mit neuer Musik von Colleen Green, Adam Rubenstein, Rhye, Kavinsky, Guards, Taylor Swift, The Men und dem Soundtrack zu „Les Misérables“.
// Schräge Töne bekommen wir auf dem aktuellen Album von Colleen Green präsentiert. „Sock It To Me“ ist ein verwinkelter Bastard, dessen wahre Größe sich erst nach dem x-ten Durchlauf erschließt. Die Songs der jungen Musikerin erinnern dabei immer wieder an die kratzbürstigen Hits der legendären „C86“-Compilation. Songs wie „Yr So Cool“ und „Heavy Shit“ pflanzen einem ein breites Grinsen auf Gesicht und wickeln den Zuhörer ein mit ihrer Lo-Fi-Ästhetik. Gerade weil die Tracks so kurzweilig in Szene gesetzt wurden, dreht sich das Album fortwährend auf Endlosschleife auf dem heimischen Plattenspieler. Zwischenzeitlich kommen dann auch die Fans der altehrwürdigen Ramones auf ihre Kosten, wenn die Musikerin die eine oder andere schmissige Melodie in die Wagschale wirft. Darüber hinaus gibt’s zu diesem Album eigentlich nur noch eins zu sagen: abfeiern, bitte!
// Die Kollegen von „Artic Rodeo Recordings“ haben in der Zwischenzeit auch einen neuen, sehr empfehlenswerten Künstler im Programm, den ihr euch unbedingt mal zu Gemüte führen solltet. Adam Rubenstein ist ein Songwriter, der einen mit seinen zauberhaften Melodien um den kleinen Finger wickelt, dessen Musik aber nicht nach den ersten drei Songs die Puste ausgeht. „Excavator“ ist ein dermaßen vielschichtiger Bastard, dass man sich fragt, wo der Musiker nur all die Ideen her hat. Mit freundlicher Unterstützung einiger Mitglieder von My Morning Jacket, Chamerlain und Ficiton Plane erschafft Adam Rubenstein ein kurioses Meisterstück, das Fans von Damien Rice bis The Gaslight Anthem gleichermaßen gefallen sollte. Also Regler rauf und… Gänsehaut.
// Wer auf die Musik von Sade steht, der sollte mal in die aktuelle Scheibe von Rhye hinein hören. Die hat nämlich mit „Woman“ ein schillerndes Pop-Werk aus dem Ärmel geschüttelt, dass man sich am Liebsten im Autoradio zu Gemüte führen sollte. Während die getragenen Songs das Soundsystem fluten, überkommt einen immer wieder dieses Gefühl, dass auch Phil Collins mit seinem Ausnahme-Song „In The Air Tonight“ bei einem auslöste. Alles scheint plötzlich in Zeitlupe vor einem abzulaufen und man fühlt sich wie in einen Rausch der Emotionen versetzt. „Woman“ ist das mit Sicherheit schillerndste Pop-Album des Frühlings, das einen so unvermittelt trifft, wie die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen und kalten Winter.
// Ebenfalls vortrefflich im Auto funktioniert die neue Scheibe von Elektro-Wunderkind Kavinsky. Der posiert auf dem Cover nicht nur in bester 80er-Jahre-Manier mit trendy College Jacke, er hat mit „Nightcall“ auch den passenden Soundtrack zum Fluchtwagen-Reißer „Drive“ aus dem Ärmel geschüttelt. Nun bläst er seine eleganten Rhythmen auf Albumlänge auf und macht dabei eine durchweg gute Figur. Wenn „Rampage“ das Soundsystem flutet, kommen zwischenzeitlich sogar schöne Erinnerungen an „Knight Rider“ auf. Ansonsten erinnert „Outrun“ an das zweite Album von Daft Punk, weshalb es nur schlüssig erscheint, dass ihn die Jungs erst vor kurzem als Support mit auf Welttournee genommen haben. Wer also schon lange mal wieder so richtig schön nostalgisch in Richtung 80er blicken wollte, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich.
// Mit ihrer eleganten Variante aus poppigen Melodien und verhallten Noise-Attacken, haben uns die New Yorker von Guards schon im vergangenen Jahr um den kleinen Finger gewickelt. Nun erscheint mit „In Guards We Trust“ das lang ersehnte Debüt-Album der Band, deren Musik so einen herrlich entrückten Charme ausstrahlt. Songs wie „Ready To Go“ oder „Nightmare“ könnten genauso gut auf der großen Bühne funktionieren, werden aber von der Band dermaßen durch-psychedelisiert, dass dadurch immer wieder schöne Erinnerungen an die inzwischen wiedervereinten My Bloody Valentine geweckt werden. Wer auf verstrahlten Indie-Pop mit zauberhaften Melodien steht, der sollte mal eine Runde mitrudern. (26.4.)
// Taylor Swift entpuppt sich im siebten Jahr ihrer Karriere auch hierzulande als echte Hitschleuder. Ihr neues Album „Red“ stürmte nicht nur erstmals in die Top 5 der deutschen Charts, ihr Sound hat sich auch nachhaltig gewandelt. Standen anfangs noch Country-Anleihen im Vordergrund, beschränkt sich die Musikerin inzwischen voll und ganz auf schwungvolle Pop-Hits, die schöne Erinnerungen an Avril Lavigne und Konsorten wachrufen. Es ist vor allem die unbeschwerte Attitüde, die einen mitreißt. Taylor Swifts unbekümmerten Hits regen zum Mitschunkeln an. Das reicht dann auch schon um „Red“ (zumindest in den kommenden Monaten) auf Endlosschleife in der heimischen Stereonlage zu schubsen. Für uns jedenfalls ist Taylor Swift gerade das Pop-Sternchen des Moments; nur an der Halbwertszeit ihrer Musik – an der gilt es in Zukuft noch ein bisschen zu arbeiten. Ein paar Ecken und Kanten hätten „Red“ auf jeden Fall nicht geschadet.
// Nachdem das Leinwand-Remake des Musicals „Les Misérables“ bereits mit drei Golden Globes und ebensovielen Oscars ausgezeichnet wurde, steht nun auch der dazu gehörige Soundtrack in den Regalen. Das breitenwirksame Hit-Musical kann nun also auch zuhause seine volle Kraft entfalten. Obwohl man in diesem Zusammenhang natürlich auf die Leinwand-Präsenz der bekannten Stars wie Hugh Jackman, Anne Hathaway und Russel Crowe verzichten muss, reißt einen dieser bunte Reigen an Musical-Tracks dennoch mit, weil die einzelnen Darsteller allesamt eine recht gelungene Performance (immer unter Berücksichtigung ihrer gesangstechnischen Möglichkeiten) abliefern. Wenn du also auf orchestrale Sounds stehst, die auch bombastisch produziert sind, schnupper mal rein.
// Wer auf schrammelige Gitarren steht, könnte derweil beim neuen Album von The Men auf seine Kosten kommen. Die Scheibe namens „New Moon“ entpuppt sich als charmante lo-fi-Alternative zum aktuellen Album des Black Rebel Motorcycle Clubs und hat mit „The Seeds“ auch noch einen charmanten Geheimtipp für die Indie-Tanzfläche im Gepäck. Wenn du also mal wieder einen richtigen gelungenen Mix aus Country, Psychedlic-Rock und wütendem Gitarren-Geschredder hören möchtest, solltest du unbedingt mal in das Album hinein hören. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?