mit neuer Musik von SOJA, Grant Nicholas, Trümmer, Ahzumjot, The Gaslight Anthem, Honig, Basement Jaxx und Niels Frevert.
// Kaum Notiz genommen wurde hierzulande bisher von einer wirklich fulminanten Reggae-Gruppe, die immer wieder Rock und HipHop-Anleihen in ihren Sound mit einfließen lässt. Die Band hört auf den Namen SOJA (Soldiers Of Jah Army) und wer bisher in den Genuss kam einen ihrer Live-Auftritte miterleben zu dürfen, der kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Als Referenzpunkt müssen in diesem Fall noch am ehesten die Kollegen von 311 und Sublime herhalten, wobei SOJA in musikalischer Hinsicht eine ganze Menge entspannter zu Werke gehen. Ähnlich wie die Gruppe Rebelution verstehen sie es sehr gekonnt, sich über gängige Szene-Konventionen hinweg zu setzen und einen mit ihrer Musik in Richtung Strandpromenade zu transferieren. „Amid The Noise And Haste“ ist in diesem Zusammenhang also so etwas wie der Reggae-Rock-Geheimtipp der Saison – inklusive Feature-Auftritte von Damian Marley, Michael Franti und J Boog. Wems gefällt, der kann sich übrigens auch gleich noch an den breiten Back-Katalog der Band zu Gemüte führen, der allerdings teilweise nur noch als Downlad zu bekommen ist. Schade eigentlich. Bleibt zu hoffen, dass sich hierzulande vielleicht im Zuge der Veröffentlichung irgendjemand ein Herz fasst und die alten Scheiben noch einmal neu auflegt, Verdient hätten sie es.
// Der Frontmann einer allseits beliebten Rock-Band zu sein, hat nicht immer nur Vorteile. Meistens nämlich wollen die Bandkollegen auch noch ein Wort mitreden, wenn es darum geht, wie ein bestimmtes Stück klingen soll. Deswegen machen sich immer wieder zahlreiche Sänger daran, ein Solo-Projekt ins Leben zu rufen, dass dann aber meistens nicht an das Schaffen der jeweiligen Hauptband heranreicht (die Ausnahme bestätigt natürlich auch hier wieder die Regel). Grant Nicholas aus dem Hause Feeder hat sich nun zum ersten Mal als Solo-Künstler versucht und macht seine Sache gar nicht mal so schlecht. „Yorkton Heights“ ist ein kleines, aber feines Indie-Pop-Album mit 13 Tracks, die allesamt in den 70er Jahren verankert zu sein scheinen. Der Musiker selbst nennt Nick Drake und Neil Young als Inspirationsquellen und doch werden auch Fans seiner Hauptband glücklich mit diesen Songs werden, weil immer wieder die Feeder-typischen Momente aublitzen. Es lohnt sich also Grant Nicholas auch auf Solo-Pfaden mal eine Chance zu geben. Diese Scheibe hier wächst einem nämlich nach einigen Durchläufen überraschend schnell ans Herz.
// Trümmer ist gleichzeitig Name und Titel des s/t-Debütalbums der Gruppe Trümmer, deren Mitglieder in Interviews immer wieder behaupten, sie wären gerade erst 18 Jahre alt geworden. Die Wahrheit liegt in diesem Zusammenhang wohl eher zwischen den Zeilen und so lohnt es sich bei dieser Band durchaus mal etwas genauer hinzuhören. Mit ihren Songs verhält es sich ähnlich wie mit der Musik von so illustren Kollegen wie Tocotronic und den Goldenen Zitronen. Viele der Lyrics erschließen sich oft erst nach dem x-ten Durchlauf und auch in musikalischer Hinsicht werden alle, die gute Musik mit dem Begriff der „Hamburger Schule“ verbinden, mit diesem Album hier glücklich werden. Ist ja auch sehr ordentlich für ein Debüt, was die Kapelle um Paul Pötsch, Tammo Kasper und Maximilian Fenski hier aus dem Ärmel schüttelt.
// Nach einem überaus beachtenswerten Debüt legt Ahzumjot nun das Album vor, das ihn direkt in Richtung Chartspitze katapultieren könnte. Mit dem „coolsten Motherfucker“ und dem augenzwinkernden Clip dazu gelingt ihm ein wirklich gelungener Smash-Hit, der das komplette Spektrum von Casper bis Cro abdeckt. Auf seinem neuen Album „Nix mehr egal“ finden sich zudem zwölf weitere, schlagkräftige Argumente, die allesamt zwischen den Polen Rap, Lärm und Experimentierfreude andocken. „Es ist gut wie es ist“ macht in diesem Zusammenhang zwar den Vorboten für die Single-Hitlisten, es finden sich aber auch noch zahlreiche andere, wirklich gelungene Tracks auf dem Silberling, der einen immer wieder mit spannenden Ideen überrascht. Wenn du also mal wieder ein Rap-Album am Puls der Zeit hören möchtest und schon an der Scheibe von Sierra Kidd deine helle Freude hattest, dann schnupper mal rein.
// Und da soll mal einer sagen, die alteingesessenen Kollegen von The Gaslight Anthem könnten einen nicht mehr überraschen. Gerade dann nämlich, als man sich auf einen poppigen Marathon einstellt, der sich nahtlos neben der aktuellen Single „Get Hurt“ einreiht, überrascht uns die Band auf ihrem aktuellen Album mit einem dermaßen rotzigen Auftakt, dass man sich schon mal verwundert die Augen reiben darf. Anschließend wird dann aber doch alles in geregelte Bahnen gelenkt. Kurze Ausreißer in Richtung alter Zeiten inklusive („Stray Paper“ und „Rollin´ and Tumblin´“ kommen da noch am Ehesten ran). Der Rest klingt über die volle Distanz bisweilen dermaßen poppig, dass man hin und wieder überprüfen möchte, ob hier nicht das aktuellen Album von Bruce Springsteen im CD-Player rotiert. Fazit: The Gaslight Anthem mausern sich mit „Get Hurt“ endgültig zum lupenreinen Stadion-Act und verzichten weitesgehend auf irgendwelche Experimente. Wenn du aber auf große Melodien stehst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.
// Honig weiderum haben trotz ihrer Mammut-Tour mit über 200 Konzerten nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen, um den Entschluss zu fassen ein neues Album einzuspielen. Selbiges erscheint nun unter dem schicken Titel „It´s Not A Hummingbird, It´s Your Father´s Ghost“ und verköstigt einen wieder mit bezaubernden Leckereien, die einem regelrecht auf der Zunge zergehen. Die fünfköpfige Band macht auch diesmal keine Gefangenen und beschränkt sich auf ihre Stärken. Die Scheibe ist dementsprechend erneut ein lupenreines Liedermacher-Werk, welches aber trotzdem mit so vielen cleveren Ideen gespickt ist, dass es nur schwer fällt den herzhaften Pfeilen der Band auszuweichen. Elf Songs sind es am Ende geworden und wer auf zurückhaltende Gitarren-Sounds mit freundlicher Unterstützung von Violine und Cello steht, der kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Wir fordern deshalb: mehr davon, bitte!
// Um Basement Jaxx ist es hierzulande zwischenzeitlich etwas ruhig geworden, nun aber meldet sich die Elektro-Crew mit einem echten Paukenschlag zurück. „Junto“ heißt das neue Werk der Gruppe und so viel schon einmal vorneweg: es ist ein gefundenes Fressen für alle Fans von Underworld bis Moby. Die vielseitige Instrumentierung. Die packenden Melodien. Die sommerlichen Refrains. Hier stimmt einfach alles und spätestens wenn der Kracher „We Are Not Alone“ das Soundsystem flutet ist man auch schon mittendrin im Strudel der Glückseligkeit. Diese Scheibe hier dekliniert die unterschiedlichsten Facetten der Elektro-Pop-Geschichte noch einmal durch und bringt sogar das Kunststück fertig, mit „Buffalo“ einen Drum´n´Bass-Brecher im zweiten Drittel zu plazieren, der zum kollektiven Durchdrehen einlädt. Vielseitiger geht’s kaum – vor allem in Sachen Elektro-Pop, also lasst euch dieses Feuerwerk von einer Platte nicht entgehen.
// Niels Frevert erzählt uns derweil eine Episode aus dem „Paradies der gefälschten Dinge“ und veröffentlicht damit ein weiteres Album voller bezaubernder Pop-Momente, die man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Das Bemerkenswerte an Songs wie „Muscheln“ ist allerdings, dass es dem Musiker gelingt, Situationen aus dem Alltag mit einer poetischen Note zu versehen. Heraus kommt Pop in seiner ursprünglichsten Form und man erwischt sich schon nach wenigen Minuten immer wieder dabei, wie man zu diesen zehn Songs im Takt wippt. Wenn du also auf Sounds der Marke Gisbert zu Knyphausen oder Tom Liwa stehst, dann solltest du auch diesem Album mal ein paar Durchläufe in der Wohnzimmer-Stereoanlage genehmigen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?