mit Büchern von Ekkehard Knörer, Tom Holert, Anthony Burgess, Ed Hardy, Joel Selvin und Naomi Schenck.
// Die wirklich gelungene „Booklet“-Reihe aus dem Hause „Diaphanes“ geht in diesen Tagen in eine neue Runde. Mit „Battlestar Galactica“ wird in diesem Zusammenhang eine der wohl besten Science Fiction-Serien der jüngeren Vergangenheit thematisiert und von Ekkehard Knörer auf ihre Inhalte abgeklopft. Der Mitherausgeber der Zeitschrift „Cargo“ und Redakteur des „Merkur“ gibt sich in diesem Zusammenhang alle Mühe, die unterschiedlichen Facetten des Weltraum-Epos zu durchleuchten und stößt auf einige interessante Aspekte, die sich auch problemlos auf unsere Gegenwart übertragen lassen. So spielt im Rahmen der Reihe die Rollenverteilung eine sehr wichtige Rolle.
„Battlestar Galactica“ dreht sich um das Finden der eigenen Identität und hier wird nicht nur den Zuschauern, sondern auch zahlreichen Protagonisten im Rahmen der finalen Staffel der Boden unter den Füßen weg gezogen. Was bin ich? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Geschehens und damit einhergehend… bin ich gut oder böse? Diese Kategorien aufzulösen, dazu trägt die Reihe nicht nur durch den fließenden Übergang von einem Menschen in Richtung Maschine bei, sondern auch, indem sie das Zwischenmenschliche zunehmend in den Vordergrund rückt. Was das Ganze mit unserem heutigen Leben zu tun hat? Der Autor liefert ein paar interessante Ansätze und sorgt dafür, dass man sich die Weltraum-Saga gleich nach dem Lesen des Werkes noch einmal zu Gemüte führen möchte.
// Darüber hinaus möchten wir außerdem noch auf die Western-Reihe „Deadwood“ hinweisen, die ebenfalls im Rahmen der „Booklet“-Ausgaben thematisiert wird. Der Kunstwissenschaftler Tom Holert und Mitherausgeber der „Spex“ widmet sich dieser so wichtigen Qualitäts-TV-Reihe aus dem Hause „HBO“, die man sich als langjähriger Serienfan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Ähnlich wie bei den „Sopranos“ oder in „The Wire“ wird hier das Spiel mit der Macht und der Gewalt auf eine kleine (sich noch in der Entstehung befindenden) Stadt übertragen, die nur das Recht des Stärkeren zu kennen scheint. Ein Souverän jedenfalls ist in „Deadwood“ nicht in Sicht und so mausern sich diverse Protagonisten zu wichtigen Ansprechpartner im Ort und versuchen das unter ihrem jeweiligen Blickwinkel Bestmögliche aus der gegenwärtigen Situation herauszuholen. Welche Gründe sie wirklich antreiben, wird oft erst nach einigen Folgen deutlich und so entwickelt sich ein spannender Neo-Western, der nur so strotzt vor gewalttätigen Szenen und hinterhältigen Charakteren. Den einsamen Cowboy im Kampf für das Gute sucht man hier jedenfalls vergebens. Und so macht es durchaus Sinn, die einzelnen Figuren nochmal etwas genauer zu durchleuchten. Tom Holert erweist sich hier als Kenner des Genres und beleuchtet auch den Ort des Geschehens nochmal unter veränderten Bedingungen. Was dabei rauskommt? Es lohnt sich mal reinzuschauen.
// Und wer bisher immer dachte, „A Clockwork Orange“ wäre lediglich ein cineastisches Meisterwerk, der kann sich nun von Anthony Burgess eines Besseren belehren lassen. Dessen Original-Roman, auf dem auch der Film basiert, wird hierzulande noch einmal neu aufgelegt und liefert einen intensiven Einblick in das Innenleben des durchgeknallten Protagonisten. Wer die Story noch nicht kennt: das Buch dreht sich um einen Fünfzehnjährigen namens Alex, der an so abstoßenden Dingen, wie zum Beispiel Vergewaltigungen, Gefallen findet. Darüber hinaus konsumiert er hemmungslos Drogen und macht mit seinen Freunden die Straßen unsicher. Alex geilt sich auf am Gewaltrausch und wird irgendwann zu 14 Jahren Haft verurteilt. Kurz darauf darf er einem Experiment teilnehmen, welches dazu dienen soll, seinen kranken Verstand zu heilen. Fortan wird ihm immer dann übel, wenn er an eine gewalttätige Handlung denkt. Nach nur 14 Tagen darf Alex das Labor wieder verlassen und ist ein freier Mann. Die erneute Konfrontation mit einem seiner Opfer führt allerdings zu einem schweren Zwischenfall, in dessen Folge das Gehirn von Alex wieder auf Gewalt-Modus switcht. Was dann passiert? Am besten du findest es selbst heraus. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte unbedingt mal reinschnuppern. Die Geschichte ist ebenso packend, wie diskussionswürdig, regt den Leser aber gerade deswegen zum Nachdenken an.
// Ed Hardy ist legendär. Seine Tattoos sind inzwischen weltberühmt und es gibt kaum jemanden, der nicht schon einmal mit seinen Kunstwerken konfrontiert worden ist. Nun erzählt der Protagonist selbst zusammen mit Joel Selvin seine Geschichte und schickt seine Fans in die 60er Jahre zurück. Im sonnigen Kalifornien beginnt er mit dem Tätowieren und leidet kurz darauf die Renaissance der Tattoo-Kunst ein. Inzwischen ist sein Name Programm und zahllose Fans von Dave Navarro (Jane´s Addiction) bis David Byrne (Talking Heads) sind begeistert. Weil das Werk noch dazu mit zahlreichen Motiven und auch Erinnerungsfotos des Protagonisten gespickt ist, bekommt man einen umfassenden Einblick in das Leben des Künstlers und darf sich außerdem über einige spannende Anekdoten über seine Zeit als Surfer und Modelabel-Besitzer freuen. Wenn du also auch neugierig bist, wie die renommierte Tätowierer-Legende sich anfangs noch mit Fake-Tattoos über Wasser hielt, dann lass dir dieses Buch nicht entgehen. Es lohnt sich und zwar nicht nur für Menschen mit Ganzkörper-Tattoo.
// In dem ebenfalls bei „Metrolit“ erhältlichem Homestory-Werk „Kann ich mal ihre Wohnung sehen“ macht sich die Szenenbildnerin Naomi Schenck daran, einen Blick in die Wohnungen fremder Leute zu werfen. Was sie dort zu sehen bekommt, ist nicht nur in regelmäßigen Abständen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu begutachten, sondern nun auch in Form einen wirklich gelungenen Schmökers, in den man als Außenstehender auf jeden Fall mal einen Blick hinein werfen sollte. Die Autorin begibt sich im Rahmen ihres Projekts nicht nur ins nahe gelegene Wiesbaden, sondern auch auf die andere Seite des Erdballs. So klopft sie unter anderem in Borneo und Beverly Hills an die Haustüren der Menschen und lässt sich auf die Geschichten der Leute dort ein. Auf diese Weise entstanden schließlich 28 spannende, witzige, aber auch absurde Erzählungen, die nur so strotzen vor Inspiration und Charme. Dazu bekommt man eine illustre Reihe an schwarz-weißen Fotos präsentiert, die in bemerkenswerter Weise als Ergänzung zu den Texten fungieren. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, schnupper mal rein. Es schadet nämlich keineswegs hier mal den Fuß über die eine oder andere Türschwelle zu setzen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?