mit neuer Werken von Dave Eggers, David Foster Wallace, Kristine Bilkau, David Duchovny und Irvine Welsh.
// Unbedingt im englischen Original sollte man sich der aktuellen Lektüre von Dave Eggers annähern, die mit dem schicken Titel „Your Fathers, Where Are They? And The Prophets, Do They Live Forever?“ versehen ist. Der britische „Penguin / Randomhouse”-Verlag hat sich nach dem allseits beliebten “Circle” auch die Rechte an Eggers neuestem Wurf gesichert und es hat sich gelohnt. Die Geschichte um einen Typen, der immer wieder Menschen entführt, ist bemerkenswert und führt uns vor Augen, was passiert, wenn die Grenzen, die uns unser gesellschaftliches System auferlegen, zu bröckeln beginnen. Die Geschichte dreht sich dabei um einen Typen namens Thomas, der zu Beginn einen Astronauten von der NASA entführt. Nach und setzt sich dabei ein vielschichtiges Puzzle zusammen, das einem über die volle Distanz von etwas mehr als 200 Seiten immer wieder den Atem raubt. Wo kommt sie nur her, all diese Wut, die sich hier angestaut hat und was sind die Beweggründe des Protagonisten? Es lohnt sich nicht nur für Thriller-Fans das herauszufinden, es steckt auch eine gehörige Portion Sozialkritik in diesem Band. Fans des Autors sollten also nicht allzu lange warten und zugreifen: es lohnt sich.
// Wer sich etwas eingehender mit dem Schaffen von David Foster Wallace auseinander setzen möchte, der kommt an einem Werk inzwischen nicht mehr vorbei, das im englischen Original nun auch in hiesigen Buchhandlungen zu bekommen ist. Darin finden sich zahlreiche von Foster Wallaces besten Texten und Geschichten, die man bisweilen auch gerne noch ein zweites Mal liest, weil der Teufel hier oftmals im Detail versteckt ist. Auf knapp 1000 Seiten bringt es „The David Foster Wallace“ Reader und so viel schon mal vorneweg: nahezu jede davon ist ein Genuss. Ob es sich dabei um seine großen Werke wie „Unendlicher Spaß“ oder dem „Besen im System“ dreht, ist gar nicht so sehr von Bedeutung. David Foster Wallace Geschichten sind sprachliche Meisterleistungen, die einen immer wieder mit überraschenden Wendungen zu überraschen vermögen. So finden sich in dem Buch auch zahlreiche Kurzgeschichten-Klassiker wie „My Appearance“ aus dem Sammelband „Girl With Curious Hair“ oder die „Depressed Person“, die ebenfalls gerade erst hierzulande einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Dabei wirft David Foster Wallace immer wieder einen Blick hinter die Fassade und kratzt am schönen Schein, der uns allerorts so treffsicher vorgegaukelt wird. Wenn du also noch nichts von diesem Autor gelesen hast und dir mal einen ersten Eindruck verschaffen möchtest, dann lass dir diesen Rundumschlag auf keinen Fall entgehen.
// Wer noch nach einer passenden Urlaubslektüre für die anstehenden Pfingstferien sucht, der sollte sich mal das neue Werk von Kristine Bilkau zu Gemüte führen. Die nämlich widmet sich in „Die Glücklichen“ einer Generation, die immer wieder versucht, jegliche Risiken zu vermeiden und damit doch gnadenlos auf die Schnauze fällt. In ihrem Debüt steht dabei ein junges Paar im Mittelpunkt, das auf den ersten Blick ein sehr glückliches Leben führt. Isabel ist Cellistin und Georg Journalist und mit beiden hat es das Leben eigentlich recht gut gemeint. Nach der Geburt ihres Sohnes scheint das Glück perfekt zu sein, dann allerdings schleicht sich so etwas wie die Verunsicherung in ihr Leben ein. Isabell findet nach der Erziehungs-Pause nicht mehr so richtig zurück in den Beruf. Ihre Hände beginnen unkontrolliert zu zittern, was ihn zu einer Schaffenspause zwingt. Gleichzeitig geht in Georgs Büro das Gerücht um, dass schon in Kürze die Zeitung verkauft werden soll. Als dann auch noch eine Mieterhöhung ins Haus flattert, beginnen die beiden plötzlich an ihrer Zukunft zu zweifeln und befinden sich in einer Spirale, der sie nur äußerst schwer zu entkommen vermögen. Plötzlich erscheint ihnen all das, was sie vorher so bewundert haben, zunehmend abstoßend und sie beginnen das System an sich zu hinterfragen. Ob ihre Familie das aushält? Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen, bis die letzte Seite dieses famosen Romans zugeschlagen ist, der von den Bruchstellen in unserem System erzählt und was passiert, wenn jemand sich plötzlich in Selbigen wiederfindet.
// Dass David Duchovny ein begnadeter Schauspieler ist, das hat er durch seine Rollen in den „X-Files“ oder bei „Californication“ schon mehrfach unter Beweis gestellt. Nun aber versucht er sich erstmals als Autor und das ist schon bei weitaus berühmteren Schauspielern in die Hose gegangen. „Heilige Kuh“ nennt sich dabei das erste Werk des Hand Moody / Fox Mulder-Verkörperers und so viel schon einmal vornweg: das Werk ist eine waschechte Überraschung. Es handelt sich nämlich nicht nur um Duchovnys ersten Roman, er hat sich gleich daran gemacht, eine waschechte Fabel aus dem Ärmel zu schütteln, was unter anderem auf sein Engagement im Tierschutz und seine Lebensweise als Vegetarier zurückzuführen sein dürfte. Sein Buch jedenfalls dreht sich um eine junge Kuh namens Elsie, die sich nicht in ihr ärmliches Schicksal fügen möchte. Stattdessen macht sich zusammen mit einem Schwein und einem endlos plappernden Truthahn daran, die Welt zu erkunden und erlebt dabei zahlreiche spannende Abenteuer. Wenn du also noch nach einem spannenden Schmöker für die ganze Familie suchst, dann lass dir dieses Werk in der Übersetzung von Timur Vermes auf keinen Fall entgehen. Es sagt mehr über uns Menschen aus, als man auf den ersten Blick zu erahnen meint.
// „Das Sexleben siamesischer Zwilling“ hat bisher wahrscheinlich eher wenige Menschen interessiert. Wenn sich aber einer wie Irvine Welsh an das Thema heranwagt, dann dürfte die Audienz nicht allzu lange auf sich warten lassen. Der Autor, der uns bereits „Trainspotting“ um die Ohren knallte, nimmt auch in seinem neuen Werk kein Blatt vor den Mund. Stattdessen konfrontiert er uns mit einer Geschichte um zwei Frauen, die untrennbar miteinander verbunden zu sein scheinen. Dabei streift er nicht nur die gesellschaftlichen Obsessionen wie Schönheit, Erfolg und Gesundheit, er führt uns auch schonungslos deren Schattenseiten vor Augen. Lucy Brennan zum Beispiel ist Fitnesslehrerin, eine der größten ihres Fachs und so etwas wie ein Star. Als sie eines Tages auf die übergewichtige Künstlerin Lena Sorensen trifft, sieht sie sich plötzlich mit all dem konfrontiert, was sie jahrelang an sich selbst gehasst hat. Dabei gerät sie selbst zunehmend außer Kontrolle und sieht sich schon bald mit zahlreichen inneren Dämonen konfrontiert, die sie an den Rand des Abgrunds treiben. Ob dabei alles gut ausgeht, das sei bei dieser Gelegenheit natürlich erst einmal dahingestellt. Irvine Welsh aber gelingt es mit seiner energischen und atemlosen Storyline nahezu von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.
UND WAS NUN?