mit neuer Musik von Hanne Kolsto, Beißpony, Dave van Ronk, Sea Wolf, Eric Pfeil, Hans Söllner und den Compilations „Stimmen Bayerns – Die Freiheit“ und „Songs of Gastarbeiter Vol. 1“
// Das Covermotiv passt zwar eher zu Halloween, als zu Weihnachten, aber die Musik der norwegischen Ausnahmekünstlerin Hanne Kolsto ist dermaßen bezaubernd, dass wir sie such unbedingt noch vor den Festtagen ans Herz legen möchten. Ihr aktuelles Album „Flashblack“ verbindet sanften Gitarrenpop mit Kammermusik und Lyrics, die sich nicht hinter denen von Sophie Hunger und Konsorten zu verstecken brauchen. Bereits mit ihrem Elektro-Projekt Thelma & Clyde hat die Musikerin ihr Können angedeutet, aber nun scheint sie vollends zu sich selbst gefunden zu haben. Die experimentierfreudigen Tracks sind mit Streichern und Loops durchsetzt und ziehen einen schon nach wenigen Sekunden in ihren Bann. Wenn du also auf verführerischen Pop im Multinstrumentalisten-Modus stehst, dann schnupper mal rein.
// Weiter geht’s direkt im Anschluss mit den zauberhaften Kolleginnen von der Gruppe Beißpony. Die machen eigentlich zärtlich-spröden Liedermacher_Pop, vermengen das ganze aber mit einer „singenden Nähmaschine“ und klingen dadurch absolut einzigartig. Ihr Album „Brushyourteeth“ ist ein abwechslungsreiches Indie-Pop-Werk, das allen Fans von Regina Spektor bis Scout Niblett ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. Songs wie „Good Is The Devils Definition Of Capitalism“ und „You Could Be A Model“ (im Original von Hermann Düne) sparen darüber hinaus nicht mit sozialkritischen Messages, doch die Band kann auch anders. Schon wenige Minuten nämlich später macht die Gruppe mit “I Promised I´d Drown You“ das Tor in Richtung Radio-Pop sperrangelweit auf. Wenn du also mal wieder ein wirklich spannendes, vollkommen verrücktest, im positiven Sinne durchgeknalltes Indie-Pop-Album hören möchtest, dann lass dich von Beisspony um den kleinen Finger wickeln. Es lohnt sich.
// Wer zuletzt in dem aktuellen Streifen der Coen-Brothers gewesen ist, der kann sich nun über ein ganz besonderes Schmankerl freuen. Dem Künstler, auf welchen der Protagonist im Film „Inside Llewyn Davis“ basiert, wurde nämlich eine imposante Kollektion gewidmet, die nun via „Smithsonian Folkways Recordings“ auch hierzulande erscheint. Auf drei Cds werden hier zahllose, bisher unveröffentlichte Aufnahmen und jede Menge Archiv-Material miteinander vermengt und sorgen über die Distanz von drei Cds für geradezu vorzügliche Unterhaltung. „Down in Washington Square – The Smithsonian Folkway Recordings“ ist eine Art musikalisches Moasaik einer bewegten Künstlerkarriere, welche die Jahre 1958 bis 2001 umfasst. Neben den 54 Songs bekommt man außerdem ein 40-seitiges Booklet mit exklusiven Liner Notes präsentiert, welches zahlreiche informative Details über die einzelnen Stücke beinhaltet. Wenn du also auf Folk-Pop stehst, dann schnapp dir das Album: die Musik von Dave van Ronk verdient es (nicht nur wegen des hervorragenden Films) noch einmal neu von dir entdeckt zu werden.
// Ein bezauberndes Indie-Pop-Album, um den Winter zu überstehen, hat der kalifornische Musiker Alex Brown Church aus dem Ärmel geschüttelt. Unter dem Pseudonym Sea Wolf entwirft er hymnische Pop-Klänge, die mit herzzerreißenden Melodien unterfüttert sind. Es braucht zwar ein paar Anläufe, bis sich die wahre Größe der Tracks vor dem geistigen Auge des Hörers offenbart, hat einen die Scheibe dann allerdings erst einmal gepackt, gibt es kein Halten mehr. „Old World Romance“ ist Indie Pop wie ihn The Arcade Fire heutzutage leider nicht mehr spielen. Die Musik nimmt einen bei der Hand ohne aufdringlich zu wirken und sorgt bei anhaltendem Schneefall dafür, dass man kurzerhand am Fenstersims Platz nimmt und von nostalgischen Gefühlen übermannt wird, während die weißen Flocken in Richtung Straßenschluchten purzeln. Wenn du also auf große Emotionen stehst, dann hör dich mal mal rein.
// Einen echten Rundumschlag an Neuveröffentlichungen bekommen wir zu guter Letzt von unserem Lieblings-Label „Trikont“ präsentiert. Den Auftakt bestreitet der Liedermacher Eric Pfeil, der deutschsprachigen Pop exakt so darbietet, dass er die gängigen Klischeefallen mühelos umschifft. Ähnlich wie den Kollegen von Tele gelingt es dem Musiker poetische Sätze mit schwungvollen Rhythmen zu unterlegen, die niemals peinlich anmuten. Ganz im Gegenteil: „Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht“ ist ganz großes Kino, das einem noch Tage später im Kopf herum schwirrt. Wenn der letzte der dreizehn Songs dann verklungen ist, kann man mal das neue Album des altehrwürdigen Hans Söllner in die Anlage schubsen. Auf „Zuastand 2“ geht er den auf den Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent weiter und schüttelt 14 Songs (inklusive Weihnachtslied) aus dem Ärmel, die zu den interessantesten seiner bisherigen Karriere zählen. Zusammen mit Peter Pichler, Stefan Hofer und Manfred Puchner hagelt es Neunfassungen von „Hey Staat!“, Mi schatt de Scheriff“ und „Universum“. Diese wiederum könnten auch den Zuhörern gefallen, die Söllners Musik zuvor noch allzu heimatlich fanden. Das Album ist nämlich äußerst abwechslungsreich arrangiert und die Texte entfalten sich oft erst nach mehreren Durchläufen. Soll heißen: „Zuastand 2“ umfasst die wichtigsten Songs des Liedermacher-Genies in runderneuerter Fassung. Wer sich das entgehen lässt, ist selber Schuld. Alle anderen können hinterher gleich mit der Compilation „Stimmen Bayerns – Die Freiheit“ weitermachen, die mal wieder alles versammelt, was „hierzulande“ Rang und Namen hat. Auf diese Weise entsteht eine eindrucksvolle Melange aus Gedichten, Musikstücken und Sketchen, die immer wieder von Radiofeatures und Filmzitaten unterbrochen werden. Vielseitigkeit ist Trumpf und so bekommt man durch den Sampler einen interessanten Überblick über die wichtigsten „Stimmen Bayerns“. Mit dabei sind unter anderem Hans Söllner, Sigurd kämpft, Hans Brenner, Friedrich Ani und Dr. Döblinger. Dazu noch zahllose weitere, die sich allesamt dem Thema „Freiheit“ hingeben. Ein wirklich spannendes Konzept, das hoffentlich in Zukunft noch des Öfteren bemüht wird. Wer es eher klassisch mag, der greift stattdessen zu der Compilation „Songs of Gastarbeiter Vol. 1“, die von dem Duo Ayku zusammengestellt wurde. Dahinter verbergen sich der Berliner Autor Imran Ayata und der Münchner Künstler Bülent Kullukcu. Zusammen haben sie in den alten Kisten gewühlt und die wichtigten Songs der Einwanderergeneration auf einem Silberling zusammengefasst. So kommen wir in den Genuss von gelungenen Stücken aus dem Hause Cem Karaca, Ali Avat und Gülcan Opel. Der Klassiker „Deutsche Freunde“ von Ozan Ata Canani wurde für diese Compilation sogar eigens noch einmal neu eingespielt. Es lohnt sich also mal reinzuhören. Genauso wie in die vorab besprochenen Scheiben. „Trikont“ hat einfach immer wieder interessante Musik im Gepäck, die sich abseits des gängigen Massengschmacks bewegt. Da freuen wir uns jetzt schon auf die weiteren Releases im kommenden Jahr. Und damit Schluss für heute… und auch für 2013. Wir wünschen euch schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahre. Wir sehen uns wieder 2014! Euer Zuckerbeat-Team.
UND WAS NUN?