exklusiv zur Buchmesse heute mit einer XXL-Ausgabe, Besprochen werden die neuen Werke von Thomas Melle, Judith Hermann, Robert Markham, Tim Jürgens / Philipp Köster, B.J. Novak, Dan T. Sehlberg, Megan Mayhew Bergman, der „Entdeckerbox“ von der „Zeit“ und Thomas Pnychon.
// Wer sich bereits in den Roman „Sickster“ verliebt hat, der kommt nun in den Genuss ein weiteres, neues Buch von Thomas Melle in den Händen halten zu dürfen. „3000 Euro“ stand in diesem Zusammenhang nicht nur völlig zu Recht auf der Shortlist der Frankfurter Buchmesse, es hat auch eine packende Geschichte im Gepäck, im Rahmen derer sich mal wieder ein paar tiefe Abgründe auftun. Im Mittelpunkt steht eine gewisse Denise, die versucht mit einem Discounter-Job für sich und ihre Tochter Linda zu sorgen.
Um dem Geld von einem Pornodreh will sie sich endlich mal etwas Schönes leisten können, die Verantwortlichen allerdings lassen sie sehr lange auf ihr Geld warten. Auf der Arbeit läuft ihr währenddessen ein Ex-Jurastudent namens Anton über den Weg, dessen Leben ein wenig aus den Fugen geraten ist. Die beiden beginnen sehr schnell Gefallen aneinander zu finden und müssen dennoch feststellen, dass die Dinge im Leben, die so einfach aussehen, manchmal doch äußerst kompliziert sind. Ob sie sich am Ende in den Armen liegen und so etwas wie echte Nähe möglich wird? Es lohnt sich mal reinzuschnuppern in dieses Werk über zwei Menschen, die versuchen sich ihre Träume gegen alle Widerstände zu bewahren, dabei aber dennoch immer wieder als Zahnrad der großen Maschine fungieren. Es ist eben kompliziert, dieses Leben und genau das macht Thomas Melles aktuellen Roman so mächtig, dass man fast schon wieder zu Tränen gerührt ist.
// Wirklich bemerkenswert ist der aktuelle Roman der Autorin Judith Hermann, welcher derzeit sowohl von Kritiker-, als auch von Leserseite sehr viel Lob erfährt. Die Geschichte von „Aller Liebe Anfang“ dreht sich um eine Protagonistin namens Stella, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Sie ist verheiratet, hat eine kleine Familie und einen festen Job, aber eines Tages schleicht sich das blanke Grauen in ihr Leben. Ein Fremder steht vor ihrer Tür und will einfach nicht mehr verschwinden. Er meint, die beiden wären irgendwie miteinander verbunden und das, obwohl er Stella noch nie vorher gesehen hat. Anfangs tut Stella das Ganze noch als blanke Spinnerei ab, dann aber beginnt die Situation Stück für Stück zu eskalieren. Ob es am Ende einen Ausweg aus diesem Albtraum gibt? Fans von spannenden, psychologisch unterfütterten Geschichten, sollten sich „Aller Liebe Anfang“ auf keinen Fall entgehen lassen. Es erzählt schonungslos davon, was passiert, wenn Liebe in Wahn umschlägt und alle Beteiligten in einen Strudel der Verdammnis reist. Judith Hermann hat ein zerstörerisches Stück Literatur verfasst, das deutlich macht, wie schnell ein normales Leben aus den Fugen geraten kann. „Aller Liebe Anfang“ ist ein wirklich eindringliches Werk.
// James Bond geht trotz der inzwischen komplettierten „Cross Cult“-Ausgabe um den Altmeister Ian Fleming in eine weitere Runde und präsentiert uns von nun an die spannenden Geschichten weiterer Autoren, die sich im Rahmen ihres Schaffens dem wilden Treiben des vielschichtigen Geheimagenten angenommen haben. Band 15 richtet den Blick dabei auf einen brutalen Überfall. Gerade als es im Leben von 007 immer ruhiger zugeht, wird M von einigen Unbekannten erführt und noch dazu zahlreiche Hausangestellte ermordet. Auf einer griechischen Vulkaninsel ist Bond schließlich ganz auf sich allein gestellt, wenn es darum geht den fiesen „Colonel Sun“ zur Strecke zu bringen. Da er im Zuge dessen allerdings auf keinerlei professionelle Unterstützung vertrauen darf, gestaltet sich das Unterfangen wesentlich schwieriger als gedacht. Robert Markham gelingt es in diesem Zusammenhang sehr gut die Figur des Geheimagenten intensiv auszuleuchten und so darf man sich als Anhänger der Reihe über ein weiteres, echtes Schmankerl aus dem Bond-Universum freuen. Weitere Bände werden übrigens in Kürze folgen. Und wir sind jetzt schon gespannt…
// Fußballfans können in der Zwischenzeit zu einem weiteren Werk aus dem „Heyne Hardcore“-verlag greifen. „Die 100 besten Spiele aller Zeiten“ wurde von den Chefredakteuren des beliebten „11 Freunde“-Magazins zusammengestellt und beinhaltet eine illustre Auflistung spannender Partien, die sich auf ewig ins Gedächtnis der Massen eingebrannt haben. Tim Jürgens und Philipp Köster geben sich in diesem Zusammenhang nicht nur sehr viel Mühe, differenziert über bestimmte Aspekte der Partien Auskunft zu geben, sondern haben auch die brandaktuellen Spiele der „WM 2014“ in ihr Buch mit einfließen lassen. Wenn du also interessierter Fußballgucker bist, der sich gerne etwas intensiver mit dem Thema Fußball auseinander setzt, dann schnapp dir das Buch. Es lohnt sich.
// Kurzgeschichten in Buchform zu veröffentlichen hat sich in der Vergangenheit ja bereits mehrmals als spannende Idee herausgestellt. Nun erscheint unter dem Titel „Cornflakes mit Johnny Depp“ ein Buch mit jeder Menge „Stories und anderen Stories“, die man sich als Fan von Absurditäten auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Der „The Office“-Drehbuchautor B.J. Novak erzählt in seinem Werk immer wieder witzige Anekdoten aus dem Alltag. So findet zum Beispiel ein kleiner Junge einen Gewinngutschein über 100.000 Euro in einer Packung „Frosties“, muss dann aber feststellen, dass das schwerwiegende Folgen für ihn und seine Familie nach sich zieht. Darüber hinaus gibt’s eine Date-Abhandlung mit einem waschechten Warlord und eine künstliche Intelligenz namens Sophia. Natürlich findet sich auch eine kleine Episode über den weltberühmten Filmstar, welchem das Werk seinen Titel verdankt, in dem Buch. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern. Vor allem wenn man sich von Geschichten gerne ein wenig an der Nase herumführen lässt.
// Um einen gefährlichen Virus dreht sich der aktuelle Thriller „Mona“, der in diesen Tagen beim renommierten Verlag „Kiepenheuer & Witsch“ erscheint. „Mona“ von Dan T. Sehlberg erzählt die Geschichte einer Frau namens Hanna, die ins Koma fällt, nachdem sie mit der Methode „Mind Surf“ mit ihren Gedanken versucht im Internet zu surfen. Parallel dazu verbreitet sich ein mysteriöser Computervirus namens „Mona“ im Netz, welcher von einem libanesischen Professor entwickelt wurde. Eric Söderqvist, der Mann von Hanna, erkennt hinter den zufälligen Ereignissen einen Zusammenhang und versucht seine Frau zu retten, indem er sich auf die Suche nach dem Urheber des Virus begibt. Ob er am Ende hat mit seiner Vermutung? Am besten du findest es selbst heraus. „Mona“ gehört mit zu den spannendsten Krimis, die wir in diesem Jahr bis dato in die Finger gekriegt haben.
// Bei „Metrolit“ erscheint derweil ein Werk mit zahlreichen Episoden aus dem Alltag, das nicht nur von Seitens der New York Times mit dem Attribut „faszinierend“ gekennzeichnet worden ist. In „Wuchernde Paradiese“ setzt sich die amerikanische Schriftstellerin Megan Mayhew Bergman mit dem Verhältnis der Menschen untereinander auseinander. Die Geschichten drehen sich um alleinerziehende Frauen, die sich auf eine beschwerliche Reise begeben, um ein letztes Mal die Stimme der bereits verstorbenen Mutter zu vernehmen. Wie das funktioniert? Ebenfalls zum Zug kommen eine Aktivistin, deren Kinderwunsch mit den eigenen Vorsätzen kollidiert und eine junge Frau, deren Verlustängste sich in einem bestimmten Bild manifestieren. Vierzehn Geschichten sind es am Ende geworden, die allesamt wohl noch am Ehesten unter dem Banner „Überleben“ zusammenzufassen sind.
// Wer sich Geschichten lieber erzählen lässt, der kommt im Rahmen des „Zeit“-Verlags auf seine Kosten. Die Wochenzeitung veröffentlicht nämlich unter dem Namen „Die Entdeckerbox“ eine illustre Zusammenstellung an Hörbüchern, die sich ganz besonders für Wissbegierige Kids eignen. Darin finden sich sechs spannende Episoden über Piratenschiffe und Dinosaurier, die man sich auch als erwachsener Hörer auf keinen Fall entgehen lassen sollte. „Henry Morgan & die Oxford“ erzählt zum Beispiel die Geschichte eines alten Piratenschiffs, dessen Wrack in einem Riff vor Haiti entdeckt wurde. Dabei wird auch das Leben des britischen Piraten Sir Henry Morgan gestreift. Weiter geht’s dann mit den „Schätzen unter glühendem Sand“. Ein gewisser Sven Hedin durchquerte 1895 als erster die Wüste Takla Makan und findet sich dabei in dramatischen Situationen wieder. Eine „Reise ins Reich der Urzeit“ verspricht uns das 78-minütige Hörspiel „Dinosaurier“, das sich mit dem Umstand auseinander setzt, dass vor gut 200 Jahren erstmals eine 12-jährige das Skelett einer Riesenechse entdeckte. Anschließend musste dann die Geschichte neu geschrieben werden. Zuvor nämlich wusste noch niemand etwas über die Riesenechsen, die einst auf unserem Planeten hausten. Auf eine „Reise in die verbotene Stadt“ entführt uns das Hörspiel über Alexandra David Néel, die sich als Bettelmönch verkleidet in die geheimnisvolle Stadt in Tibet schleicht. „Tutenchamun“ thematisiert anschließend „Das vergessene Königsgrab“ und die Rachegelüste des einstigen Pharao. Zu guter Letzt brechen wir dann im Jahre 1987 noch mit „Jack London“ auf in Richtung Alaska, wo er nach Gold sucht, aber stattdessen jede Menge schillernde Geschichten mit nach Hause bringt. Wenn du also auch mal wieder ein kleiner Entdecker sein möchtest, dann schnapp dir diese Box. Du wirst bestimmt ganz viel Spaß mit ihr haben.
// Thomas Pnychon macht sich in seinem aktuellen Werk daran, einen waghalsigen Crossover zu inszenieren. Er pendelt in „Bleeding Edge“ nämlich auf dem schmalen Grat zwischen Krimi und Komödie und schafft es dennoch im Rahmen dieses Drahtseilaktes niemals in Schwanken zu geraten. Ganz im Gegenteil: der Autor erzählt uns in seinem Werk die Geschichte einer elektronischen Applikation namens „DeepArcher“, die das Unmögliche möglich zu machen scheint. Die Anwendung vermittelt sogar solch zwielichtige Dienstleistungen wie Geldwäsche oder terroristische Anschläge und sorgt dafür, das niemand den wahren Tätern auf die Schliche kommt. Das wiederum zieht nicht nur die Aufmerksamkeit von Geheimdiensten und Verbrecherorganisationen auf sich, sondern auch von einer Wirtschaftsdetektivin namens Maxine Tarnow. Warum das so ist? Das aber findest du am besten selbst heraus. Du wirst dich mehr als nur einmal dabei erwischen, wie dir das Lachen im Hals stecken bleibt bei dieser imposanten Geschichte über New York und das Deep Web. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?