// egotronic interview

Oha, da sind sie und binnen 30 Sekunden sind sie auch schon wieder weg. Also irgendwo sind sie schon noch, hört man laut und deutlich. Schon mit den ersten Takten stürmt die Meute die Bühne. Wildes „Raven gegen Deutschland“, natürlich sind „Nicht nur Raver“ anwesend, aber alle sind irgendwie „Hip Cool Sexy“, oder auch nicht […]


Oha, da sind sie und binnen 30 Sekunden sind sie auch schon wieder weg. Also irgendwo sind sie schon noch, hört man laut und deutlich. Schon mit den ersten Takten stürmt die Meute die Bühne. Wildes „Raven gegen Deutschland“, natürlich sind „Nicht nur Raver“ anwesend, aber alle sind irgendwie „Hip Cool Sexy“, oder auch nicht und frönen dem „Lustprinzip“ bis zur „Afterhour“.
Das niedlich kleine D–Zelt auf dem „Umsonst & Draussen” brummt, gefühlte 40°, selbst vor dem Eingang stapeln sich die Massen, ekstatisch zuckende Körper wirbeln durch die Luft. Die netten Herren der elektronischen Punkkapelle lassen verlauten, dass der Veranstalter sich ein wenig sorgt und dies zu recht. Also alle von der Bühne springen, ohne Rücksicht auf Verluste, der pogende Pulk lässt keinen fallen. Da sind sie wieder, Kt&f am Rechner, Endi am Umhängekeyboard und Torsun am Mikro, munter musizierend und eindeutig erfreut über die berstende Begeisterung. Guckt man sich ein wenig um, fällt eine nicht unerhebliche Zahl (gegen Deutschland) ravender Punks auf. Politisch sind Egotronic definitiv. Positioniert weit links, kaum überhörbar. Gab auch schon einigen Aufruhr, denn Egotronic verhalten sich diesbezüglich keineswegs dezent. Zur WM erschien eine egotronische Version des bei englischen Fußballfans recht beliebten Kampfgesanges „Ten German Bombers“. Große Aufregung und das Ende vom Lied? Der Song schaffte es auf den WM-Sampler Weltmeisterhits 2006. Schön paradox und schön zum Diskutieren. Das machen sie gerne. Auch mit uns.

Zuckerkick: So wollen wir anfangen?
Egotronicer: Ja, aber Torsun fehlt doch noch.
Zuckerkick: Na gut, und ohne Torsun ist Egotronic blöd?
Kt&f:
Ja, denn er ist Ego und ich und Endi sind Tronic.
Endi: Ich bin Tro und du bist Nic

Zuckerkick nimmt dies hin und lauscht weiter gebannt den Gesprächen am Biertisch.
Egotronicer: Ähh also die Intro hat einmal über uns geschrieben: > Könnte geil sein, ist es aber nicht! < Eigentlich finden wir das total super! Wir wollen uns auch bald T-Shirts damit machen lassen: > Könnte geil sein – ist es aber nicht! < Ich glaube eines der besten Zitate der Intro der letzten 20 Jahre!

Zuckerkick teilt die Meinung der Intro in keinster Weise und ist empört, sowie zunehmend sprachlos. Mittlerweile ist auch Torsun mit von der Partie.

War das heutige Konzert für euch jetzt besonders wild, oder ist DAS normal?
Torsun: Gerade im Moment, also seit der letzten Platte (Lustprinzip (LP / Audiolith Records) ist es so, dass unsere Konzerte meist restlos ausverkauft sind und die Leute total ausflippen.
Die Tatsache, dass das Konzert heute kostenlos und für alle frei zugänglich gewesen ist, war besonders günstig. Da wir jetzt viele Konzerte in ganz Bayern hinter uns haben und dort meistens der Eintritt erst ab 18 gestattet war, sind natürlich viele unserer jungen Fans nicht reingekommen. Natürlich haben sie sich dann auch beschwert. Heute allerdings konnten sie sogar umsonst rein, was das Konzert noch mal so ein bisschen besonders gemacht hat. Da war ja vorhin die Hölle los, die Leute haben schon beim ersten Song die Bühne gestürmt! Ich fands klasse, dass eben heute auch die jungen Leute die Möglichkeit hatten, auch mal reinzukommen.

Wo kommt generell eure politische Einstellung und das Zitat „Raven gegen Deutschland“ her?
Torsun: Also wir kommen im wesentlichen alle aus dem politisch linksradikalen Lager und hatten die Attitüde eigentlich schon immer in den Texten. Aber gerade jetzt, ich meine ich interessiere mich eigentlich kaum für Fußball, aber als gestern Deutschland gegen Kroatien verloren hat, hat es überall gekracht und es gab Schlägereien und was weiß ich nicht noch alles. Da sieht man mal wieder, dass es dieses friedliche „wir schwenken unsere Fahne“ eigentlich gar nicht gibt. Das wird nur immer gerne heraufbeschworen. Deshalb sagen wir, dass Deutschland eigentlich an sich das Problem ist, also dass der Gründungsmythos von Deutschland Auschwitz ist. Auch wenn gerne versucht wird, das Problem mit der Begründung „man hätte sich mit der Geschichte auseinandergesetzt“ wegzudiskutieren, ist es de facto nicht gelöst.
Wirft man alleine einen Blick auf die Entschädigungszahlungen, so wurden die Leute gewissermaßen nur mit „nem Appel und nem Ei“ abgespeist. Das zeigt, dass kein Unrechtsbewusstsein vorherrscht, frei nach dem Motto: „…na jetzt haben wir ja was bezahlt, jetzt muss mit der Sache auch mal Schluss sein!“. Aber die Tatsache, dass es wirklich nur eine unbedeutende Summe war und die ersten Entschädigungszahlungen vor allem erst viele Jahre später bewerkstelligt wurden, beweist diese Frechheit.

Habt ihr da auch manchmal Probleme wenn ihr im östlichen Teil Deutschlands Konzerte spielt?
Torsun: Nein, eigentlich nicht. Da es im Osten auch viele Antifas gibt, freuen diese sich eher, dass endlich mal so eine Kapelle bei ihnen spielt. Aber im Gegensatz dazu gab es natürlich auch Anfeindungen. Zum Beispiel als wir 2006 den Song „Ten German Bombers“ zur Zeit der WM gemacht haben, löste dies richtig massive Drohungen aus.
Zu dem Song gab es auch ein Video auf YouTube, welches in der ersten Woche bereits 40.000 mal angeschaut wurde. Obendrein gab es dann auch Artikel in allen möglichen Zeitungen. In der ersten Woche habe ich aufgrund dessen so an die 200 Mord- und Schlägereidrohungen bekommen. Da ging es richtig rund.

Seid Ihr auf Tour? Oder wie geht es bei euch in nächster Zeit weiter?
Torsun: Die richtige Tour ist eigentlich immer. Wir sind im Moment fast jedes Wochenende am Spielen. Im Juli allerdings haben wir bis jetzt nur eine Show, weil dann die neue Platte fertig werden muss, die so im Herbst erscheinen soll. Letzten Winter war dann sozusagen die „richtige“ Tour, bei der wir dann zwei Wochen am Stück Konzerte gegeben haben.
Wenn ich zu Hause bin, dann bin ich auch so ziemlich jeden Tag im Studio in Berlin und am Wochenende dann eben auf der Piste. Aber es ist ein schönes Leben!

Torsun: Kommen wir mal zum Thema Harn! Ja zum Beispiel das letzte Einharn! Ne das sag ich lieber doch nicht .. aber das Problem ist man muss aufpassen auf der Autoharn .. denn da gibt es Spurnillen! Also ich meine es ist nunmal so! Für alle Menschen, die auf Harn stehen, ganz wichtig, niemals Spargel essen, das ist total schrecklich! Und eines sei noch gesagt, ich lasse mich nicht vor eueren Harn spannen!

Ok, genug: Kommt ihr noch zu Bratze ins AKW?
Egotronicer: So Kot will!

// von: helena hertlein