mit neuer Musik von Miles Kane, Crystal Fighters, Iggy and The Stooges, Emily Wells, The Baptist Generals, Frankie & The Heartstrings, Josh Kumra und Spectrals.
// Auch wenn es hierzulande leider nur wenige mitbekommen haben. Miles Kane gehört zu den aufstrebenden Künstlern, bei denen sich es lohnt, aufzuhorchen. Auf seinem zweiten Album geht es in diesem Zusammenhang sogar noch etwas ruppiger zu, als auf dem enthusiastischen Vorgänger, der jeden Arctic Monkeys-Fan auf eine Wolke der Glückseligkeit schubste. „Don´t Forget Who You Are“ ist eine hemmungslose Party-Platte, die ganz bewusst über die Stränge schlägt. In „You´re Gonna Get It“ klingt er bisweilen wie eine Variante der Gruppe Jet, die man sich auch heute noch gerne anhören würde. „Give Up“ ist ein rotziger Brocken von Club-Hymne und „Taking Over“ verwandelt dein Wohnzimmer in einen Rave-Tempel. Miles Kane wendet sich auf seinem neuen Werk wieder mehr den verrockten Anfangstagen zusammen mit seiner Band The Rascals zu, dürfte aber auch Fans von Milburn oder dem neuen Album von Johnny Marr um den kleinen Finger wickeln. Da bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass es jetzt auch hierzulande klappt mit dem großen Durchbruch.
// Wer bisher noch nicht die Gelegenheit hatte, die Crystal Fighters einmal live zu sehen, der sollte das unbedingt nachholen. Das spanisch/englische Kollektiv ist auf der Bühne eine echte Macht und sorgt dafür, dass der ganze Saal in einer einzigen Euzphorieblase versinkt. Nun überführt die Band ihre unbändige Live-Energie auch auf Album-Format, was zu zehn verzückenden Tracks im Grenzgebiet von Indie, Pop und Rave führt. „Cave Rave“ ist ein ebenso dynamisches, wie mitreißendes Werk, dessen größte Hits wie „You And I“ und „Wave“ schon bald in allen angesagten Indie-Clubs rauf und runter laufen sollten. Da freut man sich jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates.
// Endlich gibt’s mal wieder etwas Neues von Iggy and The Stooges zu hören. 40 Jahre ist es inzwischen schon her, seit die Band ihren Klassiker „Raw Power“ aus den Ärmel schüttelte. Auf ihrem neuen Album mit dem hintersinnigen Titel „Ready To Die“ inszeniert sich Iggy Pop nicht nur als Selbstmordattentäter im Fadenkreuz, er wird auch nicht müde, den einen oder anderen gesellschaftlichen Misstand anzuprangern. Bemerkenswert daran ist vor allem, wie druckvoll und kompromisslos seine Musik auch heute noch klingt. In „Unfriendly World“ traut er sich dann sogar an so etwas wie eine Ballade heran, wobei ihm die trotzigen Rhythmen der restlichen Songs wesentlich besser zu Gesicht stehen. „Ready To Die“ ist ein Album mit dem man auch als langjähriger Fan leben kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
// Engelsgleich hört sich im Gegensatz dazu das neue Album von Sängerin Emily Wells an, die uns auf ihrem neuesten Streich einen bunten Strauß zauberhafter Melodien präsentiert. „Mama“ ist ein Album, das auch den Fans von Joanna Newsom gefallen könnte. Die Künstlerin macht keine Kompromisse und absolviert einen Drahtseilakt zwischen den Genres. Ob Klassik, HipHop oder Folk – die texanische Musikerin bewegt sich abseits gängiger Schemata und schüttelt ein wirklich imponierendes Gesamtkunstwerk aus dem Ärmel, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Wer auf spannenden Liedermacher-Pop steht, sollte unbedingt mal reinhören.
// Wer auf klassische Rock-Klänge mit zeitgenössischen Motiven steht, der sollte mal in das aktuelle Album von The Baptist Generals hinein hören. Fans von Neil Young und Konsorten dürften sich hier nicht nur gut aufgehoben fühlen, „Jackleg Devotional To The Heart“ dürfte sie sogar zu wahren Euphorieschüben anregen. Die Scheibe strotzt nur so vor dynamisch-arrangierten Songs, welche die volle Bandbreite des Rock-Spektrums ausloten. Da lässt man der Band sogar die einpeitschenden Vocals von „3 Bromides“ durchgehen, weil sie einen kurz darauf (auf der B-Seite des Werks) mit einer zauberhaften Liebes-Botschaft um den kleinen Finger wickelt. Mit ihrem dritten Album setzen die Jungs aus Texas ihre Reise in Richtung Rockstar-Himmel ohne Abstecher ins Kiesbett fort und verzücken uns mit ihrer Melange aus Gitarrem, Schlagzeug, Bass und Gesang. Ein durch und durch geerdetes Werk, das auf sympathische Weise, wie aus der Zeit gefallen anmutet.
// Alle Fans der Lost Patrol Band, können jetzt vor Freude die Tanzschuhe aus der Kiste kramen. Frankie & The Heartstrings schlagen nämlich auf ihrem neuen Album „The Days Run Away“ in eine ähnliche Kerbe und sorgen dafür, dass uns bei dem Mistwetter doch noch ein wenig warm ums Herz wird. Songs wie „That Girl, That Scene“ und „Right Noises“ hat man noch Stunden später im Ohr. Und durch das Albumcover im klassischen Frankie & The Heartstrings-Look haben sie sowieso einen festen Platz in unseren Herzen für sich reserviert. Produziert wurde das Ganze übrigens von niemand Geringerem als Suede-Mitglied Bernard Butler – was man allerdings nur gelegentlich heraushört, wenn die Band zum Beispiel in der Ballade „Losing A Friend“ das Tempo drosselt.
// Wer auf poppige Liedermacher-Klänge steht, der könnte bei Josh Kumra an der richtigen Adresse sein. Der Künstler wandelt auf dem schmalen Grad zwischen Coldplay und Ed Sheeran, ohne dabei ins Schlingern zu geraten. Es ist eben diese glitzernde Oberfläche, die seine Scheibe so bezaubernd macht. Während alle anderen sich an innovativen Sounds versuchen, verlässt sich der britische Liedermacher voll und ganz auf seine Qualitäten als Songwriter und schüttelt bezaubernde Hit-Singles wie das beschwingte „Find My Way Home“ und das betörende „Waiting for You“ aus dem Ärmel. „Good Things Come To Those Who Don´t Wait“ widerlegt in diesem Zusammenhang (ähnlich wie das aktuelle Album von Ben Howard) auch das Vorurteil, dass sich musikalische Liebe auf den ersten Blick und Langlebigkeit nicht zwangsläufig ausschließen. Lediglich das schnulzige „Where Do We Go From Here“ hätte er sich am Ende dann doch lieber sparen sollen.
// Mit freundlicher Unterstützung des Girls-Mitglieds Chet White machen sich die Spectrals auf ihrem zweiten Album daran, uns die Frühlingsmonate mit schrammeligen Indie-Pop zu versüßen. „Sob Story“ wildert irgendwo im Grenzgebiet von Elvis Costello und den Holloways und zaubert einen schon nach wenigen Sekunden ein breites Grinsen aufs Gesicht. Lediglich der Titeltrack ist vielleicht mit seiner Theatralik ein wenig dick aufgetragen, wenn die Band dann aber wieder das Tempo anzieht, gelingt ihr ein charmanter Mix aus Pop, Garage Rock und Doo Wop-Melodien. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?