mit neuer Musik von Seeed, Metz, B-Tight, Stars, Balthazar, Sons Of Noel And Adrian, Taken By Trees und Françoiz Breut.
// Eine gefühlte Ewigkeit ist seit dem dritten Album von Seeed vergangen und wäre nicht Peter Fox mit seinem „Stadtaffe“-Debüt an die Spitze der Charts gecrasht, Seeed müssten sich wohl erst einmal ihren Status als gefeiertster Berlin-Export der Gegenwart zurückerobern. So aber durfte man mehr als gespannt sein, was die Gruppe um Peter Fox auf ihrem neuen Werk so alles an popmusikalischen Kunststücken aus dem Ärmel schüttelt. Dabei fällt auf, dass Seeed nicht nur poppiger, sondern auch breitenwirksamer an die Sache herangehen. Die neue Single „Beautiful“ jedenfalls lässt sich ganz vorzüglich im hiesigen Formatradio-Programm platzieren, ohne dass es dem Laien auffällt. Seeed geben sich darüber hinaus sehr viel Mühe, die unterschiedlichen Vorlieben der Fans zu bedienen, ohne dass die eigene Idendität groß darunter leidet. So ist ihr neues Album sicherlich das vielseitigste der Jungs – auf der Scheibe findet sich alles vom klassischen Fox-Knaller „Augenbling“ bis zum elektronisch angehauchten „Waste My Time“. Alte Seeed-Fans werden in der Zwischenzeit mit der politisch angehauchten Hymne „Deine Zeit“ und der Cover-Version von Blacks „Wonderful Life“ vertröstet, die so grandios produziert wurde, dass der Band damit auch der interationale Durchbruch gelingen könnte. Fazit: alles richtig gemacht, Jungs.
// Die neue Scheibe der Kollegen von Metz ist ganz im Gegensatz dazu vollends auf Krawall gebürstet. Da treffen knallharte Riffs auf eine rotzige Produktion und man hat das Gefühl, der Band ein wenig im Proberaum über die Schulter schauen zu dürfen. Diese Unmittelbarkeit überträgt sich schon nach wenigen Sekunden auf den Zuhörer, der die Regler seiner Anlage von Sekunde zu Sekunde weiter in Richtung Anschlag schubst. Die Gruppe wandelt in diesem Zusammenhang nicht nur auf den Spuren von so verehrten Bands wie Shellac und Mclusky, sie hat auch einen Plattenvertrag bei „Sub Pop“ unterschrieben, was ihr sicher eine ganze Reihe neuer Fans bescheren dürfte. Metz sind ungestüm, kompromisslos und enthusaistisch. Ein leuchtender Stern am (Indie-)Lärm-Himmel, der sich über alle gängigen Konventionen hinweg setzt und den Karren gnadenlos gegen die Wand fährt. Wir fordern: Mehr davon, bitte!
// Und da hatte man gerade erst gedacht, NuMetal wäre hierzulande endgültig in der Versenkung verschwunden und plötzlich headlinen wieder die alten Bekannten von Limp Bizkit und Korn die Hauptbühnen der hiesigen Mega-Festivals. Der Berliner Rapper B-Tight greift diesen Trend nun auf und hat sich für sein neues Album die Emil Bulls-Musiker Christoph (Gitarre & Vocals), James (Bass) und Klaus (Schlagzeug) ins Studio eingeladen. Heraus kommt ein brettharter Rap-Crossover-Entwurf, der dazu einlädt, jede Festivalcrowd auf Pogo-Modus zu schubsen. Im Gegensatz zu seinen früheren Alben schaltet der Rapper darüber hinaus auch in textlicher Hinsicht einen Gang zurück, was dazu führt, dass auch seine neuen Kollegen sich weitesgehend mit seinen Lyrics identifizieren können.Wie das Ganze chart-technisch einschlägt, bleibt nach einem gelungenen Auftritt beim „Bundesvision Song Contest“ erst einmal abzuwarten. Während Dendemann und Kraftklub ganz bewusst das Genre „Crossover“ zu meiden versuchten, suhlt sich B-Tight auf seiner nuen Platte geradezu darin. Heißt ja schließlich nicht umsonst „Drinne“, die Scheibe. Also bittesehr: Wers mag, bitte abgehen!
// Der Gruppe Stars wird hierzulande leider immer noch nicht die Aufmerksamkeit zuteil, welche sie eigentlich verdient hätte. Mit ihrem neuen Album „The North“ könnte sich das nun endgültig ändern, denn bereits der Opener ist dermaßen hit-affin in Szene gesetzt, dass man sofort den Esstisch zur Seite rücken möchte, um einen schwelgerischen Tanz aufs Parkett zu zaubern. Die Indie-Popper aus Kanada zählen schon seit Jahren zu den Lieblingen der einschlägigen Presse-Organe, haben sich aber in Fankreisen noch nicht über den Status den Insider-Tipps hinweg setzen können. In musikalischer Hinsicht jedenfalls müssen sie auch vor den weitaus prominenteren Kollegen von The Arcade Fire nicht zurück schrecken – auch wenn ihr Album über die volle Distanz ein wenig elektronischer anmutet. Am Ende also nochmal der Hinweis. Entdeckt diese Band für euch. Es lohnt sich.
// Kaum zu glauben aber wahr. Eine belgische Gruppe hat das bisher verdrehteste Brit-Pop-Album des Jahres aus dem Ärmel geschüttelt. Balthazar machen auf ihrem zweiten Album „Rats“ genau dort weiter, wo sie auf ihrem Vorgänger aufgehört haben. Sie schnappen sich die schönsten Momente von Blur, Ian Brown und Jamie T. und schütteln einen dynamischen Track nach dem anderen aus dem Ärmel. Wie sie in diesen Zusammenhang scheinbar spielend zwischen den Genres hin und her-hopsen ist bemerkenswert. Da lassen wir ihnen sogar den Acapulco-Popper „Listen Up“ durchgehen, weil diese Scheibe hier einfach nur gefeiert werden möchte. Mit „Rats“ gelingt Balthazar der Spagat zwischen anspruchsvoller Instrumentierung und bezaubernden Refrains. Man möchte regelrecht versinken in diesen Songs.
// Wer auf Folk-Pop mit Bläser-Arrangements steht, sollte mal in das neue Album von der Gruppe Sons Of Noel And Adrian reinhören. Die Band entwirft auf ihrer neuen Platte „Knots“ atmosphärisch-dichte Klangeskapaden, die einen sofort in eine elfenhafte Zwischenwelt überführen. So in etwa dürfte sich eine weitaus experimentellere Variante von Of Monsters And Men anhören und mit jeder weiteren Sekunde blickt man nur noch begeisterter in Richtung Stereoanlage. Mit diesem Album dürften sich Sons Of Noel And Adrian aus dem Stand in den Herzen all jener spielen, die auf opulenten Pop (mit Indie-Einschlag) stehen.
// Die ehemalige Concretes-Sängerin Victoria Bergsman hat bereits im Jahr 2007 unter dem Namen Taken By Trees ihre ersten Gehversuche als Solo-Künstlerin absolviert uns seitdem zwei gefeierte Alben namens „Open Fields“ und „East Of Eden“ veröffentlicht. Nun erscheint das dritte Werk der Künstlerin und wandelt auf den Spuren von The Knife und Konsorten. Die Scheibe tänzelt auf dem schmalen Grad zwischen Spooky-Pop und Folk-Romantik und fühlt sich an wie ein musikalischer Ritt durch die Milchstraße. Man sollte „Other Worlds“ am Besten über Kopfhörer genießen, weil sich erst dann das volle Ausmaß dieses bunten Klang-Experiments offenbart. Wer auf Liedermacher-Pop im ambitionierten Gewand steht, sollte mal reinhören.
// Françoiz Breut macht sich in der Zwischenzeit auch mal wieder daran ein neues Album aus dem Ärmel zu schütteln. Drei Jahre sind bereits seit der Veröffentlichung des Vorgängers „A l’aveuglette“ vergangenen und man merkt der Musik an, dass sich die französische Liedermacherin für ihre neuen Songs sehr viel Zeit genommen hat. „La chirurgie des sentiments“ ist so facetten- und detailreich, dass man sich nur zu gerne in seiner pompösen Eleganz suhlt. Wer auf französische Liedermacher-Klänge mit experimentellen Passagen steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riksieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?