mit neuer Musik von Feine Sahne Fischfilet, Sleater-Kinney, Rakede, der Compilation „FM4 Soundselection 31“, Enter Shikari, Olli Schulz, Toni Kater und Katzenjammer.
// Feine Sahne Fischfilet haben es ja bereits mit ihrem Erstling geschafft, sich einen Platz in unseren Herzen zu sichern. Nun steht die Punkband aus dem Hause „Audiolith“ mit einem weiteren Machwerk auf der Matte und präsentiert sich darauf sichtlich gereift. Zusammen mit Torsten Otto haben sie unter dem Titel „Bleiben und Gehen“ eine der besten Deutschpunk-Platten der vergangenen Jahre aus dem Ärmel geschüttelt. Die Songs erzählen vom Leben in der Provinz – von Perspektivlosigkeit, von Wut, welche diesmal allerdings in geregelte Kanäle gelenkt wird. Das Bemerkenswerte daran ist: die Songs verlieren dadurch nicht etwas an Intensität. Ganz im Gegenteil: Feine Sahne Fischfilet beweisen ein gutes Gespür dafür, wie man einen brachialen Kracher so arrangiert, dass er auch beim zehnten Mal noch spannend klingt. Ein Song wie „Lass uns gehen“ erinnert in seiner locker-beschwingten Art und Weise schon beinahe wieder an die sympathischen Post-Mod-Kollegen von Superpunk oder deren zeitgenössisches Update Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Überhaupt richtet die Band bei aller Wut den Blick doch immer wieder auf die Sonnenseite des Lebens und präsentiert uns mit „Warten auf das Meer“ sogar noch so etwas wie eine echte Ballade. Wenn du also auf vielseitige Punk-Alben stehst, die sich auch mal trauen über den Tellerrand hinaus zu gucken, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.
// Nachdem im letzten Jahr bereits eine Werkschau der liebenswürdigen Indie-Rockerinnen von Sleater-Kinney erschienen ist, steht nun doch tatsächlich auch gleich noch ein neues Album der Band in den Regalen. Zehn Songs finden sich auf „No Cities To Love“ und die sind allesamt dermaßen spannend arrangiert, dass sie sich oft erst nach mehrmaligem Anhören erschließen. Die Band scheint vollkommen in ihrem Elemnt zu sein und hat auch nach all den Jahren nichts von ihrem Charme verloren. Kein Wunder, dass sie inzwischen von zahlreichen Koleginnen als Referenz herhalten darf, wenn es darum geht, die eigene Musik zu charakterisieren. Dass es exakt zehn Jahre gedauert hat, bis dieses Album endlich in dieser Form erscheinen konnte, merkt man der Platte kaum an. Ganz im Gegenteil: No Cities To Love“ klingt so dringlich, als wäre es das eigene Debüt und schon nach wenigen Durchläufen möchte man diese kleinen, aber feinen Hits auf keinen Fall mehr missen.
// Lange auf sich warten lassen hat auch das Dabütalbum der Gruppe Rakede, das in diesen Tagen endlich ganz regulär im Handel erhältlich ist. Nachdem im letzten jahr bereits „St. Tropez“ zum waschechten Elektro-Rap-Sommerhit avancierte, bekommt man nun ein Sammelsurium von 14 Songs präsentiert, die neben ebreits bekanntem wie den beiden Samy Deluxe-Features „Volldampf“ und „Bitte Bitte“ auch ein paar neue Kracher, wie „Stumpf und verpeilt“ und „Landung berechtigt“ in der Hinterhand hält. Dazu gibt’s natürlich noch die Über-Hits „Ja… aber was, wenn alles klappt“ und „Sonne“, die uns in dieser Festivalsaison bereits viel Freude machten. Sich Zeit zu lassen hat sich in diesem Fall also gleich doppelt gelohnt. Der Kreis in Sachen Rakede schließt sich und heraus springt ein kunterbunt-ballerndes Elektro-Manifest, das auch am Stück gehört ganz vortrefflich funktioniert. Für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie wohl ein Kollabo-Album von Marteria und Seeed klingen würde.
// Passend zum Jahresbeginn kann man sich außerdem über einen schicken Rundumschlag aus dem Hause „FM4“ freuen. Die Kollegen des österreichischen Radiosenders haben sich nämlich zum nun schon 31ten Mal daran gemacht, einen schicken Sampler zusammen zu stellen, der mit dem heißesten Scheiß aus dem derzeitigen Radioprogramm geschmückt ist. Auf der ersten CD finden sich dabei 23 allseits beliebte Hits von Alt-J („Left Hand Free“) bis Kraftklub „(Unsere Fans“ und auch die Anhänger von zurückgelehnteren Klängen kommen bei dem Über-Hit „Can´t Do Without You“ auf ihre Kosten. Ebenfalls mit dabei sind die Indie-Neulinge von Trümmer, der allseits beliebte UK-Crooner Jamie T. und die Garagenrocker von Royal Blood. Wirklich spannend aber wird es auf Scheibe Zwei, denn die gehört den Acts aus Österreich und da gibt’s einiges zu entdecken. Besonders gut gefallen uns neben den bereits in den Jahrescharts 2014 vertetenen Dauerbrennern von Wanda (natürlch mit „Bologna“) die Stücke von Polkov und die Kollabo von Worried Man & Worried Boy und Der Nino aus Wien, die mit „Der schönste Mann von Wien“ den Winterhit des Jahres zimmern. Ebenfalls näher ansehen sollte man sich mal die Stücke von Bilderbuch (wir erwarten sehnslichst das neue Album), The Bedg Edges und Johann Sebastian Bass. Worauf also wartest du noch? Hier gibt’s Unmengen neuen Stoff für die kommenden Monate. Also schnapp dir die „FM4 Soundselection 31“.
// Ihren Sound perfektioniert haben in der Zwischenzeit die Kollegen aus dem Hause Enter Shikari, die uns zum Jahresauftakt ihr neues Album namens „The Mindsweep“ um die Ohren hauen. Die Scheibe selbst besteht aus zwölf brachialen Brettern im Grenzgebiet von Hardcore und Electronica und dürften mit Sicherheit dafür sorgen, dass sie die Fangemeinde der Gruppe weiter vergrößert. Live waren Enter Shikari sowieso schon über jeden Zweifel erhaben, nun aber haben sie mit Album Nummer Vier auch noch einen waschechten Chartstürmer unter der Ägide von Jeremy Wheatley (Dizzee Rascal, Sugababes) aus dem Ärmel geschüttelt, der dafür sorgt, dass man im heimischen Wohnzimmer die Inneneinrichtung in ihren ursprünglichen Zustand ummodelieren möchte. Soll heißen: es gibt wieder brachiale Parts, die einem den Schweiß auf die Stirn treiben, gekontert aber werden sie von hymnischen Melodien, die sich schon nach wenigen Durchläufen unweigerlich im Gehör des Zuhörers festsetzen.
// Olli Schulz hat sich auf seinem neuen Album währenddessen mit niemand Geringerem als Moses Schneider zusammen getan und präsentiert in zehn knackigen Songs eine Art Gesamtüberblick über sein bisheriges, musikalisches Schaffen. Besonders viel Spaß macht „Feelings aus der Asche“ immer dann, wenn die Musik sich zwischen den Polen Indie-Rock und Liedermacher-Pop einnistet und dabei so zauberhafte Stücke herausspringen, wie „Das kann hässlich werden“. Pointiert bringt Olli Schulz dabei das Drama einer gescheiterten Liebe auf den Punkt und schafft bitterböse Momente voller Poesie. Ebenfalls sehr gut funktioniert das vorab bereits veröffentlichte Stück „Phase“ und der experimentelle Song „Dschungel“, der mit gerade mal 96 Sekunden Lauflänge auskommt. Der Rest der Platte ist dann Olli Schulz as usual. Lediglich „Als Musik noch richtig groß war“ überschreitet die Grenze zum Kitsch, macht aber den positiven Gesamteindruck der Platte nicht kaputt. An den famosen Erstling allerdings kommt „Feelings aus der Asche“ dennoch nicht heran. Aber das ist ja meistens so bei Debütalben.
// Es ist lange ruhig gewesen um Toni Kater, die uns bereits vor geraumer Zeit mit zauberhaften, deutschprachigen Liedermacher-Klängen umschmeichelte. Nun aber steht mit „Eigentum“ endlich das neue Album der Künstlerin in den Regalen und es beinhaltet elf wirklich bezaubernde Tracks der Berliner Künstlerin, die einem sofort unter die Haut gehen. Ob Kapitalismuskritik oder Gentrifizierung. Die Musikerin versteht es sehr gut, die Rolle des Menschen im Rahmen einer immer komplexer werdenden Welt zu skizzieren und daraus spannende Songs zu kreieren. Heraus kommen Sätze wie „Was hinter dieser Kurve kommt, das weiß nur, wer uns entgegen kommt. Und ich Frage dich, ich frage mich: sind wir uns sicher?“ Vieles wird angedeutet, es bleibt Raum für Spekulationen und schon bald entsteht der Wunsch im Kopf des Hörers, sich diese Platte noch einma zu Gemüte zu führen. Ein herausforderndes Werk – so zerbrechlich wie himmelhochjauchzend. Schlicht glänzend, diese Musik.
// Zu guter Letzt wollen wir außerdem nicht unerwähnt lassen, dass auch die Live-Raketen von Katzenjammer uns in diesen Tagen mit einem neuen Album beehren. „Rockland“ lautet der Titel des schmissigen Longplayers und macht seinem Namen über die volle Distanz alle Ehre. Wer die Band aus Olso bereits kennt, weiß allerdings auch, dass sie in ihre Musik neben Rock-Klängen auch zahlreiche andere Stilrichtungen mit einfließen lassen. Ob Blues, Country oder Folk – keine Musikrichtung ist vor diesen vier Mädels sicher und wer die Band einmal live gesehen hat, ist ihr sowieso auf ewig verfallen. Ihr neues Album nun ist abermals eine durchgeknallte Melange unterschiedlichster stilistischer Einflüsse, die ebenso abwechslungsreich wie mitreißend anmutet. In „Oh My God“ wird zwischendurch sogar mal drauf los gerappt, was endgültig dazu führt, dass man sich als Zuhörer freudetrunken im Kreis dreht. Wenn du also auf spannende, stilistisch vielschichtige Klänge stehst, dann schnapp dir diese Platte. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?