mit Büchern von Tim Parks, John Verdon, Giulia Enders, Katrin Rönicke, Stephen E. Schmid & Peter Reichenbach.

// Außer beim Comic „Werner“, dessen wiederkehrendes Motiv der „Fäkalhumor“ ist, hat man als junger lesender Mensch ja selten Literatur zum Darm in der Hand. Eigentlich schade, denn das Organ trainiert zwei Drittel unseres Immunsystems. Diese und andere harten Fakten könnt ihr bei Giulia Enders in ihrem Buch „Darm mit Charme“ nachlesen. Herausgekommen ist das Buch schon letztes Jahr, aber auch dieses Jahr kann man viele Strand- und Schwimmbadbesucher mit dieser Lektüre entdecken. Das Werk kommt nicht nur bei Freunden von Gesundheitsratgebern gut an, so hat die Medizinerin am 23.01.2012 den 6. Freiburger Science Slam gewonnen und der ist ja nicht bekannt für Gesundheitsgesprächs-Zuhörer. Die Autorin erzählt sehr humorvoll warum das Organ in unserer Mitte so stiefmütterlich behandelt wird. Und vielleicht hat sich ja auch schon einer von euch mal gefragt, warum man aus den Stehklos in südeuropäischen Autobahntoiletten so schnell wieder herauskommt, warum gerade heute so viele Freunde an Zöliakie leiden oder wie der Prozess des Kotzens so rein technisch gesehen abläuft. Diese und viele spannende Fragen rund um den Darm und vorher und nachher angesiedelten Organe werden beantwortet. Das Buch ist eine interessante und gelungene Unterhaltung und es muss sicher keiner bei der Lektüre ekeln.

// Der Brite Tim Parks ist dafür bekannt, die schönsten Reiseberichte über des Deutschen Urlaubsland Nummero Uno zu schreiben. Neben dem Verfassen seiner eigenen Romanen und erzählenden Sachbücher hat er Werke von Italo Calvino, Roberto Calasso, Alberto Moravia und Machiavelli ins Englische übersetzt. Passend zur Urlaubszeit kam sein neuste Buch „Italien in vollen Zügen“ heraus. In diesem unterhaltsamen Reisebericht zeigt der Autor ein authentisches Portrait italienischer Lebensweise. Wobei der Leser mitgenommen wird zu Begegnungen mit Mitreisenden, wie Bahnangestellten, Geschäftsleuten, Immigranten, Alte und Schüler aber auch an den unterschiedlichsten Bahnhöfen, von opulent bis kaum vorhanden. Mit viel Detailverliebtheit und Hintergrundinformationen schreibt er ein unterhaltsames Essay mit dem Versuch zusätzlich zur vorherrschenden Mentalität auch Historisches zu erzählen. Die Entwicklung der Eisenbahn in Italien zurzeit von Garibaldi bis Mussolini und Berlusconi ist im „Stiefel“ einzigartig und hoch politisch. Für alle Italien-Fans ein Muss!

// Carl Splater bricht während der Beerdigung seiner Mutter zusammen, erst später stellt sich heraus, dass ihm in den Kopf geschossen wurde. Verurteilt für diesen Mord wurde seine Frau Kay, die ihre Unschuld beteuert. So die Ausgangslage im neuen Roman „Die Unbarmherzigkeit des Augenblicks“ von John Verdon. Nun sucht der Ermittler im Ruhestand, Dave Gurney, nach Beweisen für ein Berufungsverfahren. Dabei stößt er auf nie gehörte Zeugen und neue Verdächtige aus dem engen Familienkreis der Splaters. Abgesehen von der gekonnten Wendung des Falls hat sich der Autor nicht auf eine einseitige Darstellung des pensionierten Ermittlers beschränkt. Im Umgang mit seiner Frau, Kollegen, seinem Sohn und er Vergangenheit wird eine vielschichtige Person vorgestellt – die nicht langweilt. Manche zeitlichen Bezüge wirken möglicherweise etwas konstruiert, aber nur für ganz aufmerksame Leser. Die Sprache der Dialoge ist authentisch – weder überzogen noch hölzern. Das 570-seitige Buch eignet sich bestens als Strandlektüre – ohne wegzudämmern oder vor lauter Spannung sich auffällig zu verhalten. Ein tolles Buch, ein verblüffender Fall und mit Freude am Lesen!

// Wer sich mal differenziert mit dem Thema „Geschlechterrollen“ auseinander setzen möchte, der sollte sich mal das aktuelle Werk von Katrin Rönicke zu Gemüte führen. „Bitte freimachen – Ein Anleitung zur Emanzipation“ ist ein Werk, das einem die Augen zu öffnen versucht. Stereotypen erkennen und hinterfragen, lautet das Motto dieser Publikation und man bekommt auch zahlreiche Hintergründe zur privaten Geschichte der Protagonistin mitgeliefert. Das wiederum sorgt dafür, dass „Bitte freimachen“ nicht nur locker-flockig zu lesen ist, es läuft auch nicht Gefahr mit dem erhobenen Zeigefinger um die Ecke zu biegen. Stattdessen bekommt man handfeste Tipps mitgeliefert, wie man der geschlechts-typischen Klischeefalle enteilt und die Alternativen nutzt, die sich einem bieten. Dabei werden nicht nur Themen, wie „Helikopter-Eltern“ und „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“ gestriffen, man erfährt auch zahlreiche Dinge über die Vor- und Nachteile vom „Netzfeminismus“ und die „arbeitsfreie Gesellschaft“. Wenn du also mehr wissen möchtest über das, was sich hinter diesen Schlagworten versteckt, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich.

// Genauso wie ein aktuelles Werk aus dem sympathischen „Mairisch“-Verlag, das man sich als sportbegeisterter Mensch auf keinen Fall entgehen lassen sollte. „Die Philosophie des Kletterns“ von Stephen E. Schmid und Herausgeber Peter Reichenbach ist ein buntes Sammelsurium zeitgenössischer Beiträge zum Thema Bergsteigen und Klettern und versammelt illustre Fachleute wie Hans Florine (Rekordhalterin im Speedklettern), Ben Levey (aus dem „Castle Climbing Center in London) und den Zeit-Autoren Milliam Ramsey hinter einem Buchumschlag. Heraus kommen spannende Texte über unterschiedlichste Aspekte des Klettersports und ein spannender Einblick hinsichtlich die persönlichen Beweggründe der einzelnen Protagonisten. Dabei steht immer die eine spannende Frage im Mittelpunkt: „Warum kletterst du eigentlich?“ und die Antworten sind bisweilen mehr als überraschend. Gerade nämlich, wenn man auch hin und wieder mal scheitert, kann man sehr viel für sich persönlich aus diesem Sport ziehen und so entwickelt man sich jeder Herausforderung zunehmend weiter bis man sich schließlich an immer riskantere Herausforderungen heranwagt. Wenn du also mehr wissen möchtest über diesen spannenden Sport, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.