mit neuer Musik von London Grammar, Carolin No, Billie Joe + Norah, The Dismemberment Plan, Less Than Jake, Captain Gips, Cut Copy und The Shh.
// Äußerst begeistert sind wir von dem aktuellen Album der britischen Gruppe London Grammar. In England hat die Band bereits eine große Fangemeinde und präsentiert anmutige Pop-Perlen, die mit jeder Menge Details gespickt sind, die sich erst beim x-ten Durchlauf erschleßen. „If You Wait“ wurde nicht nur in Kooperation mit Produzent Tim Bran (The Verve) und Roc Nation (Jay-Z) in Szene gesetzt, es ruft ähnlich euphorische Reaktionen hervor, wie der gelungene Erstling von James Blake. Diese Musik hier lebt von ihren Zwischentönen, von Momenten der Stille, die dann wiederum von großen Melodien abgelöst werden. Obwohl das Tempo über die volle Distanz sehr gemächlich geraten ist, kommt trotzdem keine Langeweile auf. Ganz im Gegenteil: London Grammar machen süchtig und haben mit „If You Wait“ genau das Album am Start, um sich für einen Moment lang schwerelos zu fühlen. Also Kopfhörer auf und eine Runde durch den ersten Schnee stapfen. Es wird einem den Atem verschlagen zu dieser Musik.
// Carolin No sind eine ganz herrliche Band. Die Musik von Caro und Andi Obieglo aus Würzburg ist dermaßen bezaubernd, das man das Gefühl hat, auf Wolken zu schweben. Die Musik des Duos strahlt diese Schwerelosigkeit aus, die einen dazu anregt, das Autoradio immer lauter zu drehen. Dass es ihnen dabei auch noch gelingt, keine allzu großen Zugeständnisse an die gängigen Formatradiostationen zu machen, ist bemerkenswert. Es zeugt außerdem von künstlerischer Integrität, die man anderweitig oft vermisst. Selbst ein Song wie der Titeltrack ist noch mit dermaßen vielen Details und poetischen Passagen versehen, dass sich schon nach wenigen Sekunden eine Gänsehautstimmung beim Hörer breit macht. „Favorite Sin“ ist das nahezu ideale Pop-Album für die kalte Jahreszeit, weil es einem einerseits das Herz öffnet, andererseits aber auch mit zahllosen Überraschungsmomenten gespickt ist. Wenn du also auf zauberhafte Pop-Musik im Klavier- und Gitarrengewand stehst, hol dir die Scheibe. Es lohnt sich.
// Unter dem Einfluss der Song-Kollektion „Songs Our Daddy Taught Us“ der altehrwürdigen Everly Brothers steht das aktuelle Album von Billie Joe + Norah. Dahinter versteckt sich niemand Geringeres als Green Day-Frontmann Billie Joe Armstrong und die Pop-Poetin Norah Jones, die zusammen auf die besinnliche Adventszeit hinleiten. Wie gut das Ganze funktioniert, ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, welch unterschiedliche Sozialisation das Duo in der Vergangenheit durchlaufen hat. „Foreverly“ aber klingt nahezu formvollendet, flirtet immer wieder mit Country-Elementen und besinnt sich ansonsten auf harmonischen Pop, der zum Mitwippen einlädt. Die Scheibe ist in diesem Zusammenhang das wahrscheinlich unerwarteste und gleichzeitig gelungenste Vorweihnachtsalbum der Saison und wird den Fans beider Parteien das Tor zu einer neuen Welt aufstoßen.
// Nach zwölf Jahren Pause melden sich in der Zwischenzeit auch die altehrwürdigen Kollegen von The Dismemberment Plan auf der Bildfläche zurück, um ein neues Album aus dem Ärmel zu schütteln. „Unscanney Valley“ präsentiert die Jungs in absoluter Bestform und ist mit zehn Tracks bestückt, die ganz locker mit den alten Klassikern mithalten können. Gemischt wurde das Album von niemand Geringerem als J. Robbins (Jawbreaker & The Promise Ring) und so wird man immer wieder von einem nostalgischen Gefühl übermannt, während die Platte auf Dauerrotation läuft und Hymnen wie „Waiting“ und Invisible“ das Soundsystem fluten. Wenn du also auf guten, alten Posthardcore mit viel Gefühl stehst, dann hör einfach mal rein und besorg dir anschließend noch den exzellenten Back-Katalog des Kollektivs.
// Gute Laune verbreiten im Anschluss die Kollegen aus dem Hause Less Than Jake auf ihrem aktuellen Album „See The Light“. Mit ihrer Comeback-Platte auf „Fat Wreck“ knüpfen die Ska-Punks geradewegs an die guten, alten Zeiten an und öffnen einem mit hymnischen Krachern wie dem Opener „Good Enough“ oder „The Troubles“ das Herz. Hit-Potenzial hat eigentlich fast jeder der Songs, wobei besonders das schmissige „Jump“ heraussticht. Schön auch zu sehen, dass sich die Jungs für die Aufnahmen mal wieder Bill Stevenson (Descendents) ins Studio geholt haben, welcher die Songs angenehm rotzig in Szene setzt. Less Than Jake melden sich mit „See The Light“ eindrucksvoll zurück auf der großen Punkrockbühne und veröffentlichen ihr bestes Album seit einer gefühlten Ewigkeit. Wenn du also auf Ska-Punk im Stile von Reel Big Fish oder der Mighty Mighty Bosstones stehst, schnupper mal rein.
// Nach dem Jubiläums-Sampler im vergangenen Monat steht nun schon wieder das nächste Release aus dem Hause „Audiolith“ in den Startlöchern. Diesmal ist Captain Gips an der Reihe und dessen neues Album gehört zum Besten, was dieses Jahr so an HipHop über die Ladentheke gereicht wurde. „20.000 Meilen unter dem Yeah“ ist ein Zeckenrap-Knaller, der einem in kalten Tagen eine Sonne ans Firmament zaubert. Die Scheibe strotzt nur so vor Hits und ist darüber hinaus auch noch mit gelungenen Features von Ira Atari und Kolya gespickt. Als wäre das noch nicht genug, konnte der Hamburger Künstler auch noch B-Low von den altehrwürdigen Digger Dance (kennt die überhaupt noch jemand?) von einem Feature-Auftritt überzeugen. Mit Captain Gips hat „Audiolith“ nun auch ein zugkräftiges Pferd im HipHop-Bereich am Start. Da freuen wir uns jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates.
// Als Gesamtkunstwerk wollen die Kollegen aus dem Hause Cut Copy ihr neues Album verstanden wissen. Nachdem sie zuvor bereits für den Grammy nominiert wurden, haben sie diesmal alles auf eine Karte gesetzt und sind auch nicht bereit, irgendwelche Zugeständnisse an den Massengschmack zu machen. Ganz im Gegenteil: „Free Your Mind“ ist ein wirklich grenzüberschreitendes Werk, das man sich am Besten in einem Stück zu Gemüte führt. Musikalisch orientieren sich die Jungs an der britischen Acid-Revolution und dem Erbe der Hippies, wodurch immer wieder schöne Erinnerungen an den Sound von so illustren Kollegen wie MGMT oder Tame Impala wach werden. Wenn du also auf spacige Sounds mit hintersinnigen Passagen stehst, bist du hier genau an der richtigen Adresse.
// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das aktuelle Album der Gruppe The Shh. „All Things With Love“ ist genau das richtige Album, um das Jahr 2014 so richtig schön gemütlich ausklingen zu lassen. Die besinnlichen Songs erinnern an die Musik von Boy und Oh Napoleon und so gerät man immer wieder in Versuchung sich zu diesen Sounds unter der Bettdecke zu verkriechen und den Alltag einfach mal für einen moment lang auszuknipsen. Zwischendurch gibt’s zur allgemeinen Erheiterung noch ein paar härtere Gitarren und synthetische Passagen, was dafür sorgt, dass einem bis zum Ende hin nicht langweilig wird. Wenn du also auf stimmungsvolle Pop-Musik stehst, schnapp dir das Album oder schau am 18. Dezember mal in der Kellerperle in Würzburg vorbei. Da steht das Duo nämlich live auf der Bühne. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?