mit neuer Musik von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Moneybrother, Archive, Two Door Cinema Club, Deine Freunde, Kosheen, Kat Frankie und Wild Nothing.
// All jene, die sich (wie wir auch) immer noch die Seele aus dem Leib schluchzen, weil Superpunk vor kurzem ihren Abschied bekannt gegeben haben, dürfen sich jetzt bereits über eine offizielle Nachfolge-Crew freuen. Mit Sänger und Gitarrist Carsten Friedrichs am Mikrofon macht Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen genau dort weiter, wo Superpunk auf ihrem letzten Album aufgehört haben. „Jeder auf Erden ist wunderschön“ ist schlicht und ergreifend bezaubernd. Während sich bei Superunk-Alben zuletzt immer wieder ein paar „Filler“ zwischen die „Killer“ mischten, rocken die frisch vermälten Gentlemen so herzhaft drauf los, dass man schon nach Verklingen des Openers freudig im Takt wippt. Lässiger geht’s kaum und wir setzten große Hoffnungen in diese Band, die hoffentlich noch ein einige weitere Kracher dieser Gangart aus dem Ärmel schüttelt. Und jetzt alle: „Die Gentlemen-Spieler treffen sich im Park… am Sonntagnachmittag“.
// Freudig überrascht waren wir, als in diesen Tagen mal wieder ein neues Album von Moneybrother zu uns ins Haus flatterte. In Schweden ist Anders Wendin ja bereits so etwas wie ein Star und auch hierzulande konnte er mit freundlicher Unterstützung von prominenten Fans wie Sarah Kuttner und Konsorten nicht zu verachtende, kommerzielle Erfolge erzielen. Verdient hat er den großen Durchbruch sowieso schon seit geraumer Zeit. Wer einmal einem Live-Auftritt des Künstlers beiwohnen durfte, der kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Der Kerl gibt wirklich sein letztes Hemd, wenn er über die Bühne wirbelt. Und die Songs seines neuen Albums „This Is Where Life Is“ dürften sich auch wieder als echte Hit-Raketen entpuppen, wenn sie in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft auch hierzulande dargeboten werde. All jene, die noch unentschlossen sind, sollten sich einfach die ersten beiden Songs der Scheibe zu Gemüte führen und sie werden schon nach wenigen Sekunden in Glückseligkeit versinken. Also los geht’s… „Dancing to Keep From Crying“…
// Obwohl der heiß erwartete Autritt von Archive zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg im Rahmen der Eröffnung der „Berlin Music Week“ leider ins Wasser gefallen ist (die Band hätte laut Informationen des Veranstalters einen Tag mehr Zeit für die Probe gebraucht), mussten die Fans trotzdem nicht sonderlich traurig sein. Die Gruppe stand nämlich trotzdem auf der Bühne – war dort allerdings auf sich allein gestellt, was wiederum schon nach wenigen Minuten niemanden mehr störte, weil Archive, wenn sie so weitermachen, irgendwann das Erbe von Radiohead antreten dürften. Es war schlicht beeindruckend, was die Jungs da fabrizierten und auch ihr neues Album bewegt sich mal wieder abseits gängiger Konventionen. Die Experimentierfreude, die Archive auf „With Us Until You´re Dead“ ist bemerkenswert und passt in keine Schublade. Die zwölf Tracks sind ein formvollendetes Gesamtkunstwerk im Grenzgebiet von Dredg und Radiohead. Wo soll das bitte noch hinführen?
// Der Two Door Cinema Club hatte ja im Rahmen der Veröffentlichung seines Debüt-Albums immer so ein bisschen damit zu kämpfen, dass ständig Vergleiche zu den weitaus renommierteren Kollegen von Phoenix bemüht wurden. Mit „Beacon“ schwimmt sich die Gruppe nun endgültig frei und beschränkt sich auf ihre große Stärke: nämlich einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel zu schütteln. Es ist wirklich bemerkenswert, wie die einen hier nahezu im Drei-Minuten-Takt mit zuckersßen Melodien einwickeln. Während sich die Single „Sleep Alone“ und der poppige Opener „Next Year“ sofort erschließen, entfalten sich Tracks wie „Sun“ oder „Wake Up“ erst mit der Zeit. Wenn der Club dann in „Someday“ auch noch den Strokes Referenz zollt, ist man endgültig verzückt und kann es kaum erwarten, all seinen Freunden von den zauberhaften Songs dieser Band zu erzählen.
// Man stelle sich vor, die Jungs Fettes Brot hätten sich dazu entschlossen eine Platte für Kinder einzuspielen, dann würde wohl ungefähr das dabei herauskommen, was nun in Form der Scheibe „Ausm Häuschen“ in den Regalen steht. Die Scheibe von der Band Deine Freunde ist ein äußerst amüsantes Unterfangen. Darauf werden nämlich die Wünsche und Träume junger Menschen (zum Beispiel nach der Schokoladen-Schachtel der Oma) in ein hippes Korsett überführt. HipHop ist Trumpf auf „Ausm Häuschen“ und keine Ahnung warum, aber das Ganze funktioniert. Schon nach wenigen Minuten sitzt man bouncend auf dem Wohnzimmersofa und rappt Songzeilen wie „Oma, hol mir Naschi ausm Schrank, sie hat da so ne Schublade, voller Schokolade“ vor sich hin. Im Gegensatz zu ähnlichen Experimenten dieser Art kommt dabei aber kein Gefühl des Fremdschämens auf, sondern einfach nur gute Laune. Stattdessen ist man einfach nur „Ausm Häuschen“.
// Kosheen hatten vor geraumer Zeit mit ihren Singles „Hide U“ und „Catch“ großen Erfolg in den Clubs. Nun erscheint das neue Album der Band und ruft schöne Erinnerungen an die guten, alten Zeiten wach. Irgendwo im Grenzgebiet von Moloko und Gossip wird da fröhlich vor sich hin hingeravt und das Überraschende ist: das funktioniert auch anno 2012 ziemlich gut. „Independence“ zeichnet aber auch eine große Portion an Experimentierfreude aus. So werden neben treibenden Synthie-Sounds auch mal Dubstep- und Downbeat-Anleihen in die Wagschale geworfen. Das macht die Scheibe des Bristoler Trios um Sängerin Sian Evans nicht nur zu einem tanzbaren, sondern auch langlebigen Vergnügen. Ein gelungenes Comeback.
// Kat Frankie erinnert nicht nur vom Look her an so illustre Kolleginnen, wie Annie Lennox oder PJ Harvey, auch ihre Musik lässt tief blicken. Ihr inzwischen drittes Album „Please Don´t Give Me What I Want“ hat sie nicht nur selbst produziert, sie hat es auch zum ersten Mal geschafft, dass die Musik klingt, wie sie sich das in ihrem eigenen Oberstübchen vorgestellt hat. Die gebürtige Australierin dürfte sich damit endgültig von ihrem ewigen Geheimtipp-Image emanzipieren und es fehlt eigentlich nur noch eine Kollaboration mit einem Megastar der Marke Feist, um das große Glück zu vollenden. Sehr geehrte Miss Frankie, vielen Dank für dieses Album, wir freuen uns auf Weiteres.
// Die Gruppe Wild Nothing wird derweil in allen einschlägigen Hipster-Blogs abgefeiert, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Im Gegensatz zu vielen Trend-Genossen hat die Band allerdings wirklich was auf dem Kasten. Mit ihrem charmanten, atmosphärischen Indie-Pop-Sound schwelgt sie auf ihrem zweiten Album „Nocturne“ in eben jenen Sphären, in denen auch Metric und Konsorten abhängen. Ihre Scheibe allerdings klingt ausgewogener (oder noch besser: ausgeklügelter) als der Output vieler Kolleginnen, was dazu führt, dass einen der Detailreichtum ihres Albums auch beim zehnten Durchlauf noch bei der Stange hält. Wer auf Indie-Pop mit Tiefgang steht, sollte mal einen Druchlauf riskieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nöchsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?