mit den Bänden Ein Sommer am See, Day Men, Ms. Marvel (Band 2), Der Ursprung, Die Vier F…, Ein neues Land, Blankets, Tag X, Spirou & Fantasio (Gesamtausgabe, Band 1 und 2), Drifter, Robocop versus Terminator und Sex Criminals (Band 2).

// Sehr lesenswert ist das neue Buch von Mariko Tamaki und Jillian Tamaki, das in diesen Tagen im „Reprodukt“-Verlag erschienen ist. Darin wird „Ein Sommer am See“ skizziert und wir sehen uns mit einer jungen Dame namens Rose konfrontiert, die ihre Sommerferien jedes Jahr mit ihren Eltern am See verbringt. Das Haus dort dient ihr als eine Art Zufluchtsort, an dem sie den Alltag einfach ausknipsen kann und alle ihre Probleme beiseite schieben kann. Die Protagonistin ist dort die Herrscherin über ihr eigenes, kleines Reich und trifft sich dabei regelmäßig mit ihrer Freundin Windy. Selbige ist fast wie eine kleine Schwester für sie, bis sich eines Tages alles verändert. Roses Eltern sind nur noch am Streiten und auch die beiden jungen Mädchen haben plötzlich andere Interessen. Die Spiele von früher reizen sie nicht mehr und so machen sie sich langsam daran sich in dieses spannende Abenteuer namens „Erwachsenwerden“ zu stürzen. Wie das ganze so ausgeht? Wer auf glaubwürdige und tiefsinnige Coming Of Age-Geschichten steht, kommt an diesem bezaubernden Werk nicht vorbei, das dennoch nie die Bodenhaftung verliert.

// Wer neues Futter über Vampire sucht, der ist beim „Cross Cult“-Verlag genau an der richtigen Adresse. Unter dem Titel „Day Men“ erscheint dort eine spannende Geschichte über eben jene gleichlautenden Typen, die dazu da sind, die Vampire bei Tag zu beschützen. Seit Urzeiten geht das nun schon so und inzwischen herrschen zahlreiche Vampirclans, die sich untereinander nicht immer grün sind. Schutz ist also nötig und so vermischen Matt Gagnon, Michael Alan Nelson und Brian Stelfreeze auf spannende Art und Weise die Storyline eines epischen Ganster-Epos mit einer Gruselgeschichte, die jedem Leser sofort das Herz öffnet. Im Mittelpunkt steht in diese Zusammenhang übrigens ein Typ namens David Reid – noch Neuling in seinem Job, der für die Familie Virgo arbeitet. Selbige wiederum steht im Krieg mit der Familie Virgo und eine gewaltsame Auseinandersetzung scheint unausweichlich. Ob es ihm gelingt heil aus der ganzen Geschichte wieder herauszukommen? Der erste Band der Saga macht Lust auf mehr und beinhaltet noch dazu ein aufschlussreiches Vorwort von Mike Carey. Es lohnt sich also gleich im doppelten Sinne mal reinzuschauen.

// Die Macher von „Ms. Marvel“ wiederum haben uns schon mit der ersten Ausgabe um den kleinen Finger gewickelt. Nun steht der Nachfolger von World-Fantasy-Award-Gewinnerin G. Willow Wilson, Adrian Alphona und Jacob Wyatt in den Regalen und es gilt das hohe Niveau des Debüts zu bestätigen. Im Zentrum des Geschehens steht dabei die junge Kamela Khan, die schon immer irgendwie das Gefühl hatte, anders als die Andern zu sein. Nachdem sie dann eines Tages wirklich zu einer waschechten Heldin mutiert, befindet sie sich plötzlich mittendrin in der Geschichte ihres Lebens und sieht sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, ihr bisheriges Leben mit ihrer Rolle als Superheldin in Einklang zu bringen. Als dann auch noch der verrückte Inventor auf der Bildfläche erscheint und sie mit seinen Spielzeugen drangsaliert, tauchen plötzlich Wolverine und Lockjaw auf, um ihr in ihrem Kampf gegen das Böse beiseite zu stehen. Wenn du also auf spannende Coming Of Age-Geschichten mit einer muslimischen Heldin stehst, dann bist du hier sehr gut aufgehoben.

// Bereits in einer unserer letzten Ausgaben haben wir euch auf das aktuelle Werk von Marc-AntoineMathieu aufmerksam gemacht, das in diesen Tagen via „Reprodukt“ auch hierzulande erhältlich ist. Nun aber sind wir auf den Geschmack gekommen und wollen euch bei dieser Gelegenheit zwei weitere Bände seines Werkes um Julius Corentin Acquefacques ans Herz legen, welche die Welt regelrecht aus den Angeln heben. Der französische Zeichner erschafft rund um seinen Protagonisten, der in einer Art Traumwelt existiert eine sehr gelungene Persiflage auf den allzu oft ziemlich durchstrukturierten Alltag und lässt dabei reichlich Raum für Interpretationen. In „Der Ursprung“ wird der „Gefangene der Träume“, der als Angestellter im Ministerium für Humor tätig ist mit einem Comic konfrontiert, das eben jenen Titel trägt. „Der Ursprung“ hat dabei zu allem Überfluss auch noch Julius Corentin Acquefacques selbst zum Protagonisten und so beginnen Traum und Realität sich zunehmenden ineinander zu verheddern. Im darauf folgendem „Die Vier F…“ wird er dann von der sogenannten „Lebensrauminspektion“ beschuldigt, sich selbst Vorteile verschafft zu haben. Er soll doch tatsächlich eine zusätzliche Schublade Lebensraum an sich gerissen haben. Ob das Stimmt? Und auf welche Mission der Protagonist nach dem Urteilsspruch geschickt wird. Wer auf vielschichtige Werke steht, die im Zwischenraum zwischen Unbewusstem und Bewusstem existieren, sollte sich diese wegweisende Reihe auf keinen Fall entgehen lassen.

// Ohne Dialoge kommt das aktuelle Werk von Shaun Tan aus, das hierzulande nun auch endlich über den „Carlsen“-Verlag im schicken Taschenbuch-Format zu bekommen ist. Die Graphic Novel „Ein neues Land“ dreht sich dabei um ein hochaktuelles Thema. Was genau treibt eigentlich einen Menschen an seine Heimat hinter sich zu lassen und den Absprung in ein bis dato unbekanntes Land zu wagen. Der australische Autor hat für seine bisherigen Werke bereits zahlreiche Auszeichnungen, wie z.B. den Deutschen Jugendbuchpreis oder den „Astrid-Lindgren-Preis“ erhalten und macht auch diesmal seine Sache verdammt gut. Die Geschichte thematisiert das Leben eines Heimatlosen, der sich als Flüchtling gezwungen sieht, in einem fernen Land wieder auf die Beine zu kommen. Was das mit ihm macht und wie beschwerlich dieser Weg bisweilen ist? Wir können jedem unserer Leser nur dringend empfehlen sich dieses beeindruckende Werk zu Gemüte zu führen. Schließlich hat der Schöpfer nicht zuletzt für seinen Animationsfilm „The Lost Thing“ einen Oscar erhalten.

// Ebenfalls in der „Carlsen Graphic Novel Paperback“-Reihe ist seit Kurzem das Meisterwerk „Blankets“ erhältlich, das zu den besten Werken der vergangenen 15 Jahre zählt. Die Geschichte spielt im Mittleren Westen der USA und versetzt uns in die tiefste Provinz. Dort steht der Zeitschalter gerade auf Anfang der 90er und der junge Craig wird im Rahmen eines fundamental-christlichen Elternhauses groß. Immer wieder blickt er neidisch in Richtung seiner Mitschüler, die ihre Jugend voll und ganz auskosten. Craig wiederum ist gedanklich schon fast im Himmelreich, wo für ihn am Ende alles besser werden soll. Seine Welt allerdings wird eines Tages völlig auf den Kopf gestellt, als er plötzlich eine junge Frau namens Raina kennenlernt, die er im Rahmen eines Ferienlagers trifft. Was das in ihm auslöst? Es lohnt sich diesem wunderbaren Werk von Craig Thompson ein wenig Zeit zu schenken, dann nämlich reißt es einen in einen regelrechten Sog der Emotionen. Vier lange Jahre dauerte die Arbeit an diesem Buch und die Mühe wurde völlig zurecht mit zahlreichen Preisen belohnt. Wenn du also im Sommer mal keine Lust haben solltest, dich ins Freie zu begeben, dann vergrab dich doch einfach in diesem Werk.

// Wer sich ein wenig intensiver mit der amerikanischen Vergangenheit unter veränderten Voraussetzungen auseinander setzen möchte, der kommt beim aktuellen Werk von Fred Duval & Jean-Pierre Pécau unter freundlicher Mithilfe von Fred Blanchard auf seine Kosten. Die haben nämlich für ihr Werk „Tag X“ kurzerhand die Geschichte umgeschrieben und konfrontieren uns mit folgendem Ausgangszenario. Was wäre wenn das Attentat von Dallas erst zehn Jahre später stattgefunden hätte und die Welt in einen Schockzustand versetzt hätte. Von diesem Punkt aus spinnen die Macher um Zeichner Colin Wilson eine spannende Geschichte, die uns auf spannende Art und Weise vor Augen führt, was passieren könnte, wenn die Welt mal einen anderen Plan hat, als den ursprünglich vorgesehenen. Dabei dreht sich „Wer ermordete den Präsidenten?“ übrigens nicht um die Ermordung Kennedys, sondern stellt Nixon in den Mittelpunkt. Wie das Ganze am Ende ausgeht? Am besten du findest es selbst heraus. Es lohnt sich.

// Wer sich in der Zwischenzeit mit der wunderbaren Welt von „Spirou & Fantasio“ auseinander setzen möchte, der hat nun die Gelegenheit zu einer hochwertigen Gesamtausgabe zu greifen. Die ersten beiden Bände des Klassikers stehen bereits in den Regalen und man kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Im ersten Band wird dabei vor allem auf „Die Anfänge des Zeichners“ eingegangen und das Frühwerk von André Franquin in einer ansprechenden Form neuveröffentlicht. Im Rahmen der Neuausgabe finden sich dabei unter anderem die Geschichten „Onkel Ottos Testament, „Spirou und der Roboter“, „Spirou bei den Pygmäen“ und „Spirou im Wilden Westen“, die allesamt aus den Jahren 1946 bis 1950 stammen. Darüber hinaus bekommt man zahlreiche Hintergrundinformationen und unveröffentlichtes Material oben drauf, das bisher noch niemals in den hiesigen Alben enthalten gewesen ist. Im zweiten Band tauchen dann schließlich ein paar imposante Randgestalten wie der altehrwürdige Marupilami auf der Bildfläche aus und sorgen für jede Menge Chaos im Kosmos des fantastischen Duos. Die Geschichten aus den Jahren 1950 bis 1952 hören auf so schicke Titel wie „Der Zauberer von Rummelsdorf“, „Die Entführung des Marsupilamis und „Eine aufregende Erbschaft“ und die Macher sparen auch diesmal nicht an jeder Menge Extras. Man kann sich also kaum etwas Schöneres vorstellen als diese Neuveröffentlichung des Werkes von Franquin, der mit seinen Geschichten zahllose Leser glücklich machte. Wenn du also auf spannende Abenteuergeschichten mit einer Prise Humor stehst, dann schnapp dir die Reihe.

// Unter dem Titel „Drifter“ erscheint derweil eine sehr empfehlenswerte neue Reihe im „Cross Cult“-Verlag, die sich um eine Menschheit am Rande des Abgrunds dreht. Um zu überleben haben sich die Menschen im Weltall ausgebreitet und Kolonien auf unzähligen Planeten gegründet. Als auf einem Rückflug ein Pilot namens Abram Pollux eine Bruchhandlung auf dem Planeten namens Ouro hinlegt, geraten die Dinge zunehmend außer Kontrolle. Selbiger ist verschrien als Planet der Exzentriker und Sonderlinge und auf kaum einem Koordinatensystem zu finden. Dort lebt unter anderem die Ärztin Lee Carter, aber auch ein maskierter Wanderer. Selbiger kontrolliert kosmische Stürme, die ständig über den Planeten hinwegfegen. Außerdem scheint er die Lösung für einige Erinnerungslücken zu kennen (oder zu sein), die Abram Pollux seit seiner Landung mit sich herumträgt. Ob der allerdings wirklich wissen möchte, was in der betreffenden Momenten passiert ist und ob er am Ende seinen Weg zurück nach Hause findet. „Drifter“ von Ivan Brandon und Nic Klein ist ein Spektakel, das im Albumformat so richtig Lust auf die weiteren Bände macht. „Crash“ jedenfalls bietet beste Unterhaltung und ist noch dazu mit Charakteren gesegnet, denen viel Entwicklungspotenzial innewohnt. Also lass dich mal darauf ein. Es lohnt sich.

// Zum Kampf der Giganten kommt es derweil in dem gelungenen Crossover „RoboCop versus Terminator“, der in diesen Tagen via „Cross Cult“ in den Handel kommt. Darin werden wir mit einer wirklich kruden Ausgangssituation konfrontiert. Skynet nämlich, dieses monströse digitale Computernetzwerk, das die Welt in Angst und Schrecken versetzt, wurde nämlich von niemand Geringerem als dem Altehrwürdigem RoboCop ins Leben gerufen. Unabsichtlich wohlgemerkt, aber die Technologie ist nun mal dafür verantwortlich, dass die Menschheit nahezu vollständig unterjocht sind und so dauert es nicht lange, bis man sich entschließt dieses Problem am Besten ind er Vergangenheit zu lösen. Blöderweise allerdings hat Skynet den Braten gerochen und schickt ein Team eigener Terminatoren zum Schutz von RoboCop in die Vergangenheit. Wer am Ende als Sieger aus diesem Kampf hervorgeht? Alle Fans der beiden TV-Klassiker sollten sich dieses Spektakle mit zahllosen Querverweisen auf die die Original auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Noch dazu weil niemand Geringeres als Frank Miller (zusammen mit Walter Simonson) hier seine Finger mit im Spiel hatte.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf eine wirklich gelungene Reihe aus dem „Panini“-Verlag, die mit dem renommierten „Eisner Award“ als „Beste neue Serie“ ausgezeichnet worden ist. Im zweiten Band von „Sex Criminals – Guter Sex zahlt sich aus“ von Matt Fraction und Chip Zdarsky dreht sich alles um den Moment, wenn der Rausch plötzlich vorbei ist. Dabei stehen zwei junge Leute wie Suzie und Jon im Mittelpunkt des Geschehens, die mit ihrem Orgasmus die Welt zum Stillstand bringen können. Als wäre das nicht schon abgefahren genug, ist auf einmal auch noch die Sex-Polizei hinter ihnen her, die sie fälschlicherweise eines Bankraubs verdächtigt. Ob sie sich aus dieser misslichen Lage wieder befreien können? Wenn du auf explizite Unterhaltung mit Thriller-Elementen stehst, dann bist du bei „Die Sexpolizei kommt“ genau an der richtigen Adresse. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.