mit Büchern von Dave Eggers, Morrissey, Charles Bukowski, Bernhard Horsinka und Renate Bugy-Ollert.
// Das It-Buch des vergangenen Jahres ist inzwischen auch hierzulande in Originalsprache zu erhalten. „The Circle“ von Dave Eggers ist ein faszinierendes Werk. Das Ganze dreht sich um eine junge Frau namens Mae Holland, die beginnt für einen großen Internetkonzern namens „The Circle“ zu arbeiten. Von Beginn an beschleicht einen in diesem Zusammenhang bereits das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Die Protagonistin sieht sich schon am ersten Tag mit einem Foto aus alten Jugendtagen konfrontiert, das sie am liebsten unter Verschluss gehalten hätte.
Der Konzern, für welchen sie arbeitet, verlinkt derweil die persönlichen E-Mails, Social-Media-Daten und sonstige Identitäts-Zuweisungen zu einem großen Ganzen und fügt das Sammelsurium an Daten zu einer einzigen Online-Identität zusammen. Anfangs ist die Mae noch begeistert von den Möglichkeiten, die der Konzern einem offeriert, doch mit der Zeit stellen sich erste Zweifel bei ihr ein. Und so konfrontiert der Autor nicht nur seine Protagonistin, sondern auch den Leser persönlich damit, was passieren könnte, wenn plötzlich jede Information über einen persönlich nur noch einen Mausklick entfernt ist. „The Circle“ ist in diesem Zusammenhang sicher das wohl spannendste und brisanteste Werk der vergangenen zwölf Monate und verdient auch hierzulande mehr Aufmerksamkeit. Deshalb schnappt euch das Original. Es lohnt sich.
// Steven Patrick Morrissey ist ein Phänomen. Der britische Liedermacher und ehemalige Frontmann der Smiths ist in seinem Heimatland längst eine legendäre Gestalt des öffentlichen Lebens. Immer wieder äußert er explizit seine Meinung zu brisanten Themen und eckt dabei des Öfteren an. Nun erscheint endlich eine von ihm selbst verfasste „Autobiography“, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Darin nimmt sich der Musiker, dem das Kunststück gelang, mit drei verschiedenen Alben in drei Dekaden auf dem Thron der britischen Charts zu landen, seiner bewegten Vergangenheit an und geht dabei auch intensiv auf die Dinge ein, die ihm seit jeher am Herzen liegen. Dazu zählt nicht nur sein unermüdlicher Einsatz für die Rechte der Tiere, sondern auch sein persönliches Befinden, das er hier immer wieder vor dem Auge des Lesers ausbreitet. Dabei gelingt es ihm der Gesellschaft immer wieder einen Spiegel vorzuhalten ohne an bissiger Ironie zu sparen. Die zahlreichen Fotos lockern das ganze Spektakel noch einmal zusätzlich auf und die zahlreichen Hinweise auf seine musikalischen Vorbilder erzeugen ein umfassendes Gesamtbild von Morrisseys musikalischem Background. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob er sich in diesem Zusammenhang einen Gefallen tut, wenn er seinen Verlag dazu bringt, sein Buch im Rahmen der „Classics“-Reihe zu veröffentlichen, andererseits gilt er in England inzwischen wirklich als lebende Legende. Die Presse jedenfalls ist begeistert von seinen literarischen Fähigkeiten und auch wir haben seine „Autobiography“ in nahezu einem Rutsch durchgeschmökert. Wenn du also auf Musiker stehst, die noch wirklich etwas zu sagen haben und darüber hinaus auch noch standhaft ihre Meinung vertreten, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich. Vor allem im Original, welches in diesen Tagen via „Penguin Classics“ auch hierzulande im gut sortierten Buchhandel zu bekommen ist.
// Ebenfalls ein Klassiker (allerdings schon etwas älter als das Werk von Morrissey) ist das Buch „Hot Water Music“ von Charles Bukowski. In diesen Tagen erscheint bei „Kiepenheuer und Witsch“ eine Neuauflage des Buchs, das über uns Menschen behauptet, der Abschaum des Universums zu sein. Schon in der ersten Geschichte geht es ziemlich heftig zur Sache, aber auch die 35 weiteren Episoden, die hier versammelt sind, versprechen keine Linderung für unsere geschundene Seele. Das Buch handelt von Alkoholexzessen, Glückspiel und Sex. Man findet sich in heruntergekommenen Hotels wieder und sieht sich mit Protagonisten konfrontiert, die selbigen in nichts nachstehen. Auf komprimierte und heftige Weise konfrontiert uns der Autor mit den Abgründen der menschlichen Seele und konnte auf diese Weise schon zahllose Fans von sich überzeugen. Es scheint also an der Zeit zu sein, diesen Klassiker noch einmal neu für sich zu entdecken. Wir jedenfalls haben bisher nur selten etwas so skurriles und nachdenkliches gelesen.
// In diesem Jahr fand der 10. bundesweite Vorlesetag statt, initiiert von der Wochenzeitung „Die Zeit“, „Stiftung Lesen“ und der „Deutschen Bahn“. Die besten 26 Vorlesegeschichten sind nun in „Komm, ich lese dir vor! Die schönsten Geschichten für Kleine und Große“ im „Zeit Verlag“ erschienen. Ausgewählt wurden sie auf Vorschlag der vielen freiwilligen Vorleser. Die Geschichten sind sowohl von (noch) unbekannten als auch von berühmten Autoren wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Christine Nöstlinger verfasst – jede Geschichte ist zwischen drei und zwölf Seiten lang und eignet sich in dieser Form ganz prima als Einschlafhilfe für Kinder. Auf den 224 Seiten werden wunderschöne, alltägliche, aber auch phantasievolle Geschichten erzählt, die einen oft ins Schmunzeln bringen. So handeln die Erzählungen von Eltern, die nicht aufräumen wollen, von Traumfresserchen im Schlummerland oder von ungewöhnlichen Königen und Drachen. Die Illustrationen von Gert Albrecht sind zum Verlieben. Er dürfte damit den Geschmack zahlreicher Leser treffen, die sich nach etwas anderem als den animierten Kinofiguren der vergangenen Jahre sehnen. Die Auswahl der Geschichten ist einmalig und in dieser Form nicht auf dem aktuellen Buchmarkt zu bekommen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist für das großformatige Hardcover mit Lesezeichenbändchen wirklich angemessen. Insgesamt also ist „Komm, ich lese dir vor!“ ein sehr schönes Buch, das die ganze Familie zum Lesen, Vorlesen und Zuhören anregt. Empfohlen wird das Buch für Kinder von 3 bis 8 Jahren, daran muss man sich aber nicht unbedingt halten.
// Endlich ist aus der Reihe „111 Orte in und um…“ auch eine Ausgabe für Würzburg erschienen. Für Menschen die schon viele Jahre in Würzburg leben und intensiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, gibt es immer noch etwas Neues zu entdecken. Denn selbstverständlich ist Würzburg mehr als Residenz, Festung und Dom. Und die Schmähbezeichnung „Weinfass an der Autobahn“ ist den wenigsten Unterfranken wohl noch ein Begriff. Im Buch „111 Orte in und um Würzburg die man gesehen haben muss“ aus dem „emons Verlag“ werden uns Sehenswürdigkeiten aber auch Geheimtipps gezeigt. So zum Beispiel das Nähcafé Edeltraud, der Bismarckturm über den Dächern von Würzburg oder „das alte MOZ“. Jeweils auf einer Seite steht eine kurze Beschreibung inklusive Öffnungszeiten, Anfahrtsweg und Adresse, während auf der zweiten Seite ein Foto von Fotografin Angelika Baumgartner die Lust darauf vergrößert, direkt einmal dorthin zu fahren. Für alle Neu-Würzburger ist das Werk von Bernhard Horsinka und Renate Bugy-Ollert ein Muss. Außerdem wird deutlich, dass es sich lohnt die Stadt nur für ein paar Kilometer zu verlassen, um zum Beispiel in Ochsenfurt den Pranger zu besichtigen oder in Sommerhausen den Tierpark zu besuchen. Alles in allem ein wunderbares Buch und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?