mit neuer Musik von Atmosphere, Lisa Hannigan, Rio Reiser, Roosevelt, Blind Pilot, July Talk, Soundwalk Collective & Jesse Paris Smith feat. Patti Smith und Thom Sonny Green.
// Atmosphere bescheren uns bereits seit vielen Jahren ein gelungenes Werk nach dem anderen. Das HipHop-Duo aus Minneapolis hat mit „Fishing Blues“ dabei bereits sein neuntes Album aus dem Ärmel geschüttelt und die 18 neuen Songs machen auch diesmal noch verdammt viel Spaß. Seit 20 Jahren sind Produzent Ant und Rapper Slug inzwischen im Geschäft und von Ermüdungserscheinungen keine Spur: Ganz im Gegenteil: ihr aktuelles Album klingt so ausgeklügelt und hintersinnig, dass man es am Liebste sofort wieder von vorne hören möchte, wenn der letzten Song verklungen ist. Die zahlreichen Feature-Gäste rund um so illustre Kollegen wie DOOM, Kool Keith oder Aesop Rock sorgen außerdem dafür, dass die Scheibe auch überaus abwechslungsreich anmutet, was „Fishing Blues“ zu einem der ersten Rap-Höhepunkt des anstehenden Herbstes avancieren lässt.
// Lisa Hannigan aus Irland hat uns ja bereits mit ihren Beiträgen zu den Damien Rice-Klassiker „0“ und „9“ erfreut. Nun hat die Sängerin ihr inzwischen drittes Soloalbum am Start und hat sich dazu Aaron Dessner von The National als Produzent mit ins Boot geholt. „At Swim“ tritt dabei in die Fußstapfen des Multiplatin Sellers „Sea Saw“ und dem gelungenen Nachfolger „Passenger“ aus dem Jahre 2011. Dass es so lange gedauert hat mit den neuen Songs liegt auch daran, dass die Musikerin einfach keine Muse fand an neuen Stücken zu arbeiten. Stattdessen schauspielerte sie und veröffentlichte Soundtracks zu „Fargo“ und „Gravity“. Die Initiative ging schließlich von Dessner aus und Hannigan war so begeistert von der Idee einer Zusammenarbeit, dass ein ganz wunderbares Werk dabei heraus gekommen ist. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir das Album.
// Rio Reiser hat im Laufe seines Daseins eine ganze Menge wunderbarer Songs geschrieben, mit denen er sich nach seiner Zeit bei den renommierten Ton Steine Scherben, auch als Solokünstler zu etablieren vermochte. Nun liegt zum 20ten Todestag des Künstlers eine neue Scheibe in den regalen, die neben 18 klassischen Hits von „Junimond“ bis „König von Deutschland“ auch noch ein paar besondere Schmankerl für die Fans bereit hält. Es macht ja zugegeben auch heute noch Spaß sich „Für immer und dich“ oder „Zauberland“ zu Gemüte zu führen, aber durch die beiden Scherben-Stücke „Lass uns ein Wunder sein“ und „Halt dich an deiner Liebe fest“ kommt auch mal ein wenig Abwechslung in die ganze Angelegenheit. Zudem beinhaltet die „Premium-Edition“ eine zweite CD mit der 2016er Version von „Wann?“ sowie acht weiteren Cover-Versionen von Echt über Fettes Brot bis zu den Söhnen Mannheims. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern in diesen Rundumschlag, auch wenn die meisten Tracks den wahren Fans bereits bekannt sein dürften.
// Roosevelt wiederum ist gerade der Liebling im Web und so schießen die Erwartungen an sein Debütalbum natürlich immer weiter nach oben. Der Künstler selbst lässt sich davon nichts anmerken, er musiziert einfach fröhlich drauf los und knallt uns einen Club-Hit nach dem anderen vor den Latz. Songs wie „Sea“ oder „Hold On“ dürften inzwischen weitläufig bekannt sein und bilden die Basis einen 12-Track-Albums, das man sich am Besten in einem Stück zu Gemüte führt. Hier nämlich funktioniert die Hinwendung eines Club-Arrangements in Richtung Pop-Welt ganz hervorragend, und man möchte sich schon nach wenigen Minuten eine Discokugel im hauseigenen Wohnzimmer installieren. Wenn du also auf den Sound von Caribou oder die poppigen Sachen von The Notwist stehst, dann kannst du mit diesem Werk hier nicht allzu viel falsch machen.
// Blind Pilot aus Portland dürfte all jenen gefallen, die bereits an Calexico und den Shins ihre helle Freude hatten. Angefangen hat für die Band alles im Jahre 2007, als Israel Nebeker und Ryan Dobrowski noch mit dem Rad von Gig zu Gig tingelten. Inzwischen ist die Band zum Sixtett angewachsen und hat sich für ihr aktuelles Werk drei Jahre Zeit gelassen. Die zehn Songs unter der Regie von Produzent Tucker Martine, der bereits die Decemberists in Szene setzte, klingen so hoffnungsvoll und ausbalanciert, das dem großen Erfolg auch hierzulande nichts mehr im Wege stehen sollte. Wenn du also auf die Musik von den Lumineers stehst, dann lass dir „And Then The Lions“ nicht entgehen.
// July Talk ist eine der Bands, die sich in den vergangenen Jahren sehr nachhaltig in unseren Gehörgängen festsetzte. Mit ihrer Mischung aus Social Distortion-Gedächtnismelodien und lupenreinen Pop-Parts versetzte uns die Gruppe wahre Euphorie-Schübe und so freut es uns nur umso mehr, dass nun endlich der sehnlich erwartete Nachfolger erscheint. „Touch“ nennt sich dabei das zweite Werk der Band und auch diesmal merkt man der Band an, dass sie diese kleinen aber feinen Hymnen direkt für den Auftritt auf der Bühne konzipiert haben. Diese Dynamik, diese ganz wunderbaren Melodien, sie alle finden formvollendet zueinander und machen aus „Touch“ eines der besten Alben des Spätsommers. Wenn du also noch ein wenig in schönen Erinnerungen an die diesjährige Festivalsaison schweben möchtest, dann lass dir die Scheibe auf keinen Fall entgehen.
// Wenn Patti Smith an einem Tribute-Album für Nico beteiligt ist, dann lässt das schon einmal aufhorchen. Zusammen mit dem Soundwalk Collective und Jesse Paris Smith macht sie sich daran den Tod von Christa Päffgen zu verarbeiten und hat sich mit Stephan Crasneanscki, Simone Merli und Kamran Sadeghi ein paar talentierte Kollegen mit ins Boot geholt. Auf Harmonium-Samples basierend erzählt uns Patti Smith in diesem Zusammenhang nicht nur unveröffentlichte Gedichte von Nico, zusammen erschafft das Quintett auch ein audiovisuelles Rundum-Erlebnis, das bereits in London und Berlin live aufgeführt wurde. Wenn du also auf Projekte stehst, die Pop mit Kunst und Poesie vermischen, dann lass dir „Killer Road“ nicht entgehen.
// Der Schlagzeuger von alt-j hatte ebenfalls mal Lust auf einen kleinen Solo-Ausflug und beschert uns in diesen Tagen sein Debütalbum „High Anxiety“. Darauf stellt Thom Sonny Green nicht nur unter Beweis, was für ein begnadeter Liedermacher er ist, er öffnet sich auch für esoterische Spielereien. Irgendwo zwischen den Polen Radiohead und den Deftones bekommen wir auf diese Weise 21 Songs präsentiert (für die übrigens allesamt ein eigenes Video entstanden ist) und tauchen ein in eine kreative Welt, die sich erst nach mehreren Durchgängen vollends für einen öffnet. „High Anxiety“ ist ein Album, das wie schon „Killer Road“ Kunst und Musik miteinander zu verbinden vermag und so entlassen wir euch mit diesem spannenden Werk in ein illustres Paralleluniversum. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?