mit neuer Musik von Phoenix, Clara Luzia, Chuckamuck, Neo Rodeo, Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, Johnny Mauser, Charli XCX und Mrs. Greenbird.
// Manchmal ist es gar nicht so einfach einen astreinen Mega-Seller von Album zu beerben. Phoenix jedenfalls sahen sich bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, einem nahezu perfekten Werk ein weiteres (vielleicht noch perfekteres?) folgen zu lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es nun endlich soweit und „Bankrupt!“ unterläuft erst einmal alle Unterwartungen. In den Strophen wickeln uns Phoenix zwar nach wie vor mit ihren luftigen Arrangements um den kleinen Finger, wenn die Stücke dann allerdings in Richtung Refrain abdriften, wird von Programmkino auf Multiplex geswitcht. „Bankrupt!“ ist ein Album, das sich mit Songs wie „Entertainment“ und „Trying To Be Cool“ ganz weit aus dem Fenster lehnt, indem es die Stücke ganz bewusst in kitschige Gefilde abdriften lässt, hat aber mit „Chloroform“ oder „Oblique City“ auch wieder diese pulsierenden Kracher am Start, die man schon auf „Wolfgang Amadeus Phoenix“ so bezaubernd finden konnte. Soll heißen: Phoenix haben das Beste aus ihrer Situation gemacht und einen bunten Knallbonbon gezündet, der einen als Hörer in einem Meer von Konfetti ertrinken lässt. Wer da nicht in Richtung Tanzfläche abbiegt, hat sein Herz für poppige Melodien schon lange unter den Teppich gekehrt.
// Clara Luzia wickelt uns derzeit nicht nur mit ihrer bezaubernden Ballade „No One´s Watching“ um den kleinen Finger, sondern hat auch mal wieder ein neues Album aus dem Ärmel geschüttelt, dass uns neun geschmeidige Songs um die Ohren haut. „We Are Fish“ ist ein Liedermacher-Werk der melancholischen Sorte, das uns mit bezaubernden Piano-Melodien zu betören weiß. Auf ihrem fünften Album gelingt es der östereichischen Singer-Songwriterin mal wieder sehr gut, einen Drahtseilakt zwischen Folk-Pop und Kammerorchester zu absolvieren, ohne dabei ins Straucheln zu geraten. Da bekommt man als Hörer spätestens nach dem zweiten Song Gänsehaut, die nicht mehr abebben möchte, bis der letzte Ton des Werkes verklungen ist.
// Heimlich, still und leise haben auch die herzalleriebsten Schrammelrocker von Chuckamuck ein neues Album eingespielt. Im Gegensatz zum ungestümen Erstling lenken sie ihre Songs diesmal (zumindest zwischenzeitlich) in geregelte Bahnen und schütteln dabei eine Menge kleiner Hits wie „Geistergirl“ und „354 722 384“ aus dem Ärmel. Man darf sich dass dann ein bisschen so vorstellen, als wären Ja, Panik! plötzlich zu einer Power-Pop-Band mutiert. „Jiles“ aber hat solche Vergleiche eigentlich überhaupt nicht nötig. Dieses Album stimmt einen so enthusaistisch, dass man am Liebsten sofort selbst eine Band gründen möchte. Im Grunde genommen haben Chuckamuck also alles richtig gemacht. Da scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch die große Masse endlich auf diese Band aufmerksam wird. Ein schöneres Geschrammel jedenfalls bekommt man hierzulande nicht alle Tage um die Ohren gehauen.
// Beim sympathischen Indie-Label „Tapete Records“ erscheint in diesen Tagen ebenfalls mal wieder ein gelungenes Debütalbum einer aufstrebenden, jungen Combo, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. „Mein junges und sorgloses Herz“ von Neo Rodeo besteht aus zwölf schmissigen Tanz-Nummern, die schöne Erinnerungen an das breite Schaffen von Rio Reiser und Friends wachrufen. Nach dem country-lastigen Titelsong kommen mit fortdauernder Lauflänge auch die guten, alten Rock´n´Roll-Anhänger auf ihre Kosten. So entpuppt sich Neo Rodeo als echter Geheimtipp unter den zahlreichen Acts da draußen, die es sich im Grenzgebiet von unbekannten Acts wie The Beautiful Kantine Band und weltberühmten Kollegen wie Johnny Cash eingerichtet haben und wir freuen uns jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates.
// Wer auf deutschsprachigen Rap im Grenzgebiet von Kinderzimmer Productions und Fischmob steht, der sollte mal in das aktuelle Album von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi hinein hören. Die Gruppe mit dem wohl abgedrehtesten Namens des Jahres präsentiert uns auf „Expedition ins O“ einen gelungenen Mix aus experimentellen Instrumentals, klassischem Old School-HipHop und jeder Menge knackiger Punchlines. Da kommt man schon nach wenigen Minuten nicht mehr aus dem Grinsen heraus. Dass die Crew dabei trotzdem nicht klingt, wie aus der Zeit gefallen, ist bemerkenswert: stattdessen spürt man in jeder Zeile den Wunsch nach Langlebigkeit. Man sollte sich demenstsprechend auch etwas Zeit nehmen für dieses Album, denn viele Tracks entfalten ihre wahre Größe erst nach mehrmaligem Hören.
// Zumindest in musikalicher Hinsicht schlägt Johnny Mauser dann in eine ähnliche Richtung. Sein neues Album „Der Katze entkommen“ entpuppt sich als nachdenklich-stimmendes Zecken-Rap-Werk, das einem Geschichten aus dem Leben erzählt. Mit freundlicher Untertsützung von Spion Y, DJ Profile, Peer Plex, Refpolk und Phurioso textet sich der Protagonist durch einen bunten Sound-Mix, welcher in guter, alter Rap-Tradition mit zahlreichen Scratches und doppelbödigen Lyrics versehen ist. „Du kommst im Audi A8 und ich im Audiolith“ – womit dann auch schon klar sein dürfte, wo dieses schlagfertige Werk erscheint. Bei eben jener Hamburger Plattenfirma, die uns in den vergangenen Jahren schon so wunderbare Acts wie Frittenbude und Supershirt präsentiert hat.Ob Johnny Mauser genauso durch die Decke geht? Warten wirs ab. Mit „Die Mauer“ haben sie jedenfalls schonmal ein überzeugendes, musikalisches Angebot für die örtlichen Tanzflächen am Start.
// Nachdem Charli XCX bereits vor kurzem mit Icona Pop und dem gemeinsamen Mega-Hit „I Love It“ an die Spitze der Charts gestürmt ist, steht nun endlich das Debüt-Album der aufstrebenden Künstlerin in den Regalen. Auf Selbigem versöhnt sie den Mainstream mit einer gehörigen Portion zeitgenössischer Sounds. Im Gegensatz zu „I Love It“ wird zwar hier nicht ununterbrochen aufs Gaspedal gedrückt, dadurch bleibt aber mehr Raum für zauberhafte Melodien, die sowohl im Elektro-Club, als auch in der Großraumdisco funktionieren soltlen. „True Romance“ spiegelt im Grunde genommen perfekt den gegenwärtigen Zeitgeist wieder. Ist ja auch kein Wunder, schließlich standen bei den Aufnahmen so renommierte Kollegen wie Ariel Rechtshaid (Major Lazer) und Patrik Berger (Lana del Rey, Robyn) hinter den Geräten. Da konnte nun wirklich nichts schief gehen.
// Mrs. Greenbird wiederum sind die etwas andere TV-Band. Jedenfalls gelingt es den beiden Pop-Exoten mit ihrer Melange aus Folk- und Liedermacherklängen auch den geneigten Indie-Hörer um den kleinen Finger zu wickeln. So bezaubert uns die Band auf ihrem gleichnamigen Debütalbum mit elf schmissigen Tracks, die man noch Stunden später im Ohr hat. Auf diesem Album scheint einfach alles zu stimmen, da egalisieren sich alle Ausverkaufs-Vorwürfe von alleine und man kann nur jedem empfehlen, diesem Album mal eine Chance zu geben. Es lohnt sich – schon alleine wegen der bezaubernden Radiohead-Cover-Version von „Creep“ – ein Stück, das im Original sicher zu den schönsten Songs aller Zeiten gehört. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?