// zuckerbeat vol. (3)52 – „je veux“

mit neuer Musik von Cate Le Bon, Midlake und dem Box-Set „Chansons Du Monde“. // Cate Le Bon ist eine echte Ausnahmekünstlerin. Sie durfte in der Vergangenheit nicht nur den Frontmann der Super Furry Animals Gruff Rhys auf seiner Solo-Tour begleiten, sie wurde auch gleich noch von ihm für dessen Label gesignt. Dem Musiker gefiel […]

mit neuer Musik von Cate Le Bon, Midlake und dem Box-Set „Chansons Du Monde“.

cate-le-bon// Cate Le Bon ist eine echte Ausnahmekünstlerin. Sie durfte in der Vergangenheit nicht nur den Frontmann der Super Furry Animals Gruff Rhys auf seiner Solo-Tour begleiten, sie wurde auch gleich noch von ihm für dessen Label gesignt. Dem Musiker gefiel es wohl, dasa ihre Songs so unkonventionell sind. Radiosingles jedenfalls sucht man auch auf ihrem neuen Album vergebens. „Mug Muesum“ (so der Titel des Albums) besticht vielmehr durch avantgardistische Passagen, die schöne Erinnerungen an die Musik von The Velvet Underground & Nico wachrufen. Ein solch abwechslungsreiches Singer-Songwriter-Album jedenfalls haben wir schon lange nicht mehr vor den Latz geknallt bekommen und so möchten wir euch dieses Werk gerade wegen seiner schrägen Momente ganz tief ans Herz pressen. Cate Le Bon gelingt es dem Liedermacher-Genre völlig neue Facetten abzugewinnen und so bleibt uns am Ende eigentlich nur noch eins zu sagen: schon verrückt, aber absolut unwiderstehlich, dieses Werk.

chansons// Wer sich etwas intensiver mit zeitgenössischen Chansons aus unsere französischen Nachbarland auseinander setzen möchten, der kommt in diesen Tagen im Rahmen der so genannten „Genuss-Edition“ von der Wochenzeitung „Zeit“ auf seine Kosten. Das hübsch gestaltete Box-Set umfasst unter anderem das Album „Rauschen“ von Kitty Hoff & Forêt-Noire. Die Band und ihre Sängerin zelebreieren darauf eine imposante Melange aus Chanson-, Pop- und Jazzklängen, die einem sofort ans Herz gehen. Neben diesem Geheimtipp findet sich außerdem das Album „Scéne De Vie“ im Kasten, das vor 22 Jahren den internationalen Erfolg von Patricia Kaas einleitete. Wer die Sängerin noch nicht kennt, wird überrascht sein, wie spielend sie in ihrer Musik Blues-Parts und Chansons-Anleihen miteinander verknüpft. Anschließend wird dann mit der herzallerliebsten Zaz in Richtung Gegenwart abgebogen und der Zuhörer bekommt das wohl spannendste Pop-Album der vergangenen Jahre vor den Latz geknallt. Auf dem gleichnamigen Debüt der „neuen Piaf“ stimmt einfach alles und so ertappt man sich schon nach wenigen Durchläufen dabei, wie man die Melodien von Hits wie „Je Veux“ oder dem aufmüpfigen „Prends Garde A Ta Langue“ vor sich hersummt. Wer sich lieber von einer männlichen Stimme in balladeske Gefilde entführen lässt, der darf sich außerdem über das düstere Album „En Passant“ des französischen Großmeisters Jean-Jacques Goldman freuen, dessen Album man duchaus mehrere Durchläufe schenken sollte. Auch wenn sich viele Songs erst nach geraumer Zeit erschließen, irgendwann packt einen diese Musik im Stile eines Tom Waits und dann lässt sie einen nicht mehr los. Gleiches gilt für den ambitionierten Künstler Benjamin Biolay, der hier mit seinem Klassiker „Trash Eye“ vertreten ist. Wer des Französischen nicht mächtig ist, dem entgeht hier zwar die lyrische Rafinesse des Musikers, darüber hinaus hat man in den vergangenen Jahren aber nur selten ein so spannend arrangierstes Chanson-Pop-Album in den Händen gehalten. Zu guter Letzt noch der Hinweis auf einen hellen Stern des portugisischen Chansons. Spielend meistert die Sängerin Mísia den Drahtseilakt zwischen Melancholie und Lebensfreude und schafft es spielend, klassische Traditionen des Fado mit zeitgenössischen Momenten zu versehen. Fazit: Mit „Chansons Du Monde“ gelingt den Machern nicht nur ein imposanter Appetizer für alle, die sich näher mit der Geschichte des zeitgenössischen Chansons auseinander setzen möchten, das Box-Set beinhaltet auch eine bunte Mischung an Künstlern, die am Ende wirklich für jeden etwas bereit hält. Worauf also wartet ihr noch: schnappt euch das Teil.

midlake// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das aktuelle Album von Midlake, die sich bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album mit der schwierigen Situation konfrontiert sahen, dass ihr früherer Sänger plötzlich das Weite gesucht hat. Nun also hat sich Gitarrist Eric Pulido das Mikrofon unter den Nagel gerissen und macht seine Sache außerordentlich gut. „Antiphon“ klingt im Grunde genommen wie eine „Best Of“-Compilation der vergangenen Jahre, welche zwischen den Polen Psychedelic und Indie-Folk balanciert. Das Sextett aus Texas hat zehn Songs aus dem Ärmel geschüttelt, die man sich am Besten in einem Rutsch zu Gemüte führt. Dann erst entfaltet sich die wahre Größe dieses Werks und man wird als Zuhörer regelrecht von einem Rausch der Emotionen übermannt. Wenn du also noch Bedenken hattest bezüglich des Personalwechsels im Rahmen der Band, Midlake haben es auch mit ihrem neuem Sänger noch drauf. Also hol dir das Album. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.