nach unserer ausgedehnten Sommerpause gibt’s heute eine XXL-Zuckerbeat-Version mit den neuen Alben The Kooks, Die Sterne, Neonschwarz, Bleachers, Zoot Woman, Clueso, Interpol, J Mascis, Ryan Adams, American Hi-Fi, The Courteeners, Yes, Esben & The Witch und Generationals.
// Die Indie-Popper aus dem Hause The Kooks haben ihrem Sound inzwischen eine Runderneuerung verpasst. Auf „Listen“ schleichen sich immer wieder R´n`B-Passagen in die Songs der Jungs ein und so rieb sich mancher Fans verwundert die Augen, als er zuletzt die ersten Klänge der aktuellen Single „Down“ im Formatradio vernehmen durfte. „Listen“ klingt anders, als die bisherigen Werke der Band. Die Songs wirken zwar immer noch so lässig aus der Hüfte geschüttelt wie eh und je, aber die Band geht nicht mehr länger auf Nummer Sicher. Stattdessen wird erstmal fröhlich vor sich hin experimentiert und mit dem HipHop-Pionier Inflo ein Produzent ins Studio geholt, der all die neuen Einflüsse formvollendet miteinander verschmilzt. Das Ergebnis: die Band ist kaum wiederzuerkennen, aber der immense Enthusiasmus, mit dem die Jungs hier zu Werke gehen, macht „Listen“ trotzdem zu einem gelungenen Album, das man sich als aufgeschlossener Hörer auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
// Wieder mal etwas Neues bekommen wir in diesen Tagen auch von den Kollegen aus dem Hause Die Sterne präsentiert. Die altehrwürdigen Hamburger Indie-Rocker versuchen sich auf ihrem neuen Album an einer „Flucht in die Flucht“ und präsentieren uns zwölf packende Indie-Disco-Perlen, die einen sofort auf den Tanzboden schubsen. Auch auf ihrem bereits zehnten Studioalbum stellen sich dabei keinerlei Ermüdungserscheinungen ein. Stattdessen bastelt Produzent Olaf O.P.A.L. zusammen mit Sänger Frank Spilker einen imposanten Mix aus Soul-, Beat und Pop-Anleihen, der einen immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert. Das Frontcover gibt in diesem Zusammenhang die Richtung vor: die Sterne huldigen den psychedelischen Momenten der 60er und lassen die Dinge in diesem Zusammenhang auch gerne mal aus dem Ruder laufen. Dem gegenüber stehen schmissige Hits, wie „Mein Sonnenschirm umspannt die Welt“, die einen sofort dazu bringen, lauthals mitzusingen.
// Nach ihrer famosen Vorab-Ep steht nun endlich das lang-erwartete Debüt der Audiolith-Kapelle Neonschwarz in den Regalen und beschert uns zwölf locker-flockige Songs, die trotz aller Hitdichte mit hintersinnigen Lyrics gesegnet sind. Neonschwarz machen Electro-Pop für die Tanzfläche, vermitteln aber trotzdem eine Haltung. Darüber hinaus ist ihre Musik mit zahlreichen Querverweisen auf die aktuelle Indie-Pop-Szene versehen, welche dafür sorgen, dass man auch beim x-ten Durchlauf noch etwas Neues entdeckt. Mit dem Anti-Rechts-Kracher „2014“ und „Outta Control“ befinden sich zwei echte Headbanger auf dem Album, das durch jede Menge Abwechslungsreichtum besticht. Neonschwarz wollen keine dieser Bands sein, die nach drei Songs schon ihr komplettes Pulver verschleudert haben, also spendieren sie uns einen gelungenen Mix aus Indie-, Electro und HipHop-Klängen, der allen Fans von Supershirt und Konsorten ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte.
// Fun. sind ja schon seit geraumer Zeit in aller Munde. Nun macht sich deren Gitarrist Jack Antonoff daran unter dem Titel Bleachers den eingeschlagenen Weg fortzuführen und uns mit glatt-poliertem Indie-Pop die letzten Spätsommertage zu versüßen. „Strange Desire“ ist eines dieser Alben, das einen schon beim ersten Durchlauf packt. Songs wie „Rollercoaster“ und „I Wanna Get Better“ schubsen einen mit ihrer Energie auf den Tanzboden und lassen dich durch noenfarbene Nebelschwaden waden. Wenn dann zu guter Letzt auch noch Grimes und die altehrwürdige Yoko Ono im Studio vorbei schauen, gibt es endgültig kein Halten mehr. Diese Platte hier kickt…
// …und führt uns direkt weiter zum aktuellen Output von Zoot Woman, die stilistisch in eine ähnliche Richtung gehen. Einst noch als Vorreiter eines ganzen Genres gefeiert, ist es hierzulande ziemlich ruhig um die Band geworden und auch das neue Album macht wieder deutlich, dass Zoot Woman inzwischen wahrscheinlich eine Spur zu hintersinnig für den Mainstream geworden sind. Das allerdings dürfte die alteingesessenen Fans der Band freuen, die bekommen nämlich auf „Star Climbing“ mal wieder einen illustren Strauß an Elektro-Pop-Tracks vor den Latz geknallt, die sich oftmals erst nach mehreren Durchläufen erschließen. Dann aber lassen einen Songs wie „Don´t Tear Yourself Apart“ und „Coming Up From Air“ einfach nicht mehr los und sorgen aufgrund ihres Detailreichtums dafür, dass man sich die Scheibe unbedingt nochmal via Kopfhörer zu Gemüte führen möchte.
// Wenn Künstler einen gewissen Grad an Erfolg erreicht haben, besteht immer die Gefahr, dass sie es sich irgendwann gemütlich machen und in regelmäßigen Abständen ein Album veröffentlichen, dass ihren Live-Shows noch zwei bis drei gediegene, neue Hits hinzufügt. Clueso umschifft diesen Umstand, indem er einfach noch einmal einen weiteren Schritt nach vorne macht. Sein neues Album „Stadtrandlichter“ vereint auf imposante Weise die unterschiedlichen Facetten dieses Musikers, außerdem schimmert hier immer wieder eben jene Leidenschaft auf, die man auf dem Vorgänger ein wenig vermisste. Die Scheibe pendelt zwischen den Polen Akustik-Rap und Kuschel-Pop und hat mit Udo Lindenberg auch noch einen illustren Gastsar am Start. Man merkt dieser Musik an, dass sie aus dem Künstler heraus musste. Umso besser also, dass Clueso diese Songs hier drei lange Jahre hat reifen lassen, bevor er sie nun endlich der breiten Öffentlichkeit präsentierte. Wenn du also vor einigen Jahren ausgestiegen bist, gib Clueso doch einfach noch einmal eine Chance. Es lohnt sich einen Blick auf die „Stadtrandlichter“ zu erhaschen.
// Im September regnet es ja immer traumhafte Veröffentlichungen. Da lassen sich auch die Düster-Popper von Interpol nicht lumpen und werfen unter dem Banner „El Pintor“ ein neues Album auf dem Markt, das man sich als Fan ihres bisherigen Schaffens auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die Band um Paul Banks ist zwar inzwischen zum Trio geschrumpft, ihre Songs muten deswegen aber nicht weniger imposant an. Ganz im Gegenteil: die neue Platte legt mit „My Desire“, „Anywhere“ und der aktuellen Single „All The Rage Back Home“ gleich zu Beginn ein ordentliches Tempo vor und sorgt auch im weiteren Verlauf dafür, dass beim Zuhörer keine Langeweile aufkommt. In gewisser Weise kann man sagen, dass Interpol inzwischen wieder etwas dringlicher zu Werke gehen, als noch im Rahmen des selbstbetitelten Vorläufers. Wenn du also gerne durch ein Meer aus Herbstlaub hüpfst, findest du hier den passenden Soundtrack dazu.
// Berauschende Songs schüttelt passend dazu auch der altehrwürdige J Mascis aus dem Ärmel und macht sich mit seinem aktuellen Werk „Tied To A Star“ daran, sich in akustische Gefilde zu verabschieden. Die Songs allerdings verlieren durch die spärliche Instrumentierung keineswegs an Kraft. Ganz im Gegenteil: immer dann, wenn die Stimme des begnadeten Liedermachers das Soundsystem flutet, bekommt man eine waschechte Gänsehaut und fühlt sich auf der Stelle um 20 Jahre in der Zeit zurück versetzt. Wenn du also auf schrammeligen Indie-Pop aus den 80ern und 90ern stehst und dir davon am Liebsten die Homerecording-Versionen zu Gemüte führst, dann wird dich diese Musik sicher in den kommenden Monaten nicht wieder loslassen. Schlicht bezaubernd, dieses Album.
// Mit einem neuen Album beehrt uns in diesen Tagen auch mal wieder der gefeierte Alternative-Country Künstler Ryan Adams und beschert uns auf seinem selbst betitelten Werk elf packende Rocksongs, die man sich als Fans seines bisherigen Schaffens auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Neben dem akustischen „My Wrecking Ball“ beeindruckt einen vor allem die erste Single „Gimme Something Good“, die nur so strotzt vor Energie. Nachdem bereits der Vorgänger „Ashes & Fire“ hierzulande in die Zop 40 eingestiegen ist, könnte der Musiker mit diesem Album auch in Deutschland zu einem echten Höhenflug ansetzen. Die Songs sind allesamt äußerst packend in Szene gesetzt und die Scheibe verliert auch nach dem x-ten Durchlauf nicht an drive.
// Lange nichts mehr gehört haben wir hierzulande auch von den altehrwürdigen Pop-Punks aus dem Hause American Hi-Fi. Nachdem ihre letzten Alben leider nicht regulär in Deutschland veröffentlicht worden sind, schafft es das aktuellen Werk „Blood & Lemonade“ via „Soulfood“ wieder auf direkten Weg zu uns und punktet mit zehn schmissigen Krachern, die jede Indie-Disco zum Überkochen bringen sollten. Die aktuelle Single „Allison“ ist dabei noch nicht einmal der beste Track des Albums, das Sänger Stacy Jones zu der Aussage veranlasste, die Band habe nach all den Jahren endlichen ihren persönlichen Sound gefunden. Und zugegeben: man wird sie anno 2014 ganz sicher nicht mehr mit den üblichen Verdächtigen aus dem Hause Sum 41 und Blink 182 vergleichen. „Blood & Lemonade“ ist vielmehr ein formvollendetes Rockalbum voller hymnischer Perlen. Es lohnt sich also auch für Neueinsteiger mal reinzuschnuppern.
// Drei Mal hintereinander gelang es der britischen Gruppe The Courteeners bereits in die Top 10 der britischen Charts vorzustoßen. Hierzulande allerdings ist es bid dato noch ziemlich ruhig geblieben um den bunten Haufen aus Manchester, der sich mit feinsten Brit-Pop-Melodien in die Herzen der Zuhörer spielt. Mit dem neuen Album namens „Concrete Love“ könnte sich das nun endgültig ändern. Die Platte wurde nämlich von niemand Geringerem als Joe Cross (Hurts) produziert und hat mit „How Good It Was“ und dem packenden „Summer“ zwei echte Anwärter auf die Single-Charts im Gepäck. Der Rest der Platte klingt derweil so stadiontauglich wie nie. Man merkt den Jungs an, dass sie den Sprung nach ganz oben wagen wollen. Ob die Fans da auch hierzulande mitziehen? Warten wirs mal ab. Bemerkenswert ist es auf jeden Fall, dass sie zuletzt sogar vom altehrwürdigen Morrissey mit auf seine Tour eingeladen wurden. Wenn du also auf britischen Alternative-Pop stehst, dann schnupper unbedingt mal rein.
// Die altehrwürdigen Legenden von Yes sind in der Zwischenzeit ebenfalls wieder auferstanden und machen einen gleich mit dem Opener ihres aktuellen Albums so richtig schön nostalgisch. „Believe Again“ erinnert in diesem Zusammenhang sogar an die famosen Großtaten der altehrwürdigen Zombies und spult einen als Hörer mal eben 50 Jahre in der Zeit zurück. Der Rest von „Heaven & Earth“ bewegt sich dann in gewohnt prog-rockigen Gefilden und punktet mit einem zeitlosen Sound, der Fans von Queen, Muse und Konsorten ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern sollte. Bei Songlängen von bis zu 9 Minuten bleibt darüber hinaus viel Raum für Experimente und so entfaltet sich dieses vielschichtige Album auch erst nach diversen Durchläufen. Dann aber lässt es einen so schnell nicht mehr los und zeigt auf, dass Yes unter der Ägide von Produzent Roy Thomas Baker auch anno 2014 noch so einiges zu sagen haben.
// Esben & The Witch machen es einem in der Zwischenzeit wirklich nicht leicht. Den energischen Post-Rock dieser Band muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes erarbeiten. Dann aber gibt einem ihr neues Album mit dem schicken Titel „A New Nature“ auch einiges zurück und entpuppt sich als spannender Bastard aus den Polen Pink Floyd und Sonic Youth. Damit die Band diesmal noch etwas ungefilteter beim Hörer ankommt, hat man sich für das neue Werk niemand Geringeres als Steve Albini mit ins Studio genommen, der den Stücken eine gehörige Portion an Rotzigkeit einflöst. Am Ende bekommt man ein lärmendes Manifest vor den Latz geknallt, dass sowohl Massive Attack, wie auch Porcupine Tree-Fans erfreuen dürfte. Wir jedenfalls lassen uns nur zu gerne treiben von dieser Musik.
// Die Generationals haben zu guter Letzt mit „ALIX“ ebenfalls schon wieder ein neues Album am Start, dass man sich als Fan von experimentiertfreudigen Indie-Rock-Klängen auf jeden Fall mal zu Gemüte führen sollte. Die Scheibe ist gespickt mit zehn abwechslungsreichen Stücken, die irgendwo zwischen den Polen Noise, Pop und HipHop hin und hergeistern. Trotzdem klingt das neue Album der Band niemals überladen, ganz im Gegenteil: hier fügt sich alles sehr gekonnt zusammen und so erweisen sich manche Tracks sogar als überaus tanzbare Vertreter ihres Fachs. Ob es hierzulande auch für den großen Wurf reicht, bleibt zwar erst noch abzuwarten, ein spannenderes und vielschichtigeres Indie-Pop-Album wirst du aber in diesem Sommer wahrscheinlich nicht mehr um die Ohren gehauen bekommen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?