mit neuer Musik von Braid, Umse, Morrissey, Candy Hearts, Dispatch, Eno / Hyde, Ziggy Marley und Current Swell.
// Nur die wenigsten hätten wahrscheinlich damit gerechnet, dass die altehrwürdigen Emo-Haudegen von Braid nach über 16 Jahren noch einmal ein neues Album veröffentlichen würden. Noch überraschender als der Umstand des Band-Comebacks, ist allerdings die Musik auf der Platte selbst. „No Coast“ hält sich nicht besonders lange mit der Vergangenheit auf. Natürlich hört man der Scheibe an, von welcher Band sie eingespielt wurde, aber in Sachen Dringlichkeit hatte man nun wirklich nicht mit einem solchen Feuerwerk der Emotionen gerechnet. Ja, diese Scheibe hier biegt als kleiner Underdog um die Ecke, entpuppt sich aber schon nach wenigen Minuten als astreine Hit-Schleuder, die auch für langjährige Jimmy Eat World- und The Ataris-Fans funktionieren dürfte. Braid haben beschlossen, sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Sie haben alles auf eine Karte gesetzt und treffen damit auch anno 2014 noch voll ins Schwarze. Wenn du also noch nach einem ebenso hymnischen wie mitreißenden Soundtrack zum Sommer suchst, dann gib den Jungs mal eine Chance. Es lohnt sich.
// Ist das zu glauben? Biegt da tatsächlich schon wieder der herzalleriebste Rapper Umse mit einem neuen Album die Ecke? Tatsächlich! Auch wenn manch einer vielleicht seinen Augen nicht traut, der Rapper aus dem Ruhrpott hat doch tatsächlich ein gutes Jahr nach dem gelungenen Longplayer „Wachstum“ schon wieder ein neues Werk eingespielt. Die Scheibe hört auf den Namen „Kunst für sich“ und klingt genauso so relaxed und zurückgelehnt wie der Vorgänger. Außerdem wurden diesmal mit Flo Mega und Megaloh auch noch zwei namhafte Feature-Gäste auf der Platte versammelt, die für eine gehörige Portion an Abwechslung sorgen. Zusammen mit seinem Stammproduzenten Deckah gelingt dem Musiker mal wieder das Kunststück sich stilistisch in den 90ern zu verankern und dabei doch den Blick nach vorne zu richten. Auf diese Platte werden sich jedenfalls auch diesmal wieder alle einigen können, die den Sound von Eins Zwo, Mister Schnabel, den Absoulten Beginnern, Doppelkopf oder Dynamite Deluxe abfeierten. „Kunst für sich“ ist einfach ein Album das man liebhaben muss und das einen passend zur Sommersonne ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert.
// Neuigkeiten zu vermelden gibt’s in diesen Tagen auch endlich wieder aus dem Hause Morrissey. Der renommierte Musiker, der zusammen mit den Smiths auf eine bewegte Karriere als Künstler zurückblicken kann, veröffentlicht in diesen Tagen bereits sein zehntes Solo-Album und so viel schon einmal vorneweg: trotz seiner inzwischen 55 Jahre hat er keineswegs an Biss verloren. Gand im Gegenteil: „World Peace Is None Of Your Business“, welches auf „Harvest Records“ erscheint, dreht sich um das Gefühl von Gleichgültigkeit, das sich zunehmend in unsere Gesellschaft breit macht. Scheinbar tagtäglich wird eine Krisenmeldung von einem weiteren Skandal abgelöst und die Menschen beginnen zunehmend vor der Flut der Ereignisse zu resignieren. Mit seinem Album will der „Mozzer“ diesem Umstand nun etwas entgegen setzen und bündelt seine Wut in zauberhaften Songs, die einem immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Von einem Alterswerk jedenfalls könnte „World Peace Is None Of Your Business” nicht weiter entfernt sein. Hier wird immer noch mit Feuer gespuckt und das ist verdammt noch mal gut so.
// Erinnert sich eigentlich noch jemand daran, dass Paramore früher einmal so richtig schmissige Indie-Pop-Perlen aus dem Ärmel geschüttelt haben. Die Gruppe Candy Hearts nimmt deren Vorlage auf und beglückt uns mit einem astreinen Sommer-Pop-Album, das einen schon nach wenigen Minuten um den kleinen Finger wickelt. „All The Ways You Let Me Down“ ist spürbar beeinflusst vom Sound der 80er und 90er Jahre und wurde noch dazu stilgerecht von Chad Gilbert aus dem Hause New Found Glory in Szene gesetzt. Diese Musik hier spult einen im wahrsten Sinne des Wortes in der Zeit zurück, große Namen wie Blondie und die Bangles geben die Richtung vor und nach dem Verklingen des letzten Songs hat sich ein breites Grinsen ins Gesicht des Zuhörers eingegraben. So ein harmonisch-schmissiges Sommer-Pop-Album muss den Candy Hearts erst einmal jemand nachmachen.
// Mit etwas Verspätung wollen wir hier nochmal auf das aktuelle Album der Reggae-Rocker von Dispatch hinweisen. Deren neues Werk „Circles Around The Sun“ ist zwar schon vor geraumer Zeit erschienen, trotzdem sollten es sich alle Fans von von Lionize, SOJA, Sublime oder Rebelution unbedingt zu Gemüte führen. Die Sänger (also einer von drei, die in dieser Band spielen) und Multinstrumentalist Brad Corrigan bringt es mit seinen eigenen Worten auf den Punkt. Dispatch sind wohl „die größte Band, von der noch nie jemand gehört hat“. Mit ihrem Mix aus zurückgelehnten Passagen und rockigen Melodien sorgen sie dafür, dass einen sofort sofort ein Hauch von Euphorie überkommt, die auch nach verklingen des letzten Tons nicht abebbt. Ja, diese Band hier ist etwas ganz besonderes und so verwundert es auch nicht, dass sie sich ganze zwölf Jahre Zeit genommen hat, um diesen Silberling hier einzuspielen. Die Fans wiederum werden dadurch nur mit der creme de la creme dessen versorgt, was die Band in den vergangenen Jahren fabrizierte. Das Ergebnis ist beeindruckend und besteht aus zehn packenden Hits, die man den Sommer über garantiert nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
// Das Tempo angezogen haben in der Zwischenzeit die altehrwürdige Kollegen aus dem Hause Brian Eno und Karl Hyde, die nun bereits zwei Monate nach ihrem fulminanten Debüt ein neues Album aus dem Ärmel schütteln. Darauf versucht das Duo nun an den hervorragenden Vorgänger anzuknüpfen. Lediglich sechs Songs finden sich auf „High Life“, die bisweilen allerdings eine Lauflänge von knapp zehn Minuten aufweisen, dabei aber trotzdem niemals langatmig anmuten. Ganz im Gegenteil: die Scheibe klingt wie ein faszinierender Experimental-Entwurf, der allen Fans von den Chemical Brothers und Underworld ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. Wenn sie in diesem Tempo und auf diesem Niveau weitermachen, könnte einem glatt angst und bange werden. Wir jedenfalls sind auch von der zweiten LP des Altmeister-Kollektivs Eno / Hyde begeistert, weil es so dermaßen nach vorne gewandt klingt, dass man dazu sofort hinter dem Nebel des Clubs verschwinden möchte.
// Wer es gerne etwas gediegener mag, der kommt beim aktuellen Album von Ziggy Marley auf seine Kosten. Der älteste Sohn des Reggae-Kultstars Bob Marley hat sich inzwischen auch abseits seines Familienstandes einen Namen gemacht. 12 Platten hat er schon auf dem Buckel und dafür nicht nur zahlreiche Grammys abgestaubt, nein… mit „Tumbeling Down“ und „Look Who´s Dancing“ stehen auch noch einige echte Hit-Singles auf der Haben-Seite des Künstlers. Auf „Fly Rasta“ finden sich nun zehn pompös-arrangierte Tracks, die aber trotzdem allesamt sehr entspannt rüber kommen. Keines der Stücke klingt irgendwie überladen, ganz im Gegenteil: mit „So Many Rising“ tritt er sogar direkt in die großen Songwriter-Stiefel seines Vaters. Wenn du also mal wieder Lust auf eine positive Reggae-Platte mit jeder Menge hymnischen Refrains hast, welche sich schon nach dem ersten Durchlauf in deinen Gehörgängen festsetzt, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Sehr entspannt geht’s auch auf dem aktuellen Album der Gruppe Current Swell zu. Unter der Ägide von Produzent Nathan Sabatino (Neko Case / Dr. Dog) macht sich die Band daran einen imposanten Rock-Kracher mit Reggae, Liedermacher und Americana-Einflüssen aus dem Ärmel zu schütteln. „Ulysses“ ist ein Album, das einem wirklich nahe geht, man muss nur bereit sein ein wenig Zeit in die Platte zu investieren. Ähnlich wie bei der Musik von Wilco entfalten viele Songs erst nach dem x-ten Durchlauf ihren Charme und dürften dabei auch Fans von Chuck Ragan und Donovan Frankenreiter glücklich machen. Wenn du also auf zurück-gelehnte Rock-Klänge mit psychedelischem Charme stehst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse. Also schnupper mal rein und lass es dir gutgehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?