mit neuer Musik von Pascow, Egotronic, We Are Scientists. Soul Sister Dance Revolution, Flo Bauer, Der englische Garten, Tiere streicheln Menschen und der Compilation “FM4 Soundselection: 29”.
// Kaum zu glauben, dass die Band Pascow aus Gimbweiler bereits über 15 Jahre auf dem Buckel hat. In den vergangenen Jahren hat sich der Bekanntheitsgrad der Punkrock-Combo immer weiter erhöht, was nicht zuletzt an dem hervorragenden Album „Nächster Halt, gefliester Boden“ aus dem Jahr 2007 liegt, mit dem sie sich auch in das Herz der pop-affinen Szenegemeinde um Muff Potter und Konsorten katapultierte. Nun steht mit „Diene der Party“ ein neuer Tonträger in den Regalen und der könnte sich zum absoluten Meisterstück der Bandgeschichte mausern. Die Band, deren Name auf einer Figur in dem Stephen King Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ beruht, bündelt auf ihren neuen Album fünfzehn Songs, in denen sie brachiale Punkbretter und poppige Melodien ringelreih tanzen lässt. Dazu bekommt man hintersinnige Texte geliefert, die einem noch Tage später im Kopf herumschwirren und Melodien, die dazu anregen, sofort die Faust in Richtung Clubhimmel zu recken. Wenn du also auf melodiös-mitreißenden Punkrock aus hiesigen Gefilden stehst, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Egotronic wollen mit ihrem neuen Album Genre-übergreifend punkten und setzten sich gleich im Titeltrack äußerst zugänglich in Szene. Das Ding ist nämlich ein wirklich charmanter Hit, der zwischenzeitlich so herrlich schön übersteuert, dass man sich am liebsten direkt ins Blitzlichtgewitter des Clubs stürzen möchte. Ja, die Jungs von Egotronic muss man einfach gern haben und ihr Elektro-Punk funktioniert auch auf dem sechsten Album noch hervorragend. Zur Unterstützung hat man sich diesmal neben Kulla und Christough! auch den so genannten Crackhuren-Chor (von der Gruppe mit dem Endlos-Bandnamen, den man sich aber ganz locker selbst erschließen kann) ins Studio eingeladen und mit „Nicht dazu gehör´n“ auch gleich noch den Party-Hit des Frühlings aus dem Ärmel geschüttelt. Im Grunde genommen also ist auch diesmal wieder alles beim alten, auch wenn ich zugeben muss, dass eigentlich noch nie so viele potenzielle Hits auf einem Egotornic-Werk versammelt gewesen sind. Zu guter Letzt gibt’s dann auch noch ein gelungenes Cover von Dackelblut, das sich ziemlich nahe am Original bewegt, aber gerade deshalb so herrlich schön verschrammelt rüberkommt. Besser werden da eigentlich nur noch die demnächst anstehenden Live-Dates, welche die Band unter anderem ins Würzburger Cairo (21.3.) führen. Also kommt schon… worauf wartet ihr noch? Abgehen, bitte!
// Eine neue Ausgabe der gelungenen Indie-Rock-Reihe „FM4 Soundselection“ erscheint in diesen Tagen ebenfalls hierzulande. Im 29. Teil der Compilation des Jugendradiosenders FM4 kommen mal wieder eine ganze Reihe angesagter Acts zum Zug. Wenn es dir also zu mühsam ist, dir die musikalischen Perlen aus den Alben der vergangenen Monate herauszupicken, schnapp dir einfach dieses Sammelsurium an zeitgenössischen Hits. Neben der wunderbaren Hymne „Modern Jesus“ von Portugal, The Men befinden sich auch das tanzbare „Evil Eye“ aus dem Hause Franz Ferdinand und der schmissige Knaller „What Doesn´t Kill You“ von Jake Bugg auf Silberling Nummer 1. Wer es lieber elektronisch mag, der kommt bei Moderat („Bad Kingdom“) und „M.I.A. („Come Walk With Me) auf seine Kosten und für alle Rap-Anhänger zünden zu guter Letzt auch noch Drake und Moop Mama ein kleine Licht an. Silberling Nummer 2 ist derweil für die österreichischen Vertreter in den aktuellen Indie-Charts reserviert und so feiern wir zusammen mit Bilderbuch ihre „Maschin“ und lassen uns von den „Cold Hands“ aus dem Hause Velojet bei der Hand nehmen. Wem das noch nicht reicht, der darf sich außerdem über tolle Songs von Rapper Gerard, den Indie-Darlins We Walk Walls und den altehrwürdigen Arcade Fire freuen. Fazit: Die Macher der aktuellen „FM4 Soundselection: 29“ haben auch diesmal wieder alles richtig gemacht.
// So richtig gewartet haben wir eigentlich nicht mehr auf den kommenden Longplayer von We Are Scientists. Die Band ist jahrelang im Fahrwasser ähnlich erfolgreicher Bands wie Franz Ferdinand oder den Arctic Monkeys mitgeschwommen und hat dabei auch den einen oder anderen Smash-Hit für die Tanzfläche aus dem Hut gezaubert. Nach dem gelungenen Debüt allerdings ging den Jungs leider sehr schnell die Puste aus und so ist es nur umso bemerkenswerter, was für ein packendes, neues Album die Band jetzt aus dem Ärmel geschüttelt hat. „TV en francais“ besteht aus zehn packenden Indie-Rock-Songs, die allesamt mit hymnischen Refrains glänzen und sich ganz locker mit den Hits der Vergangenheit messen können. Wir jedenfalls hören die Scheibe gerade zum gefühlten zehnten Mal und wünschen uns auf einmal wieder ins goldene Jahr 2005 zurück. Wenn du also auf Brit-Pop mit Stadion-Appeal stehst, dann schnupper mal rein. We Are Scientists wollen es anno 2014 nämlich noch einmal wissen.
// Ein wirklicher Knaller ist auch das aktuelle Album der so genannten Soul Sister Dance Revolution. Die aktuelle Scheibe des 2009 gegründeten Kollektivs ist dermaßen packend, dass man schon nach wenigen Sekunden die Faust in Richtung Frühlingshimmel recken möchte. Hier vermengen sich Wüstenrock-Einlagen mit klassischem Alternative Rock und doch klingt das Album keine Sekunde lang langweilig. Ganz im Gegenteil: „Playground Kids“ hat das Zeug auch hierzulande so richtig einzuschlagen und wir drücken der Band jetzt schon ganz intensiv die Daumen. Wenn du also mal wieder einen richtigen Geheimtipp ganz für dich allein entdecken möchtest, dann schnapp dir das Werk. Es lohnt sich, nicht nur für Fans von den Foo Fighters und Queens Of The Stone Age.
// Flo Bauer war früher einmal Bo Flower. Für den breitenwirksamen Durchbruch allerdings hat es leider nicht gereicht und so versucht sich der ehemalige Rapper nun einmal daran, „Leise Töne“ zu produzieren. Die zwölf Songs des Albums leben in diesem Zusammenhang von ihren vielschichtigen Texten und der melancholischen Grunstimmung, die einen sofort in eine düstere Parallelwelt schubsen. Hier hat sich jemand im wahrsten Sinne des Wortes völlig neu erfunden und präsentiert uns ein nachdenklich-stimmendes Album, das Fans von Maeckes und Prinz Pi ebenso gefallen dürfte, wie Anhängern von Moses Pelham. Wenn du also auf grenzüberschreitende Rap-Alben stehst, dann gib Flo Bauer eine Chance. Es lohnt sich.
// Du vermisst die Jungs von Superpunk und konntest von den Alben der Rockformation Diskokugel gar nicht genug kriegen? Dann bist du bei der neuen Band von Bernd Hartwich und Axel Koch an der richtigen Adresse. Unter dem Namen Der Englische Garten lassen sie den Sound von Dexy´s Midnight Runners und Style Council wieder auferstehen und lassen sich von Oliver Zülich ein schmissigen Paket in Form eines Album daraus schnüren. Die kritisch-hintersinnigen Texte begegnen einem immer wieder mit einem Augenzwinkern und sorgen dafür, dass das Ganze auch beim zwanzigsten Durchlauf noch spannend bleibt. Also feier dieses Album mit sympathischen Liedertiteln und Hitsingles wie „Blumenmädchen“ und „Ruderboot“. Was soll ich sagen? „Wir leben bald schon auf dem Mars“… aber sowas von: wenn du diese Platte hier zum ersten Mal hörst, wirst auch du verstehen… und tanzen, jubeln, abgehen, zu diesen schrammeligen Gitarren und Bläsern auf „Die aufgeräumte Stadt“.
// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf die sympathische Reihe „Tiere streicheln Menschen“, die nun erstmals auch auf einem randvollen Silberling zu bekommen ist. Die Action-Lesung wird bestritten von den beiden Künstlern Martin „Gotti“ Gottschild und Sven van Thom und dürfte allen Zuhörern schon nach wenigen Sekunden ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Skurril und verrückt geht es zu, wenn die beiden Protagonisten über „Hunde und Meerkatzen“ erzählen oder zum „Baumarkt der Liebe“ reisen. Wenn du also schon immer mal wissen wolltest, wie sich das wohl anfühlen mag, wenn der Polappen der lieben Verwandten einem das Gesicht abwischt, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse. „Tiere streicheln Menschen“ ist die verrückteste „Action-Lesung“, der wir jemals beiwohnen durften und kommt auch auf Cd noch überaus charmant rüber. Also schnapp dir jetzt „Ihre größten Erfolge“ und erlebe, wie sich Gotti (treuen Lesern dürfte der Name bereits ein Begriff sein aufgrund seiner verrückten Dia-Abende, bei denen er fremde Fotos vom Flohmarkt mit frei erfunden Geschichten versieht) und Sven van Thom (alias der „Glückner von Stolzenhagen“) so richtig schön-schräg verausgaben. Also genießt das Spektakel. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?