// Wie schon in den vergangenen Jahren waren wir auch in diesem jahr mal wieder auf Talfahrt in Rothenburg ob der Tauber unterwegs. Was wir dort so erlebt haben jetzt und hier in einer taufrischen Zusammenfassung…
// Schon am ersten Tag (bei uns ist das der Freitag, aber einige Gäste machen durchaus den Eindruck, dass sie schon etwas länger vor Ort sind) des alljährlichen „Taubertal Festivals“ in Rothenburg ist die Stimmung mal wieder prächtig. Die Eindrücke auf dem Gelände zaubern einem in regelmäßigen Abständen ein breites Grinsen aufs Gesicht. Wir stoßen nach unserer Ankunft unter anderem auf eine Horde wilder Hoppelhasen, eine „Kusshaltestelle“, eine kleinwüchsige Giraffe und sogar die Simpsons lassen grüßen in Form eines wirklich schick hergerichteten „Duff Beer“-Typen. Drumherum schart sich eine fröhlich grinsende Menge, die zwischen den beiden Bühnen hin und her trottet. Das Wetter spielt ebenfalls mit und schenkt uns vor der allabendlichen Abkühlung (die Fläche im Tal heißt nicht umsonst Eiswiese) ein paar wirklich herrliche Sonnenstunden, die einem das ganze Treiben um einen herum noch zusätzlich versüßen. Die Voraussetzungen also sind prächtig und auch wenn Biffy Clyro am frühen Abend plötzlich beginnen die Menge zu siezen, tut das der famosen Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: eine solch formvollendete Rockshow haben wir schon lange nicht mehr gesehen und so mausert sich die schottische Band schon früh zum absoluten Über-Act des Tages. Wer es lieber etwas party-lastiger mag, der kommt anschließend bei den Sportfreunden auf seine Kosten. Wirklich bemerkenswert war aber vor allem der Auftritt von der amerikanischen Folk-Popper namens Trampled By Turtles, die man sich irgendwann nochmal in einem kleineren, etwas intimeren Club zu Gemüte führen möchte. Da kommt ihre Musik wahrscheinlich noch wesentlich besser zur Geltung. Ganz im Gegensatz zu den Partyraketen von Zebrahead, die noch einmal vor Augen führen, warum sie in Japan zu den größten ihres Fachs zählen.
// Der Samstag beschert uns dann ebenfalls zahllose sonnige Momente (und zwar nicht nur am Firmament). Mit Jungs von Lagwagon haben sich gleich zu Beginn erst einmal ein paar echte Melodycore-Legenden auf der Bühne breit gemacht. Dass der Funke zu so früher Stunde noch nicht so recht überspringen möchte, liegt wahrscheinlich auch an der Größe der Bühne – hier wäre eine Verlegung auf die etwas kleinere Nebenbühne am anderen Ende des Geländes wahrscheinlich besser gewesen. The Subways wiederum meistern die große Stage sehr gekonnt. Obwohl die beiden neuen Songs keinen Anlass dazu geben, dass es nach dem verkorksten letzten Album in musikalischer Hinsicht wieder aufwärts gehen könnte, die ersten beiden LPs dieses famosen Trios sind über jeden Zweifel erhaben und Hits wie „Rock´n´Roll Queen“ oder „Shake Shake“ werden auch dementsprechend abgefeiert. Den Preis für den Act des Tages bekommt hinterher dennoch ein anderer. Dave Hause spielt vor einem kleinen Haufen Leute ein wahrlich meisterhaftes Set voller Inbrunst und Hingabe und bringt die Menschen am Schluss sogar dazu eine Gasse zu bilden und ihn kurz darauf auf Händen zu tragen. „Shine On“… für immer! Das war denkwürdig, man hätte sich nur gewünscht, dass ein paar mehr Leute den Weg zur Nebenbühne gefunden hätten. Außerdem bleibt zu hoffen, dass dieser „Revival Tour“-Jünger in den kommenden Jahren mal in voller Bandbesetzung auf dem Taubertal-Festival aufschlägt. In Rothenburg jedenfalls musste er in diesem Jahr aus der Not eine Tugend machen und hat kurzerhand das Publikum zum Schlagzeuger umfunktioniert. Spätestens in diesem Moment aber setzte dann auch beim letzten auf den Platz die Gänsehaut ein. Eine famose Show! Wobei die Broilers hinterher auch kein schlechtes Set spielen. Die neuen, allesamt ziemlich poppigen Stücke werden mit alten Gassenhauern vermengt und am Ende tanzt das ganze Gelände – fast so als würde hier bereits der Headliner auf der Bühne stehen. Casper hat es da hinterher gar nicht so einfach, die Meute auf Betriebstemperatur zu halten. Der Rapper setzt sich deshalb überaus bildgewaltig in Szene, überzeugt aber spätestens mit „Der Druck steigt“ nach gut einer halben Stunde auch alle Nicht-Rap-Fans auf dem Gelände. Bei „Mittelfinger hoch“ und dem allseits-beliebten Einzähl-Spiel der Marke „1 2 3 4“ ist dann endgültig der Boden am Beben und wir schalten erst einmal einen Gang runter für die Dinge, die am Sonntag noch kommen werden.
// Da stehen neben den Brachial-Elektro-Rockern von Enter Shikari auch die allseits beliebten Party-Protest-Raketen von Ska-P auf der Bühne und man könnte sich keinen besseren Co-Headliner wünschen – die Sprachbarriere wird einfach mit diversen Kostümen überbrückt, die allesamt auf diverse Missstände in der Gesellschaft hinweisen. Wer hinterher noch nicht komplett durchgerockt ist, der zieht sich zu guter Letzt auch noch die fulminante Show von Seeed rein, die einmal mehr unter Beweis stellen, warum sie auch international zu gefeierten Mega-Stars avanciert sind – hier werden nicht nur Songs von Peter Fox in teilweise geremixter Fassung aus den Boxen geballert, passend zur Show bricht dann auch noch der Himmel auf und alles versinkt in einem Meer aus Glückseligkeit. Man könnte sich wirklich keinen schöneren Abschluss dieses Festivals vorstellen. Insgesamt also auch diesmal wieder ein rundum gelungenes Wochenende bei weitestgehend tollen Temperaturen und mit jeder Menge spannenden Bands, die einige dazu anregen dürften, ihr heimisches CD-Regal mal ein wenig aufzustocken.
// P.S. Den witzigsten Auftritt des Wochenendes legten übrigens die Indie-Popper von Kakkmaddafakka auf der „Puls“-Bühne hin, wo sie am Sonntagnachmittag unter dem Pseudonym „The Tequila Boys“ ein knapp einstündiges Akustik-Konzert absolvierten. Dabei gabs nicht nur deftige Breitseiten auf diverse deutsche Nationalspieler, sondern auch verrückte Cover-Versionen von Wheatus und Britney Spears zu hören. Am Ende sangen dann wirklich alle im Chor und die Band hatte sich nachhaltig ins Hirn der anwesenden Gäste eingefressen.
UND WAS NUN?