mit neuer Musik von Beady Eye, Portugal, The Man, Boysetsfire, Paramore, Bosnian Rainbows, Austra, Neodisco und Fayzen.
// Seit sich Oasis vor geraumer Zeit aufgelöst haben, gibt es für deren Fans groteskerweise umso mehr Grund zum Feiern. Statt einem bekommt man nun nämlich in regelmäßigen Abständen zwei Alben von den Streihähnen Noel & Liam präsentiert. Nachdem der Erstling von Liams Projekt Beady Eye neben den beiden wundervollen Singles nur für hartgesottene Fans interessant gewesen ist, schüttelt das Kollektiv, bestehend aus Andy Bell, Gem Archer, Chris Sharrock und Jay Mehler (früher mal bei Kasabian), ein ebenso ambitioniertes, wie gelungenes, zweites Werk aus dem Ärmel. Songs wie „Flick Of The Finger“ oder „I´m Just Saying“ dürften allen Brit-Pop-Anhängern zwar weiterhin ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern – darüber hinaus bekommt man mit „Soul Love“ und „Shine A Light“ aber auch einige hypnotische Tracks um die Ohren gehauen, die auch den Kollegen aus dem Hause Stone Roses gut zu Gesicht gestanden hätten. Alles in allem richtet sich der Blick von Beady Eye also auch weiterhin nach vorne und das ist verdammt nochmal gut so. Deshalb: Noel Gallagher´s High Flying Birds – bitte nachziehen.
// Portugal, The Man haben uns in den vergangenen Jahren mit einer echten Flut an Veröffentlichungen überhäuft. Dabei haben sie sich von einem Prog-Rock-Act der Marke The Mars Volta immer mehr zu einer richtigen Rock-Band entwickelt. Nach dem experimentellen „American Ghetto“ sind in den vergangenen beiden Jahren immer mehr Brit-Pop-Anleihen in ihren Sound mit eingeflossen, so dass man inzwischen mit Recht behaupten kann, dass sich die Jungs inzwischen noch einmal neu erfunden haben. Auf „Evil Friends“ hat die Band nun endlich ihren Sound so verfeinert, dass man zu ihrer Musik hemmungslos die Arme in die Luft reißen kann. Die neue Scheibe gehört zum Besten, was in diesem Jahr in Sachen Rockmusik auf dem Markt ist. Mit Star-Produzent Danger Mouse hinter den Reglern gelingt es der Gruppe ihre Musik aufs Wesentliche zu konzentrieren und wie (die ebenfalls von Danger Mouse produzierten) The Black Keys ein neues Kapitel in ihrer Bandghistorie aufzuschlagen. Soll heißen: „Evil Friends“ ist jetzt schon ein heißer Anwärter auf die diesjährigen Jahrescharts.
// Und verdammt nochmal, wie haben wir Boysetsfire in den vergangenen Jahren doch vermisst. Nachdem die Nebenprojekte von Nathan Gray die Erwartungen nicht immer erfüllten, geht’s nun wieder ans Eingemachte und so viel schon mal vorneweg: es lohnt sich wirklich in „While A Nation Sleeps…“ reinzuhören, weil es wahrscheinlich das beste Album seit dem legendärem Debüt der Gruppe darstellt. Auf der Scheibe hat Nathan mal wieder einige Hühnchen mit Gott und der Welt zu rupfen und nimmt sich dabei vor allem die christliche Kirche vor. Er plädiert für gegenseitigen Respekt und Pluralismus. Jeder soll glauben, an was er möchte, aber doch bitte niemandem sein Weltbild aufzwingen. Seine Message packt er in enthusaistische Songs, die nur so vor Brachialität strotzen, aber auch Raum für hymnische Refrains lassen. Die aktuelle Single „Closure“ zum Beispiel hat man noch Stunden später im Ohr und kann sich durchaus mit Klassikern wie „Rookie“ oder „Still Waiting For The Punchline“ messen. Kurz gesagt: Boysestfire haben es auch heute noch drauf und wir freuen uns jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates.
// Paramore sind nach ihrem Hit-Album „Brand New Eyes“ keineswegs auf Nummer sicher gegangen, sondern haben nun einen äußerst mutigen Nachfolger vorgelegt. Das selbstbetitelte Album der Band besteht aus 17 Tracks von denen man sich mindestens die Hälfte aufs kommende Festival-Mixtape spielen möchte. Die Gruppe selbst hat sich mit ihrem Mammut-Werk erstmals vollkommen frei geschwommen von jeglichen Erwartungen, vergisst aber vor lauter Ambitionen nicht, auch den einen oder anderen Hit aus dem Ärmel zu schütteln. Die Fans in Deutschland jedenfalls danken es ihr mit Platz 8 in den Charts (in den USA und England hat es sogar für die Pole Position gereicht). Der lange Atem des Trioos hat sich also ausgezahlt und beschert einem auch diesmal eine zauberhafte Melange aus emotionalen Momenten und poppigen Parts. Wir fordern: mehr davon, bitte.
// Wer auf vertrackte Post-Pop-Melodien steht, der ist bei den Bosnian Rainbows an der richtigen Adresse. Die Band um Omar Rodriguez Lopez und Deantoni Parks (aus dem Hause The Mars Volta) schüttelt auf ihrem Debüt eine verrückte Melange aus Post-Punk-Einflüssen, New Wave-Anleihen und synthetischen Pop-Parts aus dem Ärmel, die einem noch Stunden später im Kopf herumspucken. Das Bemerkenswerte an diesem Werk ist aber vor allem, dass man sich die Scheibe keineswegs erarbeiten muss. Die Songs erschließen sich im Gegensatz zum breiten Schaffen von The Mars Volta bereits nach wenigen Durchläufen und spätestens wenn in dem Song „Cry For You“ eine elektrische Gitarre durchbricht, reißt man euphorisiert die Hände in die Höhe. Der Band gelingt mit ihrem Debütalbum ein überaus spannendes Werk, das man am liebsten immer wieder von Beginn an hören möchte.
// Vor drei Jahren hatten wir noch alle ihren betörenden Überraschungshit mit der süßlichen Zeile „Don´t Wanna Lose You“ im Ohr und nun macht sich Austra daran ihrem Debütalbum „Feel It Break“ ein zweites folgen zu lassen. Selbiges hört auf den hochtrabenden Titel „Olympia“ und könnte die Musikerin wirklich ganz oben aufs Podest hieven. Die neuen Songs strahlen aufgrund der Stimme ihrer Protagonistin natürlich wieder einen gewissen Hang zur Melancholie aus, die Musik allerdings wirkt diesmal wesentlich lebensbejahender, so dass man zu manchem Track sogar die Hüften schwingen möchte. Dennoch bleibt „Olympia“ vor allem textlich ein emotional.-tiefsinniger Brocken, an dem man sich nur zu gerne die Zähne ausbeisst. Fans von Fever Ray bis Björk sind bei Austra also auch weiterhin an der richtigen Adresse.
// Wer auf den Sound von Frittenbude und Konsorten steht, der ist auch bei den Kollegen von Neodisco an der richtigen Adresse. Die gehen zwar weniger politisch zu Werke, als die Münchner Kollegen, dafür kann man zu ihren Songs aber trotzdem ganz ordentlich die Hüften schwingen. Die zahlreichen Slogans verkleben einem die Gehörgänge und sorgen dafür, dass man die Melodien noch Stunden später im Ohr hat. „Krawalle und Liebe“ ist in diesem Zusammenhang so etwas wie der Elektro-Geheimtipp des Jahres. Die Band sollte man also auf jeden Fall auf dem Zettel haben, wenn man sich sein favorisiertes Festival-Line-Up für 2013 zusammenstellt. Live nämlich müsste die Gruppe ein echter Hingucker sein.
// Wer auf Clueso und Maxim steht, sollte mal in das neues Album des Hamburger Straßenmusikers Fayzen reinhören. „Meer“ ist ein berauschendes Werk, das dich in einen melancholischen Schwebezustand versetzt. Man fühlt sich so ein bisschen, als würde man bei Gegenlicht über einen belebten Sansdstrand stiefeln und vollends mit der Szenerie verschmelzen. Dazu gesellen sich Texte, die denen der vorab genannten Kollegen in keinster Weise nachstehen. Soll heißen: wer auf deutschsprachige Pop-Musik steht, der kommt an diesem Album nicht vorbei. Also schnuppert mal rein. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
// verfasst von Alexander Nickel-Hopfengart
UND WAS NUN?