mit neuer Musik von Soko, Egotronic, The Prodigy, Bristol, Donots, Balthazar, Title Fight und Herbert Grönemeyer.
// Bereits auf ihrem ersten Album hat die Künstlerin Soko unter Beweis gestellt, dass sie wesentlich mehr auf dem Kasten hat, als in schmissiger Form mit ehemals liebgewonnen Menschen abzurechnen. Nun erscheint ihr neues Album unter dem schicken Titel „My Dreams Dictate My Reality“ und die Künstlerin wagt sich darauf soweit raus wie noch nie. Der schmissige Vorab-Hit „Who Wears The Pants?“ wird gekontert mit schicken 80er-Jahre-Gedächtnisklängen, die schöne Erinnerungen an die Kollegen aus dem Hause The Cure wachrufen. Daneben finden sich außerdem zwei schicke Features von Ariel Pink auf der Platte, die den Songs einen leicht verstrahlten Flair verleihen. Der größte Trumpf dieses Albums ist aber die immense Abwechslung, welche die Musik über die volle Distanz spannend hält und einem als Hörer immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert. Wenn du also auf vielschictigen Liedermacher-Pop stehst, dann bist du bei Soko genau an der richtigen Adresse.
// Dass Egotronic mal eine „Greatest Hits“ veröffentlichen würden, damit hätten sie wohl selbst nicht gerechnet. Noch dazu weil sie seit geraumer Zeit selbst von vielen Acts im Elektro-Punk-Bereich zunehmend angeödet zu sein schienen. Nun aber ist es passiert und irgendwie bleibt die Band dabei doch auf ihre Weise konsequent. Sie haben nämlich nicht etwa ihre alten Kracher in den ursprünglichen Varianten auf einem neuen Silberling gepresst, sondern die Musik gleich noch einmal ganz neu eingespielt. Heraus kommt ein packendes Garage-Rock-Album mit Hit-Potenzial, das bisher ungeahnte Facetten der Gruppe offenbart. „Ces´t moi“ ist so etwas wie die Neuerfindung der Band als rockenden Kollektiv. Das funktioniert über die volle Distanz von zwölf Songs auch ganz hervorragend und man darf sich über nach vorne preschende Versionen von „Was solls“, „Raven gegen Deutschland“ oder „Berlin Calling“ freuen. Wenn du also schon immer mal wissen wollte, wie sich ein Egotronic-Song im „Slime“-Modus anhört, dann schnapp dir das Album. Es lohnt sich. Und wir sind jetzt schon gespannt, wie sich der Stilwechsel auf die kommenden Veröffentlichungen auswirken wird.
// The Prodigy sind zurück. Und sie haben sich entschlossen keine halben Sachen mehr zu machen. Stattdessen bündeln sie auf ihrem aktuellen Album „The Day Is My Enemy“ ihre Voruzüge und versuchen an die guten, alten Zeiten anzuknüpfen. Das wiederum gelingt ihnen vor allem dann ganz vorzüglich, wenn sie sich die Kollegen aus dem Hause Sleaford Mods ins Studio holen, um mit ihnen einen Kracher namens „Ibiza“ aus den Ärmeln zu schütteln. Liam Howlett, Keith Flint und Maxim möchten mit ihrer neuen Platte wieder gefährlich klingen und das gelingt ihnen bisweilen auch ganz gut. Ihre Songs klingen zwar hin und wieder ein wenig zeitlos (andere sagen aus der Zeit gefallen), den Fans aber wird das neue Album sehr viel Freude bereiten. Das wiederum liegt gerade daran, dass sich The Prodigy eben keinen Breitwand-Sound fürs Stadion übergestülpt haben, sondern immer noch von Dissonanzen und Unstimmigkeiten profiteiren. Kurz gesagt: sie gehen dahin wo es wehtut und das wird auch hoffentlich noch sehr lange so bleiben.
// In schönen Erinnerungen kann man derweil mit dem aktuellen Album der Gruppe Bristol. Die transferiert uns nämlich zurück in Richtung 90er, als dem TripHop noch die Welt gehörte. Auf ihrem gleichnamigen Album beleben sie diesen Sound wieder und vermengen ihn mit schicken Anleihen aus dem New Wave- und 60s-Pop-Bereich. Heraus kommt ein imposanter Stilmix, der all jenen ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte, die sich heute noch an Massive Attacks „Safe From Harm“ oder Portisheads Erstling das Herz wärmen. Dabei schafft es die Band über die Distanz von 14 Tracks keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Ganz im Gegenteil: hier ist wirklich für jeden etwas dabei und so klingt „Bristol“, als wollte jemand ein exklusives Mixtape aus alten Klassikern von Morcheeba und Goldfrapp kreieren. Ein echter Geheimtipp, dieses Projekt. Und eine tolle Gelegenheit alte Klassiker wie „Safe From Harm“ oder „Roads“ noch einmal in einem zeitgenössischen Gewand zu hören.
// Die Donots haben sich in den vergangenen Jahren wieder ins Gedächtnis der Massen zurück gekämpft. Nun folgt der nächste Clou und die Band veröffentlicht ihr erstes Album in deutscher Sprache, das hoffentlich dazu führt, dass sich noch wesentlich mehr neue Fans den Back-Katalog der Jungs zu Gemüte führen. „Karacho“ wiederum wildert derweil in den unterschiedlichsten Gefilden. Mal schimmern die Toten Hosen durch, dann wieder erinnert die Musik an den Sound von Madsen und Tomte. Man braucht allerdings erstmal ein paar Anläufe, bis man auf den Geschmack kommt, denn die Donots haben sich keineswegs für den schnellen Hit entschiedenen. Ganz im Gegenteil: „Karacho“ ist ein waschechter Grower, dessen Songs sich oft erst nach dem x-ten Durchlauf offenbaren. Am Anfang jedenfalls erwärmt man sich noch das Herz an dem nachdenklich stimmenden Ausklang namens „Hansaring, 2:10 Uhr“, bevor man schließlich dem Über-Hit „Das Ende der Welt ist längst vorbei“ verfällt. Nach und nach setzen sich dann auch die Melodien von „Dann ohne mich“ und „Immer noch“ in den Gehirnwindungen fest und man hofft insgeheim, dass die Gruppe diesen Sound in den kommenden Jahren weiter perfektioniert – auch wenn man die englischen Chartbreaker der Vergangenheit natürlich schon ein wenig vermisst.
// Balthazar haben hierzulande leider noch nicht den großen Durchbruch geschafft. Dabei war ihr letztes Album namens „Rats“ überaus eindrucksvoll und wuchs vielen Fans zunehmend ans Herz. Nun erscheint endlich der sehnlich erwartete Nachfolger „Thin Walls“ und präsentiert eine experimentierfreudige Band, die sich irgendwo zwischen den Polen Blues- und Indie-Pop einreiht. Jinte Deprez und Maaerten Devoldere geben sich auf ihrem neuen Album sehr viele Mühe, nicht berechenbar zu erscheinen und ihre Musik einen weiteren Schritt nach vorne zu bringen. Heraus kommt ein wunderbarer Rundumschlag bestehend aus zehn Songs, die sich oft erst nach dem x-ten Durchlauf erschließen. Wenn du also auf herausfordernde Indie-Pop-Klänge stehst, dann bist du bei diesen Belgiern genau an der richtigen Adresse.
// Überraschend gemächlich schreitet das neue Album von Title Fight im Opener „Murder Your Memory“ voran und auch das darauf folgende „Chlorine“ suhlt sich in Gitarrenwänden. Daran ändert sich dann auch in den kommenden Songs nicht mehr viel. Einzig „Mrhac“ bewegt sich noch im eingeschränkten Midtempo-Bereich, ansonsten orientiert sich der Sound von „Hyperview“ weitestgehend an der Musik von My Bloody Valentine und den lärmenden Passagen von Sonic Youth. Diese Platte hier geht einem im besten Sinne zu Herzen und führt die Musik des Post-Hardcore-Quartetts auf ein neues Level. Man merkt der Gruppe an, dass diese Klänge aus ihnen raus mussten und so versetzt einen die Musik immer wieder in Ekstase. Wenn du also an den Klängen von Slowdive und La Dispute Gefallen findest, dann schnapp dir dieses hypnotische Monster. Es lohnt sich.
// Auf seinem aktuellen Album „Dauernd Jetzt“ geht der altehrwürdige Herbert Grönemeyer äußerst experimentierfreudig zu Werke. Nachdem wir die Platte vor Kurzem erst besprochen haben, legen wir in diesen Tagen noch einmal nach und präsenteiren euch die kürzlich erschienene „Extended Edition“, die allen Unentschlossenen noch einmal ein paar zusätzliche Kaufanreize bietet. Dabei bekommt man neben den gelungenen Original-Tracks nicht nur alle Songs der ebenfalls bereits erschienen „Deluxe Edition“ als kleines Schmankerl oben drauf, sondern auch noch ein schick-gestaltetes Booklet (bestehend aus 48 Seiten!) und eine DVD, die einem die Möglichkeit gibt, Grönemeyer noch einmal in seiner Parade-Disziplin zu erleben: nämlich live, auf der Bühne und das gerade einmal vor 300 Zuschauern. Die fünfzehn Songs beinhalten dabei unter anderem auch Klassiker wie „Bleibt alles anders“, „Mensch“ und „Was soll das?“ und sind schon allein das Eintrittsgeld wert. Wenn du also „Dauernd Jetzt“ noch nicht im Regal stehen hast, dann nutze die Gelegenheit. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?