mit neuen Büchern von John Niven, Wolfgang Müller, Robert Dimery und Hanna Rosin.
// Nachdem erst vor kurzem seine fiktionale Hommage an den The Band-Klassiker „Music From Big Pink“ in Deutschland erschienen ist, kommt nun bereits John Nivens vierter Roman in die Läden. In „Das Gebot der Rache“ versucht er sich nach seinen popkulturellen Rundumschlägen in „Kill Your Friends“ und „Gott bewahre“ sowie dem Golfer-Drama „Coma“ zum ersten Mal an einem waschechten Thriller, der einem (wie sagt man so schön) das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der schottische Autor stellt mit seinem neuen Werk endgültig unter Beweis, dass er zu den begnadeten Geschichtenerzählern seiner Zeit zählt. Mit seinem neuesten Roman gelingt ihm nämlich das Kunststück, seine Leser bis zum bitteren Ende immer wieder an der Nase herumzuführen.
Die Geschichte selbst dreht sich im einen wohlhabenden Typen namens Donald Miller, der mit seiner Familie in der kanadischen Einöde lebt. Eines Morgens findet er plötzlich seinen Hund tot auf – doch das ist erst der Anfang. (VORSICHT SPOILER!) Kurz darauf wird auch noch seine Frau Sammy umgebracht und Donald sieht sich plötzlich mit einem Bedrohungsszenario konfrontiert, das ihn bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit treibt. Seite für Seite entspinnt sich auf diese Weise ein drastischer Thriller, der nach und nach die Beweggründe der einzelnen Figuren offenbart. John Niven wollte mit seinem neuen Werk raus aus der Nische und meistert seinen Abstecher in die Krimi-Abteilung durchweg famos. Das Motiv der Rache, das im Mittelpunkt des Romans steht, hat ihn schon immer fasziniert und vielleicht gelingt es ihm gerade deshalb, der ganzen Geschichte noch ein paar neue, ungeahnte Facetten abzugewinnen. Wie das Ganze am Ende ausgeht? Am besten du liest selber mal rein. Es lohnt sich.
// In einem handlichen Werk setzt sich der Autor Wolfgang Müller anschließend mit den kreativen Freiräumen im Berliner Westen in den 80er Jahren auseinander. In „Subkultur Westberlin 1979-1989“ wird die Zeit des kulturellen Aufbruchs beschrieben, der in jenen Jahren in der Hauptstadt zu beobachten war. Die Subkultur fühlt sich zu Hause in Berlin, weil hier allerhand Zwischenräume zu erschließen sind, denen eine gehörige Portion an Potenzial innewohnt. Überall schießen illegale Clubs und Diskotheken aus dem Boden. Plätze werden zum Feiern vereinnahmt und schon kurze Zeit später wird weitergezogen… immer auf der Suche nach dem nächsten großen Kick, nach etwas neuem, das die Welt da draußen noch für einen bereithält. Wolfgang Müller wirft einen Blick hinter die Kulissen des Berliner Treibens und schüttelt als Zeitzeuge und Protagonist zahlreiche Hintergrundinformationen aus dem Ärmel, die einen auch als Nicht-Berliner einen imposanten Einblick in den die damalige Zeit ermöglichen. Der Enthusiasmus der einzelnen Beteiligten, die absurden Gedankenspiele und deren direkte Umsetzung, an all dem sollte man sich heutzutage ein Beispiel nehmen und nicht jeden Fortschritt mit einer großen Menge Regeln gleich wieder im Keim ersticken. Dass Müllers eigene Gruppe Die tödliche Doris bei der ganzen Geschichte eine ebenso entscheidende Rolle spielt, ist natürlich Ehrensache. Es lohnt sich also mein reinzuschnuppern in dieses Buch. Auch deshalb, weil der Band mit zahlreichen Fotos durchstreckt ist, die einem dabei helfen, die Ereignisse in ein entsprechendes Licht zu rücken. Wer auf „Lost And Found“ von Tobias Rapps stand, sollte unbedingt mal reinlesen. Er wird sehr viel Freude haben an diesem Werk.
// Nachdem wir im Rahmen unserer Rubrik „Aufgelesen“ zuletzt schon auf die beiden literarischen „Best Of“-Sammlungen „1001 Filme“ und „1001 Comics“ hingewiesen haben, möchten wir heute die Gelegenheit ergreifen und allen Musikfans die beiden Bände „1001 Songs“ und „1001 Alben“ ganz intensiv ans Herz legen. Für letzteren Band haben sich auf Anregung von Herausgeber Robert Dimery neunzig internationale Rezensenten zusammengerauft und einen bunten Mix an LP-Klassikern aus dem 2012er Blickwinkel durchleuchtet. Wer also schon seit Längerem darüber nachdenkt, seine Cd-Sammlung zu erweitern, der findet hier reichlich Futter von Jazz bis Pop Schrägstrich Indie bis Rock. Neben Miles Davis und Pink Floyd hat man sich außerdem die Mühe gemacht, auch neuere Alben von M.I.A. und Joanna Newsom mit kleinen, aber feinen Besprechungen zu huldigen. Freut euch also schon mal auf ausreichend aktuelles, aber auch zeitloses Futter für die heimische Stereoanlage. Es macht einfach nur verdammt viel Spaß dieser denkwürdigen LP-Geschichtsstunde beizuwohnen. Und so mancher Klassiker, der viele Jahre im Schrank verstaubte, erblickt auf diese Weise vielleicht ebenfalls nochmal das Licht der Welt, während sich die Nadel des Plattenspielers langsam auf das schwarze Gold senkt. Wer darüber hinaus denkt, dass es sich im Zuge der Digitalisierung und damit einhergehend, der unbegrenzten Verfügbarkeit von Musik, inzwischen nicht mehr lohnt, ein ganzes Album durchzuhören, der kann alternativ auch zum Sammelband „1001 Songs“ greifen. In dem schicken Schmöker finden sich Besprechungen zu zahllose Tracks von Faith No More und Dinosaur Jr.; von Guns´s´Roses und Marilyn Manson; den Pixies und Oasis; Busta Rhymes und Beyoncé und wie sie sonst noch alle heißen. Songs eben, die in den vergangenen Jahrzehnten die Hitparaden stürmten und dabei so manches Lächeln auf das Gesicht des Zuhörers zauberten. Wie lange hast du eigentlich schon nicht mehr die Melodie des Kinks-Klassiker Dead End Street“ im Kopf gehabt. Und wie war das noch, als Jane Birkin und Serge Gainsbourg uns einst von der Liebe erzählten. „1001 Songs“ ist ein wahres Fest für Nostalgiker und liefert 1001 gute Gründe, die alten Songs nochmal aufzulegen. Also worauf wartest du noch?! Buch aufschlagen und die Musik genießen. Es lohnt sich. Zahlreiche A-Ha-Effekte gibt’s inklusive. Sowie zwei informative Vorworte von Tony Viscotti und Michael Lydon.
// Intensiv diskutiert wird derzeit nicht nur über die Rolle der modernen Frau / des modernen Mannes in der Gesellschaft, sondern auch über ein Werk von Hanna Rosin, das sich mit eben jenem Thema auseinandersetzt. In „Das Ende der Männer“ setzt sich die amerikanische Autorin differenziert mit einem sich (ihrer Meinung nach) anbahnenden, gesellschaftlichen Wandel auseinander, der irgendwann dazu führen könnte, dass die Männer in der Arbeitswelt zunehmend unter die Räder kommen. „Das 21. Jahrhundert wird weiblich“ steht in fetten Lettern auf dem Back-Cover des Buches geschrieben – und die Erklärung gibt’s gleich hinterher. Die Frauen könnten sich heutzutage einfach viel besser einstellen auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Laut Rosin sind heutzutage vor allem Eigenschaften wie Flexibilität, soziale Intelligenz und Kommunikationsbereitschaft von Belang, was ihrer Meinung nach ein großer Vorteil für die Frau sein müsste. In diesem Zusammenhang wird immer mehr deutlich, dass es der Autorin keineswegs darum geht, ein feministisch-angehauchtes Manifest zu schreiben. Ganz im Gegenteil: mit ihrem Buch soll eine Diskussion angestoßen werden. Das wiederum gelingt der Autorin in den letzten Wochen schon einmal sehr gut. Wobei natürlich die Frage erlaubt sein sollte, ob das ganze Unterfangen nicht etwas mehr Systemkritik verdient hätte? Werden wir als Menschen wirklich auch in den kommenden Jahren immer nur nach möglichst viel Macht und Geld streben und nach diesen Maßstäben unseren Erfolg bemessen oder gibt es vielleicht noch andere Werte, die in den nächsten Jahrzehnten unser Handeln bestimmen? Eine Frage, die in „Das Ende der Männer“ leider nur am Rande thematisiert wird. Unabhängig davon ist das Buch aber dennoch sehr aufschlussreich und leicht zu lesen. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern. Für Frauen und für Männer… Also viel Spaß. Bis zur nächsten Leserunde.
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