mit neuer (und alter) Musik von Oasis, Baxter Dury, Johnny Marr, Kele, MC Fitti, Chakuza, Jessie Ware und Philip Selway.
// Zwanzig lange Jahre ist es inzwischen her, dass Oasis ihren großen Klassiker „(What´s The Story) Morning Glory?“ veröffentlichten. Die zehn Songs haben in der Zwischenzeit aber keineswegs an Qualität eingebüßt. Ganz im Gegenteil: Stücke wie „Roll With It“, „Some Might Say“, „Champagne Supernova“ und „Cast No Shadow“ sind auch heute noch über alle Zweifel erhaben. Ganz zu schweigen von den Über-Hits „Wonderwall“ und „Don´t Look Back In Anger“. Darüber hinaus kann die Band aber auch auf ein illustres Angebot an B-Seiten zurückgreifen, die hier allesamt auf der Bonus-Disc versammelt worden sind. Darunter finden sich nicht nur die inzwischen ebenfalls zu Hits avancierten Tracks „Acquiesce“ und „The Masterplan“, sondern mit „Rockin´ Chair“, „Talk Tonight“ und „Underneath The Sky“ auch noch weitere Tracks, die jede andere Band wohl auf einem ihrer regulären Alben platziert hätte. Oasis allerdings strotzten damals nur so vor Kreativität und Enthusiasmus und so werden die Fans auf Scheibe Nummer Drei der „Special-Edition“ auch noch mit zahlreichen Live-Tracks aus Roskilde und diversen Demos versorgt. Da kann man am Ende wirklich ein klein wenig nostalgisch werden.
// Ian Durys Sohn Baxter Dury brachte uns bereits mit seinem letzten Album „Happy Soup“ schier um den Verstand. Nun erscheint das vierte Album des Künstlers, welches hoffentlich auch hierzulande ein wenig mehr Anklang als die Vorgänger findet. Die beiden Produzenten Dan Carey (Franz Ferdinand) und Craig Silver (Arctic Monkeys) haben sich jedenfalls reichlich Mühe gegeben, die zehn Songs sehr minimalistisch in Szene zu setzen. Außerdem darf man sich auf diverse Gastauftritte von Drew McConnell und Patrick Walden aus dem Hause Babyshambles freuen. Musikalisch beschert uns „It´s A Pleasure“ einen spannenden Mix aus Pop-Anleihen und Durys unverwechselbarem Sprechgesang, der mmer wieder schöne Erinnerungen das Schaffen von Jamie T. und The Streets wachruft. Wenn du also mal wieder ein grenzüberschreitendes Album hören möchtest, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Johnny Marr legt die Hürde auf seinem neuen Album gleich zu Beginn schon einmal ganz schön hoch. Während der Opener „Back in The Box“ mit reichlich Energie aus den Boxen ballert, liefert der Künstler mit dem anschließenden Über-Hit „Easy Money“ jetzt schon einen sicheren Anwärter auf die Brit-Pop-Hit-List des Jahres 2014. Der Rest der Platte allerdings hat auch einiges zu bieten. „Playland“ ist zwar hin und wieder ein äußerst vertrackter Bastard, der Erwartungen immer dann erschüttert, wenn das ganze mal zu gleichförmig anmuten könnte, wächst aber gerade deswegen von Durchlauf zu Durchlauf. Johnny Marr hat sich damit endgültig auch als Solo-Künstler ein Denkmal gesetzt und braucht nicht mehr länger auf das übergroße Erbe der altehrwürdigen Smiths zu verweisen. Ganz im Gegenteil: in dieser Form freuen wir uns jetzt schon auf Weiteres und spielen die Scheibe gleich noch einmal von vorne.
// Ebenfalls auf Solopfaden unterwegs ist in diesen Tagen der ehemalige Bloc Party-Frontmann Kele Okereke, der bereits mit seinem Debütalbum für jede Menge Aufregung sorgte. Nun steht der Zweitling „Trick“ in den Regalen und macht viele richtig, was auf dem Vorgänger bisweilen ein wenig in die Hose gegangen ist. Die neuen Songs sind allesamt ein wenig zurückgelehnter und deeper produziert und legen es auch nicht immer darauf an, auf die Charts abzuzielen. Dass dem Musiker dabei trotzdem der eine oder andere kleine Hit gelingt, ist bemerkenswert, vor allem aber verortet dieses Album Kele endgültig im Kontext des Clubs und macht auch nach dem zwanzigsten Durchlauf noch Spaß. Immer wieder entdeckt man etwas Neues an dieser Musik, die man sich am besten via Kopfhörer zu Gemüte führt. Wenn du also auf persönliche Club-Tracks stehst, dann schnupper mal rein in diesen Grenzgänger zwischen den Stilen. Es lohnt sich.
// Nicht besonders viel Zeit gelassen hat sich der gute, alte MC Fitti für sein Zweitwerk „Peace“. Die Scheibe klingt dabei im Grunde genommen wie eine etwas ernsthaftere Version des Vorgängers, der mit „#geilon“ und „30 Grad“ zwei waschechte Sommerhits abwarf. Auf „Peace“ sind die Hits zu aller erst einmal besser versteckt. Die Beats der Platte sind nach wie vor hervorragend und die Songs bewegen sich allesamt auf dem schmalen Grad zwischen Gaga und Hintersinn. Während der Auftakt noch etwas verhalten daher kommt, packt einen das Album spätestens bei der Klischee-Parade „Einhorn Fang“, die sich nach einigen Durchläufen als größter Hit der Platte entpuppt. Ebenfalls lohnenswert scheint es mal im „Paradies aus Glas“ vorbei zu schauen, das sich augenzwinkernd den zahllosen, herrenlosen Pfandflaschen da draußen annimmt. Wem das noch nicht reicht, dem sei zu guter Letzt noch eine kleine Zeitreise in die 80er empfohlen („Mein Delorean“), die man als alteingessesener Fan von „Zurück in die Zukunft“ natürlich nicht missen möchte. „Peace“ ist ein Album auf den zweiten Blick – und macht auch nach dem zwanzigsten Durchlauf noch Spaß. Also schnuppert mal rein.
// Ziemlich gediegen biegt derweil das neue Album von Chakuza um die Ecke. Der verknüpft auf „Exit“ auf famose Weise die Pole Indierock und Rap und verhandelt dabei immer wieder spannende Themen eines Menschen, der sich plötzlich in der Welt der Erwachsenen wieder findet. Der gebürtige Linzer stand bereits mit dem Vorgänger „Magnolia“ auf Platz 5 der deutschen Charts und an den Sound eben dieses Werks knüpft „Exit“ auch an. Die Songs sind in diesem Zusammenhang noch ein wenig ruhiger geraten, in textlicher Hinsicht allerdings hat der Rapper noch einmal einen großen Sprung nach vorne gemacht. Man nehme allein das Stück „Halbzeit“, das davon erzählt, wie man sich plötzlich von der eigenen Jugend verabschiedet. Chakuzas Songs machen nachdenklich und führen Cloud-Rap zu neuen Ufern. Wenn du also mal wieder ein Rap-Album hören möchtest, das dich herausfordert, dann drück den „Exit“-Button und mach das „Licht aus“. Den Rest erledigt die Musik.
// Wenn Jessie Ware auf die Bühne tritt, kann einem schon einmal der Atem stocken. Diese Musik, sie hat etwas Schwerloses und so dürfen sich alle Fans von Robyn bis Sade in diesen Tagen über einen neuen Output der Künstlerin freuen. „Tough Love“ ist eines dieser Alben, das vor allem von seinen Ruhepausen zehrt. Ähnlich wie James Blake versteht es die Künstlerin sehr gut den Atem anzuhalten, um die Spannung noch ein wenig hinauszuzögern. All das macht „Tough Love“ zu einem fulminanten Album, das zwar auf Synthies und Bässen basiert, im Grunde genommen aber ganz großer Liedermacher-Pop ist. Die Texte drehen sich in diesem Zusammenhang hauptsächlich um das große Thema Liebe und was aus ihr wird, wenn sie von jemand anderen nicht erwidert wird. Fazit: diese Platte ist ein schillerndes Beispiel dafür, was heutzutage im Pop-Bereich möglich ist. Bleibt eigentlch nur zu hoffen, dass sich das auch in einer entsprechenden Chartplatzierung wiederspiegelt.
// Philip Selway hat sich ja bereits als Mitglied der renommierten Band Radiohead einen Namen gemacht. Nun erscheint mit „Weatherhouse“ ein neues Solo-Album des Künstlers, das ihn von seiner verletzlichen Seite zeigt. Im Gegensatz zum Schaffen seiner Hauptband gibt sich der Musiker hier überaus zugänglich und beschert uns einen zurückgelehnten Bastard aus Elektro-Spielereien und Liedermacher-Pop. Dabei wird die Scheibe auch deshalb nicht langweilig, weil der Teufel im Detail steckt. Führt man sich die Platte nämlich via Kopfhörer zu Gemüte erschließen sich schon bald nahezu ungeahnte Passagen, die man sich regelrecht erarbeiten muss. Wenn du also auf grenzüberschreitende Musik stehst, dann gib dem Album mal eine Chance. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?