mit den Bänden Daytripper, Fatale, Berlinoir, Before Watchmen: Ozymandias, der Tim und Struppi-Kompaktausgabe und Das Erbe.
// Die Kritiker überschlagen sich, wenn von der Graphic Novel „Daytripper“ die Rede ist, welche in diesen Tagen via „Vertigo“ in den Handel kommt. Darin dreht sich alles um den Sohn eines bekannten brasilianischen Schriftstellers (namentlich: Brás de Olivia Domingos), der schon seit geraumer Zeit davon träumt, endlich einen großen literarischen Wurf aus dem Ärmel zu schütteln. Spezialisiert hat er sich in diesem Zusammenhang auf Nachrufe bekannter Persönlichkeiten, was allerdings dazu führt, dass er selbst gar nicht bemerkt, wie bewegend eigentlich sein eigenes, kleines Leben ist.
So punktet das Werk aus der Feder von Eisner- Award-Winner Fábio Moon und seinem ebenfalls ausgezeichnetem Bruder Gabriel Bá nicht nur mit einer famosen, optischen Aufmachung, sondern auch mit allerhand Überraschungsmomenten, die deutlich machen, worum es im Leben geht. „Daytripper“ ist in diesem Zusammenhang ein ebenso skurriles wie poetisches Werk, das einem noch Tage nach dem Schließen des Rückumschlages im Kopf herum schwirrt. Dem Brüderpaar gelingt hier eine wunderbare Hommage an das Leben selbst und so möchten wir „Daytripper“ all jenen ans Herz legen, die bereits gemerkt haben, dass die besten Geschichten immer noch das ganz normale Leben schreibt. Wer auf spannende, lyrisch angehauchte Geschichten aus dem Alltag steht, sollte sich dieses emotionale Auf und Ab auf keinen Fall entgehen lassen. Es lohnt sich.
// Im zweiten Band der emotionsgeladenen Reihe „Fatale“ werden wir kurzerhand in die 70er Jahre zurück transferiert. Mitten in Los Angeles ereignen sich eine Reihe mysteriöser Ereignisse, in welche auch die unsterbliche Josephine involviert ist. So bekommt man es als Leser nicht nur mit der Traum-Maschinerie Hollywoods und verrückten Satanskulten zu tun, sondern auch mit einem Pärchen, bestehend aus einem irren Schauspieler und dessen verwundeter Freundin, die sich plötzlich mitten im Strudel der Ereignisse um die begehrenswerte Josephine widerfinden. Als wäre das noch nicht genug, versucht Nicolas Lash auch noch, das Geheimnis um die ewig-existierende Dame zu lüften und löst damit eine Kettenreaktion aus, deren Folgen bis in die Gegenwart hinein reichen. Dem preisgekrönten Duo Ed Brubaker und Sean Phillips gelingt es auch im zweiten Band eine spannende Geschichte aus dem Ärmel zu schütteln, die mit betörenden Motiven versehen ist und bis zum Ende hin spannend bleibt. Da stockt einem im wahrsten Sinne des Wortes regelmäßig der Atem. Also lasst euch diese Noir-Entdeckung der „Criminal“ und „Incognito“-Schöpfer auf keinen durch die Lappen gehen.
// Wer auf düstere Unterhaltung steht, der kommt in diesen Tagen bei der Graphic Novel „Berlinoir“ aus seine Kosten. Texter Tobias O. Meissner und Zeichner Reinhard Kleist gelingt es mit ihren gruseligen Motiven eine spannende Geschichte über Vampire und Menschen zu erzählen. Die Frage in diesem Zusammenhang lautet: ist es möglich in all dem Irrsinn ein zufriedenstellendes Dasein zu fristen oder ist das bereits von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Der Inhalt des Buches wirft im übertragenen Sinne auch die Frage auf: haben wir es uns vielleicht zu gemütlich gemacht in unserem goldenen Käfig, den wir als Leben begreifen. Und was passiert, wenn das hübsche Idyll plötzlich mit etwas unbegreiflich Grauenvollen kollidiert. Sind wir dann überhaupt noch in der Lage uns dagegen zur Wehr zu setzen? Wie viel Sicherheit ist gut für uns? Wie viel Risiko vertretbar? Welche Kompromisse darf man machen? Welche Tabubrüche begehen? „Berlinoir“ ist ein Werk das einen nachdenklich macht, funktioniert aber auch als spannende Geschichte, die von dem Spannungsfeld zwischen Menschen und Blutsaugern lebt. Alles in allem: ein wirklich kräftezehrendes Album.
// Die „Before Watchmen“-Reihe geht in der Zwischenzeit ebenfalls in eine neue Runde und so machen sich diesmal der altehrwürdige Len Wine (Wolverine, Nightcrawler, Swamp Thing) und der Südkoreaner Jae Lee (Der dunkle Turm, Batman/Superman) daran, die Geschichte von Adrian Veidt alias „Ozymandias“ (übrigens auch der Titel der drittletzte „Breaking Bad“-Folge) noch einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Protagonist zählt in diesem Zusammenhang nicht nur zu den klügsten Köpfen im „Watchmen“-Kollektiv, sondern ist unter gewissen Umständen auch in der Lage zu einer echten Gefahr für die Menschheit zu werden. Diese Unberechenbarkeit ist es, die seine Figur so interessant macht – noch dazu träumt er von einer Art Utopia, das er gegen alle Widerstände erreichen will, auch wenn es zahllose Menschenleben fordert. Den beiden Künstlern gelingt es in diesem Zusammenhang mit detailgetreuen und überaus bestechenden Motiven völlig neue Facetten von Ozymandias´ Persönlichkeit offenzulegen und so wird man als „Watchmen“-Anhänger mit zahlreichen Hintergrundinformationen zu seiner Geschichte konfrontiert. Das macht seine Beweggründe zum Ende hin zumindest ein wenig nachvollziehbarer, wobei der Band dennoch zu den düstersten der Reihe zu zählen ist.
// Wer auf die Abenteuer von „Tim und Struppi“ steht, der darf sich nun über eine hübsche Kompaktausgabe des sympathischen Gespanns freuen. Der „Carlsen“-Verlag hat sich nämlich dazu entschlossen, die beliebten Abenteuer des Duos noch einmal in einer Neuauflage auf den Markt zu werfen und so eine neue Generation von Comic-Fans an die beiden Protagonisten heranzuführen. Unter dem Namen „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ erscheinen nun noch einmal alle Geschichten der beiden und zum Auftakt bekommt man mit „Tim im Lande der Sowjets“ und „Tim im Kongo“ gleich zwei ganz besonders amüsante Geschichten präsentiert. Sammelband zwei wiederum widmet sich dann Tims nervenaufreibender Reise nach Amerika. Außerdem muss er sich in „Die Zigarren des Pharaos“ des Verdachtes erwehren, er hätte Rauschgift geschmuggelt. Wer am Ende wirklich dafür verantwortlich ist? Es lohnt sich das herauszufinden. Weil uns das sympathische Gespann im Rahmen ihrer Geschichten nicht nur um die halbe Welt lotst, sondern in diesem Zusammenhang auch immer wieder gesellschaftskritische Aspekte in die Stories mit eingebaut werden. Wenn du also noch nicht in das breite Universum von „Tim und Struppi“ eingetaucht bist, bietet diese Kompaktausgabe die ideale Möglichkeit dazu. Und so freuen wir uns jetzt schon auf die folgenden, noch ausstehenden Bände, die dann auch wieder mit jeder Menge humorvollen Abenteuer-Geschichten aus der Feder von Hergé gespickt sind.
// Ganz besonders freuen wir uns auch über die Veröffentlichung der Graphic Novel „Das Erbe“, welche in diesen Tagen beim „Carlsen“-Verlag erschienen ist. Die Erzählung der israelischen Comic-Künstlerin Rutu Modan nimmt sich dem Titel entsprechend einer vertrackte Familiengeschichte an, die sich um eine Israelin namens Regina Segal dreht, welche mit ihrer Enkeltochter zusammen nach Warschau reist. Reginas Sohn ist gestorben und sie hat ein Dokument in der Hand, das ihr die Möglichkeit gibt, dessen Haus in Besitz zu nehmen. Selbiges haben ihre Eltern nicht nur während des zweiten Weltkriegs weggenommen bekommen, sondern bildet auch den Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit – dabei gelingt es der Autorin einen Drahtseilakt zwischen humoristischen und ernsten Passagen zu meistern, ohne dabei ins Wanken zu geraten. „Das Erbe“ ist in diesem Zusammenhang jetzt schon eine der lesenswertesten Graphic Novels des Jahres, weil das Werk so nah dran ist am echten Leben, wie es nur irgend möglich ist. Langeweile kommt trotz des schwierigen Thematik keine Minute lang auf, vielmehr gelingt es der Autorin ihrer Geschichte eine gehörige Portion an Leichtigkeit zu verleihen. Es lohnt sich also mal reinzuschauen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?