mit Büchern von Mark Salisbury, David Foster Wallace, Steven Jay Schneider, Paul Gravett und Leaf Fielding.
// Tim Burton zählt zu den wichtigsten und vor allem originellsten Regisseuren Hollywoods. Herausgeber Mark Salisbury hat dem „Corpse Bride“-Schöpfer nun auch in literarischer Form ein Denkmal gesetzt. In seinem Buch erzählt er nicht nur von den wichtigsten Stationen aus Burtons bewegtem Leben, er lässt den Regisseur auch selbst zu Wort kommen. Salisbury hat in den vergangenen Jahren nämlich mehrmals die Möglichkeit gehabt Tim Burton in Interviews auf den Zahn zu fühlen und veröffentlicht seine Aufzeichnungen nun erstmals in gebundener Form.
Eingeleitet wird das große Spektakel von niemand Geringerem als Johnny Depp, der sich höchstpersönlich dazu bereit erklärt hat, das Vorwort für „Tim Burton – Der melancholische Magier“ beizusteuern. Im Rahmen des Werkes erfährt man so nicht nur eine Menge über die unterschiedlichsten Inspirationsquellen von Burton, sondern bekommt auch viele persönliche Anekdoten vor den Latz geknallt. Die zahlreichen Illustrationen und Fotos machen sofort Lust, sich die zahllosen Streifen von „Edward“ über „Batman“ bis „Sleepy Hollow“ noch mal aufs Neue zu Gemüte zu führen. Wer auf die melancholisch-grotesken Filme von Burton steht, sollte sich dieses amüsante und informative Werk auf keinen Fall entgehen lassen.
// Unter dem Namen „Both Flesh And Not“ ist inzwischen die bereits dritte Essay-Sammlung des leider kürzlich verstorbenen Ausnahme-Literaten David Foster Wallace in Original-Sprache veröffentlicht worden. Das Buch versammelt eine amüsante Sammlung von Beiträgen und nimmt sich in diesem Zusammenhang nicht nur den Filmklassiker „Terminator 2“ von James Cameron vor, sondern setzt sich auch differenziert mit dem Einfluss des Fernsehens auf eine neue Generation von Schriftstellern auseinander. Wie auch in seinen Büchern gelingt es dem Autor durch seine Aufzeichnungen einige interessante Fragen aufzuwerfen und dem Leser dabei immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Die „New York Times” bezeichnet David Foster Wallace nicht umsonst als „The Best Mind of His Generation”. Wir können deshalb nur empfehlen, sich seine Werke in Original-Fassung zu Gemüte führen. Einerseits, weil sich nur dann der Wortwitz zahlreicher Beiträge vollends erschließt. Anderseits, weil es in den vergangenen Jahren immer eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat, bis seine Werke vollends ins Deutsche übersetzt worden sind. Wem der Roman „Pulpheads“ von John Jeremiah Sullivan große Freude bereitet hat, sollte unbedingt mal in „Both Flesh And Not“ reinschnuppern. Es lohnt sich.
// Die inzwischen 9. Auflage des Dauerbrenners „1000 Filme, die sie gesehen haben sollten bevor das Leben vorbei ist“ erscheint ebenfalls in diesen Tagen und beinhaltet einen fast unerschöpflichen Rundumschlag an neuen und alten Klassikern, die man sich unbedingt zu Gemüte führen sollte. Ausgehend von Georges Méliès „Die Reise zum Mond“, welcher bereits 1902 erschienen ist und in diesen Tagen von der wundervollen Band Air neu vertont worden ist, begeben sich Herausgeber Steven Jay Schneider und 58 weitere internationale Filmkritiker auf große Reise durch die Filmgeschichte und zaubern dabei auch den einen oder anderen Leckerbissen aufs Tablett, den man in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig auf dem Zettel hatte. Daneben sind natürlich auch die großen Kassenschlager wie „Casablanca“ , „Der Zauberer von Oz“ und „Vom Winde verweht“ in dieser Sammlung vertreten, genauso wie neuere Streifen der Marke „Memento“ und „There Will Be Blood“. Wer sich das Werk nach Hause holt, sollte am besten gleich noch einen Mitglieds-Antrag für die nächste Videothek ausfüllen. Man wird nämlich schon nach wenigen Seiten von dem dringenden Bedürfnis übermannt, sich die noch fehlenden Puzzle-Teile in Sachen Filmgeschichte nach und nach zu Gemüte zu führen. Ähnlich verhält es sich auch mit der Publikation „1001 Comics, die sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, die ebenfalls bei „Edition Olms“ erschienen ist. Darin widmet sich Herausgeber Paul Gravett der hierzulande bis dato noch nicht wirklich breitenwirksam behandelten Geschichte des Comics und spult dabei mehr als 150 Jahre in der Zeit zurück. Wilhelm Busch machte sich damals als einer der ersten daran, die Geschichte von Max und Moritz in Szene zu setzen. In den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts sorgen dann „Dick Tracy“ und „Vater und Sohn“ für Aufregung und verzaubern die Menschen rund um den Erdball. Wenn man bedenkt, dass noch nicht einmal die Hälfte der Seiten durchgeblättert ist und wir schon in den 1980er Jahren angekommen sind, wird deutlich, wie viel sich in den vergangenen Jahren in der Welt der Comics getan hat. Mit den so genannten „Graphic Novels“ haben auch die Erwachsenen wieder zunehmend Gefallen an den bebilderten Erzählungen gefunden und können sich über eine ganze Menge moderne Klassiker der Marke „Maus“ und „Logicomix“ freuen. Darüber hinaus bekommt man auch als langjähriger Comic-Fan eine riesige Anzahl an hierzulande noch weitestgehend unbekannten Veröffentlichungen präsentiert. Hier wird deutlich, welch immense Schätze abseits von „Asterix“ und diversen „Superhelden“-Comics (welche hier natürlich auch allesamt Erwähnung finden) noch darauf warten, von einer breiten Leserschaft gehoben zu werden. „1001 Comics“ ist ein absoluter Pflichtkauf für jeden Comic-Fan und ein gelungener Wegweiser für Neueinsteiger. (Preis: je 29,95 €)
// Die große Ära der Hippies wird in der Zwischenzeit in dem aktuellen Roman von Leaf Fielding etwas näher beleuchtet. Der Autor, der bereits als Entwicklungshelfer in Malawi aktiv gewesen ist und bis 1982 im Gefängnis saß, macht sich daran in „Hippie-Business“ die größte Drogenrazzia der Geschichte Großbritanniens zu durchleuchten. Über 100 Menschen wurden Ende der 70er in Wales im Rahmen der so genannten „Operation Julie“ festgenommen. Dabei wurden nicht nur 6,5 Millionen LSD-Trips sichergestellt, sondern auch das größte LSD-Drogennetzwerk auf dem Planeten zerschlagen. Leaf Fielding, der damals selbst als Dealer und Produzent tätig gewesen ist, zeichnet ein treffsicheres Bild der damaligen Ereignisse nach, welches zwar nicht ohne einen Schuss Nostalgie auskommt, aber gerade deshalb sehr amüsant zu lesen ist. In den einzelnen Kapiteln setzt er sich nicht nur mit dem damaligen Lebensgefühl, sondern auch den zahllosen Grenzüberschreitungen auseinander, die mit dem Hippie-Lifestyle einhergingen. Man fühlt sich regelrecht in seinen Sog gezogen von seinen Geschichten und bekommt auch zahllose Informationen zu seinem Alltag im Gefängnis und den ersten Drogenerfahrungen des Autors geliefert. Wer auf Stoff der Marke „Fear And Loathing In Las Vegas“ steht, sollte mal reinschnuppern. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Mal.
UND WAS NUN?