mit neuer Musik von G.Rag & Die Landlergschwister, Matt Pryor, der Compilation „egoFm zwei“, Milky Chance, Keane, Volbeat, Lorde und Katy Perry.
// Wirklich bezaubernd ist das aktuelle Album von G.Rag & Die Landlergschwister geraten. Hinter dem freuchen Namen verstecken sich einige Münchner, die sich auf ihrer Platte an Klängen abseits des üblichen Heimat-Miefs abarbeiten. Indie-Fans kommen hier auch deshalb auf ihre Kosten, weil unter anderem die Caribou-Hymne „Odessa“ durch den Wolf gedreht wird, außerdem darf man sich über ein Stelldichein von Micha Acher aus dem Hause The Notwist im Rahmen des riesigen Ensembles freuen. Wenn du also auf mexikanische Rhythmen, Trauermärsche und eine Neu-Interpretationen der guten, alten „Monaco Franze“-Titelmelodie stehst, schnupper mal rein. G. Rag & Die Landlergschwister haben auf „Honkey Tonkin´“ eine ganze Menge Klassiker im Geiste von Hank Williams im Gepäck. Soll heißen: das hier ist so etwas wie die gelungene Variante dessen, was man üblicherweise in den Bierzelten der Nation allabendlich vor den Latz geknallt bekommt. Nennen wir es einfach: Volksmusik mit Niveau.
// Nach „May Day“ erscheint in diesem Jahr schon wieder eine neue Platte von Matt Pryor, der uns schon zusammen mit den Get Up Kids oder den New Amsterdams zahllose bezaubernde Emo-Hymnen bescherte. „Wrist Slitter“ ist inzwischen bereits sein drittes Solo-Album und via “Arctic Rodeo” glücklicher Weise auch hierzulande erhältlich. Die Scheibe klingt im Gegensatz zu den Vorläufern wesentlich hoffnungsvoller als früher, was schon im ersten Song deutlich wird. Der führt den Zuhörer nämlich erst einmal gehörig an der Nase herum („Treme“ lässt grüßen), bevor es dann mit „Kinda Go To Pieces“ so richtig losgeht. Der Titeltrack biegt anschließend sogar in countryeske Gefilde ab und „Before My Tongue Becomes A Sword“ erinnert an gute, alte College-Rock-Zeiten. Matt Pryor hat sich mit diesem Album endgültig frei geschwommen und seine Musik klingt so mitreißend wie lange nicht mehr. Da freuen wir uns jetzt schon auf die Dinge, die da noch kommen werden.
// Und schon zum zweiten Mal greifen die Verantwortlichen aus dem Hause „egoFM“ ganz tief in die Trickkiste und bringen ihre größten Radiokracher auf zwei illustren Silberlingen unters Volk. Eingeläutet von Caspers „Hinterland“ bekommt man eine hübsche Mischung aus Indie-Pop-Klängen und Elektro-Krachern präsentiert, die Lust darauf machen, geradewegs in Richtung Club abzubiegen. Neben den allgegenwärtigen Crystal Fighters und Phoenix (im gelungenen Breakbot-Remix) befinden sich diesmal auch hierzulande noch sträflich unterschätzen Kollegen wie Fat Freddy´s Drop oder die Elektro-Popper von Moderat auf der Scheibe. Wem das noch nicht reicht, der darf sich außerdem über zwei Klassiker (aus dem Hause Yeah Yeah Yeahs und Gnarls Barkley) freuen oder die Musik der beiden Lokalhelden Claire und OK Kid abfeiern. Du suchst nach weiteren, guten Argumenten, dir diese Scheibe nach Hause zu holen? Na bitteschön… Parov Stelar featuring Marvin Gaye, Bloc Party, Flume featuring T-Shirt, Left Boy (hier mit „Get It Right! – wobei wir bei der Gelegenheit auch auf den Track „Left Boy´s Coming“ hinweisen möchten, den wir in der Redaktion schon seit Monaten abfeiern) und natürlich Milky Chance, die zum „Stolen Dance“ bitten. Hach, einfach zauberhaft, diese Musik auf „egoFM zwei“. Da möchte man im Anschluss gleich auf www.egofm.de vorbei surfen und sich das Ganze noch einmal via Sender-Livestream in Endlosschleife zu Gemüte führen. Soll heißen: „egoFM zwei“ ist eine klasse Compilation mit jeder Menge Futter für deine ganz persönlichen Jahrescharts.
// Milky Chance klingen eigenwillig. Und das ist heutzutage schon etwas Besonderes, wo man doch meint, alles schon mal in dieser oder jener Form vor den Latz geknallt bekommen zu haben. „Sadnecessary“ wirkt ein wenig so, als würden hier Liedermacher-Tracks mit einem Hauch Elektronik unterfüttert. Das Ergebnis klingt federleicht, was wohl auch der Reggae-Herkunft des Duos geschuldet ist. Clemens Rehbein und Philipp Dausch bewegen sich auf ihrer Scheibe zwischen allen Stühlen und dürften gerade dadurch vom Geheimtipp zum Pop-Phänomen transferieren. Einen Song wie „Sweet Sun“ hat man zum Beispiel noch Stunden später im Ohr und auch das zurückgelehnte „Fairytale“ betört einen mit seinem entspannten Beat. Hin und wieder werden auch schöne Erinnerungen an so illustre Kollegen wie Jamie T. oder Just Jack wach, die sich an ähnlich grenzüberschreitenden Klängen versuchen. Soll heißen: „Sadnecessary“ ist ein ebenso eigenwilliges wie bezauberndes Werk, das sich in keine Schublade pressen lässt.
// Komplettisten dürfen sich außerdem über eine imposante „The Best Of“-Platte aus dem Hause Keane freuen. Die britische Band hat in den vergangenen Jahren alle verzückt mit ihrer Mischung aus orchstralem Indie-Pop a la Coldplay gepaart mit einer gehörigen Portion musikalischem Anspruch. Es wird also mal Zeit für eine Zwischenbilanz, die sich auf die wichtigsten Songs ihrer bisherigen Karriere beschränkt. So finden sich auf der Compilation neben den großen Hits wie “Everybody’s Changing” und “Silenced By The Night” auch zwei neue Songs, die sich nahezu perfekt dem positiven Gesamteindruck unterordnen. Wer Keane bisher noch nicht für sich entdeckt hat, sollte die Chance nutzen und sich diesen Rundumschlag bestehend aus 20 Songs nach Hause holen. Es lohnt sich.
// Volbeat haben ihr letztes Album auch noch einmal mit einem gelungenen Update versehen. Passend zum Weihnachtsgeschäft erscheint die sogenannte „Tour“-Edition von „Outlaw Gentlemen & Shady Lanes“, die neben den regulären Tracks noch mit einer einstündigen Live-DVD versehen ist, welche die besten Auftritte vom Rock´n´Heim, Hellfest, Dowload- und Roskilde Festival beinhaltet. Musikalisch bewegen sich die Jungs auf ihrem fünften Album noch ein Stückchen weiter in Richtung poppiger Gefilde. Klangen sie schon früher noch wie eine perfekte Melange aus Metallica und Elvis Presley, haben sie ihren Sound nun vollends perfektioniert. Es ist wirklich eindrucksvoll mitzuerleben, mit welcher Beiläufigkeit die Jungs hier einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln und zwischenzeitlich in traditioneller Metal-Manier das Gaspedal durchtreten. Wer auf Metal mit einem großen Schuss Rock and Roll steht, der sollte unbedingt mal reinhören.
// Mit anspruchsvollen Pop-Klängen versucht uns die Neuseeländerin Lorde auf ihrem Album „Pure Heroine“ um den kleinen Finger zu weickeln. Der Titel nimmt in diesem Zusammenhang allerdings keinen Bezug auf die Rauschhaftigkeit der Musik, sondern bedeutet so viel wie „reine Heldin“. Die Musik der 17-jährigen dockt dort an, wo Lana Del Rey zuletzt in Richtung Pop-Firmament abbog und ist mit einer ganzen Reihe Hits versehen, die einen Drahtseilakt zwischen Alternative- und Pop-Klängen absolvieren. Neben der gefeierten Single „Tennis Court“ finden sich neun weitere Stücke auf dem Album, die man allesamt bedenkenlos auf Dauerrotation in den einschlägigen Clubs der Nation laufen lassen könnte. Die Musik von Lorde zündet bereits beim ersten Durchgang, ist aber spannend genug arrangiert, dass sie einem auch nach mehrern Durchläufen noch Neues offenbart.
// Dass Katy Perry da in Sachen musikalischer Anspruch nicht hinterher kommt, ist natürlich keine große Überraschung. Im Gegensatz zum Gummibärchen-Geschmack des Vorgängers, hat man diesmal allerdings nicht das Gefühl, neben einer Zuckerwattemaschine zu stehen, die einfach nicht mehr aufhören möchte zu laufen. Zu viel Süßkram verschafft einem eben schnell Bauchmerzen und so sollte man auch das neue Album „Prism“ nur ihn wohl dosierten Mengen genießen. Wobei auch in diesem Zusammenhang mal wieder deutlich wird: Katy Perry weiß, wie man einen Hit schreibt und ist noch dazu ein sozial-engagierter Superstar, der sich immer wieder für Wohltätigkeitsorganisationen einsetzt. Und so werden auch diesmal wieder alle laut „Roar“ schreien, wenn in der Großraumdisco die aktuelle Single läuft oder zur nächsten „Birthday“-Party eingeladen wird. Wems gefällt, der sollte die Anlage jetzt noch ein kleines bisschen lauter drehen. Wir aber sagen in der Zwischenzeit erst einmal auf Wiedersehen und wünschen viel Spaß mit der Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?