mit den Bänden Hip Hop Family Tree, Die Rückkehrer, Emilio Tasso, Capote in Kansas, Kick-Ass 3 (Band 1), Eine nautische Fabel, East of West und der Peanuts-Werkausgabe (Band 7 und 8).
// Wer sich intensiv mit der Entstehung von „Hip Hop“ auseinander setzen möchte, der sollte sich in diesen Tagen mal im „Metrolit“-Verlag umsehen. Da erscheint nämlich die liebevoll gestaltete Graphic Novel „Hip Hop Family Tree“, die sich differenziert mit den frühen Jahren von Hip Hop auseinander setzt. Als Leser bekommt man auf diese Weise ein eindrucksvolles Bild der Szene gezeichnet und sieht sich mit zahlreichen renommierten Künstlern wie DJ Kool Herc, Grandmaster Flash und Afrika Bambaataa konfrontiert.
Der Künstler und Schöpfer Ed Piksor macht sich daran, zahlreiche Fakten in eine famose und authentische Bilderwelt zu transferieren und so ein wirklich nachhaltiges Werk aus dem Ärmel zu schütteln, das einem in vielerlei Hinsicht die Augen öffnet. Wenn du also wissen möchtest, wie das damals so war, als in den später 70er Jahren in New York der Grundstein für eine der wichtigsten Musik- und Lebensstile der vergangenen 50 Jahre gelegt wurde, dann lass dich verzaubern von dieser hochwertigen Graphic Novel, die das Leben in den Clubs und Straßen der Stadt in bewegenden Bildern einzufangen vermag. „Hip Hop Family Tree“ ist (neben dem Film „Beat Street“) eines der Werke, die man zum Thema „Hip Hop“ unbedingt gelesen haben sollte und so können wir euch dieses Werk auch nur ganz innige ans Herz legen.
// Zeitgeschichtliche Ereignisse im Rahmen von Graphic Novels zu verhandeln, ist inzwischen ja gang und gäbe. Und so widmet sich auch das Werk „Die Rückkehrer“, welches in diesen Tagen im „Carlsen“-Verlag erscheint, den verheerenden Folgen des 11. September 2001. Das Werk von Comic-Zeichner Mael in Kooperation mit dem Filmemacher Olivier Morels setzt sich dabei sehr differenziert mit dem Schicksal derjenigen auseinander, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Die amerikanischen Veteranen versuchen ins normale Leben zurück zu kehren, tun sich damit aber überaus schwer. Die Autoren werfen in diesem Zusammenhang unter anderem die Frage auf, ob eine vollständige Genesung überhaupt möglich ist? Wenn man dem Irrsinn ins Gesicht geblickt hat, ist man dann anschließend noch der Mensch, der man früher einmal war? Mit eindringlichen Motiven zeichnen sie ein vielschichtiges Bild diverser Einzelschicksale und machen deutlich, dass es so etwas wie einen gerechten Krieg niemals geben wird. Es sind immer die Menschen, die am Ende darunter leiden. „Die Rückkehrer“ ist ein ebenso subtiles, wie tiefschürfendes Werk, das einen auch Tage später nicht wieder loslässt.
// Ebenfalls sehr lesenswert ist das aktuelle Werk von Alexander Bühler und ZAZA Uta Röttgers. In ihrer Abenteuerreportage namens „Emilio Tasso“ dreht sich alles um einen gleichnamigen Journalisten, der im Kongo über die Situation der Flüchtlinge in einem ortsansässigen Lager berichtet. Bei seinen Nachforschungen allerdings kommt er einer anderen Story auf die Schliche. Irgendwo im Dschungel befindet sich scheinbar eine alte Eisenbahnlinie, die angeblich zu dem Anwesen des letzten belgischen Königs führt. Angefixt von den Erzählungen begibt sich Emilio auf große Suche nach der geheimen Residenz und findet sich plötzlich inmitten eines gefährlichen Kreislaufs von Gewalt und der Korruption wieder. Dabei gelingt es den Autoren sehr gekonnt, die dramatischen Vorgänge vor Ort glaubwürdig auf Papier zu transferieren und dem Leser einen intensiven Einblick in die tragischen Ereignisse im Kongo zu liefern. Wenn du also gesellschaftskritische Werke stehst, die noch dazu ein hohes Spannungslevel aufweisen, dann bist du bei diesem Werk genau an der richtigen Adresse.
// Ebenfalls den Blick in Richtung Unterwelt richtet die hochwertige Graphic Novel „Capote in Kansas“, welche in diesen Tagen bei „Panini Comics“ erscheint. Darin dreht sich alles um den altehrwürdigen Truman Capote. Der ist gerade auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und begibt sich nach Kansas, wo ein ungelöster Kriminalfall auf ihn wartet. Zusammen mit Harper Lee startet er eine wilde Reise durch den Mittleren Westen, um für sein neuestes Werk „Kaltblütig“ zu recherchieren. Das aber entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Schon die Befragung der Menschen vor Ort endet in einer Farce. Jeder hier scheint eine Leiche im Keller zu haben, von der er keinesfalls möchte, dass sie wieder ans Licht gezerrt wird. Und so gelingt den Machern um Ande Parks und Chris Samnee ein spannendes Psychogramm, das sich mit der dunklen Seite der menschlichen Psyche auseinander setzt. Wenn du also auf düstere Film Noir-Unterhaltung stehst, dann gib dem Werk mal eine Chance.
// Eine neue Runde wird auch in Sachen „Kick Ass“ eingeleitet. Der erste Band der dritten Episode um den schrägen Vogel ist wie auch die Vorgänger gespickt mit actiongeladenen Passagen und jeder Menge schlagfertiger Sprüche. Mark Millar und John Romita, Jr. wissen ganz genau, was sie wollen und servieren uns eine sympathische Superhelden-Persiflage, die einfach nur sympathisch anmutet. Die Vorgeschichte sollte inzwischen ja hinlänglich bekannt sein. Dave Lizewski hat sich zum illustren Superhelden ohne jegliche Spezialfähigkeit gemausert und bekämpft das Verbrechen in der Stadt. Dann aber wird sein Vater ermordet und seine Liebste vergewaltigt und jetzt werden auch noch die Straßen von all den Möchtegernhelden in Anzügen gesäubert. Sogar Hit-Girl ist betroffen. Und Superschurke Motherfucker liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Nachdem sich der Sturm gelegt hat, kehrt erst einmal Ruhe ein doch die erweist sich als trügerisch. Motherfuckers Onkle Rocco kommt nämlich aus dem schönen Sizilien herbei geeilt und möchte die Vorherrschaft über die Unterwelt an der Ostküste an sich reißen. Kick-Ass wiederum ist derweil vor allem mit sich selbst beschäftigt, so dass ihm das Ganze erst mal gar nicht auffällt. Ob er am Ende trotzdem das Unheil zurückzuschlagen vermag? Es lohnt sich auch im dritten Akt mit dabei zu sein, denn wie heißt es so schön auf den Frontcover: „Aller guten Dinge sind…“
// Sehr viel Spaß hatten wir auch beim Schmökern im neuen Werk von Marine Blandin. Die präsentiert uns „Eine nautische Fabel“, die in einem gigantischen Schwimmbad unterhalb eines alten Tierfriedhofs spielt. Dort ereignen sich in regelmäßigen Abständen nahezu mysteriöse Ereignisse. Dass Badegäste verschwinden, könnte man vielleicht noch mit einem Entführungsfall erklären, aber als dann auch noch ein waschechter Wal dort unten herumtaucht und die Pflanzen sich als überaus gefräsige Gesellen erweisen, das macht einen dann doch ein bisschen stutzig. Was bitteschön also hat es mit diesem geheimen Schwimmbecken auf sich und wie kommt man aus diesem hellblauen Albtraum wieder heraus? Blandin gelingt es sehr gekonnt, seine Geschichte einerseits spannend aufzubauen und den Leser lange im Dunkeln tappen zu lassen, andererseits aber auch jede Menge witzige Passagen in die Story mit einzuflechten. Wenn du also mal wieder mit einem echten Mysterium konfrontiert werden möchtest, dann schnapp dir diese Fabel, die dich bis zum (bitteren?) Ende ganz hervorragend unterhält.
// Jonathan Hickman hat uns in den vergangenen Jahren schon so wunderbare Werke wie The Manhattan Projects und Nightly News vor den Latz geknallt. Darüber hinaus hat er jahrelang für Marvel an den neuesten Abenteuern für die Fantastic Four und die Avengers gearbeitet. Zusammen mit Nick Dragotta legt er nun eine wirklich bemerkenswerte Endzeit-Parabel vor, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. „East Of West“ erzählt die Geschichte vom Ende der Welt. Die Reiter der Apokalypse sind gerade dabei, einen Typen namens „Tod“ aufzuspüren. Selbiger ist fest entschlossen, die Bahnen des Schicksals in eine neue Richtung zu lenken. Dabei sieht er sich allerdings mit mächtigen Herrschern konfrontiert, die fest dazu entschlossen sind, das Ende der Schöpfung einzuläuten. Ob es am Ende einen Hoffnungsschimmer in dieser dunklen Szenerie gibt? Fans von Endzeitszenarien der Marke Stephen King sind hier genau an der richtigen Adresse. „East Of West“ ist ein packendes Werk über eine Welt nach dem großen Knall. Voll gepackt mit schillernden Charakteren und schrägen Handlungssträngen. Die Reihe hat damit das Zeug zum absoluten Kult-Comic. Lass dir das Werk also keinesfalls entgehen, das von Frank Martin ganz bezaubernd koloriert worden ist.
// Überaus lustig sind auch die Bände 7 und 8 der hochwertigen „Peanuts“-Werkausgabe geraten, die beim renommierten „Carlsen“-Verlag erschienen sind. Im siebten Band dieser (insgesamt aus 25 Teilen bestehenden Mega-Ausgabe), nehmen sich die Macher den Jahren 1963 und 1964 an und lassen die altehrwürdigen Comic-Strips noch einmal in einem ansprechenden Licht erscheinen. Die hochwertige Gesamtausgabe versammelt dabei nicht nur alle jemals gezeichneten Comics der Peanuts-Clique, man kommt erstmals auch in den Genuss die Serie in chronologischer Reihenfolge genießen zu dürfen. Schöpfer Charles M. Schulz hat mit dem bunten Haufen um Charlie Brown, Snoopy und Co. einen wahrhaftigen Comic-Klassiker geschaffen, welcher noch dazu zahlreiche renommierte Comic-Künstler äußerst nachhaltig beeinflusste. So macht sich diesmal der altehrwürdige Künstler Bill Melendez, seines Zeichens Regisseur der Peanuts-Trickfilme daran, das Phänomen um die Peanuts noch einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach dem spannenden Vorwort mit reichlich Infos aus den Hinterzimmern der „Peanuts“ erscheint dann erstmals ein kleiner Paradiesvogel namens „5“ auf der Bildfläche, der seinen Einstand im Universum der Peanuts feiert. Darüber hinaus tut sich Charlie Brown äußerst schwer damit, seiner Baseball-Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen. Weiter geht’s dann im achten Band mit einer gelungenen Einführung von Dennis Schenk. Der Literaturkritiker widmet sich dem Objekt seiner Begierde mit sehr viel Enthusiasmus und sorgt auf diese Weise dafür, dass man zahlreiche Hintergrundinfos und Theorien in Sachen „Peanuts“ präsentiert bekommt. Anschließend geht dann Snoopys geliebte Hundehütte in die Luft – und das auch noch mit ihm zusammen. Er sieht sich nämlich mit dem gefährlichen Roten Baron konfrontiert und muss all seine Fähigkeiten in die Wag-Schale werfen, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Ob es ihm gelingt? Am besten du findest es selbst heraus und freust dich über den ersten Auftritt von Peppermint Patty. Für jede Menge Aufregung ist also auch in den Jahrgängen 1965 und 1966 gesorgt. Und wir freuen uns jetzt schon auf die noch ausstehenden Bände. Also viel Spaß beim Schmökern und alles Liebe. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?