mit Büchern von Katja Eichinger, Karl Bruckmaier, Jörg Birkholz, Kerstin Bund und Katja Petrowskaja.
// Die „Dazed & Confused“-Journalistin Katja Eichinger veröffentlicht in diesen Tagen nach ihrem Film-Buch zu „Der Baader Meinhof“-Komplex ihren ersten Roman via „Metrolit“. „Amerikanisches Solo“ erzählt die Geschichte eines ausgebrannten Jazzmusikers namens Harry Cubs, der sich nach einer gefühlten Ewigkeit on the road dazu entschließt, mal wieder ins normale Leben zurückzukehren. In seiner großen Wohnanlage in L.A. will er sich sammeln und trifft dort auf seine nette Nachbarin – eine junge Frau namens Mona, die in einer verzwickten Beziehung mit einem älteren Herren feststeckt. Harry wiederum sieht es fortan als seine Aufgabe an, sie zu „retten“ und löst damit eine Kettenreaktion aus, durch welche sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen.
Ob am Ende alle wieder heil aus der ganzen Geschichte herauskommen? Und wer hier welche Art von Dreck am Stecken hat? Es lohnt sich mal reinzuschauen in dieses Werk, das nicht nur von Einsamkeit, sondern auch von Selbstverliebtheit handelt und das einem auf dramatische Art und Weise vor Augen führt, wohin diese Gemütszustände letztlich führen können. Katja Eichinger wirft einen Blick hinter die Kulissen des Glamour-Lebens und vermengt das Ganze mit einer gehörigen Portion an Thriller-Elementen, die einen bis zum (bitteren?) Ende bei der Stange halten. Ein eindrucksvolles Debüt.
// Über Pop-Musik wurden schon zahlreiche Werke verfasst. Die Frage danach, ob dem Thema wirklich noch etwas hinzuzufügen ist, erübrigt sich schon deshalb, weil sich Pop im ständigen Wandel befindet. Der Popkritiker Karl Bruckmaier setzt in seinem Werk dennoch etwas früher an. Genau genommen im Córdoba des Jahres 822. Dort beginnt seine Abhandlung über den Lauf der Pop-Geschichte und so werden wir im Anschluss nicht nur mit Lady Gaga, sondern auch mit Bert Williams und John Hammond bekannt gemacht. Das Schöne an seinem Werk ist, dass er hier nicht nur Faktenwissen zu vermitteln versucht, sondern seine Leser bei der Hand nimmt. Er erzählt von „Teenage Kicks“ und „Cool Britannia“ und man hat dabei oft das Gefühl einer wirklichen Erzählung zu lauschen. Dazu gesellen sich ein paar imposante Abbildungen von Olaf Unverzart und einem Download zur musikalischen Interpretation des literarischen Werkes in Form eines Woog-Riot-Songs (hier als QR-Code beigelegt). Karl Bruckmaier gelingt es, sein Anliegen mit leicht-verdaulichen Texten zu vermitteln. Sein Werk lädt außerdem dazu ein, sich diverse popkulturelle Epochen nochmal auf dem heimischen Plattenteller zu Gemüte zu führen. Wenn du also auf Pop-Theorie stehst, die trotzdem lebensnah wirkt, dann schnupper mal rein. „The Story Of Pop“ wird dir in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen.
// Wer sich gerne überraschen lässt, der ist beim aktuellen Roman von Jörg Birkholz an der der richtigen Adresse. Darin erzählt der Bremer Kulturwissenschaftler von einer wirklich irrwitzigen Lesereise, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. „Schachbretttage“ erzählt in diesem Zusammenhang vom Alltag eines aufstrebenden Autors, der sich irgendwie im Gedächtnis der Massen verankern möchte. Also klemmt er sich ans Telefon und versucht alle möglichen Händler davon zu überzeugen, dass sein Buch auf keinen Fall in der örtlichen Buchhandlung fehlen sollte. Das Resultat des Ganzen ist schließlich eine Tour durch die deutsche Provinz, die Benedikt Buchholz und seinen Kumpel Viktor mit allerhand skurrilen und verrückten Situationen konfrontiert. Wenn du also wissen möchtest, wie das so ist, wenn man gerade sein literarisches Debüt veröffentlicht hat und du noch dazu an Benjamin von Stuckrad Barres Werk „Livealbum“ deine helle Freude hattest, dann schnupper mal rein. Du wirst mit ein paar wirklich amüsanten Episoden aus dem Alltag eines Schriftstellers konfrontiert. Wobei in diesem Zusammenhang auch ein Mann vom Balkon stürzt… wieso, weshalb, warum das so ist… musst du aber schon selbst herausfinden.
// Unsere Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel. Die Wirtschaftsredakteurin Kerstin Bund von der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat sich in ihrem aktuellen Werk dazu entschlossen, die Generation Y auf ihre Vorstellungen und Ansichten abzuklopfen und leitet daraus zahlreiche Rückschlüsse für wirtschaftliche Unternehmen ab. „Glück schlägt Geld“ nimmt für sich in Anspruch, die Wünsche der oben genannten Generation in Worte zu fassen. So wird von den zwischen 1980 und 1995 Geborenen gefordert, dass sich die Berufswelt grundlegend ändert. Soll heißen: mehr Freiraum auf der Arbeit und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Karriere und Freizeit. Im Grunde genommen wird nicht mehr erwartet, als das man alles zusammen möglichst reibungslos unter einen Hut bringt. Das scheint nicht allzu viel verlangt, ist aber in der heutigen Zeit schwerer als gedacht. Die Folge davon: die jungen Menschen kriegen später und weniger Kinder und das Getriebe in unserer Gesellschaft gerät ins Stocken. Dementsprechend liefert „Glück schlägt Geld“ einen wichtigen Gedankenanstoß, der zum Diskutieren einlädt. Am Ende jedenfalls muss sich etwas ändern. Schon deshalb, weil die Autorin mit ihrer Meinung ganz sicher nicht allein dasteht. Es lohnt sich also auch für die Führungsebene, sich mal in dieses Werk mit dem schicken Untertitel „Generation Y: Was wir wirklich wollen“ zu vertiefen.
// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das aktuelle Buch der FAS-Kolumnistin Katja Petrowskaja, die sich daran macht, die Vergangenheit noch einmal intensiv zu durchleuchten. In ihrem Werk „Vielleicht Esther“, das 2013 mit dem „Ingeborg Bachmann Preis“ ausgezeichnet worden und für den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist, dreht sich alles um eben jene Epochen, die im vergangenen Jahrhundert so viel Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitet haben. Die Autorin durchleuchtet die Orte und Plätze des Geschehens auf ihren geschichtlichen Hintergrund und widmet sich den Figuren im Kontext der damaligen Ereignisse. So entsteht ein eindringliches Mosaik aus bemerkenswerten Geschichten, die einen auf eine spannende Zeitreise mitnehmen. Manchmal tut es in diesem Zusammenhang zwar ziemlich weh, sich mit diesen Erzählungen zu konfrontieren. Der Autorin gelingt es aber dennoch sehr gut, den epischen Stoff auf ein kompaktes Maß zurecht zu stutzen. Am Ende erfährt man Näheres über ein Waisenhaus in Warschau, den Studenten Judas Stern und ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat in der russischen Hauptstadt. Gewissheit allerdings kann hier niemand erwarten. Und so setzt sich das komplexe Bild erst im Kopf des Lesers zusammen, der sich während des Überfliegens dieser Zeilen immer wieder ungläubig fragt, wie es nur so weit kommen konnte. Wir wiederum verabschieden und währenddessen erst einmal für heute und sagen auf Wiedersehen. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?