…auf der Frankfurter Buchmesse haben wir reichlich Lese- und Hörspielstoff für euch unter die Lupe genommen und präsentieren euch heute die neuen Bücher von Meg Wolitzer, Wolfgang Herrndorf, PeterLicht (inklusive Live-CD), Jan Böhmermann / Klaas Heufer-Umlauf und David Cronenberg.
// Elf Romane hat die Schriftstellerin Meg Wolitzer bereits aus dem Ärmel geschüttelt. Mit ihrem aktuellen Buch „Die Interessanten“ ist ihr abermals ein ganz großer Wurf gelungen, den man sich als Fan von spannenden Geschichten aus dem Alltag auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Im Grunde genommen ist
„Die Interessanten“ ein klassischer Gesellschaftsroman, aber er ist mit dermaßen vielen spannenden Wendungen versehen, dass man die über 600 Seiten nahezu in einem Zuge verschlingen möchte. Ja, dieses Buch könnte auch hierzulande viele Freunde finden. Die Geschichte um eine junge Protagonistin namens Julie Jacobsen nimmt einen regelrecht gefangen. Zu Beginn des Werkes stirbt ihr Vater und die Hauptfigur möchte anschließend nur noch weg aus der Provinz. Im Sommercamp an der Ostküste findet sie ihre Berufung: sie möchte Künstlerin werden und trifft auf zahlreiche Menschen wie Ethan, Jonah, Cathy, Ash und Goodman, die in New York ihr Glück suchen und sich selbst nur selbstironischen „Die Interessanten“ nennen. So rinnen die Jahre ins Land und nicht jeder findet sich anschließend am Zenit seiner Träume wieder. Ganz im Gegenteil: das Leben kommt dazwischen und Meg Wollitzer gelingt es ganz famos die tragischen, komischen und verrückten Aspekte des Daseins in ihrem Buch zu thematisieren. Wenn du also auf intelligente Romane über das Leben selbst stehst, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Posthuman wird in diesen Tagen auch noch der letzte große und unvollendete Roman von Wolfgang Herrndorf veröffentlicht. Darin macht sich der Autor daran die Geschichte von Isa zu erzählen. Sie verbringt ihre Zeit in Freiheit damit durch Wälder, Wiesen und Dörfer zu streichen und dabei wahnsinnig viele interessante Menschen kennen zu lernen. Große Fragen tun sich auf: Ist der Binnenschiffer da drüber wirklich ein Bankräuber? Warum ist der Förster vor Kurzem gestorben und was macht dieser Fernfahrer eigentlich hier draußen? Bis zuletzt arbeitete Wolfgang Herrndorf an diesem Werk und doch ist es ihm leider nicht mehr gelungen, das Buch fertig zu stellen. Die vorliegende Geschichte strotzt dementsprechend nur so vor Widersprüchen und setzt sich zumeist aus brüchigen Passagen zusammen. Gerade deshalb aber ist die Erzählung so dermaßen nah dran am echten Leben, wie es eine Geschichte nur sein kann. Es lohnt sich also mal reinzuschauen in dieses posthumane Werk eines begnadeten Autors. Da braucht man nicht malauf den Roman „Tschick“ zu verweisen, der (…). Es ist auch so schon gesagt, was gesagt werden muss.
// PeterLicht hat in der Vergangenheit nicht nur als Musiker von sich Reden gemacht. Er versteht es auch sehr gekonnt, sich als Künstler bedeckt zu halten. So zeigt er zum Beispiel sein Gesicht niemals auf Pressefotos und tritt auch sonst lieber in den Hintergrund, wenn es darum geht die Kunst für sich sprechen zu lassen. Nun erscheint ein literarischer Rundumschlag des Indie-Musikers, der unter dem Titel „Lob der Realität“ in diesen Tagen beim sympathischen Verlag „Blumenbar“ das Licht der Welt erblickt. Darin finden sich zahllose Texte des Künstlers über Menschen, die sich Krisen zu nutzen machen und Facharbeiter, die nicht kapieren, warum das Selbermachen auch heute noch so hoch im Kurs steht. All das wird gekontert mit spannenden Gesprächen, Monologen und jeder Menge Melancholie, die hier immer wieder zwischen den Zeilen durchschimmert. „Lob der Realität“ seziert wie PeterLichts Musik im Grunde genommen unseren Alltag und hebt die kleinen Dinge des Lebens hoch in den Himmel. Im Titel ist dieser Umstand schließlich schon angelegt. Und PeterLicht versteht es sehr gekonnt die unterschiedlichen Aspekte unseres Daseins in spannende, kleine Texte zu verpacken. Wenn du also auf Literatur stehst, die dich neugierig macht, dann riskier doch mal einen Blick in das Werk. Parallel dazu wollen wir außerdem die Gelegenheit ergreifen und zu diesem Anlass auf eine gleichnamige Live-CD des hier genannten Künstlers hinweisen, die man sich als Fan des Musikers auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Darauf findet sich eine Auswahl von 23 Stücken des Sängers, welche alle großen Hits wie „Sonnendeck“ über „Wettentspannen“ bis hin zu „Wir werden siegen“ umfasst. Worauf also wartest du noch?! Schnapp dir das Gesamtpaket und lass dich verzaubern von der wunderbaren Welt des PeterLicht.
// Viel Kritik müssen Jan Böhmermann & Klaas Heufer-Umlauf derzeit für den zweiten Teil ihrer „Förderschulklassenfahrt“ einstecken. Aufgesetzte Dialoge würden sie da scheinbar ziellos aneinander reihen, dabei wäre ihnen im ersten Teil doch alles noch so hervorragend gelungen. Selbiger wiederum ist mir unbekannt, das zweite „Eventhörspiel“ allerdings ist vielleicht gerade deswegen für mich dennoch eine witzige Angelegenheit. „Fünf Feinde und ein Proletenhund“ erzählt die Geschichte von vier Kids namens Hassan, Gerome, Bodgan und Marc. Zusammen mit ihrer Lehrerin begeben sie sich auf große Reise und lassen dabei kein Fettnäpfchen aus. Die Reihe selbst sieht sich dabei übrigens augenzwinkernd auf einer Ebene mit alten Fortsetzungs-Klassikern wie „Ein Hund Namens Beethoven 2“ und „Police Academy 2“. Da war ja auch nicht immer alles Gold was glänzt. Vielleicht also ist hier auch der Missmut zahlreicher Hörer mit einkalkuliert. In jedem Fall kann man sich mit diesen 58 Minuten Irrsinn ganz hervorragend die Zeit vertreiben. Vorausgesetzt natürlich man steht auf den schrägen Humor des Duos, das uns schon so zauberhafte Formate wie die „LateLine“ oder „Circus HalliGalli“ bescherten.
// Der grandiose Regisseur David Cronenberg präsentiert uns in diesen Tagen ebenfalls sein famoses Debüt als Schriftsteller. Darin dreht sich alles um eine Journalistin namens Naomi und einen Fotografen namens Nathan. Die beiden sind ständig auf Achse und ihre Beziehung führen sie meistens aus der Ferne. Sie fühlen sich wohl in dieser Rolle und könnten sich im Grunde genommen auch nichts Schöneres vorstellen. Naomi schlendert gerade durch Paris und versucht nebenbei ein mysteriöses Verbrechen aufzudecken. Nathan wiederum macht Fotos von einer schwierigen Operation an einer Budapester Klinik. Dann aber beginnen die Dinge sich zunehmend zu verselbstständigen und die beiden Protagonisten sehen sich mit einer schwerwiegenden Entscheidung konfrontiert. Ob sie da heil wieder herauskommen oder am Ende nur noch wenig mit dem Menschen zu tun haben, der sie einmal waren? Es lohnt sich mal reinzuschnuppern in diesen spannenden Debüt-Roman eines begnadeten Filmemachers, der auch als Literat ein paar echte Asse im Ärmel zu haben scheint. Also viel Spaß beim Schmökern. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?