mit neuer Musik von Psaiko.Dino, Bombay Bicycle Club, Bohren und Der Club of Gore, WhoMadeWho, Cheatahs, The Jezabels, Peggy Sue und Lucinda Willams.
// Wenn alle Stricke reißen, dann versuchen wir es doch einfach mal mit Selbstironie. Kein Mensch würde heutzutage mehr Alben von Produzenten hören und wenn überhaupt, dann würden sich die Fans die Scheibe von Psaiko.Dino lieber klauen, als dafür zu bezahlen, gibt Sido gleich im ersten Song zu Protokoll. Im Grunde genommen ist da schon etwas Wahres dran. Produzenten-Alben haben es schon seit Jahren schwer von der breiten Masse wahrgenommen zu werden. Ob sich das mit „#Hangster“ ändern wird, lassen wir hier erst einmal offen, weisen aber darauf hin, dass man ziemlich viel verpasst, wenn man sich die Scheibe nicht wenigstens mal zu Gemüte führt. Hier versammelt sich gerade alles, was im deutschen HipHop Rang und Namen hat und die Songs sind allesamt sehr erfrischend. Neben der heiß-erwarteten Kollabo von Haftbefehl und Cro (die im Remix sogar noch mehr reinknallt), machen vor allem das fiese „Boah!“von Bartek und Palinapower und „Placeboeffekt“ von Muso und Julian Williams verdammt viel Spaß. Nachdenklich stimmen einen das gelungene „Klischees“ von Sam, Celo & Abdi und das packende „Werdegang“ von Schwesta Ewa und Kaas. Überhaupt gelingt es dem Produzenten hier für jeden Künstler den passenden Beat zu zimmern und Weekend darf dann zu guter Letzt auch noch ne augenzwinkernde Abrechnung mit diesem „scheiß Konzept“ ins Mikrofon pfeffern, wobei er in Sachen Hafti dann doch noch selbstironisch einknickt. Soll heißen: hier gibt’s Augenzwinkern en masse und jede Menge spannender Künstler zu entdecken. Wer sich das entgehen lässt, ist selbst Schuld. Wir jedenfalls sind begeistert und hoffen auf ein weiteres Kollabo-Werk dieser Machart.
// Und ja, leider hat sich hierzulande immer noch nicht so richtig herumgesprochen, dass es sich in Sachen Bombay Bicycle Club um eine der begnadesten, jungen Combos dieses Planeten handelt. Dabei haben die Jungs jetzt schon ihr viertes Album veröffentlicht, auf welchem sie all ihre Stärken erstmals formvollendet zu bündeln vermögen. Die Scheibe wurde gemischt von Mark Rankin, der auch für „…Like Clockwork“ von den Queens Of The Stone Age verantwortlich ist und der einem Song wie dem Opener „Overdone“ ein dringliches Finale beschert. Ansonsten klingt die Scheibe hier ähnlich schwelgerisch wie die Musik von den Foals, die einen ebenso unbeschwerten Ansatz fahren. „So Long, See You Tomorrow“ ist ein Album, das einen erst nach mehreren Durchläufen packt, dann aber so richtig. Genau darin liegt nämlich das Geheimnis dieser Band. Sie schreibt Songs, die so komplex sind, dass man sich reinarbeiten muss. Nach einigen Durchläufen wird man dann mit einem äußerst nachdrücklichen Hörerlebnis beglückt, das einen als Zuhörer noch tagelang auf Wolke Sieben schweben lässt.
// Das Hooror-Jazz-Quartett Bohren & Der Club of Gore macht sich auf seinem neuen Album daran, seinen Stil zu perfektionieren. Zwanzig Jahre nach dem „Gore Motel“ werden wir diesmal zu den so genannten „Piano Nights“ eingeladen und der Titel ist Programm. Die Scheibe punktet zwar immer wieder mit exerimentellen Passagen und verqueren Sounds, aber die Songs laufen dennoch nie aus dem Ruder. Wer die Band kennt, wird sich also sehr wohlfühlen mit diesem Album, das man sich als „Bohren“-Fan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Man bekommt derzeit kaum spannendere und eindringlichere Musik von den üblichen Verdächtigen präsentiert. Wenn du also auf Musik im Grenzgebiet von Klaviermusik, Jazz und Ambient stehst, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Die Elektro-Post-Popper von WhoMadeWho veröffentlichen in der Zwischenzeit ebenfalls mal wieder ein neues Studioalbum und haben sich diesbezüglich erstmals dazu entschieden, das ganze via Eigenvertrieb in den Handel zu bringen. „Dreams“ absolviert dabei einen Drahtseilakt zwischen den Polen Elektro, Post-Punk und Psychedelic, ohne groß ins Wanken zu geraten. Man merkt dem skandinavischen Trio an, dass es sein Handwerk versteht. Die Musik der Band aus Kopenhagen klang noch nie so poppig und betörend wie hier. Das band-eigene Label „Darup Associates“ scheint also auch in diesem Zusammenhang einen echten Kreativitätsschub verursacht zu haben. Soll heißen: wer auf zeitgenössischen Elektro-Pop steht, der sollte mal reinhören.
// „Wichita“ ist ja bekannt dafür, dass es außergewöhnliche Acts unter Vertrag nimmt. Mit Cheatahs hat das Label nun einen weiteren, glücklichen Griff gemacht, denn deren Debütalbum ruft schöne Erinnerungen an die Kollegen von My Bloody Valentine, Teenage Fanclub und Deerhunter wach. Die Blogs laufen ja bereits heiß, nun ist es an der Zeit sich mit einer realen Platte bei einem größeren Prublikum anzuschmiegen. Das gleichnamige Debüt der Gruppe klingt rotzig und dreckig und konfrontiert uns mit einer packenden Mischung aus Gitarrenlärm und treibenden Drums. Mancher wird sich da wahrscheinlich schon nach wenigen Sekunden die Ohren zuhalten – alle anderen aber, die bereit sind, sich in dieses „Alternative Rock“-Werk hineinzuarbeiten, werden mit einem langlebigen Album belohnt, das einem mit jedem Durchlauf ein Stückchen weiter ans Herz wächst. Wenn du also an Shoegaze Gefallen findest, dann hör dir die Platte mal an. Cheatahs haben mehr als nur einen Durchlauf verdient.
// Nachdem uns The Jezabels bereits vor zwei Jahren mit einem eindrucksvollen Debüt-Album beglückten, hat sich die Band nun an den „schwierigen“ Zweitling herangewagt. „The Brink“ allerdings wischt alle Bedenken schon nach wenigen Minuten vom Tisch und dürfte dafür sorgen, dass sich der Bekanntheitsgrad dieser Band noch einmal ziemlich erhöhen wird. Die Scheibe orientiert sich am musikalischen Erbe von Talk Talk und punktet mit hymnischen Refrains, die einen zum hemmungslosen Mitträllern animieren. Die Musik selbst lebt dabei vor allem von ihren dynamischen Songstrukturen, die einen sofort zum Mitwippen anregen. Wenn du also auf große Melodien stehst, die von hintersinnigen Texten gekontert werden und schon an der Musik von den Mystery Jets deine helle Freude gehabt hast, dann schnapp dir dieses Werk. Es lohnt sich.
// Nach ihrem 2011er Vorgänger legt die Band Peggy Sue nun bereits ihr drittes Album vor und hat sich diesmal zusammen mit Jimmy Robertson und John Askew in die altehrwürdigen „Rockfield Studios“ in Wales zurückgezogen. Dort haben die drei Bandmitglieder einfach mal den Dingen ihren Lauf gelassen und die vergangenen beiden Jahre in einen bezaubernden Silberling gegossen, der mehrere Anläufe benötigt, bis er sich einem als Hörer vollends erschließt. „Choir Of Echoes“ punktet nicht nur mit einem retro-raffinierten Artwork, sondern auch mit der gewohnten Schnittmenge aus Indie-Pop und Folk-Meldoien, die hier formvollendet zueinander finden. Den vier Londonern gelingt es dabei ganz vorzüglich nicht im gehypten Einheitsbrei zu versinken, sondern sie wagen sich so weit raus, dass ihre Musik auch nach dem ganzen Herumgehyp(f)e noch für ein starkes Hochgefühl beim Hörer sorgen sollte.
// Zum 25. Jubiläum erscheint nun eine Neuauflage des altehrwürdigen Klassikers von Lucinda Williams, das erstmal im Jahre 1988 via „Rough Trade“ in den Handel gekommen ist. Beinahe zehn Jahre war die Scheibe Out-Of-Print und so freuen wir uns umso mehr, dass die Liedermacher-Perle nun nocheinmal auf Hochglanz poliert wurde. Im Rahmen der „25th Century Edition“ bekommt man nicht nur die Originalsongs, sondern auch zwanzig Bonus-Tracks um die Ohren gehauen, die allen Fans ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürften. Die Live-Aufnahmen aus Eindhoven sind allesamt sehr gelungen und tranportieren die Live-Qualitäten der Künstlerin auf vorzügliche Weise. Wenn du also mal wieder so richtig schön in Nostalgie schwelgen möchtest, dann schnapp dir das Teil. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?