mit den Bänden The Graphic Canon, Jack The Ripper, Stitched, Teenage Mutant Ninja Turtles, Das Haus in den Bäumen, 999 Froschgeschwister wachen auf und Buddha.
// Wer sich die Klassiker der Weltliteratur gerne mal in einer grafischen Variante zu Gemüte führen möchte, der kann sich in diesen Tagen ein echtes Schmankerl aus dem Hause „Galiani Berlin“ mit nach Hause nehmen. In der monströsen Sammlung namens „The Graphic Canon“ findet sich zahllose Literatur-Großereignisse gebündelt in ein großformatiges Comic-Album, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Herausgegeben wurde das Werk von Russ Kick, der sich alle Mühe gibt wirklich keinen großen Klassiker der Literaturgeschichte zu unterschlagen. Auf diese Weise kommen wir in den Genuss von großen Dramen wie „Platon“, „Dante“ und „Gullivers Reisen“.
Die facettenreiche Herangehensweise der einzelnen Künstler sorgt nicht nur für eine gehörige Portion an Abwechslungsreichtum, sie ringt den einzelnen Werken auch noch ungeahnte Facetten ab. Man sollte sich in diesem Zusammenhang allerdings sehr viel Zeit nehmen für dieses Werk, weil die Klassiker (wenn auch in bebilderter Form dargereicht), nicht immer einfach zu lesen sind und dem Zuschauer in diesem Zusammenhang einiges abverlangen. „The Graphic Canon“ ist ein atemberaubendes Werk voller Überraschungen und führt einen gleichzeitig auf geschmackvolle Weise an 50 Künstler heran, die für die Literatur von immenser Bedeutung gewesen sind. Als Leser (und Betrachter) gerät man immer wieder in Verzückung bei so viel Liebe zum Detail und kann es jetzt schon kaum mehr erwarten, dass der zweite Band dieses epischen Graphic Novel-Katalogs in den Handel kommt. „The Graphic Canon“ ist die Novelle der Saison und gehört in jede gut-bestückte Comic-Bibliothek. Renommierte Künstler wie Will Eisner oder Robert Crumb setzen die Originale kongenial in Szene, so dass man in mancherlei Hinsicht fast schon das Gefühl bekommt, hier die Koproduktionen zweier Großmeister aus unterschiedlichen Welten präsentiert zu bekommen. Hier trifft die Creme de la Creme der Comic-Szene auf die Größen der Weltliteratur. Soll heißen: wer sich dieses festliche Mammut-Werk entgehen lässt, ist selbst schuld.
// „Jack The Ripper“ steht ja alle paar Jahre in dieser oder jener Form wieder auf. Nun macht sich eine bezaubernde Graphic Novel daran, das Leben des Serienmörders noch einmal „nachzuzeichnen“. Die Geschichte von Francois Debois und Jean-Charles Poupard spielt im Herbst 1888 und thematisiert die Morde an zahlreichen Prostituierten in London. Die ganze Stadt ist plötzlich aufgeschreckt durch die Gefahr, die von dem bis dato noch Unbekannten ausgeht. Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres macht sich Inspektor Frederick Abberline daran, einige Zuhälter Dingfest zu machen, die ihre Mädchen unter schlimmsten Bedingungen ihre Arbeit verrichten lassen. Der Protagonist geht in diesem Zusammenhang ziemlich kompromisslos vor und sieht sich schon bald mit zahlreichen Gegnern konfrontiert, die ihn dazu bringen wollen, die Stadt zu verlassen. Dann aber geschehen einige Morde in Paris, welchen denen in London frappierend ähnlich sehen. Während Abberline sich also auf den Weg macht, das Geheimnis um den Täter zu lüften, sieht sich sein Partner Godley mit einem weiteren Fall konfrontiert. Ein Arzt wurde aufgeschlitzt und der einzige Hinweis ist ein Manuskript mit überaus verstörendem Inhalt. Wie die beiden Fälle miteinander zusammenhängen und wer am Ende der oder die Mörder sind, wird hier natürlich noch nicht verraten. Nur so viel schon mal vorneweg. Diese Comic-Adaption des alten Klassikers gehört mit zu den besten, die wir in letzter Zeit zu Gesicht bekommen haben.
// Unter dem Namen „Das schwarze Fass“ erscheint in diesen Tagen außerdem das zweite Werk aus dem Hause „Stitched“ von Horror-King Mike Wolfer und Fernando Furukawa. Das 148-seitige Buch dreht sich um eine Horde von Untoten, die auf dem Weg in Richtung Zivilisation sind. Nachdem ein gelgieriger Schmuggler das Geheimnis um die Gruppe an einen Sammler verhökert, wird ein Team von Marinesoldaten losgeschickt, um das drohende Unheil zurückzuschlagen und die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren. Die wahre Gefahr allerdings lauert im Hintergrund bei denjenigen, die den Herstellungsprozess und Verwandlungsablauf begleiten. Sie haben es nämlich erst möglich gemacht, dass die „Stitched“ zu willenlosen Werkzeugen von Terroristen werden konnten. Ob es für die moderne Welt noch ein Entkommen gibt oder die unvorbereitete Menschheit von den Wesen aus dem Schattenreich überrannt wird. Am besten du findest es selbst heraus. „Stitched“ ist ein gefundenes Fressen für all jene, die früher gerne in den „Gespenster-Geschichten“ geblättert haben und heute von der Zombie-Reihe „The Walking Dead“ begeistert sind.
// Die altehrwürdigen „Teenage Mutant Ninja Turtles“ erleben in diesen Tagen ebenfalls eine gelungene Wiederauferstehung im Comic-Format. Im zweiten Band der gleichnamigen Reihe werden neue Abenteuer der fantastischen Vier aus dem Ärmel geschüttelt und die stehen den alten Klassikern im TV in keiner Weise nach. Die Atmosphäre selbst ist im Großen und Ganzen etwas düsterer geraten als das Original, dennoch fiebert man von der ersten Sekunde an mit und auch der besondere Humor des Kollektivs bleibt nicht auf der Strecke. Kevin Eastman, Tom Waltz und Dan Duncan gelingt es sehr gekonnt, die Charaktere von Mattscheibe auf Papier zu transferieren und lässt sie im zweiten Band namens „Alte Feinde, neue Feinde“ gegen Old Hob, Baxter Stockman und den bisher noch weitestgehend unbekannten Gegner Krang antreten. Die Turtles selbst sind gerade erst wieder vereint und machen sich mit April daran, das drohende Unheil zurück zu schlagen. Ob es ihnen am Ende gelingt. Es lohnt sich wirklich dieser Neufassung des alten Klassikers ein paar Stunden zu schenken. Man wird nämlich immer wieder von einem sanften Gefühl der Melancholie übermannt.
// Der Kinderbücher-Autor Jon Klassen ist ein Phänomen. Mit seinen beiden Werken „Wo ist mein Hut?“ und „Das ist nicht mein Hut“ gelang es ihm spielend, auch die Welt der Erwachsenen in blankes Staunen zu versetzen und nun erscheint ein weiteres, äußerst lesenswertes Werk des Künstlers in Kooperation mit dem amerikanischen Dichter Ted Kooser. Dem geht zwar auf dem ersten Blick die lockere Attitüde der beiden Vorläufer ab, dafür aber punktet das Buch in Sachen Detailreichtum und Tiefgang. Die Geschichte selbst dreht sich um einen Vater und seine beiden Kinder. Während ersterer das Gelände auf seinem Anwesen intensiv pflegt, entwickeln die Kids eine Faszination für das natürliche Wirr-Warr in der näheren Umgebung. Als die Kinder schließlich außer Haus sind und der Vater zu alt und schwach, um das Gelände weiter zu pflegen, bahnt sich die Natur ihren Weg in Richtung des Hauses und hebt es am Ende vollends aus den Angeln. „Das Haus in den Bäumen“ kann man in diesem Zusammenhang nicht nur als Parabel auf unser vergängliches, menschliches Dasein lesen, sondern es regt auch dazu an, sich über die Rolle des Menschen in der Natur Gedanken zu machen. Für die jungen Leser sind vor allem die zauberhaften Zeichnungen interessant, die nur so strotzen vor Detailreichtum und die poetische Tiefe des Textes kongenial auf eine visuelle Ebene transportieren. Soll heißen: hier passt alles perfekt zusammen und so freuen wir uns jetzt schon auf den nächsten Streich dieses Ausnahme-Künstlers.
// Der heimliche Bestseller für jüngere Leser und Zuhörer für das Jahr 2013 ist das Buch „999 Froschgeschwister wachen auf“. Der japanischen Autor und Spielzeugentwickler Ken Kimura und sein Landsmann Yasunari Murakami haben einen Nachfolger von „999 Froschgeschwister ziehen um“ geschaffen. Übersetzt wurde der wieder von Hana Christen und heraus gegeben vom NordSüd-Verlag. Worum es geht? Es ist Frühling. Mama Frosch erwacht. Sie weckt und zählt ihre Kinder. Das letzte sucht sie etwas länger. Es ist der große Bruder, der sich sehr über den Frühling freut. Nun möchte er auch andere Tiere wecken. Keiner soll den Frühling verpassen. Die Schildkröte, der Salamander, die Marienkäfer und die Kröte reagieren alle erfreut, auch wenn sie alle noch etwas schläfrig sind. Nur mit der Schlange ist nicht zu spaßen. Zum Glück hilft hier die Schildkröte aus. Doch der große Bruder ist schon wieder eingeschlafen. Das Buch besticht wie schon der Vorgänger durch die wunderschönen Illustrationen. Empfohlen wird es für Kinder ab 4 Jahren. Nach oben gibt es aber zum Glück keine Altersbeschränkung.
// Und weiter geht’s. Pünktlich zur Adventszeit geht auch der Comicbuch-Klassiker „Buddha“ von Altmeister Osamu Tezuka in die nächste Runde. Im Rahmen des siebten Bandes widmet sich der legendäre Manga-Künstler dem Werdegang des Erleuchteten. In seinem mehrfach preisgekrönten Epos bleibt viel Raum für persönliche Entfaltung des „Helden“ und dessen bewegtes Leben. Kein Wunder, dass dir Reihe sogar mit dem renommierten Eisner-Award ausgezeichnet worden ist. Der Leser findet sich in diesem Zusammenhang am Fuße des Himalaja wieder und zwar 2.500 Jahre vor unserer Zeit. Als das Wasser über das Ufer des Nairanjana schwappt, wird Buddha vom König der Hirschen ins Leben zurückgeholt. Selbiger führt ihn anschließend in den Wildpark Migadaya. Dort erläutert Buddha seine Gedanken an die Menschen (und Tiere) und predigt die „vier edlen Weisheiten“. Seine Erläuterungen zum achtfachen Pfad führen letztendlich dazu, dass der Buddhismus begründet wird und so ist dieses Buch auch für den Laien ein echter Leckerbissen der Manga-Geschichte. „Das Rad der Lehre“ gehört mit zu den stärksten Bänden der Reihe und dürfte dem Werk von Osamu Tezuka eine Menge neuer Fans bescheren. Wenn du also noch nach einem passenden Festtagsgeschenk suchst, versuch es doch mal mit diesem Klassiker. Es könnte sich als lohnenswert erweisen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?