Huch, ist der Sommer schon vorbei? Oder warum klingt Peterlichts (klickt auf den Interpreten und ihr gelangt zum Reinhören sofort auf dessen Myspace Seite) neues Album „Melancholie & Gesellschaft“ (7/10) so herzzerreißend? Herbstwolken fluten das Firmament. Und du sitzt auf einer Brücke und starrst auf die Wasseroberfläche, die von den Regentropfen akupunktiert wird. Das fühlt sich sicher toll an. Wenn du und dein verschwommenes Spiegelbild gleich aufeinander prallen. Du eintauchst in die Flut der Emotionen. Doch dann erklingen diese Songs. Und du weißt: diese Platte wird dich da rausholen. Mit ihrem hoffnungslos hoffnungsvollen Sänger. Mit ihren unzähligen Bedeutungsebenen. Mit ihren zärtlichen Songs. Und dann brechen die dunklen Wolken wie Puzzleteile entzwei. Und du starrst in Richtung Sonne. Und bist plötzlich zu Hause in den Zwischenräumen dieser Musik. Ist eh grad viel zu schön für Herbstdepressionen. Und deshalb gibst du dir gleich darauf die Feel-Good-Spritze mit den Rascals. Das ist die Band mit dem Typen, der mit dem Arctic Monkeys-Sänger in dieser anderen Band gespielt hat. Aber weißt du ja eh alles schon. Und wenn nicht… auch egal. Klingt auf jeden Fall wie eine cineastische, lärmige Version der Monkeys. Kurz gesagt: Das Album ist das totale Brett. Die Single „Freakbeat Phantom“ gehört jetzt schon zu den Songs des Jahres. Und die Rascals in jeden gut bestückten Plattenschrank. Also mach einfach mit: „Rascalize“ (7/10) yourself und dreh die Boxen so laut auf, dass es den Nachbarn die Fensterscheiben zertrümmert. Und wo du grad schon dabei bist: Hinterher am Besten gleich noch Kids in glass houses einlegen. Die machen auf ihrem Debut „Smart Casual“ (5/10) ziemlich viel richtig. Und das obwohl man ja eigentlich dachte, dass dieses Emo-Ding so langsam durch sein müsste. Ist es ja eigentlich auch. Aber diese Stücke triefen regelrecht vor Hit-Appeal. Und verwandeln deinen öden Vorgarten in eine sonnige Palmenlandschaft. Kids In Glass Houses sind der perfekte Soundtrack, um mit Kokosnüssen zu jonglieren und sich anschließend ins kühle Nass zu verabschieden. Langlebigkeit ist dabei zwar nicht drin. Aber Musik für den Moment muss ja auch mal sein. Der Rest kann sich ja zu Unkle verziehen. Die entwerfen auf „End Titles… Stories For Film“ (6/10) zusammen mit Wüsten-König Josh Homme und Konsorten ein verschleiertes Psychedelic-Inferno, das einen aus der Umlaufbahn kegelt. Manche nennen so was Drogenmucke. Oder sehen darin den Startschuss für ein 2008er Rave-Revival. Man kann aber auch einfach nur diesen „Fear And Lothing In Las Vegas“-mäßigen Trip genießen und sich in der verdrehten Welt der Unkles einkuscheln. Roots manuva holt dich anschließend schon wieder an die Oberfläche. Dessen neues Album (bei mir leider zerschreddert von Promo-Gelaber, deshalb unbewertbar) „Slime & Reason“ ist ein Fest für alle Grime-affinen HipHop Headz. Ohne Scheiß. Wie der Typ mit Worten jongliert, da wird dir fast schwindelig. Also unbedingt mal auschecken das Teil. Das knallt, wie Sylvester. Und wir sind raus, wie Maulwurfhügel… bis zum nächsten Zuckerbeat.
// von Alexander Nickel-Hopfengart
UND WAS NUN?