mit den Bänden Revival, Saga, Der arabische Frühling, Ardalén, Barks Donald Duck, Robocop und Chew.
// Das Werk „Revival“ führt uns in eine US-Kleinstadt in Wisconsin, in der seltsame Dinge vor sich gehen. Die Toten des Ortes kehren schon kurz nach ihrem Begräbnis wieder auf die Erde zurück und leben anschließend weiter, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Als die Medien und religiöse Köpfe auf den Ort aufmerksam werden, spitzt sich die Lage unerbittlich zu. In dem Gewirr aus Meinungen, Vorurteilen und Gerüchten versucht sich Officer Dana Cypress irgendwie zurechtzufinden und in das verschlafene Nest wieder Ruhe einkehren zu lassen.
Ähnlich wie die TV-Reihe „The Returned“, wird hier immer wieder mit Andeutungen gespielt. Der Grusel-Faktor ist immens und die Macher erzeugen ein Szenario der ständigen Bedrohung. Wer hier allerdings die größte Gefahr für die Menschen darstellt, bleibt erst einmal unklar. Schöpfer Tim Seeley und Zeichner Mike Norton setzen statt auf Gewaltdarstellungen lieber auf subtile Momente, die einem dennoch einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Wenn die kommenden Bände das Niveau von „Unter Freunden“ halten können, steht uns in Sachen „Revival“ ein echtes Spektakel bevor. Wir jedenfalls können es jetzt schon kaum mehr erwarten, dass der zweite Band in den Regalen steht.
// Bereits der erste Band der Reihe „Saga“ hat uns mit einem Universum konfrontiert, in das man noch viel tiefer eintauchen möchte. Im Gegensatz zu anderen Science Fiction-Sagas lebt die Reihe davon, dass man hier vor allem auf die erwachsene Leserschaft abzielt. Ähnlich wie in „Firefly“ verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse immer wieder und man sieht sich mit einer fiesen Ausgangssituation konfrontiert. Die frischgebackenen Eltern Alana und Marko sind gerade auf der Flucht vom Planeten Kluft. Verfolgt werden sie von Prinz Robot IV. und einem Kopfgeldjäger namens Der Wille. Dazu kommt ein ziemlich komplexes Verhältnis zwischen Alana und ihren Eltern, die ihren Unmut über das gemeinsame Kind mit Marko kaum verbergen können. Außerdem tauchen die alten Geister der Vergangenheit in Form von Markos ehemaliger Freundin Gwendolyn wieder auf, die ihm ihre Trennung niemals ganz verziehen hat. Dabei spielt das Innenleben der Figuren eine herausragende Rolle und die Ausweglosigkeit der Situation wird immer wieder mit schwarzhumorigen Passagen unterlaufen. „Saga“ von Brian K. Vaughan und Fiona Staples gehört in diesem Zusammenhang sicher zu den ungewöhnlichsten Veröffentlichungen des Jahres und hat das Zeug dazu, aufgrund der schrägen und liebenswerten Charaktere ähnliches Kultpotenzial wie die Neuauflage von „Battlestar Galactica“ zu entwickeln.
// Bemerkenswert ist auch das aktuelle Werk von Jean-Pierre Filiu und Cyrille Pomés. Die haben sich nämlich im Rahmen ihrer Graphic Novel dem arabischen Frühling angenähert und zeichnen ein sehr differenziertes Bild dieser bedeutsamen Zeit. Am 17. Dezember 2010 kommt es dabei zu einem folgenschweren Zwischenfall. Der junge Verkäufer Mohamed Bouazizi zündet sich auf offener Straße an, um die Welt auf das Schicksal seiner selbst und zahlreicher anderer Menschen aufmerksam zu machen. Kurz zuvor wurde ihm in der tunesischen Kleinstadt Sidi Bouzid der Obst- und Gemüsekarren entwendet, den er dringend benötigt, um seine Mutter und seine sechs Geschwister über die Runden zu bringen. Nach seiner Tat kommt es zu Unruhen, die sich bald auf ganz Tunesien ausweiten. Innerhalb von drei Wochen stürzt das vorher unantastbare Regime und „Der arabische Frühling“ beginnt. Den Machern gelingt es in diesem Zusammenhang sehr gekonnt, diverse Einzelschicksale und Geschehnisse zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenzufügen und den Lesern auf diese Weise ein aufschlussreiches Bild über die Ursprünge und Folgen des Protests zu vermitteln. Dabei geben die Schöpfer den Menschen ein Gesicht, die engagiert für eine bessere und gerechtere Welt kämpfen und die bis heute noch nicht den Glauben daran verloren haben. Es lohnt sich also mal reinzuschauen. „Der arabische Frühling“ ist ein aufrüttelndes Werk.
// In der Graphic Novel „Ardalén“ konfrontiert uns Miguelanxo Prado mit der Macht der Erinnerung. In seinem Band dreht sich alles um die Welt, wie sie einst gewesen ist. So versucht Sabela anhand von Fidels Erinnerungen auch ihre Geschichte zu rekonstruieren. Darin aber spielen noch zahlreiche, weitere Menschen eine gewichtige Rolle und so werden wir im Rahmen des Werkes mit einer großen Portion an Charakteren bekannt gemacht, die allesamt ihre eigene Vorstellung vom Lauf der Dinge haben. Der Titel des Buches nimmt Bezug auf einen feuchten Wind aus Südwest, der an der atlantischen Küste Europas vom Meer aus in Richtung Festland weht. Er schmeckt salzig, ist von Jod durchsetzt und legt sich wie ein Schleier über die Menschen und Geschichten in diesem Buch. Er dient als eine Art von Konstante in diesem rätselhaften Werk, das immer wieder versucht aus einzelnen Versatzstücken ein großes Ganzes zu generieren. Als Leser ist man bezaubert von dieser Familiengeschichte, die immer wieder von Landkarten und Notizen unterbrochen wird. Dem Autor, der bereits mit dem renommierten „Max-und-Moritz-Preis“ ausgezeichnet worden ist, gelingt es sehr glaubwürdig, seinen Charakteren Leben einzuhauchen und eine melancholische bis nachdenkliche Stimmung beim Leser herzustellen. Es lohnt sich also mal reinzuschauen in dieses Werk, das so viel mehr biete als nur eine spannende Geschichte.
// „Barks Donald Duck“ geht inzwischen ebenfalls in eine weitere Runde. Die edle Hardcover-Reihe versammelt die besten Geschichten der beliebten Comic-Figur in hochwertigen Bänden und gehört in jedes gut-sortierte Comic-Regal. Nun stehen die Teile sechs bis acht in den Regalen und beglücken uns mit zahllosen, weiteren Episoden aus dem Leben des tollpatschigen Erpels. In Band sechs nehmen sich die Macher die Jahre 1949 bis 1956 vor und konfrontieren Donald mit einem zählenden Papagei und einem haarsträubenden Picknick-Ausflug. Absolut bezaubernd ist auch Donalds Versuch als waschechter Schlangenbeschwörer den ortsansässigen Straßenmusikern Konkurrenz zu machen. Die Ambitionen des Protagonisten locken irgendwann sogar ein waschechtes Seeungeheuer aus den Untiefen des Flusses hervor und sorgen dafür, dass es ein kleines Wunder benötigt, damit nicht ganz Entenhausen in Angst und Schrecken versinkt. Im siebten Band befinden sich ebenfalls einige bezaubernde Geschichten aus den Jahren 1951 bis 1956, die deutlich machen, dass Carl Barks auch mit zunehmender Lauflänge der Reihe nicht die Puste ausging. Ganz im Gegenteil. Seine Figuren bekommen wesentlich mehr Tiefenschärfe und wachsen einem von Episode zu Episode noch ein Stückchen weiter ans Herz. Dazu kommt, dass die Geschichten allesamt von der langjährigen Micky Maus-Chefredakteurin Dr. Erika Fuchs übersetzt worden sind, was den einzelnen Figuren eine eigene Identität verleiht. Die Übersetzerin hat durch ihre Arbeit ein großes Stück dazu beigetragen, den ursprünglichen Charme der Reihe ins Deutsche zu transferieren und so können wir allen Lesern auch den achten Band der Serie wärmstens empfehlen. Darin wird der Zeitraum zwischen 1956 und 1959 intensiv ausgeleuchtet und auch der lieb-gewonnene Daniel Düsentrieb kommt mehrmals zum Zug. Es geht überhaupt ziemlich erfinderisch zu in dem Band und die weiteren Figuren sorgen dafür, dass einem als Leser nicht langweilig wird. Ist schlicht und einfach bezaubernd, die Reihe… und macht auch noch so schrecklich schön nostalgisch.
// Ein echtes Highlight stellt auch die Neuveröffentlichung der altehrwürdigen Comic-Saga „Robocop“ dar. Eigentlich sollte der vorliegende Band als Vorlage für die Fortsetzung des 90er-Jahre-Kinohits dienen, Hollywood allerdings musste Abstriche machen, weil es ihnen dann doch ein wenig zu gewalttätig zuging. Unter der Regie von Zeichner-Legende Frank Miller macht sich Steven Grant nun daran, die Inhalte des Drehbuchs als Comic zu adaptieren und entwirft ein gesellschaftskritisches Statement in Sachen 80er Jahre. Zusammen mit Zeichner Juan José Ryp wenden sich die Macher einem gewissen Alex Murphy zu. Der ist allerdings kein gewöhnlicher Cop, sondern ein um metallische Einzelteile erweiterter Maschinenmensch, der von einem Waffenkonzern namens „Omni Consumer Products“ zusammengeschustert worden ist. Unter dem Namen „RoboCop“ macht er sich nun dazu auf, die Menschen in Delta City vor den Vertretern aus der Unterwelt zu beschützen und geht dabei auch schon mal ziemlich rigoros vor. Die Härte und Kompromisslosigkeit, welche die Macher in diesem Werk an den Tag legen, ist bemerkenswert und zeigt eine Gesellschaft, die am Rande des Abgrunds steht. Wenn du also mal nachsehen möchtest, was im Schneideraum Hollywoods so alles unter den Tisch fällt, dann schnupper mal rein.
// Zu guter Letzt kommt auch noch der von uns inzwischen mehr als lieb-gewonne cibopathische Bundesagent namens „Chew“ zum Zug. Im siebten Teil der Reihe erwacht er aus dem Koma und sieht sich mit einer Welt konfrontiert, die sich anders anfühlt, als jene, in der er einst lebte. Der Verlust seiner Zwillingsschwester wiegt schwer auf Tony Chus Schultern, aber fürs Trauern bleibt nur wenig Zeit. Zusammen mit seinem Partner Colby muss er sich eines hinterhältigen Energy-Drinks annehmen, der alle Menschen in Flammen aufgehen lässt, welche daran schlürfen. Außerdem bekommt es der Protagonist auch noch mit einer Hohepriesterin zu tun, die zum Widerstand aufgerufen hat: ihr Ziel ist es all die Hühnchen-Fresser auf der Welt zu vernichten. Parallel dazu gilt es ganz nebenbei auch noch Tonis Mörder zu schnappen. Das allerdings erweist sich als wesentlich komplizierter als gedacht und so hinterlässt einen „Faule Äpfel“ auch nahezu atemlos. Die Reihe von John Layman und Rob Guillory gehört mit zum Besten, was derzeit in den hiesigen Comic-Regalen zu finden ist und verdient sich auch im siebten Band wieder die Aufmerksamkeit ihrer Fangemeinde. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Also genießt unsere Tipps. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?