mit neuer Musik von Rich Aucoin, Mumford & Sons, The Helio Sequence, Green Day, Gonzales, Sara Cahoone, Bill Fay und Cowbell.
// Im Stile eines Sufjan Stevens lässt der Musiker Rich Aucoin auf seinem neuen Album seiner überbordenden Experimentierfreude freien Lauf. 22 Songs haben es am Ende auf das neue Album „We´re All Dying To Live“ geschafft und die strotzen nur so vor Kreativität. Da treffen Kirchen-Chöre auf Pianomelodien oder treibende Elektro-Beats und man hat trotzdem nie das Gefühl, dass sich der Künstler dabei irgendwie übernehmen würde. Ganz im Gegenteil. Im Stile eines Ben Folds dirigiert er sein Ensemble durch die einzelnen Tracks und hält dabei immer die Fäden in der Hand. 500 Musiker haben am Ende auf dieser Scheibe mitgewirkt, darunter zahlreiche Fans und Freunde des kanadischen Künstlers und so lehnen wir uns einfach mal zurück und harren der Dinge. Ein unglaubliches Werk.
// Lange hat es gedauert, aber jetzt steht endlich das neue Album von Mumford & Sons in den Regalen. Die Band strotzt nur so vor Energie, was schon beim Opener deutlich wird. Da wird gleich aufs Gaspedal getreten und ein schmissiger Refrain aus dem Ärmel geschüttelt. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie ruhelos die Band auf diesem Album wirkt. Die Songs schaukeln sich immer wieder auf und hechten von Höhepunkt zu Höhepunkt. Da fällt am Ende gar nicht mehr auf, dass viele Stücke immer wieder in country-eske Gefilde abdriften. Die Melodien dieser Band sind einfach über jeden Zweifel erhaben und machen „Babel“ zu einem großen Vergnügen für jeden Fan von Conor Oberst bis Simon & Garfunkel. Wir wiederum sind jetzt schon auf die anstehenden Live-Shows gespannt. Da geht’s bestimmt ordentlich ab.
// Die Indie-Pop-Formation The Helio Sequence hat hierzulande immer noch den Status des Geheimtipps inne. Mit ihrem Album „Negotiations“ könnte sich das nun endgültig ändern. Darauf machen sie nicht nur den Kollegen von The Arcade Fire Konkurrenz, sie wickeln ihre Hörer mit dynamischen Tracks ein, die einem noch Stunden später im Kopf herumschwirren. Die Scheibe ist kurz gesagt: ein formvollendetes Gesamtkunswerk und damit jetzt schon ein heißer Anwärter auf die diesjährigen Jahrescharts in den einschlägigen Indie-Blogs. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wohl klingen würde, wenn Grizzly Bear, Animal Collective und Einar Stray zusammen ins Stuido gehen würden, der bekommt hier einen Eindruck davon. Ein berauschendes Werk.
// Wenn Green Day mal wieder ein neues Album aus dem Ärmel schütteln, dann muss das schon etwas ganz Besonderes sein. So erscheint nun nicht nur eins, sondern gleich drei (oder vielleicht sogar vier?) Werke der sympathischen Pop-Punker um Sänger Billie Joe Armstrong. Zusammen mit Mike Dirnt und Tré Cool machen sie auf „¡Uno!“ genau dort weiter, wo sie auf dem 2009er Vorgänger „21st Century Breakdown“ aufgehört haben. Während Selbiger allerdings im Gesamteindruck noch einige Längen aufwies, sind auf der neuen Scheibe diesmal überhaupt keine auszumachen. Was wiederum die Frage aufwirft, ob Green Day bereits alle Hits auf dem ersten Silberling verbraten haben oder ob sie dieses immens hohe Niveau wirklich über die volle Distanz von drei Alben halten können. Ob der Opener „Nuclear Family“ oder das hymnisch „Stay The Night“: man möchte diese zwölf Songs einfach nur stundenlang auf Repeat hören. Da fragt man sich am Ende eigentlich nur, warum sie ausgerechnet den grenzwertigen Schmachtfetzen „Oh Love“ als erste Single ausgekoppelt haben. Mit diesem Album beweisen sie, dass noch so viel mehr in ihnen steckt.
// Wer den Musiker Gonzales einmal auf der Bühne gesehen hat, der kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Was der geborene Entertainer an brillanten Klängen aus dem Ärmel (oder Flügel) schüttelt, ist bemerkenswert. Und so besinnt er sich auch auf seinem aktuellen Album mal wieder auf seine Stärken und lässt das Piano für sich selbst sprechen. „Solo Piano II“ ist damit nicht nur der direkte Nachfolger des gefeierten Erstlings, sondern auch ein berauschendes, 41-minütiges Klangerlebnis, das einen watteweich einpackt. Die Scheibe wurde aus über 100 Songfragmenten zusammengestellt und in einem Pariser Studio aufs Wesentliche konzentriert. „Solo Piano II“ ist ein beeindruckendes Klangerlebnis für Freunde von zurückgelehnten Piano-Eskapaden.
// Sara Cahoone zählt hierzulande noch zu den weitesgehend unbekannten Blues-Sängerinnen der Gegenwart. Mit ihrem neuen Album „Deer Creek Canyon“ könnte sich das nun endgültig ändern. Auf ihrem dritten Album, dass sie im „Bear Creek Sudio“ in Woodinville eingespielt, erzählt sie uns mal wieder sympathische Geschichten aus dem Leben, die sie mit einer akustischen Gitarre spärlich unterfüttert. Wer da nicht nostalgisch wird, ist selber Schuld. Wobei hier noch angemerkt sei, dass die Musikerin in der Vergangenheit sogar schon mit den Kollegen von Band Of Horses auf der Bühne stand. Wer auf melodiebeseelten Blues-Rock mit nostalgischem Flair steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.
// Bill Fay gehört zu den Musikern, die bisher noch vom Weltruhm verschont geblieben sind. Was wiederum ein Stück weit verwundert, wenn man bedenkt, dass Fay auf seinen Alben immer wieder an die größten Momente von John Lennon und Ray Davies erinnert hat. Das Schöne ist aber, dass man den Musiker auf diese Weise ganz für sich allein entdecken kann. „Life is People“, sein erstes Album seit 1971, dürfte dabei nicht nur für lauten Jubel bei nimmermüden Fans sorgen, sondern auch eine gehörige Anzahl an jungen Leuten auf die Musik des Künstlers aufmerksam machen. Jeff Tweedy von Wilco ist übrigens auch auf einem Song gefeatured. Und das reicht ja eigentlich schon für sich allein genommen als Kaufanreiz.
// Die ollen Western-Treter könnt ihr zum neuen Album von Cowbell aus dem Schrank kramen. Der Sound der Gruppe hört sich ein bißchen so an wie die Musik der Black Keys und vermittelt einen Eindruck davon, wie Selbige wohl klingen würden, wenn sie sich nicht in Richtung großer Hallen verabschiedet hätten. „Beat Stampede“ ist ein fetziger Garagen-Rock-Arschtritt eines sympathsichen Duos, das in der Vergangenheit viel Kinks und The Small Faces gehört hat. Die Scheibe jedenfalls strotzt nur so vor tanzbaren Smash-Hits, die am Ende sogar vergessen machen, dass sich die Band in dem Song „Castle Walls“ kurzzeitig in country-eske Gefilde verabschiedet. Also schnürt schon mal die Schuhe. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?