mit den Werken Neon Genesis Evangelion (Band 14), Hier, Die Bildhauer, Serenity (Blätter im Wind), Last Man, The Wake und Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen (Nemo – Die Rosen von Berlin).
// Es ist eigentlich kaum zu glauben. In diesen Tagen erscheint tatsächlich nach einer gefühlten Ewigkeit der letzte Band der renommierten Manga-Saga „Neon Genesis Evangelion“, über welche wir euch in den vergangenen Jahren immer wieder auf dem Laufenden gehalten haben. Mit dem 14ten Band namens „Aufbruch“ geht die waghalsige Odyssee nun endlich zu Ende und die meisten der noch offenen Fragen werden beantwortet. Wie so oft bei japanischen Comics verläuft dabei nicht immer alles in geradlinigen Bahnen und der Leser darf durchaus ein wenig mithelfen, indem er die Freiräume nutzt und selbstständig das eine oder andere Ereignis zu einem zufriedenstellenden Ende führt. Am Ende jedenfalls ist alles eins und es fällt wahrhaftig schwer über dieses fulminante Ende einer Ära zu sprechen, wenn man unkundigen Lesern nicht zu viel verraten möchte. Wir sehen uns jedenfalls mit einer komplett glücklichen, aber ebenso leeren Welt konfrontiert, die alles in sich aufzusaugen scheint. Und man hätte sich wohl zu Beginn der Reihe kaum träumen lassen, dass die Geschichte hier einmal auf diese Art und Weise zu Ende gehen würde. Wer die Manga-Serie noch nicht kennt, hat nun jedenfalls die Möglichkeit sich das komplette Manifest von 14 Bänden noch einmal in kompletter Form nach Hause zu holen und so viel schon einmal vorneweg: es lohnt sich. Die Geschichte von Yoshiyuki Sadamoto (und Khara) bietet alles, was das Science Fiction-Herz begehrt und wandelt auf den Spuren von Stanley Kubricks „2001“. Dass es sich dabei eigentlich lediglich um eine Adaption des gleichnamigen TV-Ereignisses handelt: geschenkt! Dieser Manga hier zählt zu den besten seines Fachs und gehört in jede gut sortierte Comic-Abteilung. Also worauf wartest du noch: fang heute noch an das „Neon Genesis Evangelion“ für dich zu entdecken. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen.
// Hervorragende Unterhaltung verspricht auch das aktuelle Werk des Illustratoren Richard McGuire, der bereits seit geraumer Zeit für den renommierten „New Yorker“ tätig ist. Als ehemaliger Liquid Liquid-Member, ist seine Musik nicht nur in den Köpfen zahlreicher Post Punk-Fans verankert, mit „Hier“ liegt nun auch seine neue Graphic Novel auf dem Tisch, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Das Werk selbst dreht sich dabei im Grunde genommen um einen ganz bestimmten Platz in der Welt. Über viele Jahrhunderte hinweg begleitet der Autor diesen Ort und führt seinen Lesern vor Augen, welche Begebenheiten sich dort im Laufe der Zeit zugetragen haben. Dabei allerdings geht McGuire keinesfalls streng chronologisch vor, er baut auch sehr gezielt einige Zeitsprünge mit ein, so dass man auch als Leser immer wieder dazu gezwungen wird, sich der just existierenden Zeitebene zu versichern. Bereits im Jahre 1989 ist in diesem Zusammenhang die 6-seitige Urfassung dieses Werks in den von Art Spiegelman gegründeten „Raw“-Magazin erschienen. Nun kommt dank „DuMont“ auch hierzulande die hochwertige Neuauflage des zeitlosen Klassikers in den Handel und alle Fans von grafisch-ansprechenden Epochen-Novellen sollten unbedingt mal einen Blick in das Werk riskieren. Es hat nicht nur zahlreiche, nachfolgende Künstler beeinflusst, es raubt einem aufgrund seiner Eleganz immer wieder aufs Neue den Atem.
// Eine weitere hochwertige Graphic Novel beschert uns in diesen Tagen auch der renommierte „Carlsen“-Verlag und konfrontiert uns darin mit der Welt der großen Künste. Die Ausgangsposition in diesem Zusammenhang ist Folgende: was bitteschön soll ein Künstler tun, der Zeit seines Lebens noch nichts wirklich Weltbewegendes geschaffen hat? In Scott McClouds Abhandlung namens „Die Bildhauer“ lautet die Antwort: er geht einen Pakt mit dem Teufel ein. Dieser bietet ihm nämlich an, dass er im Gegenzug dafür, in Zukunft jede gewünschte Skulptur mit bloßen Händen erschaffen zu können, seine Seele in Besitz nehmen könne. Nachdem der Deal abgeschlossen ist, macht sich David Smith (so der Name des Protagonisten) auch gleich an die Arbeit und der Erfolg scheint nur noch einen Katzensprung entfernt zu sein. Die Zeit drängt allerdings: lediglich 200 Tage bleiben dem ambitionierten Künstler Zeit, um etwas wirklich Nachhaltiges zu schaffen. Und dann kreuzt plötzlich auch noch die Liebe seinen Weg. Ob das zu einem Umdenken im Kopf des Protagonisten führt. Der Autor, der mit „Understanding Comics“ bereits mehrere Standartwerke über Comics aus dem Ärmel schüttelte, legt nun sein erstes, eigenes Werk vor und verzaubert einen dabei von der ersten Minute an. Seine Leser konfrontiert er mit der spannenden Frage, was sie denn aufzugeben bereit wären, um ihre Träume zu verwirklich und macht auf äußerst schmerzhafte Weise deutlich, dass man die Zeit manchmal nicht mehr zurückdrehen kann. Manchmal nämlich die verändern sich die eigenen Träume auch. Nur was passiert, wenn man schon zu weit draußen ist, um wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren? „Die Bildhauer“ ist ein ebenso mitreißendes wie spannendes Werk und lässt auf weitere Großtaten aus der Feder von Scott McCloud hoffen.
// Die fulminante TV-Serie „Firlefly“ ist leider schon lange beerdigt, nun aber dürfen sich die Fans der Reihe zumindest in literarischer Form über neue Abenteuer rund um das Raumschiff „Serenity“ freuen. Zack Wheadon und George Jeanty haben sich nämlich zusammen mit Schöpfer Joss Wheadon und Fabio Moon daran gemacht, die Geschichte fortzuführen und veröffentlichen nun unter dem Titel „Blätter im Wind“ neue Geschichten um Captain Malcolm Reynolds und seine Crew. Selbige besteht aus einer verrückten Crew an Außenseitern, die immer wieder anecken und von den meisten ihrer Mitmenschen am liebsten gemieden werden. Im Grunde genommen aber sind sie alle nur auf der Suche nach einem Hauch von Hoffnung in dieser heruntergekommen Welt und brausen schnurstracks in Richtung eines Hochsicherheitstrakts, wo Crew-Mitglied Zoe gefangen gehalten wird. Die Mission allerdings stellt sich als überaus gefährlich heraus und fordert allen beteiligten das Äußerste ab. Vor allem die telekinetisch-veranlagte River trifft es in diesem Zusammenhang besonders hart, weil noch dazu einige Geister aus der Vergangenheit wieder aus dem Dickicht ans Tageslicht dringen. Ob die Mission trotzdem ein Erfolg wird? Es lohnt sich nicht nur für Fans mal reinzuschnuppern, weil die Macher die Original-Charaktere sehr gekonnt auf Papier transferieren.
// Im Hause „Reprodukt“ erscheint in der Zwischenzeit eine wirklich gelungene Geschichte eines französischen Trios, die man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt. „Last Man“ von Balak (alias Yves Bigerel), Bastien Vivès und Michael Sanlaville erzählt die Geschichte des jungen Adrian Velba, welcher sich ein Jahr lang an einer renommierten Kampfschule ausbilden ließ. Nun steht das erste große Turnier auf dem Programm und die Vorfreude wird auch nicht von dem Umstand getrübt, dass er zusammen mit einem Typen namens Vlad antreten muss, der eigentlich überhaupt nichts auf dem Kasten hat. Als der allerdings kurz vor dem Turnier seine Teilnahme zurückzieht, steht Adrian plötzlich vor dem nichts. Denn alleine antreten geht nicht. Ersatz findet der junge Kerl schließlich in Form des Hünen Richard Aldana, der allen in der Stadt bisher komplett unbekannt war. Ob das allerdings reicht, um zu gewinnen? Es lohnt sich mal reinzuschnuppern in diese famose Geschichte, die sich wie ein charmantes Action-Comic liest, das Fans von Manga-Klassikern wie „Dragonball“ ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern sollte. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis auch der zweite Band seinen Weg in die hiesigen Regale findet.
// „The Wake“ wurde bereits im vergangen Jahr bei den Eisner Awards mit dem Preis für die „Beste Miniserie“ ausgezeichnet und so viel schon einmal vorneweg: das Werk von Scott Snyder und Sean Murphy hat das auch mehr als verdient. Die Geschichte dreht sich um eine Meeresbiologin namens Dr. Lee Archer, die vom Heimatschutzministerium der Vereinigten Staaten in die dunkelsten Ecken des arktischen Ozeans geschickt wird. Dort findet sich eine Station, auf der sich die Situation zunehmend zuspitzt. Das liegt unter anderem an einen gefährlichen Gefangenen, der erst vor kurzem an Bord geholt wurde. Außerdem haben die Mitglieder etwas Sonderbares entdeckt, was ebenso unglaublich wie gefährlich anmutet. Was das ist, möchte ich hier natürlich noch nicht verraten, um die Spannung nicht zu nehmen. Nur so viel: den Leser erwartet nicht nur eine illustre Reihe an Action-Sequenzen, sondern auch eine klaustrophobische Thriller-Atmosphäre, die einem immer wieder den Atem raubt. Ob es am Ende ein Entrinnen für alle Beteiligten gibt? Fans von „The Strain“ und Konsorten dürften ihre helle Freude mit dieser spannenden Graphic Novel haben, die noch dazu im edlen Hardcover-Look via „Panini Comics“ erscheint. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir das Teil.
// „Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen“ schlägt in diesen Tagen ebenfalls mal wieder zu und führt uns in Jahr 1941 zurück, wo Janni Nemos Tochter Hira inzwischen den Sohn des Luftpiraten Jean Robur geheiratet hat. Die Zweckheirat soll zu einem starken Bündnis zwischen den einzelnen Lagern führen, aber dann geschieht etwas Ungeplantes. Die Tochter der gefürchteten Piratin Janni Nemo wird vom Militär des deutsch-tomanischen Diktators Adenoid Hynkel entführt und so rüstet sich die Truppe nach langen sechzehn Jahren zum großen Gegenschlag. Ob die Nautilus und ihre Crew dazu allerdings wirklich im Stande ist. Alan Moore und Kevin O´Neill machen es auch in dem Band „Nemo – Die Rosen von Berlin“ wieder beraus spannend und präsentieren uns ein action-geladenes Spektakel, das uns neue Facetten des breiten Universums um die „Liga“ offenbart. Wenn du also auf spannende Fantasy-Unterhaltung mit Piraten-Flair stehst, dann schnupper mal rein und nähere dich dieser groß-angelegten Saga. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?