mit neuer Musik von Jake Bugg, Everything Everything, Fidlar, Heisskalt, Destroyed But Not Defeated, Naked Lunch, I Am Kloot und Veto.
// Ist schon komisch. Der große Hype von 2013 stammt eigentlich schon aus dem Jahre 2012. Da ist das Debütalbum von Jake Bugg nämlich bereits in den Handel gekommen. Nur hierzulande hat es mal wieder etwas länger gedauert, umso mehr freuen wir uns, dass der britische Musiker jetzt doch noch in Deutschland vorbei schaut. Auf seinem gleichnamigen Debüt findet sich alles, was ein moderner Klassiker braucht. „Two Fingers“ zum Beispiel, diese schillernde Perle von einer Pub-Hymne, die man nachts um Drei am Liebsten auf Endlosschleife hören möchte. Oder „Lightning Bolt“ – ein klassischer Country-Hit mit einem sich selbst ad absurdum führenden Text, der schöne Erinnerungen an die Musik von Johnny Cash und Konsorten weckt. Kurz darauf singen dann alle Brit-Pop-Anhänger zum hymnischen Refrain von „Seen It All“ im Chor und fragen sich, wie ein 18jähriger nur solch wunderbare Songs aus dem Ärmel zu schütteln vermag. Jake Bugg ist ein Ausnahmetalent, das im Rahmen der ersten sieben Songs dieses Debüts zu absoluter Hochform aufläuft. Dass die B-Seite da nicht ganz hinterher kommt, ist geschenkt, denn eins ist sicher: in Sachen Jake Bugg steht der Musikwelt noch Großes bevor.
// Dass inzwischen keinerlei Stilgrenzen mehr niedergebrannt werden müssen, sollte unseren Lesern allseits bekannt sein. Seit mehreren Jahren wird alles mit allem vermischt und so scheuen such auch die Kollegen von Everything Everything nicht auf ihrem zweiten Album einen bunten Mix aus Pop, Indie und Elektro aus dem Ärmel zu schüteln. „Arc“ atmet den Geist von Queen, steigert sich zwischenzeitlich in dynamische Arrangements der Marke Foals und dürfte aufgrund seiner hymnischen Passagen auch den Anhängern von Muse ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Everything Everything möchten (wie der Name es schon sagt) alles in sich aufsaugen und etwas Neues daraus machen. Das lässt die Band um Sänger Jonathan Higgs und Bassist Jeremy Pritchard nicht nur zu einem heißen Blog-Phänomen für eine neue Generation von Indie-Rock-Fans (Django Django lassen grüßen) avancieren, ihre Musik funktioniert auch im Kontext eines kompletten Albums, weil man als Zuhörer selbst beim dreißigsten Durchlauf noch etwas Neues entdeckt.
// Fidlar wiederum suhlen sich in Schnörkellosigkeit. Ihr Garagen-Rock kläfft einem wie ein wildgewordener Hund ins Gesicht. Schon der Opener „Cheap Beer“ ist ein einziges, trotziges Manifest. Das Quartett aus Los Angeles ist dermaßen begeisternd, dass es jeden Friedhof in eine Party-Zone verwandelt. Weil sich die Band außerdem an poppigen Melodien heranwagt, werden hier auch Fans von den Ramones und den Descendents auf ihre Kosten kommen. Fidlar gelingt es den Zuhörer mit ihren Enthusiasmus einzuwickeln und über die volle Distanz von 14 Songs bei der Stange zu halten. Wir müssen zugeben: in den vergangen Monaten ist uns nur selten ein dringlicheres Debüt vor die Füße geflattert. Also lasst es mal wieder krachen: hier habt ihr den Soundtrack dazu.
// Wer bereits an dem großartigen Rap-Rock-Track „Wir können alles machen (Was sollen wir machen?)“ von den Orsons Gefallen gefunden hat, der sollte mal in das neueste Signing aus dem Hause „Chimperator“ hinein hören. Die Gruppe Heisskalt fabriziert einen packenden Mix aus Gittarenlärm und Gesang, vermengt mit ein paar kleinen aber feinen Rap-Parts. Auf ihrer ersten EP „Mit Liebe gebraut“ sind zwar nur fünf Songs drauf, dafür sind die allesamt astreine Hits und werden mit Sicherheit allen Krafklub-Fans unter euch ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Nach einer euphorischen Begrüssung mit einem lautstarken „Hallo“ geht’s dann rauf zum „Mond“, wieder zurück auf der Erde wird dann „Dezemberluft“ inhaliert und kurz bevor der letzte Ton verklingt und es endgültig „still“ wird, biegt auch schon dein „Schatz“ um die Ecke, dem du eröffnest: „Du willst ein Lied, ich will ans Meer“. Wenn die Jungs dieses Niveau auf Albumlänge halten können, dann steht aus dem Hause Heisskalt demnächst noch Großes bevor. Und jetzt alle: „Du willst ein Lied?! Dann komm schon und nimm es dir…“
// Und hach, wie cool ist das denn?! Es gibt doch tatsächlich noch Bands, die heutzutage ein Album auf Tape veröffentlichen. Das schönste aber ist: im Fall von Destroyed But Not Defeated passt das auch noch ganz hervorragend zu der Musik. Das Debüt von Mastermind Lelo Brossmann versammelt zwölf klassische Indie-Rock-Perlen, die jedem Fan von Built To Spill bis Dinosaur Jr. sofort das Herz öffnen sollten. Schon nach wenigen Minuten kramt man die zerrissenen Jeans aus dem Schrank und feiert sein ganz persönliches Indie-Rock-Revival. Destroyed But Not Defeated klingen in diesem Zusammenhang übrigens wirklich, als hätte die Musik bereits 20 Jahre auf dem Buckel und so möchte man gleich nach verklingen des letzten Tones des Rausschmeißers „Gone“ schon wieder die A-Seite abspulen. Diese Jungs gehören mit Sicherheit zu den Acts, die in den nächsten Jahren auch außerhalb ihres Heimatlandes Österreich für Furore sorgen werden. Und wer keinen Kassettenrekorder besitzt, muss ebenfalls nicht traurig sein – er kann alternativ auch einfach zur Cd- oder Vinyl-Version des Albums greifen.
// Die Gruppe Naked Lunch hat vor einigen Jahren schon einmal ein wunderbares Set zur Untermalung des Filmes „Universalove“ in Würzburg gespielt. Ebenso cineastisch beginnt ihr aktuelles Album „All Is Fever“, das mal wieder voller packenden Arrangements steckt. Die aktuelle Single „The Sun“ läuft bereits auf allen einschlägigen Sendern auf Dauerroatation und ist ein vielversprechender Appetizer auf diese zehn Tracks, welche wie ein zauberhafter Mix aus den besten Momenten von Slut und Sophia anmuten. Zusammen mit Olaf Opal und Sängerin Gustav machen sich die Österreicher aus Klagenfurt daran, ein spätes Meisterwerk zu veröffentlichen. „All Is Fever“ ist ein zehnteiliger, tieftrauriger Brocken… ein dramatisches Epos, bei dem es einem auch beim zwanzigsten Durchlauf noch kalt den Rücken runter läuft. Da kommt hierzulande höchstens noch Konstantin Gropper von Get Well Soon hinterher. Also unbedingt mal reinhören in die Scheibe.
// I Am Kloot mussten sich in den vergangenen Jahren immer wieder des Vorwurfs erwehren, dass sie es sich eingerichtet haben in ihrem klassischen Manchester-Trademark-Sound. Das wiederum mag schon stimmen, aber gerade das macht auch ihr neues Album „Let It All In“ wieder zu einem berauschenden Vergnügen für alle Brit-Pop-Fans dieses Planeten. Diese Songs atmen, sie pulsieren und es ist ein großes Vergnügen ihnen dabei zuzuhören. Dieses Album klingt so dermaßen herzerwärmend, dass man sich nur zu gerne von der Musik einlullen lässt. Dass I Am Kloot auch diesmal keine Überraschungen aus dem Ärmel schütteln, liegt einzig und allein daran, dass diese Band hier niemanden mehr etwas beweisen muss. Stattdessen tut sie einfach was sie immer getan hat. Wunderbare Songs schreiben. Also am Besten einfach mal entspannen und genießen.
// Veto wiederum sind schon mit ihrem Debüt in die großen Fußstapfen von Chikinki getreten und versuchen sich auch 2013 an einem tanzbaren Mix aus Elektro und Rock. Die technoiden Tracks treiben einen auf die Tanzfläche und sorgen dafür, dass man schon nach wenigen Sekunden hemmungslos mitrockt. Das liegt daran, dass die Songs auf der Doppel-EP „Sinus Point Break“ geradezu strotzen vor Innovation. Die Band klingt in etwa wie ein Bastard aus Depeche Mode und Nine Inch Nails, versteckt ihre hymnischen Melodien aber hinter einem Schleier aus elektronischen Spitzfindigkeiten und lässt einen schon nach wenigen Sekunden jegliche Hemmungen über Bord werfen. Also schnuppert mal rein und tanzt euch in Ekstase. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?