mit neuer Musik von Band Of Horses, Coheed & Cambria, Candy Beat Camp, Kendrick Lamar, Die Fantastischen Vier, The Jim Jones Revue, HGich.T und Vessel.
// Band Of Horses haben sich mit ihrem Hit-Single „Is There A Ghost?“ für immer in die Herzen der Indierock-Fraktion gespielt. Auf ihrem neuen Album vermengen sie nun wieder einen Hauch Americana-Rock mit zärtlichen Folk-Passagen. Daa funktioniert vor allem in den zurückgelehnten Momenten der Scheibe sehr gut. Zu einem Song wie „Slow Cruel Hands Of Mine“ möchte man einfach nur mit der/dem Liebsten knutschen und die Welt um sich herum vergessen. Wenn man es sich leicht machen möchte, könnte man sagen, dass Band Of Horses sich auf ihrem neuen Album stark an der Musik von Neil Young und Belle & Sebastian orientieren. Dann aber schütteln sie fast beiläufig zwei durchweg beschwingte Rock-Kracher der Marke „A Little Biblical“ und „Feud“ aus dem Ärmel, die jeden Indie-Club auf Glückseligkeits-Modus schubsen. Am Ende haben Band Of Horses auf „Mirage Rock“ also auch diesmal alles richtig gemacht. Lediglich über ihr aktuelles Cover-Motiv, da lässt sich durchaus streiten…
// Sehr fantasievoll geht es in der Zwischenzeit auf dem neuen Album von Coheed & Cambria zu. Die Band, die jahrelang als Konzept-Act unterwegs gewesen ist, macht sich auf „The Afterman: Ascension“ daran, ihrem Fantasy-Universum ein paar neue Facetten hinzuzufügen. Die Geschichte der Scheibe dreht sich diesmal um einen gewissen Sirius, der zu den bekanntesten Astronomen des „Heaven’s Fence“-Universum der ersten Platten gehört. „The Afterman“ ist also in gewisser Weise ein Spin-Off der Originalreihe, welche die Band ja bereits vor geraumer Zeit vollendet hatte. Die Fans bekommen also auch weiterhin Nachschlag in Form von orchstral-epischen Songs, welche all jenen gefallen sollten, denen die neuen Platten von The Mars Volta zu durchgeknallt sind.
// Hierzulande ist der Musiker Wolfgang Kanduth noch weitesgehend unbekannt. In Österreich wiederum ist er nicht nur in zahlreichen Bands wie den Incredible Staggers oder Leftöver aktiv, er hat inzwischen auch ein Solo-Projekt am Start, das auf den schicken Namen Candy Beat Camp hört. Auf seinem neuen Album „Stay Okay“ hat er sich dabei nicht nur Unterstützung von zahlreichen Kollegen geholt, er schüttelt auch einen schmissigen Mix aus Dinosaur Jr.-Gedächtnismelodien und klassischen College Rock-Krachern aus dem Ärmel. All jene, die in den 90ern gar nicht genug kriegen konnten von gitarrenlastigen Indie-Pop-Klängen, sollten sich dieses Album unter keinen Umständen entgehen lassen. Auf „Stay Okay“ regnet es Hits im 3-Minuten-Takt – da möchte man sofort die Regler der Anlage auf Anschlag schubsen und das heimische Wohnzimmer in eine Tanzfläche ummodeln. Mehr als nur „okay“, diese Scheibe.
// Wer auf Rap-Musik aus Compton steht, der sollte mal in das neue Album von Kendrick Lamar hinein hören. Die Scheibe mit dem sperrigen Titel „good kid, m.A.A.d city“ strotzt nur so vor gelungenen Tracks, die schöne Erinnerungen an das Gesamtwerk von Dr. Dre und Snoop Dogg wachrufen. Die reduzierten Elektro-Beats des Openers „Sherane a.k.a. Master Splinter´s Daughter“ führen zwar anfangs noch ein bisschen in die irre, dann aber darf sich zurückgelehnt werden und das Fenster des fahrbaren Untersatzes runter gekurbelt werden. Spielend vermengt der Musiker den entspannten Style der 90er mit zeitgenössischen Elektro-Beats und lädt sich neben Drake und Jay Rock auch noch den legendären Dr. Dre höchstpersönlich ins Studio ein. Fazit: Selten so ein gelungenes Debütalbum gehört: wir freuen uns auf Weiteres.
// Und huch, wie geil ist das denn. Die Fantastischen Vier haben sich doch tatsächlich dazu durchgerungen, auf ihre alten Tage noch einmal ein „Unplugged“-Konzert zu spielen. Der neue Stoff jedenfalls, welcher in der Balver Höhler aufgenommen wurde, besteht vorwiegend aus aktuellen Songs und ist ein äußerst gelungenes Update des Vorgängers, der inzwischen schon 12 Jahre auf dem Buckel hat. „MTV Unplugged II“ hat mit „Ernten was wir säen“, „Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten)“ und „Troy“ nicht nur die wichtigsten Knaller der vergangenen Jahre (in orchestrierter Form) im Gepäck, sondern auch zahlreiche Stücke, denen auf diese Weise nun endlich die Aufmerksamkeit zugute kommen wird, die sie verdienen. „Smudo in Zukunft“ jedenfalls (das zusammen mit einem Gospel-Chor daher kommt) und „Pipis und Popos“ funktionieren in den „Unplugged“-Versionen außerordentlich gut und dürften schon in Kürze den einen oder anderen Hintern zum Wackeln bringen. Da fällt es am Ende ziemlich schwer sitzen zu bleiben. Die Fantastischen Vier haben auch im zweiten Teil ihrer Unplugged-Sessions alles richtig gemacht.
// Das dritte Album von The Jim Jones Revue schließt genau dort an, wo die beiden Vorgänger aufgehört haben. In Bester The Heavy-Manier ballert der Opener „It´s Gotta Be About Me“ aus den Boxen und gibt die Richtung für die weiteren acht Tracks vor. Wer auch nur am Entferntesten etwas mit den Klängen von den White Stripes anfangen kann, sollte sich diese Scheibe hier unbedingt anhören. „The Savage Heart“ ist ein formvollendeter Mix aus den schönsten Momenten von James Brown bis Little Richard. Dabei kommen aber nicht nur Nostalgiker auf ihre Kosten. Die Black Keys haben ja erst vor kurzem bewiesen, dass man mit dieser Art von Musik an die Spitze der Charts brettern kann. Deshalb: Regler rauf und abgehen!
// HGich.T (sprich: HaGehIchTeh) hat uns bereits mit seinem Song „Harz For“ in die Geheimnisse des Arbeitslosen-Daseins eingeweit. Nun legt er in Form seines zweites Albums „Lecko Grande“ nach und führt seinen Hörern gleich im Opener „Ich liebe dich egal ob du 16 bist“ vor Augen, wie man einen durchgeknallten Text in Deichkind-Lo-Fi-Modus übersetzt. Das zweite Album des Musikers ist darüber hinaus ebenso abgedreht wie der Ga Ga-lastige Vorgänger „Mein Hobby: Arschloch“, hat aber in Sachen Hit-Dichte aufgerüstet. Der Hörer freut sich in der Zwischenzeit über durchgeknallte Klang-Experimente der Marke „Diddel der Mäusedetektiv“ und „Faulus Fantasia“. Zugabe gefällig? „Die letzten Titten von Betlehem“ warten schon. Sonst noch Fragen? „Nein, danke?!“ Na dann… Play drücken und sich freuen. Ist nämlich einfach nur sympathisch behämmert, diese Scheibe.
// Ziemlich verschroben geht’s auch auf dem aktuellen Album von Vessel zu. Das Debütalbum des Klangprofessors bewegt sich im Grenzgebiet von Ambient, Techno und House und verzichtet über die komplette Distanz auf gesangliche Unterstützung. Stattdessen wird man eingelullt von experimentierfreudigen Sounds, die klingen, als wären sie an einem alten Atari-Computer zusammengesetzt und anschließend mit einem Schuss zeitgenössischem Dub-Step angereichert worden. Wer auf Holy Other und Konsorten steht, sollte unbedingt mal reinhören. Vessel machen auf „Order Of Noise“ Kopfkino für Fortgeschrittene. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?