Die Fortsetzung des Kulthits lässt den roten Muskelprotz wieder verdammt cool aussehen.
Kann man sie noch sehen? Will man sie noch sehen? Diese Comicverfilmungen? Diese Superhelden, die mit sich selbst und der Welt ringen und sie nebenher doch immer wieder retten? Einen Grund sollte es immer geben, trotzdem ins Kino zu gehen und der lautet Guillermo del Toro. Der mexikanische Regisseur ist, wenn man ihn nur machen lässt, einfach ein Garant für gutes, vielfältiges, menschlich anspruchsvolles und visuell sprühendes fantastisches Kino geworden. Zuletzt hat er das mit dem beeindruckenden „Pans Labyrinth“ unter Beweis gestellt, als nächstes wurde ihm der „Hobbit“ anvertraut. Dazwischen steht eine Fortsetzung, die für eine Fortsetzung eigentlich viel zu gut ist: „Hellboy II – Die Goldene Armee“.
Hellboy, eine Figur des amerikanischen Comic-Autors Mike Mignola, war zuletzt 2004 auf der Leinwand zu sehen, ebenfalls unter Del Toros Regie. Damals wurde die übliche Anfangs-Geschichte erzählt und Ron Perlman durfte sich als Hellboy mit Tentakelmonstern in der New Yorker U-Bahn kloppen. In seinem zweiten Anlauf hat Del Toro sich das Hellboy-Universum endgültig zueigen gemacht, mit Mignolas Segen, der an der Story mitgearbeitet hat. Die Kreaturen, die in „Hellboy II“ zu sehen sind, könnten teilweise direkte Überbleibsel aus „Pans Labyrinth“ sein, und auch die Geschichte, die im Film erzählt wird, erinnert eher an die zwischenweltlichen Phantasmen Del Toros als an die Gothic-Welten der Hellboy-Comics: Als die Menschen noch mit Elfen und allen anderen Feenwesen im Krieg waren, ließ der Elfenkönig eine mechanische Riesenarmee bauen, die die Menschen im großen Stil zerschmetterte. Geschockt über die Gnadenlosigkeit der Maschinen, rief er sie zurück und schloss stattdessen einen Vertrag mit den Menschen, nach dem Menschen in den Städten und Feen in den Wäldern leben durften. Weil dies dem Sohn des Elfenkönigs heute, viele tausend Jahre später, nicht mehr passt, versucht er, die goldene Armee wiederzubeleben. Hierfür braucht er drei Teile einer Krone, die die Armee befehlen kann, und seine Aktionen rufen die „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“ auf den Plan, für die Hellboy, sein Freund Abe Sapien (Dough Jones) und seine Freundin Liz (Selma Blair) arbeiten. Bald schon geht es wieder rund in New York City, wobei die Charaktere sich wie immer zusätzlich mit ihrem Dasein als Ausgestoßene der Gesellschaft abfinden müssen, und sich auch untereinander und mit Teamneuzugang Johann Krauss (Seth MacFarlane) erneut gehörig kabbeln.
„Hellboy II“, und anders kann man es nicht sagen, macht einfach rundum Spaß und Laune. Geschickt dreht Del Toro die Klischees des Fantasy-Films um, macht aus den hochnäsigen Vertretern der alten Ordnung die (ambivalenten) Bösewichte und stattet die Helden dafür mit einer gesunden Portion Pragmatismus und popkultureller Street Credibility aus. Visuell ist „Hellboy II“ zum zweiten Mal eine wunderbare Mischung aus Einfallsreichtum und Computereffekten, die allerdings nie mit dem Film durchgehen sondern immer auch einen Zweck in der Geschichte verfolgen. Seinen größten Momente hat Del Toro allerdings – abgesehen von den Monsterszenen – wenn er seine abgefahrenen Protagonisten als sympathische, witzige und allzu menschliche Wesen zeigt: so darf Abe sich in diesem Film verlieben und wird plötzlich von Hellboy zu einem verzweifelten Saufgelage mit Kuschelrockmusik eingeladen. Die resultierende Szene alleine lässt in Sachen filmemacherisches Herz alles düstere Gebrüte und wahnsinnige Gekreische von einem Film wie „The Dark Knight“ ganz schön alt aussehen.
Start: 16. Oktober
8 von 10 Zuckerli
// von alex gajic
UND WAS NUN?