mit Hit & Miss, Stahlnetz, Homicide, Spooks, Der Tatortreiniger und Edge – Perspectives On Drug Free Culture.
// Eine der wohl mutigsten Serien des vergangenen Jahres erscheint nun auch hierzulande auf DVD. Darin spielt die Schauspielerin Chloë Sevigny (bekannt aus der hierzulande leider noch weitestgehend ignorierten, aber unbedingt sehenswerten HBO-Produktion „Big Love“) eine Transsexuelle namens Mia, die sich als Auftragskillerin verdingt. Eines Tages erhält sie einen Brief von ihrem Chef Eddie, der besagt, dass sie der Vater eines elfjährigen Jungen ist. Verwirrt macht sie sich auf, den jungen Kerl und seine Familie kennen zu lernen – nur wie soll sie ihm erklären, dass sie eigentlich sein leiblicher Vater ist?
Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass die ganze Situation eine schwerwiegende Entscheidung von der Protagonistin einfordert. Sie hat nämlich keine Ahnung, was es bedeutet, eine Familie zu haben. So sehen sich Ryan und seine Geschwister plötzlich aufgrund von Mias Verhalten mit einer schwerwiegenden Bedrohung konfrontiert und auch Mias Chef spielt in diesem fulminanten Sechs-Teiler eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ob am Ende alle gut ausgeht, darf mit gutem Recht bezweifelt werden, genau das aber macht „Hit & Miss“ zu einem echten Geheimtipp für Serien-Fans. Man möchte jedenfalls den Kopf nicht mehr von der Mattscheibe abwenden, bevor die sechs Episoden an einem vorbei gezogen sind. Und so hoffen wir, dass die Reihe schon in Kürze eine sehnlichst erwartete Fortsetzung erfährt. „Hit & Miss“ ist nämlich ein echter Hoffnungsschimmer am TV-Horizont, welcher hochwertigen Produktionen wie Top Of The Lake, Rectify oder Justified in Sachen Qualität in keiner Weise nachsteht.
// Ein echter Klassiker aus hiesigen Gefilden erlebt nun auch noch einmal eine Widerauferstehung im Rahmen einer gelungenen DVD-Veröffentlichung. „Stahlnetz“ gilt bis heute als der offizielle Vorgänger zur legendären „Tatort“-Reihe im Ersten und konnte in den Jahren 1958 bis 1968 eine große Fangemeinde um sich versammeln. Millionen Menschen schauten sich Woche für Woche die neuesten Fälle aus dem „Stahlnetz“-Universum an und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Fälle hatten nämlich allesamt einen dokumentarischen Unterbau und vermittelten auf diese Weise einen komplett realistischen Eindruck. Die Macher selbst um Regisseur Jürgen Roland und Autor Wolfgang Menge wühlten sich diesbezüglich durch eine große Menge an Polizeiakten und prägten dadurch eine ganze Generation von TV-Zuschauern. Die Serie selbst basierte damals übrigens auf dem US-amerikanischen Vorbild „Dragnet“, das ebenfalls sehr bekannt gewesen ist. Wer sich also ein Stück deutscher TV-Geschichte nach Hause holen möchte, sollte mal reinschauen. Es lohnt sich. Neben den 22 Episoden findet sich außerdem ein äußerst aufschlussreiches Booklet in der DVD-Box, die im klassischen Schwarz-Weiß-Look um die Ecke biegt.
// Auf den Stellenwert einer TV-Reihe wie „The Wire“ müssen wir hier wohl nicht noch einmal extra hinweisen. Umso mehr freut es uns, dass mit „Homicide“ nun auch der inoffizielle Vorläufer des kriminalistischen Spektakels seinen Weg in hiesige Gefilde findet. Die 4. Staffel der Reihe setzt sich mit dem Leben auf den Straßen Baltimores auseinander und begleitet dabei die Polizei bei ihrem Streifzug durch die Stadt. Die Reihe selbst stellt sowohl das Leben der Beamten, als auch der Dealer sehr differenziert dar und wirkt auf diese Weise sehr viel authentischer, als andere Krimiserien. In vielen Momenten werden hier bestimmte Aspekt aus „The Wire“ bereits vorweggenommen und unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen diskutiert. „Homicide“ macht es einem dabei als Zuschauer nicht immer leicht, Mitgefühl für seine Protagonisten zu entwickeln, wirkt aber gerade deswegen so lebensnah. Wer von einer Krimi-Reihe mehr erwartet, als das übliche Inspektor-sucht-Täter-Einmaleins, der ist hier an der richtigen Adresse. Auch wenn auf der DVD darüber hinaus kein weiteres Bonus-Material vorhanden ist – „Homicide“ ist eine äußerst lohnenswerte Anschaffung.
// Bereits bei Season Nummer 9 sind inzwischen auch die altehrwürdigen, britischen Kollegen von den „Spooks“ angelangt, die mal wieder einen Verlust in den eigenen Reihen zu beklagen haben. Man kennt das ja bereits aus vorherigen Staffeln. Ähnlich wie bei „24“ und Konsorten werden hier reihenweise Protagonisten um die Ecke gebracht, wenn es das Drehbuch so vorschreibt. Einzige Konstante in diesem Zusammenhang ist bisher der langjährige MI5-Mitarbeiter Harry Pierce, der sich auch diesmal daran macht, einen Verräter aus den eigenen Reihen dingfest zu machen. Seine Kollegen wiederum haben in der Zwischenzeit alle Hände voll zu tun, den einen oder anderen terroristischen Anschlag zu vereiteln. Außerdem gesellen sich mit den Undercover-Agenten Beth Bailey und Dimitri Levendis zwei neue Gesichter zur Gruppe dazu. Darüber hinaus kommen weitere Ungereimtheiten in Sachen Lucas North ans Tageslicht, welche durch einen mysteriösen Unbekannten aus dessen Vergangenheit noch weiter befeuert werden. Ob am Ende trotzdem alles gut ausgeht? Es bleibt zu bezweifeln und eben das macht „Spooks“ auch nach neun Staffeln zu einer der besten britischen Agenten-Serien der Gegenwart. Da freuen wir uns jetzt schon auf Weiteres.
// Schon diese erste Staffel von „Der Tatortreiniger“ zählten zum Besten, was in den vergangenen Jahren an deutschsprachigen Produktionen auf den Markt gekommen ist. Nun erscheint Season Nummer Zwei mit fünf weiteren Episoden, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Diesmal trifft Protagonist Heiko „Schotty“ Schotte auf einen Axtmörder, einen Rechtsradikalen und einen Casting-Star. Mit allen liefert er sich packende Rededuelle, die vor schwarzem Humor nur so strotzen. Die hintersinnigen Dialoge und das schauspielerische Talent von Hauptdarsteller Bjarne Madel machen den „Tatortreiniger“ zu einem echten TV-Ereignis, das man sich am Liebsten auf Endlosschleife zu Gemüte führen möchte. Kein Wunder, dass die Reihe gleich zwei Mal hintereinander mit dem deutschen „Grimme-Preis“ ausgezeichnet worden ist. Als kleinen Bonus gibt’s außerdem noch zwei unveröffentlichte Folgen oben drauf, die bisher noch nicht im TV zu sehen gewesen sind. Sowie zahlreichen Extra-Material in Form von „Webclips“ und Hintergrundberichten. Da lohnt sich das reinschauen.
// Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf den gelungenen Streifen „Edge – Perspectives On Drug Free Culture“. Die Dokumentation setzt sich intensiv mit dem Thema „Straight Edge“ auseinander, einer Gegenkultur die auf einem gleichnamigen Song der Gruppe Minor Threat beruht, welcher vor über 30 Jahren entstanden ist. Die Mitglieder der Subkultur verzichten nicht nur auf den Konsum von Drogen und Alkohol, sondern lehnen auch den Sex mit oft wechselnden Partnern ab. In dem Film kommen zahlreiche Protagonisten der Szene zu Wort, wie zum Beispiel Ian MacKaye (Minor Threat), Karl Buechner (Earth Crisis) und Ray Cappo (Shelter). Sie alle liefern ein schlüssiges Bild eines Lebensstils, der sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewandelt hat und auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen bekommt man in 162 Minuten ein sehr differenziertes Bild von der Subkultur präsentiert und darf sich darüber hinaus über eine wirklich aufschlussreiche Booklet freuen, welches dem CD-Case beigelegt wurde. Daneben gibt’s auch noch zahlreiche „Deleted Scenes“, ein Making Of, Audiokommentare und einige Extended Interviews der beiden Macher Marc Pierschel und Michael Kirchner zu begutachten. Es lohnt sich also mal reinzuschauen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Szenewechsel.
// verfasst von Alexander Nickel-Hopfengart
UND WAS NUN?