mit neuer Musik von Marcus Wiebusch, Chuck Ragan, The Hold Steady, Gameface, Jan Delay, Icypoles, Chet Faker und Fuck Art, Let´s Dance.
// Wer immer noch Tränen in den Augen hat, wenn er an das letzte Album von …But Alive zurückdenkt, der bekommt nun den offiziellen Nachfolger präsentiert. Marcus Wiebusch greift auf seinem Solo-Album nämlich die Stimmung von damals wieder auf, richtet seinen Blick in musikalischer Hinsicht aber dennoch nach vorne. Ja, diese Stücke hier sorgen für Gänsehaut beim Hörer. Wenn er in „Nur einmal rächen“ einen Nerd auf den Plan ruft, um sich für all die Angriffe im Rahmen seiner Schulzeit zu rächen, dann geht einem im wahrsten Sinne des Wortes das Herz auf. Genauso wie im Siebenminütigen Post-But Alive-Monstrum „Der Tag wird kommen“, das mit all den Idioten da draußen aufräumt, die ihren geistigen Dünnschiss auf den Tribünen der Welt immer wieder lautstark artikulieren. Ja, Marcus Wiebusch schlüpft auf diesem Album in diverse Rollen, und dennoch ist die Dringlichkeit der vergangenen Tage wieder da. Dieses Album musste wahrscheinlich genau so aus ihm raus und der Hörer, der damit gar nicht mehr gerechnet hat, ist ergriffen von dieser Intensität. Also worauf wartest du? Wo ist das „Konfetti“? Lasst uns diese Musik hier feiern und dann ganz tief ins Herz schließen.
// Lange hats gedauert, aber jetzt ist es endlich fertig: das neue Album von Chuck Ragan, das uns zehn Songs beschert, die erstmal mit Hilfe einer waschechten Band in Szene gesetzt worden sind. Alle Fans, die sich nun allerdings eine neues Werk der Marke Hot Water Music erhoffen, werden dennoch enttäuscht. Nein, „Till Midnight“ ist zweifelsfrei eine Platte des Solokünstlers Chuck Ragan. Im Grenzgebiet von Country und Rock kreiert er einen imposanten Reigen an hymnischen Tracks, die auch den Fans von Bruce Springsteen ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürften. Vom übermäßig eingängigen Titeltrack sollte man sich dabei übrigens nicht abschrecken lassen, denn schon im anschließenden „Vagabond“ lässt der Musiker seinen Gefühlen freien Lauf und beschert uns anschließend Hits der Marke „Gave My Heart Out“ und „You And I Alone“, die auch den Kollegen von The Gaslight Anthem gut zu Gesicht stehen würden. Absoluter Höhepunkt allerdings ist die Ballade „Wake With You“, in der Chuck Ragan sogar den guten, alten Eels Konkurrenz macht.Fazit: ein wirklich rundum gelungenes Werk.
// Endlich Nachschub bekommen wir in diesen Tagen auch von den herzallerliebsten Southern-Indie-Rockern von The Hold Steady. Die haben sich in der Zwischenzeit ja vom Underground-Act zum heißesten Anwärter auf die Rock-Krone von The Gaslight Anthem aufgeschwungen und ein neues Werk am Start, das sie endgültig in höchste Höhen hieven könnte. The Hold Staedy klangen noch nie so zugänglich wie auf ihrem aktuellen Album „Teeth Dreams“. Darauf finden sich zehn schmissige Perlen, die man allesamt aus 1000en Kehlen begeisterter Fans erwidert bekommen möchte. Dass es der Band dabei auch noch gelingt, überaus hintersinnige Texte zu schreiben, die sich oft erst nach dem x-ten Durchlauf erschließend, ist bemerkenswert und dürfte dafür sorgen, das man auch hierzulande schon bald in höchsten Tönen von dieser Gruppe aus Brooklyn sprechen dürfte. Wir jedenfalls sind begeistert und schubsen die Regler unserer Anlage noch ein wenig weiter nach oben.
// Auch die Emo-Helden von Gameface, die uns in den 90ern mit einer ganzen Reihe zauberhafter Hymnen beglückten, melden sich in diesen Tagen mit einem neuen Output zurück. Die Gruppe hat sich doch tatsächlich dazu entschlossen ein sechstes Album aus dem Ärmel zu schütteln, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Nach über einer Dekade präsentiert sich die Band so frisch, dass man schon nach wenigen Minuten die Hände in Richtung Clubhimmel reckt. Die Scheibe erscheint nun via „Redfield Records“ auch hierzulande und sie gehört mit zum Besten, was die Gruppe um Sänger Jeff Caudill bisher aus dem Ärmel schüttelte. Wenn du also früher schon von einer Gänsehaut übermannt worden bist, wenn die Songs von den Get Up Kids oder The Promise Ring aus der Anlage ballerten, dann nutze jetzt die Gelegenheit und schnapp dir dieses famose Comeback-Album, das schon im Albumtitel die Richtung vorgibt: „Now Is What Matters“ lautet die Devise und so brüllen wir uns schon nach wenigen Durchläufen zu Songs wie „Come On Down“ oder „Now“ die Stimmbänder heißer. Was für eine Rückkehr!
// Jan Delay ist jetzt nach Dendemann der nächste, der vom Rap- ins Rock-Genre wechselt. Gleich mit dem ersten Song seines neuen Albums macht er deutlich, dass er das Ganze ziemlich ernst nimmt. Augenzwinkern ist zwar erlaubt (wie die Single „Wacken“ formvollendet vor Augen führt), keinesfalls aber sollte „Hammer & Michel“ ein Album sein, das als ironischer Seitenhieb auf die gegenwärtige Rock-Szene missinterpretiert wird. Nein, der Hamburger Musiker lässt es auf der Platte (im Rahmen seiner Möglichkeiten) auch gerne mal krachen. „Liebe“ ist ein gutes Beispiel dafür, wenn gegen Ende dieses Solo einsetzt, dass einen sofort dazu animiert, einen Luftgitarren-Contest zu starten. Ja, irgendwie gelingt es Jan Delay sogar die Deutschrock-Falle zu umschiffen. Stattdessen schreibt er einen Song wie „St.Pauli“, der auf den ersten Blick nach Bierzelt klingt, aufgrund seines charmanten Textes, aber auch in der örtlichen Szene-Disco gespielt werden dürfte. So bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass auch der gute, alte Dendemann in den kommenden Monaten mal wieder mit einem neuen Machwerk um die Ecke biegt. An dieser Scheibe hier wird er sich messen lassen müssen, falls er nochmal dem Rocker in sich freien Lauf lässt.
// Manch einer dürfte sich auch heute noch an seine erste Begegnung mit der Gruppe The Shaggs erinnern. Die Band hinterließ mit ihrem Album „Philosophy Of The World“ einen bleibenden Eindruck bei zahlreichen Hörern, weil ihre Songs nahezu unhörbar arrangiert gewesen sind. Ähnlich verhält es sich auch mit dem aktuellen Album der Icypoles. Die Gruppe selbst frönt auf ihrem Werk „My World Is Made For You“ einem ähnlich komprosmisslosen Ansatz und erinnert dabei an diverse Garagenrock-Acts, die einem in zwischen ganz tief ans Herz gewachsen sind. Das Schöne an dem Icypoles-Album allerdings ist, dass man die Scheibe nach anfänglichem Kopfschütteln dann doch noch ins Herz schließt. Die Schräglage vieler Songs sorgt nämlich dafür, dass ein äußerst nachhaltiger Hörgenuss entsteht, was schon bemerkenswert ist, wie minimalistisch hier vorgegangen worden ist. Nein: „My World Was Made For You“ ist eine echte Perle, die allerdings vorher erstmal so richtig schön durch den Matsch gezogen wurde. Wenn du also auf dreckigen Garagen-Pop stehst, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich. Nicht nur für Shaggs-Anhänger.
// Der Name Chet Faker geistert ja schon seit geraumer Zeit in den einschlägigen Indie-Blogs des Netzes herum. Nun erscheint endlich auch das erste Album des Künstlers, der uns bereits mit seiner Coverversion von Blackstreets „No Diggity“ große Freude bereitete. Nicholas Murphy, so der bürgerliche Name des Musikers, geht auf „Building On Glass“ den zuvor eingeschlagenen Weg weiter und präsentiert uns ein charmantes Werk im Grenzegbiet von R´n´B und House. Darüber hinaus hat er ein überaus gutes Gespür für schmissige Melodien, was einzelnen Songs immer wieder zu kleinen Liedermacher-Perlen avancieren lässt. Ja, hier ist jemand ganz bei sich und setzt seine Vorstellung von harmonischen Sounds in die Tat um. Darüber hinaus aber kannst du dem Album durchaus mal ein paar Durchläufe via Kopfhörer schenken. Viele Songs sind nämlich mit äußerst viel Liebe zum Detail produziert und entfalten sich oft erst nach dem x-ten Durchlauf.
// Ebenfalls sehr gelungen ist das aktuelle Album der Hamburger Indie-Pop-Formation Fuck Art, Let´s Dance!. Nachdem der Vorgänger schon vom britischen Fachblatt „NME“ abgefeirt worden ist, wird es Zeit, dass auch hierzulande endlich der Boden bebt für diesen Act, der sich auf melancholisch-synthetisierte Weise anschleicht, um einen dann hinterrücks auf die Tanzfläche zu schubsen. Ja, dieses Album ist vollgestopft mit verhallten Synthies, wie sie Bloc Party wahrscheinlich auch gerne aus dem Ärmel schütteln würden. Vergleiche hat diese Band dennoch nicht nötig. „Atlas“ spricht im Grunde genommen für sich selbst. Wenn du also auf geschmeidigen Elektro-Pop mit Widerhaken stehst, dann zieh dir diese Platte mal rein. Sie wird dir in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen und nahezu begeistert zurücklassen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?