mit den Bänden „Marzi“, „Drei Freunde“, „Alice In Sussex“ und „Die grosse Transformation“.
// Eine wahrhaft zauberhafte Graphic Novel namens „Marzi“ ist bereits im vergangenen Jahr bei „Panini Comics“ erschienen. Passend zur Veröffentlichung des Nachfolgers wollen wir heute erstmals die Gelegenheit ergreifen, euch in das Universum der jungen, polnischen Protagonistin einzuführen. Marzi selbst ist im Jahre 1979 auf die Welt gekommen und lebt anschließend zehn Jahre lang in einer kommunistisch-geprägten Gesellschaft. Im ersten Band, welcher die Jahre 1984 bis 1987 umreißt, erleben wir das alltägliche Leben aus der Sicht des jungen Mädchens, welches mit vollen Namen Marzena Sowa heißt.
Während die Hauptfigur also heranwächst und tiefgreifende Veränderungen in ihrem Leben stattfinden, verändert sich auch die Welt um sie herum auf tiefgreifende Art und Weise, wodurch es den Machern Sylvain Savoia (und Marzena Sowa selbst) gelingt, nicht nur eine typische „Coming Of Age“-Story in Szene zu setzen, sondern auch die gesellschaftspolitischen Aspekte der damaligen Zeit zu thematisieren. Es ist in diesem Zusammenhang vor allem der kindlichen Blickwinkel, der einen fasziniert und über die volle Distanz immer wieder zum Nachdenken anregt. Im zweiten Band, der die Ereignisse im Jahr 1989 aufgreift, wird der Wandel vom Kommunismus zur Demokratie vollends vollzogen. Es ist eine Zeit des Übergangs, welche Marzi hier am eigenen Leib erfahren darf. Am Ende kommt es schließlich zum Fall der Berliner Mauer, was aber mit der Protagonistin geschieht, das möchten wir hier natürlich noch nicht verraten. Nur so viel: ihr solltet euch dieses nachdenkliche Werk mit eindrucksvollen Illustrationen auf keinen Fall entgehen lassen. Die Geschichte wird euch noch Tage später im Kopf herum schwirren – darüber hinaus bekommt ihr im Rahmen des zweiten Buches auch noch das Tagebuch der Protagonistin mit zahlreichen Fotografien und Zeichnungen oben drauf.
// Freudig überrascht waren wir in diesen Tagen auch, als uns die frohe Botschaft erreichte, dass Nicholas Oldland mal wieder ein neues Kinderbuch aus dem Ärmel geschüttelt hat. Nach seiner famosen Trilogie über den Biber, den Elch und den Bär, bringt er die einzelnen Protagonisten nun im Rahmen seines neuen Werkes „Drei Freunde“ zusammen und sorgt so für ein breites Schmunzeln auf den Lippen des Lesers. Es sind aber nicht nur die schrägen Figuren, in welche man sich schon nach wenigen Seiten verliebt, sondern auch die tollen Geschichten, die der Autor scheinbar beiläufig aus dem Ärmel schüttelt. In dem neuen Buch dreht sich nun alles um das Thema Zusammenhalt. Unter dem Titel „Gemeinsam sind wir stark“ macht sich der Schöpfer daran, sein Trio auf große Kanutour zu schicken und lässt sie dabei auch in das eine oder andere Fettnäpfchen treten. Im Mittelpunkt aber steht diesmal der Team-Gedanke, denn erst als die drei sturen Hauptfiguren endlich aufeinander zugehen, stellen sich die ersten Erfolge ein. Wegen seiner schrägen Charaktere und bezaubernden Zeichnungen eignet sich „Drei Freunde“ auch diesmal nicht nur für das junge Publikum, sondern auch erwachsene Leser dürfen durchaus mal reinschnuppern. Es lohnt sich. Genauso wie die drei vorab veröffentlichten Werke, die ebenfalls bei „Jacoby & Stuart“ erschienen sind.
// Eine äußerst gelungene Adaption von Lewis Carrolls Roman-Klassiker „Alice im Wunderland“ in Kombination mit H.C. Artmanns „Frankenstein in Sussex“ erscheint derweil in einer modifizierten Variante im „Suhrkamp“-Verlag. „Alice in Sussex“ ist nicht nur eine zauberhafte Melange der besten Momente aus beiden Werken, sondern setzt sich auch augenzwinkernd mit lieb-gewonnen Charakteren wie der Grinse-Latte oder dem weißen Kaninchen auseinander. Letzteres wiederum zitiert fröhlich die größten Werke von Herman Melville bis Friedrich Nietzsche und sorgt dafür, dass man sich als Literatur-Liebhaber sofort in diese Graphic Novel verliebt. Das Werk des Wiener Illustratoren Norbert Mahler, der bereits für „Die Zeit“ und die „FAZ“ gezeichnet hat, ist aber nicht nur gespickt mit Zitaten aus der Weltliteratur, sondern auch mit charmanten Charakteren gesegnet. Mit minimalen Mitteln gelingt es dem Autor die Situation immer weiter zuzuspitzen, bis sich schließlich Frankensteins Monster und Alice höchstpersönlich gegenüber stehen. Wer das ungleiche Duell am Ende für sich entscheidet? Am besten du findest es selbst heraus. „Alice in Sussex“ ist mehr als die Summe seiner Teile. Und wir sind vollends begeistert.
// Wenn Wissenschaftler vom Klimawandel erzählen, dann wird vielen Menschen schon mal Angst und Bange. Deswegen blenden sie das dringliche Thema lieber aus. Wie man die Leute dennoch erreichen kann, stellt eine gelungene Graphic Novel aus dem „Jacoby & Stuart“-Verlag unter Beweis, welche in diesen Tagen unter dem Namen „Die grosse Transformation“ erscheinen ist. Darin dreht sich alles um neun Wissenschaftler, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben haben. „Kriegen wir noch die Kurve?“ fragen sich die Macher auf der Titelseite des Bandes und versuchen dadurch ein Licht am Ende des Tunnels aufzuzeigen. Wenn alle an einem Strang ziehen, so das Kredo der Beteiligten, dann können wir das drohende Unheil noch verhindern. So erläutert das Werk nicht nur die komplizierten Zusammenhänge zwischen unsere industriellen Gesellschaft und dem CO2-Anstieg, sondern setzt sich auch mit dringlichen Themenfeldern, wie dem fortschreitenden Artensterben oder der zunehmenden Wüstenbildung auseinander. All das wird anschaulich präsentiert, mit gelungenen Illustrationen versehen und auf diese Weise leicht verständlich für den Leser aufgearbeitet. So kommen in den einzelnen Kapiteln nicht nur der Physiker Hans Joachim Schellnhuber und der Klimaforscher Stefan Rahmstorf zu Wort, sondern auch der Ingenieur Jürgen Schmid und der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Am Ende müssen nämlich alle Teile der Gesellschaft mit einbezogen werden, wenn wir nicht schon bald die harten Konsequenzen des Klimawandels zu spüren bekommen möchten. Also schnuppert mal rein. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?