mit Büchern von Stephen King, Patrícia Melo, Jamie Purviance, Julia Meier und Frank Schäfer.
// Um ganz ehrlich zu bleiben: Wir haben den Horror-Altmeister Stephen King in den vergangenen Jahren ein wenig aus den Augen verloren. Der veröffentlicht zwar immer wieder in regelmäßigen Abständen mysteriöse Mammut-Werke, doch so richtig mitgerissen hat uns eigentlich nur der klassische Stoff der Marke „Es“ oder „Shining“. Umso bemerkenswerter ist es, das uns nun ausgerechnet eine schriftstellerische Fingerübung des Portlander Schriftstellers in nostalgische Gefilde abschweifen lässt.
„Joyland“ – das neue Werk des Autors hat nur wenig mit den komplexen Fantasy-Erzählungen und Horror-Epen der vergangenen Jahre gemein. Vielmehr erzählt uns King in seinem Werk eine beinahe schon klassische Gruselgeschichte, die auf einem amerikanischen Vergnügungspark Anfang der 70er spielt. Dort soll es spuken und zwar ausgerechnet im Gruselkabinett. Ob dem wirklich so ist? Es lohnt sich das herauszufinden, weil der Autor sich nicht nur dem damaligen Zeitgeist, sondern auch dem seelischen Befinden seiner Protagonisten auf imposante Weise annähert. So treffen wir im Folgenden auf einen untergetauchten Mörder, ein kleines Kind und einen Studenten, der sich in den Semesterferien ein paar Kröten dazu verdienen möchten. Alle sind sie irgendwie in diese Grusel-Geschichte involviert und King versteht es ganz hervorragend, die einzelnen Puzzle-Teile Schritt für Schritt zusammenzufügen, so dass man als Leser bis zum (bitteren?) Ende bei der Stange bleibt. In „Joyland“ spukt es dementsprechend eher zwischen den Zeilen und dennoch wird man immer wieder von einem Schleier der Nostalgie eingehüllt, wenn man sich durch die Seiten dieses kleinen, aber feinen Werkes wühlt.
// Aus dem Buchmesse-Gastland Brasilien stammt das gelungene Werk „Leichendieb“ aus der Feder Patrícia Melos. Darin dreht sich alles um einen Manager, der sich dazu entscheidet, aus der Hektik des Alltags auszubrechen. Kurzerhand zieht er aufs Land und beginnt dort ein neues Leben. Die erhoffte Ruhe findet er allerdings auch abseits des stressigen Stadtlebens nicht. Ganz im Gegenteil: schon nach wenigen Tagen findet er im Wrack eines abgestürzten Flugzeugs eine Packung Kokain, die er nicht, wie eigentlich vorgesehen, bei der Polizei abliefert. Stattdessen behält er den Stoff, welchen er neben dem toten Piloten vorfindet und sieht sich plötzlich mit der Drogenszene Brasiliens konfrontiert. Bevor er überhaupt checkt, worauf er sich da eingelassen hat, bekommt er es plötzlich mit einer ganzen Reihe schonungsloser Widersacher zu tun. Fans von „Breaking Bad“ und Konsorten dürften ihre helle Freude mit diesem Werk haben, das neben einer spannenden Geschichte auch mit einer beängstigenden Szenerie aufwartet. Am Ende bekommt man ein imposantes Bild davon, was es heißt, von heute auf morgen zum Verbrecher zu avancieren. Wenn du also auf spannende Krimi-Literatur mit einem Schuss Sozialkritik stehst, solltest du unbedingt mal reinschauen.
// Unverzichtbar für jeden Grill-Profi ist das liebevoll-gestaltete Werk „Weber´s Grill Bibel“, das einen mit einer gehörigen Portion an außergewöhnlichen Rezepten versorgt. Ob Fleisch, Fisch oder Gemüse: hier ist wirklich für jeden etwas dabei und so läuft einem schon beim Durchblättern des Albums das Wasser im Munde zusammen, wenn man über Argentinischen Rinderspieße oder gegrillten Grünen Spargel stolpert. Darüber hinaus bekommt man gleich zu Beginn noch die essentiellen „Grundlagen des Grillens“ serviert, anhand derer wirklich jeder Laie zum Grill-Profi mutieren kann. Wie schichte ich eigentlich professionell Kohle auf? Wie reinige ich meinen Grillrost? Wie gelingt es mir das Gericht meiner Wahl langsam zu Räuchern? Welche Anschaffungen lohnen sich sonst noch um eine gelungene Mahlzeit vom Rost zu holen? „Weber´s Grill-Bibel“ von Jamie Purviance ist so etwas wie der ultimative Grill-Helfer in jeder erdenklichen Situationen. Ein praktisches Werk, das einen in den Jahren nach der Anschaffung sehr viele glückliche Momente im Garten bescheren dürfte. Also lieber Grillnachwuchs: Reinschauen, bitte. Es lohnt sich.
// Wer sich für das cineastische Schaffen von David Lynch interessiert, der sollte mal in das aktuelle Werk von Julia Meier hinein spitzen. „Die Tiefe der Oberfläche“ setzt sich nicht nur differenziert mit den einzelnen Filmen des Meisterregisseurs auseinander, sondern nimmt sie auch in philosophischer Hinsicht auseinander. Dazu schnappt sich die Autorin den Philosophen Gilles Deleuze und setzt ihn in Kontext zum Schaffen von Lynch. Als wäre das noch nicht genug, wird auch noch die Malerei von Francis Bacon thematisiert, die ebenfalls an der Außenhülle unseres Daseins kratzt. Ziel das ganzen ist es, Parallelen im Schaffen der einzelnen Künstler offenzulegen und ihr künstlerisches Schaffen auf diese Weise interdisziplinär zu diskutieren. Was jetzt ziemlich komplex klingt, entpuppt sich als spannende Angelegenheit über das, was im Verborgenen schlummert, während die Oberfläche uns einen Sinnzusammenhang vorzugaukeln versucht. Soll heißen: dieses Werk steckt voller Überraschungen und ist auch für jahrelange Lynch-Fans interessant, weil bestimmte Aspekte seiner Filme bisher noch nie unter diesen Bedingungen untersucht wurden. Ein wirklich gelungenes „Fachbuch“ – nicht nur für Film-Freaks.
// Metal-Fans kommen derweil im aktuellen Buch von Frank Schäfer auf ihre Kosten. Der langjährige Musikfan und Mitarbeiter von so illustren Magazinen wie dem Rolling Stone, der taz oder der Titanic, hat sich in „Metal Störies – der heißeste Scheiß auf Gottes Festplatte“ daran gemacht, die Geschichte vom Aufwachsen in der norddeutschen Provinz noch einmal in Form eines kleinen, aber feinen Schmökers nachzuvollziehen. Da taucht dann nicht nur der klassische, erste Golf mit krächzender Musikanlage auf, sondern auch der Spurt über die angesagten Festivals des Landes und die hemmungslosen ersten Versuche als Luftgitarren-Spezialist werden thematisiert. Die Musik, vorwiegend „Death Metal“, dient hier allerdings auch als Ventil Schrägstrich Soundtrack zum ersten großen Liebeskummer und ist dadurch auch für Fans, welche dem metallischen Genre eher skeptisch gegenüber stehen, durchaus interessant. „Metal Störies“ erzählt im Grunde genommen nämlich vor allem davon, was es heißt, jung zu sein. Die Welt steht einem offen und die Menschheit ist am Arsch. Den Alltag muss man trotzdem irgendwie hinter sich bringen. Also flüchtet man sich in eine Art Paralleluniversum, das sich Jugend nennt – oder Musik – oder was auch immer. Äußerst scharfsinnig nähert sich Frank Schäfer dabei dem Objekt seiner Begierde und knallt uns einen imposanten Rundumschlag in Sachen 80er-Jahre-Referenzen vor den Latz, den man sich als popkulturell-interessierter Leser auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Also schnuppert mal rein. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?