mit neuer Musik von Lady Gaga, Eminem, Jake Bugg, Zaz, Sleigh Bells, Manic Street Preachers, The Avett Brothers und The Wave Pictures.
// Lange hat es gedauert, aber jetzt ist es endlich soweit. Das neue Album von Lady Gaga steht tatsächlich in den Regalen und umschmeichelt uns mit zahlreichen Bombast-Disco-Brettern der Marke „Applause“ und Konsorten. Natürlich hat die werte Dame auch diesmal wieder ganz dick aufgetragen. Das Album-Artwork wurde von niemand geringerem als Jeff Koons zusammengebastelt und zeigt eine Künstlerin, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Kunst und Pop formvollendet zusammen zu führen. Dementsprechend kommt es in Sachen Lady Gaga auch gar nicht so sehr auf die Musik an, sondern auf das Gesamtkonzept. Selbigem ordnen sich Songs wie „Venus“ oder der Titeltrack sehr gekonnt unter und machen vergessen, dass sich dazwischen der eine oder andere Filler befindet. „ARTPOP“ ist am Ende exakt das Pop-Album, das man von einem Megastar erwarten durfte. Die Features von T.I., Too $hort, Twista und R. Kelly sorgen für Abwechslung und dürften demnächst in jeder Großraumdisko auf Dauerrotation laufen. Im Grunde genommen kann man die Künstlerin also nur beglückwünschen: sie hat ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert und dürfte in Zukunft umso mehr Möglichkeiten bekommen, im Stil von so illustren Kolleginnen wie Madonna und Konsorten auch mal bisher noch nicht für möglich gehaltene, musikalische und künstlerische Ansätze durchzudeklinieren.
// In letzter Zeit haben wir den guten, alten Eminem ein wenig aus den Augen verloren. Nun aber meldet sich der Künstler mit einem echten Paukenschlag zurück. „The Marshall Mathers LP 2“ wendet sich nicht nur titel-mäßig den guten, alten Zeiten zu, sie beinhaltet die wahrscheinlich besten Songs des Rappers seit der Veröffentlichung seines gleichnamigen Vorgängers. Eingeläutet von dem fiesen „Bad Guy“ wagt sich der Musiker an vertrackte Rock-Klassiker heran, knallt seinen Höreren eine verrückt gewordene Single namens „Berzerk“ vor den Latz und verabreicht sich unter der Regie von Dr. Dre & Rick Rubin selbst eine Art Frischzellenkur. Neben „***hole“ (featuring Skylar Grey und der Kollaboration mit Kendrick Lamar stechen vor allem das puristische „Rap God“ und der abschließende Track „Evil Twin“ heraus. Eminem hat also am Ende wieder alles richtig gemacht und meldet sich mit seiner neuen „Marshall Mathers LP“ wieder zurück unter den ganz Großen im Geschäft.
// Jake Bugg hat im vergangenen Jahr das Kunststück vollbracht, als Newcomer auf Platz eins der britischen Charts zu hüpfen und dabei die Herzen zahlloser Rock-Fans im Sturm erobert. Nun steht bereits der oftmals als schwierig verschrieene Zweitling in den Regalen und Jack Bugg macht einfach dort weiter, wo er auf dem Vorgänger aufgehört hat. Keine Ahnung, wo der Junge die ganzen Ideen hernimmt, jedenfalls befinden sich auch diesmal wieder zahllose Hitsingles unter den zwölf Songs, die einem noch Studnen später im Kopf herum schwirren und schöne Erinnerungen an die Klassiker von Johnny Cash hervor rufen. Zusammen mit Produzenten-Legende Rick Rubin gelingt es dem 19jährigen außerdem, seiner jugendlichen Energie freien Lauf zu lassen, was in der schmissigen Single „What Doesn´t Kill You“ und dem stampfenden Opener „There´s A Beast And We All Feed It“ gipfelt. Ja, Jack Bugg hat auf seinem zweiten Album sogar noch einmal das Tempo angezogen und zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen. Ganz im Gegenteil: die Songs auf „Shangri La“ dürften vor allem im Live-Kontext zünden, wo ihm seine Anhänger ja sowieso schon aus der Hand fressen. Kurz gesagt: im Zusammenhang mit diesem Musiker steht uns in Zukunft noch Großes bevor.
// Das neue Album der herzallerliebsten französischen Sängerin Zaz erscheint in diesen Tagen ebenfalls noch einmal in einer runderneuerten Fassung mit sage und schreibe neun Bonus-Songs. Neben den bereits zu Klassikern avancierten Stücken „On Ira“ oder „Comme Ci Comme Ca“, kommen wir in der „Deluxe Edition“ unter anderem in den Genuss einer zauberhaften Neu-Interpretation von „La Vie En Rose“ sowie einem Gastauftritt von Alex Renart. Ansonsten hat die Liedermacherin auf ihrem zweiten Werk alles richtig gemacht. Die Songs sind zwar eine Spur massentauglicher, als auf dem Erstling – das tut der Euphorie um die Musik aber keinen Abbruch. Darüber hinaus findet sich in dem Package auch noch eine gelungene Bonus-DVD, die mit einer exkulsiven Dokumentation bestückt ist. Wer da nicht zuschlägt, ist selber Schuld. Außerdem eignet sich das Teil ideal dazu, pünktlich zu Weihnachten ein paar nette Freunde mit diesen wundervollen Ohrwürmern namens „Gamine“ und „En Reve“ zu beschenken.
// Richtig viel Lärm machen in der Zwischenzeit die amerikanischen Kollegen aus dem Hause Sleigh Bells. Wie schon auf den beiden Vorgängern „Treats“ und „Reign Of Terror“ übersteuert das New Yorker Duo auch diesmal wieder nur zu gerne die Stereoanlage und vermengt das Ganze mit schmissigen Pop-Melodien. Zusammen mit Andrew Dawson hinter den Reglern gelingt es ihnen diesmal, noch pointierter um die Ecke zu biegen. „Bitter Rivals“ ist trotz aller Härte eigentlich ein astreines Girlgroup-Album, das packende Pop-Songs in ein aggressives Gewand hüllt. Wenn du also auf die Unberechenbarkeit von M.I.A., die Melodien von The Pipettes und die Riffs von AC/DC abfährst, dann hol dir die Scheibe und feier den Scheiß. So kongenial hat schon lange keine Band mehr die unterschiedlichsten Stile unter einen Hut gebracht.
// Die altehrwürdigen Brit-Popper aus dem Hause Manic Street Preachers versuchen sich auf ihrer alten Tage ebenfalls an einem astreinen Befreiungsschlag. Ihr neues Album „Rewind The Film“ ist ein zurückgelehntes, beinahe cineastisches Album, das man sich am Besten zu Hause vor dem Kamin zu Gemüte führt. Natrülich haben die Waliser auch nicht verlernt, wie man große Hymnen aus dem Ärmel schüttelt und stellen das zum Beispiel mit dem Song „Show Me The Wonder“ treffsicher unter Beweis, ansonsten aber regiert eine melancholische Grundstimmung, die der Band wesentlich besser steht, als der pompöse Stadion-Pop, an welchem sie sich vor nicht allzu langer Zeit noch versuchten. Wenn du also auf tiefgründige Songs im akustischen Geawand stehst, schnupper mal rein.
// Hin und wieder packt uns beim „Zuckerbeat“ ein Album, das wir vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatten. „Magpie And The Dandelion“ von The Avett Brothers hatten wir eigentlich eher in der Country- und Classic Rock-Ecke verortet, ihre neue Platte aber entpuppt sich als authentisches Rock-Album, das man allen Fans von Blitzen Trapper bis Kings Of Leon nur innig ans Herz legen kann. Die Scheibe ist nicht nur gespickt mit ganz großen Hymnen wie „Good To You“, sondern begeistert auch mit schmissigen Krachern wie „Another Is Waiting“, das in gerade mal zwei Minuten und acht Sekunden dermaßen authentisch rüber kommt, dass man den Song am Liebsten zwanzig Mal hintereinander hören würde. Wenn du The Avett Brothers also bisher noch nicht auf deinem Einkaufszettel hattest, dann gib der Band mal eine Chance. Dieses Roots Rock-Album hat deine Aufmerksamkeit verdient.
// Anschließend kannst du dann gleich zum neuen Werk von The Wave Pictures hinüber torkeln, das einen auf charmante Art und Weise vor Augen führt, wie man nostalgische Klänge auf zeitgemäße Art in Szene setzt. Auf zwei Silberlingen präsentiert uns die das englische Trio um Sänger Dave Tattersall ein bezauberndes Werk, das irgendwo zwischen den Polen Hank Williams und The Hold Steady hin und her pendelt. „City Forgiveness“ ist ein Album für nächtliche Autofahrten über einsame Landstraßen. Die Straßenlaternen in den kleinen Ortschaften schimmern friedlich vor sich hin und beim Zuhörer stellt sich ein hohes Maß an Zufriedenheit ein, wenn Songs wie „Red Cloud Road (Part 2)“ und „Tropic“ aus den Boxen schallen. Wenn du also auf Musik im Grenzgebiet von Folk, Americana und Lo-Fi-Pop stehst, dann gib den Jungs mal eine Chance. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?