mit neuer Musik von Faith No More, Millencolin, Everclear, Tocotronic, Weekend, My Morning Jacket, Mumford & Sons und Monoklub.
// Wenn die Helden der eigenen Jugend wieder zusammen finden, dann spürt man plötzlich wieder dieses Kribbeln im Bauch. Bringen die es noch nach so langer Abstinenz? Die Frage muss erlaubt sein, wenn Faith No More in diesen Tagen mit ihrem ersten Album seit mehr als achtzehn Jahren um die Ecke biegen. Und so viel schon einmal vorneweg. Die Fans werden nicht enttäuscht sein. Die Scheibe wurde nicht nur von Bill Gould höchstpersönlich produziert, sie führt einem auch vor Augen wie man als Kult-Band in Würde altert. Der Einfluss von Faith No More auf die heutige Szene ist immens. Was wiederum daran liegt, dass die Gruppe damals nicht nur den Zeitgeist spiegelte, sondern auch unglaubliche Songs aus dem Ärmel schütelte, die sich scheinbar über jegliche stilistische Grenzen hinwegsetzten. Nun also gibt’s zehn neue davon und die stehen ihren Vorgängern in nichts nach. Schon das bretternde „Motherfucker“ verschafft einen guten Eindruck davon, dass die Band in den vergangenen Jahren keinerlei Ermüdungserscheinungen erlegen ist. Stattdessen bekommt man business as usual und das auf höchstem Niveau und die Fans werden sich auch bei Songs wie „Superhero“ und „Sunny Side Up“ wieder euphorisch in den Armen liegen. Da könnte man fast vergessen, dass der Stil (soll heißen: Crossover), den Faith No More auf „Sol Invictus“ zelebrieren, eigentlich längst für tot erklärt wurde. Aber wie heißt es nochmal so schön: Totgesagte leben länger. Und bescheren uns in Zukunft hoffentlich noch ein paar weitere, saftige Rock-Hymnen dieser Gangart.
// Endlich haben sich auch die werten Melodycore-Recken aus dem Hause Millencolin dazu aufgerafft mal wieder ein neues Album zu veröffentlichen. Ist ja schon fast eine Ewigkeit her, dass der Vorgänger erschien. Nun also steht „True Brew“ in den Regalen und sobald die Platte läuft, ist es, als wäre nichts gewesen. Millencollin sind immer noch dieselben wie früher und ihre Songs klingen immer noch so mitreißend wie eh und je. Hier wird nicht sonderlich lange über irgendwelche Experimente nachgedacht, sondern sich auf die eigenen Qualitäten besonnen. Heraus kommt ein packenden Punkrock-Album mit jeder Menge rockiger Passagen, die einen dazu animieren, die Faust gen Clubhimmel zu recken. Die größten Hits hören diesmal übrigens auf den Namen „True Brew“, „Sense & Sensibility“ und „Egocentric Man“, das soll die Qualität vom Rest des Albums aber nicht schmälern. Hier darf nämlich endlcih mal wieder so richtig schön abgegangen werden.
// Everclear haben hierzulande leider nie den großen Durchbruch geschafft. Dabei gibt’s eigentlich kaum eine Band, die Pop-Punk-Songs so zauberhaft zuspitzt, dass am Ende alles in einem Euphorie-Reigen versinkt. Mit ihrem neuen Album widmet sich die Band nun den düsteren Seiten des Lebens und macht es dem Hörer damit nicht gerade einfach. „Balck Is The New Black“ ist ein Album das Zeit braucht, weil die Melodien oftmals hinter Wänden aus Gitarren versteckt sind. Nach dem fünften Durchlauf aber packt einen diese Scheibe und Songs wie „American Monster“, „You“ oder „This Is Your Death Song“ werden zu atenberaubenden Brettern, die einen lautstark zum Mitgrölen animieren. Die Band weiß eben, wie es geht und ist sich dennoch nicht zu schade ihre Hörer immer wieder aufs neue herauszufordern. Wenn du also mal wieder ein rockendes Brett von einem Album vor den Latz geknallt bekommen möchtest, dann lass dir dieses Manfest auf die dunklen Aspekte des Alltags auf keinen Fall entgehen.
// Tocotronic bringen in diesen Tagen tatsächlich zum zweiten Mal ein selbstbetiteltes Album auf den Markt. Das sogenannte „Rote Album“ bietet dabei mal wieder ganz großes Kino und könnte allen Fans des weißen Vorläufers ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Tocotronic haben sich nämlich auch diesmal dem Pop verschrieben und machen sich mit Moses Schneider und Markus Ganter daran, ein neues Kapitel in der illustren Bandgeschichte aufzuschlagen. Heraus kommen ganz wunderbare Hymnen wie „Die Erwachsenen“, welches auf ganz hervorragende Weise mit unserer Sehnsucht nach Althergebrachtem abrechnet und den Blick nach vorne richtet, auf das was da noch vor einem liegt. Eine Welt voller Möglichkeiten tut sich auf, wenn diese Platte hier läuft und auch in lyrischer Hinsicht, erschließt sich vieles erst beim x-ten Durchlauf. Tocotronic bleiben also auch im Jahre 2015 noch eine spannende Angelegenheit, weil sie uns regelmäßig zu neuen Ufern führen.
// Wahrscheinlich kann es der Künstler selbst schon nicht mehr hören, aber Weekend ist so etwas wie der normale Typ von Nebenan in der hiesigen Rap-Szene. Seine Musik allerdings, die macht einfach nur verdammt viel Spaß und klingt genau so, wie man sich ein Rap-Sommeralbum im Geiste von so illustren Kollegen wie Blumentopf oder Kamp heutzutage vorstellt. 14 Songs haben es am Ende auf „Für immer Wochenende“ geschafft und schon der Titel macht deutlich: hier will es jemand wissen. Zuvor noch als Sozialpädagoge aktiv, widmet sich Weekend nun vollständig seiner Rap-Karriere und seine Musik macht vor allem dann besonders viel Spaß, wenn er mal ein wenig aus der Reihe fällt. Die beiden Feature-Tracks „20:15 Uhr“ (mit Edgar Wasser und 3Plusss) und „Alle für einen „ (mit Emkay und Dobbo) jedenfalls schubsen einen sofort in Richtung Party-Area und biegen noch dazu mit einem breiten Augenzwinkern um die Ecke. Der Rest der Platte wird all jenen gefallen, die schon den Vorgänger gefeiert haben. Da bräuchte man eigentlich kaum noch erwähnen, dass auch Sido und Kaas noch im Studio vorbei schauen. Tun wir aber trotzdem, so der Vollständigkeit halber. Und weil wir finden, dass dieses Album noch viel mehr Fans finden sollte, als die letzte Platte des Musikers. Verdient hätte sie es.
// Einen ziemlich Sprung haben die Kollegen aus dem Hause Mumford & Sons in der Zwischenzeit gemacht. Ihr neues Album „Wilder Mind“ nämlich wendet sich auf sympathische Weise dem Pop zu und bezaubert dabei nahezu über die volle Distanz. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich der Band das nicht wirlich zugetraut hatte. Mit dieser Platte hier aber dürften auch Fans von The National oder Coldplay glücklich werden. Statt sich auf Altbewährtes zu verlassen, richtet die Band um Marcus Mumford zusammen mit ihrem Produzenten James Ford den Blick nach vorne und entwirft ein rundum gelungenes Indie-Folk-Pop-Album mit der Betonung auf Letzterem. „Wilder Mind“ ist damit eine der Überraschungen des Frühlings und wird hoffentlich auch von denjenigen wohlwollend ins Herz geschlossen, die mit der Band zuvor nicht allzu viel anfangen konnten. Die Qualität dieser Songs jedenfalls spricht für sich und lässt in Zukunft noch auf weitere Großtaten hoffen.
// My Morning Jacket absolvieren diesen Drahtseilakt zwischen den Stühlen ja ebenfalls schon seit geraumer Zeit. Und auch auf ihrem neuen Album kriegt man die Band mal wieder nicht so richtig zu fassen. Stattdessen werden hier zauberhaften Indie-Pop-Anleihen mit verrockten Passagen in einen Topf geworfen und ein spannendes Süppchen daraus gekocht. „The Waterfall“ ist ein Album für das sich sowohl Fans von Radiohead, wie auch Anhänger von psychedelischer Rockmusik begeistern dürften. Die Platte ist überaus spannend arrangiert und immer dann, wenn man meint, das Konzept durchschaut zu haben, überrascht eines das Kollektiv um Sänger Jim James wieder mal aufs Neue. Alles befindet sich im Fluss auf diesem Werk, dessen wahre Größe sich erst nach dem x-ten Durchlauf erschließt. My Morning Jacket fordern dem Hörer viel Geduld ab, belohnen ihn aber im Gegenzug mit einem wirklich zauberhaften Alternative-Pop-Entwurf, der jegliche Stilgrenzen verwischt. Ein wahrhaft berauschendes Werk.
// Lediglich sieben Songs finden sich auf dem aktuellen Werk von Monoklub, diese allerdings haben es allesamt in sich. Fans von Superpunk und Chuckamuck jedenfalls werden dieses Mini-Album sofort ins Herz schließen, Die Musik von Monoklub klingt wie eine zeitgenössische Variante der guten, alten MOD-Bewegung. Hier darf noch so richtig schön geschrammelt werden an der Gitarre und hin und wieder mischen sich auch Soul, Jazz und Psychedelic-Passagen unter die Songs. Ja, dieses Album hier ist im wahrsten Sinne des Wortes ansteckend und lässt hoffen, dass schon bald ein echter Longplayer hinterhergeschoben wird. Bis dahin aber versüßen wir uns die Zeit mit zauberhaften Klängen der Marke „Das Ende beginnt“ und „Die Zeit bleibt stehen“ und freuen uns über die zahlreichen selbstironischen Momenten, die dem ganzen Unterfangen hier noch einmal zusätzlichen Charme verleihen. Worauf also wartest du noch. Schnapp dir das Teil! Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?