sängerin Esau Mwamwaya und der Londoner Produzent Johan Hugo alias The Very Best daran, ein weiteres Werk für die lechzende Hipster-Fraktion aus dem Ärmel zu schütteln. Das Album selbst wurde zwar in einem provisorischen Studio in Lilongwe (Malawi) aufgenommen, das aber merkt man den Songs kaum an. Auf „MTMTMK“ sitzt jeder Ton und schon nach wenigen Sekunden wird man von den weltoffenen Sounds auf die Tanzfläche geschubst. Darüber hinaus haben sich die beiden mit Amadou & Mariam, K´NAAN, Mnek und Seye eine illustre Schar an Gaststars ins Studio eingeladen. Kann man da noch mehr verlangen? Wir denken nicht.
// Um sich wirklich ein umfassendes Bild von der britischen Formation Gallows machen zu können, sollte man die Jungs unbedingt mal live sehen. Da wird schon mal das Publikum angepöbelt, wenn nicht alles so läuft, wie es der Band gerade in den Kram passt. Ob das auch unter dem neuen Frontmann Wade MacNeil aus dem Hause Alexisonfire so ist, darf zwar bezweifelt werden, mit Sicherheit aber dürfte die Live-Auftritte der Band durch ihn nichts von ihrer Vehemenz einbüsen. Schließlich wird auch auf ihrem aktuellen, selbstbetiteltem Album so richtig auf die Kacke gehauen. Auf Scheibe Nummer Drei treten Gallows zumindest in musikalischer Hinsicht in die großen Fußstapfen At The Drive-In und Refused, päppeln das Ganze aber noch mit einer großspurigen Produktion auf. Soll heißen: besser konnten sie den Neustart eigentlich kaum hinkriegen.
// Und zugegeben: man muss kein Philosophie-Studium absolviert haben, um festzustellen, dass unsere Welt in den letzten Jahren immer schnellebiger geworden ist. Der Mensch wird tagein tagaus beschossen mit zahllosen Eindrücken, die es vor zwanzig Jahren noch nicht gab. Wegweisend dafür ist die Digitalisierung und so greifen Emanuel And The Fear auf ihrem zweiten Album eben diese Thematik einer zunehmend technologisierten Gesellschaft auf. „The Janus Mirror“ ist trotz seiner Lauflänge von 44 Minuten ein echtes Ungeheur von einem Album. Die einzelnen Songs folgen nur selten einem bestimmten Schema. Stattdessen wird mit allen möglichen Sounds von Post-Rock über Pop bis hin zu Indie-Rock experimentiert. Wenn man bereit ist, sich auf diese Musik einzulassen, entfaltet sich am Ende ein mitreißendes Epos, auf dessen Live-Umsetzung man jetzt schon gespannt sein darf.
// Großspurigen Pop, der geradezu nach einer Inszenierung in den großen Arenen des Landes schreit, schütteln in der Zwischenzeit die Kollegen von Van She aus dem Ärmel. Auf ihrem aktuellen Album „Idea Of Happiness“ machen sie alles richtig, was beim Erstling von Hurts falsch gelaufen ist. Ihre luftigen Elektro-Sounds erzeugen sofort das Gefühl, als würde sich beim Betätigen der Starttaste ein Nebelschleier im Wohzimmer des Zuhöreres ausbreiten. Zur Mitte hin darf darüber hinaus auch mal ein bißchen experimentiert werden, was den Charme dieses Werks keineswegs schmälert, sondern für Abwechslung sorgt. Mit etwas Glück könnte die Band bald weit über die einschlägigen Szene-Clubs hinaus für Furore sorgen.
// Und lange ist´s her, dass ein neues Album von Matchboy Twenty in den Handel kam. Nun ist es endlich soweit und das Warten hat sich gelohnt. Die Single „She´s So Mean“ hat genau die Art von schmissigen Refrain am Start, der einem noch Stunden später im Kopf herum schwirrt und auch sonst werden all jene, die schon früher ihren Spaß mit dem Radio-Rockern hatten, beglückt vor dem heimischen Soundsystem sitzen. Ein Verzicht auf einzelne Abstecher in elektronische Gefilde wäre zwar auch keine schlechte Idee gewesen – die Party-Tunes der Marke Maroon 5 („Put Your Hands Up“) trüben den positiven Gesamteindruck aber nur geringfügig – da ergötzen wir uns lieber ein bisschen an schmissigen Hits der Marke „How Long“ und „Radio“ und feiern, feiern, feiern… bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?