mit neuen Büchern von Monika Zeiner, Douglas Coupland, Clemens Meyer, Anna Grammah und Frank Bill.
// Einen sehr tiefsinnigen Roman hat Monika Zeiner aus dem Ärmel geschüttelt. „Die Ordnung der Sterne über Como“ nimmt sich eines Pianisten namens Tom Holler an, der nach der Trennung von seiner Frau mit seiner Band durch Italien tingelt. In Neapel hofft er auf ein Widersehen mit seiner großen Liebe Betty Morgenthal – außerdem erhofft er sich von seiner Reise ein Stückchen mehr Klarheit über die zerbrochene Freundschaft zu seinem ehemals besten Freund. All das führt ihn letztlich zurück an einen Punkt in seiner Vergangenheit, an dem die Dinge plötzlich außer Kontrolle geraten sind. Von da an ist alles verschwommen und so resultiert aus dieser Erkenntnis auch die Möglichkeit, noch einmal ganz von vorne anzufangen.
In poetischen Sätzen widmet sich die Autorin dem Innenleben des Protagonisten und führt einem in diesem Zusammenhang schonungslos vor Augen, was mit einer Freundschaft geschieht, die plötzlich von einem tiefen Gefühl der Liebe durchdrungen wird. Ob am Ende die große Seifenblase platzt oder doch die Möglichkeit für einen zweite Chance besteht? Am besten du findest es selbst heraus. „Die Ordnung der Sterne über Como“ stand in diesem Jahr nicht umsonst auf der „Shortlist“ zum Deutschen Buchpreis.
// Alle, die schon an der ersten Hälfte des gelungenen Endzeit-Streifens „This Is The End“ ihre helle Freude hatten, kommen auch beim aktuellen Roman von „Generation X“-Schöpfer Douglas Coupland auf ihre Kosten. „Spieler Eins“ erzählt die Geschichte von vier Fremden, die in einer Bar auf das drohende Ende der Zivilisation warten. Unter ihnen befindet sich ein Ex-Alkoholiker namens Rick, der gerade erst zum Motivationstrainer umschulen wollte. Karen verarbeitet gerade die Trennung von ihrem Mann und stürzt sich in ein waschechtes Blinddate. Luke war bis vor kurzem noch Pfarrer und hat sich nun dazu entschieden mitsamt der Spendenkasse das Weite zu suchen und Rachel ist gerade mal wieder auf der Suche nach einem Mann, der sie schwängert. Sie alle sehen sich mit einem Wendepunkt in ihrem Leben konfrontiert und reagieren auf unterschiedlichste Weise mit dem drohenden Abgang von diesem Planeten. Stück für Stück schält sich im Antlitz des Todes ihr Innerstes nach Außen und es ist nicht immer schön mit anzusehen, was dabei so alles zum Vorschein kommt. Ob am Ende wirklich kein Stein mehr auf dem anderen liegt? Am besten du findest es selbst heraus. Mit „Spieler Eins“ liefert Douglas Coupland mal wieder einen gewohnt hochklassigen Roman ab, der sich intensiv mit dem Innenleben seiner Protagonisten auseinander setzt.
// Die Geschichte einer Stadt erzählt uns der Leipziger Autor Clemens Meyer, der in der Vergangenheit bereits mit dem „Preis der Leipziger Buchmesse“ ausgezeichnet wurde. In seinem Werk „Im Stein“ gelingt es dem Autor die vielschichtigen Episoden im Antlitz der Nacht zu einem formvollendeten Ganzen zusammen zu führen. Seine Geschichte erzählt von Menschen, Macht und Gier. Er umgarnt die nebulösen Gestalten und deren dunkle Geschäfte. Er widmet sich der Anziehungskraft des Geldes und den zahllosen Träumen der Protagonisten. So erscheint nicht nur ein „Pferdemann“ auf der Bildfläche, der seine Tochter sucht, sondern auch ein „Bielefelder“, der sein Geld mit Eroscenter oder als Club-Betreiber verdient. Es sind Stimmen wie ihre, die Clemens Meyer, in seinem Werk zu Wort kommen lässt, welches einen intensiven Blick auf die unterschiedlichen Milieus in unserer Gesellschaft wirft. Clemens Meyer versteht sich als jemand, der die Dinge im großen Zusammenhang sieht, aber bemerkenswerter Weise auch mit einem guten Blick fürs Detail gesegnet ist. Dieses Gespür für das große Ganze macht „Im Stein“ zu einem wirklich lesenswerten Buch, das nicht nur die Geschehnisse in einer Stadt, sondern auch die Geschichte unserer Gesellschaft in etwas mehr als 500 Seiten zu verpacken vermag.
// Manche Eltern hoffen ja, der perfekte Kindergarten erzieht die Kleinen zu höflichen Umgangsformen, bringt ihnen Tischmanieren bei und hat rund um die Uhr geöffnet. Gleichzeitig geht der Nachwuchs in Bastelprojekten auf und nimmt begeistert an Gruppenspielen teil, so dass die Kleinen sehr gerne in die Einrichtung gehen, sich aber auch problemlos (also ohne Heulen und Um-sich-schlagen) von den Eltern abholen lassen. Eine andere Sichtweise vertritt Anna Grammah, eine Erzieherin in München. Seit sieben Jahren leitet sie nun den Kindergarten einer Elterninitiative und erzählt in „Müssen wir schon wieder machen, was wir wollen?“ aus ihrem Alltag. Das Buch führt uns durch das Kindergartenjahr. Beginnt mit dem Elterninformationsabend, der Eingewöhnungsphase der Kinder und berücksichtigt viele saisonale Feste wie zum Beispiel Weihnachten. Dabei schildert die Autorin den Schauplatz Kindergarten sehr anschaulich und oft kommt das Gefühl auf selbst eines der Kindergartenkinder zu sein. Das kann dann bei der Schilderung der Kopfläuse auch schon etwas unangenehm werden. Schmunzeln muss man während der Lektüre über die vielen Missverständnisse zwischen den Kindern oder auch mit den Eltern. Zum Beispiel kann ein Kind den Buchstaben R noch nicht aussprechen und ruft den Anderen im Garten zu „Ein kommen. Es gibt heute Eis zu Mittag!“ Dementsprechend enttäuscht sind die Kinder als sie eine Schüssel Reis und kein Eis auf den Tisch stehen sehen. Sprachlich werden die Kleinen immer wieder gefördert. Als ein Kind andere mit dem Wort Wigger beschimpft, bildet die Erzieherin einen Stuhlkreis. Hier darf nun jeder der Anwesenden selbst schlimme Wörter erfinden – allerdings nur ein einziges Mal. „Kakkaarschpipikakkapupsikaka“ ist die längste Beschimpfung. Das 255-seitige Buch beinhaltet unzählige solcher Anekdoten. Das Werk eignet sich außerdem sehr gut für alle (werdenden) Eltern und Interessierte, die wissen möchten ob es in einer Kindertagesstätte wirklich ganz anders zugeht, als in einem Kindergarten vor 25 Jahren. (verfasst von K. Reschke)
// Zu guter Letzt hat der „Cold Hard Love“-Schöpfer Frank Bill noch einen äußerst blutrünstigen Nachfolger namens „Der Geschmack der Gewalt“ im Gepäck und macht sich in seinem Werk daran, ein echtes Schlachtgemälde in Szene zu setzen. So folgen wir nicht nur dem Kämpfer Jarhead durch das amerikanische Hinterland und dürfen miterleben, wie er versucht mit etwas Preisgeld seine Familie zu retten. Wir werden auch mit dem Meth-Koch Chainsaw Angus konfrontiert, der seine Schwester verfolgt, die ihn gerade erst über den Tisch gezogen hat. Zu guter Letzt kommt auch noch ein örtlicher Sheriff ins Spiel, der Angus schon seit Langem auf den Fersen ist. Außerdem sitzt ihm ein gewisser Fu Xi im Nacken, der noch eine alte Rechnung mit dem werten Herren zu begleichen hat. Im Rahmen des Buches laufen sich die einzelnen Protagonisten immer wieder über den Weg und sehen sich am Ende allesamt mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert. Wer dabei den Kürzeren zieht, musst du allerdings schon selbst herausfinden. Es lohnt sich und das nicht nur für Tarantino-Fans. Womit wir auch schon wieder am Ende wären für heute. Also lasst es euch gutgehen. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?